Welch glorreicher Augenblick – Politische Kantaten und Lobhudeleien aus prominenter Feder Vol 1 - 1750 -1900

  • Meine Lieben


    Es ist nicht immer leicht Themen für Threads zu finden, welche auch zu Diskussionen anregen. Gefällige Musik ist heute oft kein Thema mehr. Ausgefallenes Repertoire aller Zeiten oder aber Musik der Gegenwert ist oft nicht genügend bekannt um eine ausreichend große Gruppe zum Mitmachen an Diskussionen zu animieren (obwohl gerade in diesem Punkt in letzter Zeit enorme Fortschritte erzielt wurden)


    Heute möchte ich ein neues Thema anreißen – und zwar „politische“ Festmusiken aller Zeiten . Das Thema sollte nicht zu eng gesehen werden, sondern auch „Geburtstagskantaten“ und „Jubiläumskantaten“ für Landesherren , hohe Adelige und sonstige berühmte Persönlichkeiten und ähnliches mit einbeziehen. Interessant wer sich für solche Kompositionen bereit fand – und wer eventuell entsprechende Texte dazu verfasste. Der Komponist darf natürlich auch ein sogenannter „Kleinmeister“ sein – denn auch diese waren zu Lebzeiten meist „prominent“ und bedeutend


    Ich habe bis jetzt immer von kantatenähnlichen Werken gesprochen- es gab aber auch rein orchestrale Werke, die den Anspruch einer politischen Aussage beanspruchten.


    Dies soll möglichst kein rein deskriptiver Thread werden, sondern er soll Diskussionen anregen. Daher bitte ich, sich nicht auf reine Erwähnung eines Werkes zu beschränken, sondern ein wenig ausführlicher zu Entstehung der Werke zu schreiben und – so möglich – eine persönliche Einschätzung abzugeben.


    OPER ist von diesem Thread AUSGESCHLOSSEN - Das Thema ist für einen zukünftigen Thread freigehalten – je nach Erfolg oder Misserfolg DIESES Themas….


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nun, da fiele mir mals erstes die Schauspielmusik Beethovens zu Goethes Drama "Egmont" ein, die unter op. 84 veröffentlicht wurde.
    Goethe verarbeitet in seinem Drama den Aufstand der Niederländer gegen die Spanier 1566 bis 1568. Egmont (historisch der Adelige Lamoral von Egmond), hat sich zusammen mit Wilhelm von Oranien an die Spitze der niederländischen Opposition gegen die Spanier gesetzt. Er steht eigentlich loyal zu spanischen Krone, unterschätzt aber die Gefahr der Spanier. Als er in die Gewalt des Herzogs von Alba gerät, wird er wegen Hochverrats zum Tode veruteilt.
    Beethoven hat die Schauspielmusik als Auftragsarbeit des Wiener Burgtheaters im Jahre 1809 komponiert. Berühmt geworden ist vor allem die Ouvertüre, die unter der gleichen Opuszahl geführt wird.
    Die Schauspielmusik besteht aus 13 Teilen:
    1. Ouvertüre
    2. Nr. 1 Lied: "Die Trommel gerühret!" (Klärchen)
    3. Nr. 2 Zwischenakt I
    4. Nr. 3 Zwischenakt II
    5. Nr. 4 Freudvoll und Leidvoll
    6. Nr. 5 Zwischenakt III
    7. Nr. 6 Zwischenakt IV
    8. Monolog "Alter Freund!" (Egmont)
    9. Nr. 7 Musik, Klärchens Tod bezeichnend
    10. Monolog "Es ist vorbei" (Egmont)
    11. Nr. 8 Melodram: "Süßer Schlaf"
    12. Monolog: "Verschwunden ist der König" (Egmont)
    13. Nr. 9 Siegessymphonie


