• Nachdem die "besten Fugen" allmählich ausgehen, ist das Thema dennoch lange nicht erschöpft.


    Wenn Euch irgendwo also eine Fuge über den Weg läuft, zumal außerhalb des Barock, bitte posten.


    Ich fange mal mit einer sehr alten Fuge an: Haec Dies (Das ist der Tag ... den der Herr gemacht hat...), geschrieben von William Byrd, der allerdings mehrere Fassungen komponiert hat - diese hier ist die Fassung für 6 Stimmen.


    Man könnte es zunächst für einen Kanon halten (der ja zunächst nichts anderes ist als eine spezielle Fuge, eine Fuge ohne Freiheiten sozusagen), aber dafür sind dann zu viele Variationen drin.


    http://www.youtube.com/watch?v=lcZA6rIOotc


    zu finden auf dieser CD




    sowie dasselbe Stück, diesmal gesungen von den King´s Singers


    http://www.youtube.com/watch?v=yxWMB3H3mf8


    zu finden hier


  • Zitat KSM


    "Ich habe schon Deinen alten Thread so verwendet."


    Zitat Ende



    Schon klar, aber der erste Thread wurde auch zu lang und damit zu unübersichtlich.


    Auch wenn ich mit Byrd angefangen bin, in diesem Thread möchte ich mich zunächst einmal auf Naheliegendes stürzen: Bachs Orgelwerk.


    Da sind die Fugen jedenfalls nicht so klar an einer Perlenschnur aufgereiht wie beim WTK: man muß sie einzeln aufspüren, es sei denn, sie heißen auch schon irgendetwas in Richtung Fuge, dann fällt es natürlich leichter. Ich strebe Vielfalt an, wenn auch nicht unbedingt Vollständigkeit.


    Ich höre mich durch das komplette Orgelwerk anhand der folgenden Gesamtaufnahme:


    ,


    die einen guten Organisten und hervorragende Orgeln aufweist, wenn auch dem Tonmeister nach meinem Geschmack manchmal etwas zu viel Brillanz untergekommen ist (z.T. ganz leichte Schärfen in den Höhen).


    Mitstreiter sind jederzeit herzlich willkommen.

  • BWV 676 ist ebenfalls eine Fughetta super und bezieht sich auf denselben Choral wie BWV 677, also zwei nebeneinanderliegende BWV-Nummern, die weitgehend denselben Namen tragen (nur durch die Tonart auseinanderzuhalten).


    Führt vermutlich häufiger zu Verwechselungen.

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  • "super" heißt hier meines Wissens ganz wörtlich und einfach "über", also Fuge mit $Choralmelodie als Thema

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • @ JR:


    Danke für die Aufklärung.


    Übrigens ist BWV 686 die einzige Bach-Fuge außer dem Ricercar aus dem Musikalisches Opfer, in dem 6 Stimmen vorkommen. Man liest, sie sei recht schwer zu spielen - aber sie hört sich gut an !!

  • Eine große, wenn auch wohl in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Fuge, ist das Abschlußstück des dritten Teil der Klavierübung: die Fuge zu BWV 552.


    Die Übung wird eröffnet mit dem Präludium Es-Dur, BWV 552, und - zwei CDs später - mit der Fuge Es-Dur BWV 552 geschlossen.


    Mir ist in der Musikliteratur kein anderes Stück bekannt, daß derart auseinandergerissen ist. Oder hat Bach es gar nicht als einheitliches Stück komponiert, sondern dieselbe Nummer wurde von Adepten später hinzugefügt?


    Hier jedenfalls die Fuge 552


    http://www.youtube.com/watch?v=Wkw0XSTV7C4

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  • Ich weiß zuwenig über die Tradition und den Gebrauch solcher Orgelsammlungen wie Clavierübung III. Aber es ist meines Wissens unbestritten, dass Präludium&Fuge Es-Dur zusammengehören. Die Sammlung der Orgelstücke wäre ohnehin kaum komplett mit Präl. und Fuge als "Rahmen" gespielt worden, wie heute auf CDs. (Auf meinen beiden Aufnahmen von Clav III sind sie auf derselben CD, als erstes und letztes Stück, weil von den Choralbearbeitungen manche auf die zweite verschoben wurden.)
    Ich habe auch keine Ahnung, bei welchen Gelegenheiten Bach seine anderen langen Toccata/Präludium & Fuge-Paare gespielt hätte. Vielleicht doch ebenfalls eher getrennt (etwa am Anfang und Ende eines Gottesdienstes). Zwar sind die sonst etwas kürzer als BWV 552, aber zusammen meist immer noch zu lang als Eingangsmusik für einen Gottesdienst, vermute ich.
    Ansonsten werden auf CD-Anthologien die beiden Stücke normalerweise zusammen gespielt. Und meinem Eindruck nach gehören sie zu der Handvoll bekanntester und meistaufgenommener Orgelpärchen Bachs, gleich nach der ominösen d-moll.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Vermutlich hast Du recht mit der Annahme, daß Toccaten und ihre Fugen nicht - zumindest nicht im Rahmen eines Gottesdienstes - zusammen gespielt wurden - werden sie ja heute auch nicht. Aber wahrscheinlich gab es wohl hinreichend Gelegenheit, sie auf Konzerten außerhalb von Gottesdiensten hintereinander weg zu Gehör zu bringen.