    Beethoven hat noch einige weitere Werke komponiert, die in diesen Thread passen, ich wollt nur das Bekannteste zuerst nennen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Der glorreiche Augenblick op. 136 ist eine Kantate Beethoven s für Solisten, Chor und Orchester, die dieser nach einem Text von Aloys Weissenbach im Jahre 1814 zur Eröffnung des Wiener Kongresses komponierte, und sie passt eher in den zweiten Teil dieses Threadtitels, obwohl Alfred sie vom Titel her im ersten Teil untergebracht hat, denn Beethoven setzte sich ja sonst hauptschächlich für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ein. Hier jedoch standen die adeligen Teilnehmer des Wiener Kongresses im Mittelpunkt, denen Beethoven mit diesem Werk huldigte.
    Das Werk muss wohl bei der Uraufführung ein voller Erfolg gewesen sein:

    Zitat

    Anton Felix Schindler: Die Stimmung der nahezu aus 6000 Zuhörern bestehenden Versammlung, aber auch der in der großen Schaar der im Orchester und Chor Mitwirkenden, lässt sich nicht beschreiben. Die ehrfurchtsvolle Zurückhaltung von jedem lauten Beifallszeichen verlieh dem Ganzen den Charakter einer großen Kirchenfeier. Jeder schien zu fühlen, ein solcher Moment werde in seinem Leben niemals wiederkehren. Nur eins hatte der Feier gefehlt, die Anwesenheit Wellington's.


    Das Werk besteht aus sechs Teilen:


    1. Chor: Europa steht!
    2. Rezitativ: Oh seht sie nah und näher treten. Chorus: Vienna, Vienna, Vienna!
    3. Ariee und Chor: Alle die Herrscher darf ich grüßen
    4. Rezitativ: Das Auge schaut, Cavatine mit Duett: Denn die erste Zähre
    5. Rezitativ mit Quartett: Der den Bund im Sturme festgehalten; Quartett: In meinen Mauern bauen sich neue Zeiten auf
    6. Chor: Es treten auf die Scharen der Frauen.


    Zusammen mit der 7. Sinfonie und "Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria" (auch einem Kandidaten für diesen Thread) wurde die Kantate am 29. November 1814 in einer Akademie aufgeführt, und in dem Riesenorchester hatte Beethoven alleine 68 Streicher zur Verfügung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Es gibt von diesem Werk lediglich eine einzige Aufnahme - und die auch erst seit etwas über einem Jahr.
    Ich gestehe daß sie es war (ich hörte sie heute das erste Mal) die mich zu diesem Thread angeregt hat.
    Ergänzend zu dem was William BA geschrieben hat zitiere ich hier aus der Wiener Zeitung:


    Zitat

    "Der Beyfall war einstimmig, als aber Vienna sang: was nur der Erde Hoch und Hehres hat, In meinen Mauern hat es sich versammelt (...) und als die Seher (...) und der Genius sangen: Kein Aug ist da, das seinem Fürsten nicht begegnet: und die beiden andern Stimmen einfielen: Kein Herz ist nah Das nicht sein Landesvater segnet: da brach das Entzücken aus allen Anwesenden mit dem lautesten Beyfalle vor, der die starke Begleitung des Kompositors weit übertönte".


    Wie man sieht gab es schon damals die Unart des Zwischenapplauses - im konkreten Falle scheinbar sogar WÄHREND die Musik noch spielte. Außerdem ist das Beispiel ideal um zu zeigen, wie unterschiedlich die Bewertung eines Kunstwerks sein kann. welch ein Unterschied oft in der Beurteilung zwischen Zeitgenossen und Nachwelt liegt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Alfred Schmidt: Es gibt von diesem Werk nur eine einzige Aufnahme -

    Das ist so nicht ganz richtig, lieber Alfred. Ich habe in meiner Sammlung zwei andere Aufnahmen, und zwar als Bestandteil der Beethoven GA in folgender Box:

    mit
    Alla Simoni, Sopran
    Francesca Pedaci, Sopran
    Jeremy Ovenden, Tenor
    Robert Gierlach, Bass
    Coro della Radios Svizzera,
    Orchestra della Svizzera Italiana
    Ltg. Diego Fasolis und in dieser Box:



    (aus der GA der DGG, momentan von mir nicht editierbar, da nur als MP3-Download erhältlich), mit
    Luba Orgonasova, Sopran,
    Iris Vermillion, Mezzosopran,
    Timothy Robinson, Tenor,
    Franz Hawlata, Bass,
    Coro di voci bianche dell'Arcum,
    Coro e Orchestra dell'Academia Nazionale di Santa Ceclia,
    Ltg: Myung Whun Chung


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich lege die Intention dieses Threads so aus, dass auch das musikalische Feiern eines gestorbenen Herrschers ein hier erwähnenswertes Rühmen sein kann. Dazu möchte ich diese Aufnahme vorstellen:



    Zunächst zur Entstehungsgeschichte:


    In der Nacht vom 16. auf den 17. März 1782 wurde auf den schwedischen König Gustav III. bei einem Maskenball im Stockholmer Opernhaus geschossen. Der Stoff von Verdis Oper "Ein Maskenball" bezieht sich auf diese Geschichte. Der König lebte noch 12 Tage bei vollem Bewusstsein, so dass er noch alle Staatsgeschäfte und auch seine Nachfolge regeln konnte.


    Zu jener Zeit warJoseph Martin Kraus Hofkapellmeister in Stockholm. Er wurde beauftragt, die für die Beisetzung des Herrschers benötigten Trauermusiken zu komponieren. Gustavs Sekretär Carl Gustav Leopold sollte den Text für die Begräbniskantate verfassen. Danach hatte Kraus drei Wochen Zeit, die Kantate zu vertonen.


    Zunächst sollte aber eine Trauersinfonie für die Aufbahrung in der Riddarholmskirche geschrieben werden. Auch diese Aufgabe fiel Kraus zu. Er komponierte die "Symphonie funebre" in der Todestonart c-moll.


    Zu Gustav III. noch zwei Hinweise: Seine Mutter war eine Schwester des Preussenkönigs Friedrich II. (der Große). Und für die Tamino-Leser: Gustav III. war der Gründer der Königlichen Oper in Stockholm.


    Nun zur Musik:


    Sowohl die Trauersinfonie wie auch die Trauerkantate gehören zu dem Berührendsten, was in diesem Genre geschrieben wurde. Die dramatische Kunst, die Kraus sich erworben hatte, kommt voll zum Durchbruch, und das in einer zu Herzen gehenden Seelensprache. Ich durfte die Trauerkantate live erleben, als sie das Orchester l´arte del mondo in Leverkusen aufführte. Es war ein packendes Erlebnis.


    Der etwas schwülstige Text beginnt wie folgt:


    Mächte des Himmels, welch banges Geschicke!
    Tage des Wehs über Schweden verhängt!


    Zur Vertiefung habe ich ein Programmheft von Bayer Kultur sowie Wikipedia herangezogen.



    LG


    Portator

  • Zitat

    Ich lege die Intention dieses Threads so aus, dass auch das musikalische Feiern eines gestorbenen Herrschers ein hier erwähnenswertes Rühmen sein kann.


    Genau - Das Thema des Threads ist weit gefasst. Es hätte auf heissen können:


    Gelegenheitskompositionen zu offiziellen oder inoffiziellen staatlichen Anlässen.


    "Der glorreiche Augenblick" von Beethoven - wie wäre er von der posthumen Musikkritik verrissen worden, hätte ihn nicht Beethoven komponiert, sondern beispielsweise Czerny oder Ries oder... oder.... ?
    All diesen Stücken, die ich kenne, haftet etwas Gekünsteltes Schwülstiges an - das aber von den jeweiligen Zeitgenossen meist nicht so empfunden wurde. Mit Pathos konnte man damals mehr anfangen als heute. Und Werte wie Ehre, Treue, Vaterland, Heldentum, - Autoritäten wie Gott, Papst, Kaiser, Adel und Geistlichkeit an sich wurden nicht belächelt oder in Frage gestellt sondern bewundert oder mit Ehrfurcht betrachtet....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • "Der glorreiche Augenblick" (ich habe das Stück noch nie gehört) IST von der Nachwelt verrissen bzw. weitestgehend ignoriert worden, OBWOHL es von Beethoven komponiert wurde...