    552 ist aber möglicherweise enger als andere Fugen an der Liturgie, da, wie das Booklet zum Corti ausführt, die Klavierübung in den beiden lutherischen Katechismen wurzelt, insofern auch die Doppelung vieler Stücke. Insofern hättest Du wohl bei 552 recht, weil, obwohl als Einheit komponiert, die beiden Teile typischerweise durch die Liturgie getrennt werden.


    Bei der Bekanntheit möchte ich Dir allerdings widersprechen: ein kurzer Test bei Amazon (eingegeben: "Bach" und "Orgel") zeigt, daß vieles populärer ist als 552 - nur der nun nicht mehr ganz taufrische Walcha hat das Es-Dur-Pärchen im Angebot.

  • Ich dachte, wir hätten schon mal einen Thread zu Clavierübung III im Forum gehabt; finde aber nichts. Die Choralbearbeitungen der "Orgelmesse" sind hier ja alle doppelt vorhanden, einmal für "große" Orgel, mit Pedal und einmal "manualiter" und auch meist kürzer und einfacher. Ich habe hier eine Aufnahme, auf der werden BWV 672-75 und die ungeraden Nummern von 677-689 als "petits chorals" (gegenüber den "grands chorals") bezeichnet und auf dem Cembalo gespielt.


    ()


    Bzgl. BWV 552. Meine Aufnahmen von Bachs Orgelwerken sind über Jahre zusammengestoppelt, ohne systematisches Sammeln. Auf drei von vier Ein-CD-Anthologien ist das Werk enthalten (Power Biggs/Berlin Classics, Tachezi/Teldec, Kästner/Capriccio), in einer billigen 6-CD-Box mit Koopman ebenfalls (als erstes Stück auf der ersten CD), dazu kommen noch Weinbergers (cpo) und Brosses "Clavierübung III", sowie zwei Aufnahmen von Schönbergs Orchesterfassung.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Eine der "großen" Fugen ist BWV 548, e-Moll.


    Es gibt Transkriptionen von Reger und Gleichauf für 4-händig gespieltes Piano, sowie von Liszt für Piano.


    Im englischsprachigen Bereich wird sie Wedge-Fugue genannt:
    The Wedge Fugue" is the popular name given to the organ fugue from Prelude and Fugue in E minor (BWV 548) by Johann Sebastian Bach on account of the opening theme which starts with one note, then with two notes either side forming a minor third (a small interval) and then gradually widening to an octave.


    Zum entsprechenden Stichwort "Keilfuge" liefert das Internet folgendes:


    http://www.abek.at/download/spachtelung_keilfugen.pdf


    Hier aber der Keil höchstselbst:


    http://www.youtube.com/watch?v=idhHq1mn1XA

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  • Zur Abwechslung mal eine Orgelfuge (cis-Moll) von Johann Philipp Kirnberger, einem Zeitgenossen Bachs


    http://www.youtube.com/watch?v=FYpSEzePxJI


    Man hört dann doch recht schnell, daß da ein anderer als Johann Sebastian den Pinsel geschwungen hat.


    Allerdings muß man Kirnberger zu Gute halten, daß er durch das Sammeln Bach´scher Choräle diese wohl vor dem Untergang bewahrt hat.

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  • Ein anderer Meisterschüler des alten Bach war Wilhelm Friedemann. Der hat u.a. 1778 eine Sammlung von 8 Fugen (Cembalo oder Orgel) der Prinzessin Amalia gewidmet. Die mit Abstand längste daraus ist die 8., eine Doppelfuge in f-moll.


    http://www.youtube.com/watch?v=m7cDmL2wAO0


    Mozart (wahrscheinlich, die Autorschaft ist nicht ganz sicher, hat die f-moll für Streicher arrangiert und mit einem Vorspiel versehen, Fuge ab 4:14)



    Weitere Fugen dieses Bach-Sohnes findet man auf youtube; besonders bemerkenswert ist die "Sinfonie", Adagio + Fuge d-moll für Streicher und Flöten.

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    (Bob Dylan)

  • Jan Zach (1699 - 1773) ist nicht mit gerade vielen Kompositionen gesegnet gewesen, aber er hat eine durchaus anhörbare Orgelfuge geschrieben (Fuga in D-Dur). Zach stand am Übergang zwischen Barock und Frühklassik, was man, wie ich meine, auch dem Stück anhört. Von bachschen Fugen ist es schon ziemlich weit entfernt, dem Barock würde ich das Stück eher nicht zuordnen.


    Jedenfalls ist die von J.R. weiter oben referenzierte Fuge von W.F. Bach, die wohl zu einer vergleichbaren Zeit wie die Fuge von Zach entstanden ist, wesentlich näher am Barock (und gefällt mir auch besser).


    http://www.youtube.com/watch?v=AV5iMtknQr4


    Es gibt eine CD: Complete Organ Works


    JPC hat es gar nicht im Programm, das deutsche Amazon führt sie für sehr teuer Geld, aber das amerikanische bietet vernünftig bepreiste Gebraucht-Versionen an.


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