    Unabhängig vom musikalischen Wert ist es ironisch zu nennen, dass Beethoven überhaupt solch ein Stück schrieb, selbst wenn er eher den Friedensschluss und die Versöhnung der europäischen Völker im Blick gehabt haben mag als eine "Lobhudelei" der versammelten Herrscher (so enttäuscht er auch von Bonaparte war, dass von den dortigen keiner dessen Format hatte, dürfte auch Beethoven deutlich gewesen sein). Denn die Hoffnung, dass das Ende der Napoleonischen Kriege nicht nur Frieden, sondern auch Freiheit bringen könnte, wurde ja, sofern sie je bestand, bitter enttäuscht. In den folgenden Jahren der Metternich-Stasi sollen Freunde mehrfach Angst gehabt haben, weil Beethoven, zumal nach einigen Schoppen Wein, seinen Ärger über die politischen Verhältnisse lautstark öffentlich geäußert hat.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Auch - und gerade - im 20. Jahrhundert gab es Jubelmusiken mit politischem Hintergrund zuhauf. Die totalitären Regime hatten sehr früh kapiert, dass bestimmte Musikgattungen sich für propagandistische Zwecke (miss)brauchen ließen. Besonders zahlreiche Hervorbringungen entstanden im Bereich der früheren Sowjetunion, wovon ich ein Beispiel eines weltberühmten Komponisten vorstellen möchte:



    Sergey Prokofiew komponierte die Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution für Orchester und Chor, jeweils in Riesenbesetzung. Für das Genre der "Patriotischen Kantate" gibt es in der westlichen Musik kein Gegenstück.


    Als Thema einer Patriotischen Kantate diente eine nationalgeschichtliche Begebenhet, die dramatisch mitreißend behandelt wurde. Das Konzept war monumental und so angelegt, dass die Massen nicht nur zuhörten, sondern selbst teilnahmen und somit zum Gefühl der Zusammengehörigkeit und Hochstimmung beitrugen.


    Gewaltige Orchester, riesige Chöre von Berufsmusikern, Amateuren und sogar Kindern wurden eingesetzt. Es fehlte zu Stalins und Lenins Zeit nicht an Komponisten, die bereit waren, daraus einen unappetitlichen Eintopf zu kochen.


    Ich empfehle, bei unserem Werbepartner die Hörschnipsel anzuklicken. Schon bei der Einleitung bemerkt man den gewaltigen, Krach schlagenden Aufwand.
    Prokofiew, der schon immer eine Vorliebe für Massenbesetzungen hatte, übertraf sich in diesem Werk selbst.


    Ich habe die sachlichen Informationen dem Booklet entnommen.



    LG


    Portator

  • Ich kenne eine Reihe von politisch motivierten Orchesterwerken, die jedoch schwerlich unter das Thema dieses Threads passen. Ich meine die Symphonien von Dmitri Dmitrijewisch Schostakowitsch. So sagte er zu seiner gewaltigen 7. Symphonie "Leningrad" in C-dur op. 60, die im Jahre 1941 unter dem Eindruck der Belagerung Leningrads durch Hitler-Deutschland in seinen Memoiren:
    "Ich empfinde einen gewaltigen Schmerz um alle, die Hitler umgebracht hat. Aber nicht weniger Schmerz bereitet mir der Gedanke an die auf Befehl Stalins Ermordeten...."


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Dafür müßten wir einen neuen Thread haben, dieser lautet: Vol 1 - 1750 -1900


    Die Oktoberrevolution war bekanntlich später.....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Da hast du Recht, lieber Harald, auf die Jahreszahl habe ich gar nicht geschaut. Mir spukten nur die "rein orchestralen Werke, die einen Anspruch auf eine politische Aussage haben", im Kopf herum. Während du dies schriebst, habe ich im neuen Rossini-Thread deine gewaltige Rossini-Liste bewundert. Gegen deine 45 Barbieres sehe ich mit meinen 2 ziemlich alt aus, von allen anderen Opern ganz zu schweigen, von denen ich ja außer Wilhelm Tell nur einige Ouvertüren habe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Anknüpfend an Portators Beitrag Nr. 6 möchte ich an dieser Stelle Händels „Funeral-Anthem for Queen Caroline“ nennen. Der Komponist hat der von ihm verehrten gebürtigen Prinzessin von Brandenburg-Ansbach, die 1705 nach Hannover verheiratet und dadurch an der Seite von Georg II. Königin wurde, ein ergreifendes Musik-Denkmal gesetzt:



    Händel greift immer wieder auf deutsch-protestantische Choräle zurück: Schon im zweiten Satz zitiert er auf den Text „The ways of Zion do mourn“ aus dem Choral „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“. Später, in Nummer fünf „She deliver'd the the poor that cried“ ist deutlich das „Du Friedefürst Herr Jesu Christ“ zu hören. Im gleichen Abschnitt, bei der Textzeile „If there was any virtue“, zitiert Händel aus Heinrich Schütz' „Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ (aus SWV 279, den „Musikalischen Exequien“). Besonders auffällig ist ein Zitat aus Jacobus Gallus' Begräbnismotette „Ecce quomodo moritur justus“ (zum Text „but their name leveth evermore“).

    .


    MUSIKWANDERER

  • Dieses Beispiel sollte auch noch erwähnt werden:


    Am 20. Januar 1979 kam es im Rahmen der „Mozart-Woche“ zur Uraufführung eines Mozart-Werkes - zumindest gibt es bis heute keine Belege für eine frühere Aufführung von IL SOGNO DI SCIPIONE. Gottfried Kraus schrieb in einer Einführung zu dieser „Huldigungsallegorie nach barockem Vorbild“: Auch jetzt, nach Vorliegen der nach dem Autograph […] erstellten Neuausgabe, muß manches an der Entstehungsgeschichte noch als wissenschaftliche Hypothese gelten […] IL SOGNO DI SCIPIONE wurde ursprünglich 1735 im Auftrag der Kaiserin Elisabeth für einen Geburtstag von Karl VI. [von Metastasio] geschrieben und von Luca Antonio Predieri vertont.
    Metastasios Text wurde wahrscheinlich für Mozart in der „Licenza“ in „Sigismondo“ umgetextet - und damit dürfte nur Sigismund von Schrattenbach, der Salzburger Erzbischof, gemeint gewesen sein, dessen Sekundiz im Januar 1772 begangen werden sollte. Für diesen Termin muß Mozart im Voraus gearbeitet haben, weil er erst am 15. Dezember aus Italien zurückkam, wo am 17. Oktober „Ascanio in Alba“ uraufgeführt worden war. Leider und vollkommen unerwartet starb der eigentlich zu ehrende Erzbischof am 16. Dezember. Mozart hat offensichtlich die Hoffnung auf eine Aufführung des Werkes nicht aufgegeben, denn die „Licenza“ weist die handschriftliche Änderung des Namens von „Sigismondo“ in „Girolamo“ (=Hieronymus) aus - damit hätte das Werk als sein Beitrag zu den Inthronisationsfeierlichkeiten für Graf Colloredo dienen können. Die erwarteten Feierlichkeiten wurden, dem Charakter des neuen Erzbischofs entsprechend, nur im bescheidenen Rahmen gehalten. Vermutet wird, dass lediglich die „Licenza“ bei einer abendlichen Musik zur Aufführung kam. Folglich dürfte der Komponist das Gesamtwerk nie gehört haben.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die Kantate "Laß Fürstin,laß noch einen Strahl" (Trauerode) schrieb Bach zum Gedenken an die 1727 verstorbene sächsische Kurfürstin Christiane Eberhardine. Sie war -wie Bach- evangelischer Konfession und nicht wie ihr Ehemann August der Starke (als König von Polen) zum katholischen Glauben konvertiert.Als Evangelische wurde sie nicht Königin von Polen sondern blieb die "Gemahlin des Königs",von dem sie getrennt lebte.Bei der sächsischen Bevölkerung war die Fürstin sehr beliebt.
    Die Trauerode war ein Auftragswerk des Studenten von Kirchbach,der für die Trauerfeier die Genehmigung des Königs erhielt.Die Trauerode besteht aus 2 Teilen,die jeweils die Trauerrede umrahmen.Teile aus der Trauerode verwendete Bach später in seiner Markus Passion.

    mfG
    Michael

  • Jean-Baptiste Lully schrieb am königlichen Hofe zu Versailles/Paris für Ludwig XIV. zahlreiche Werke,darunter Ballettopern,in denen er selbst als Tänzer auftrat.Da er den jungen König Ludwig XIV. (nicht nur) zum tanzen verführte,trat dieser auch gemeinsam mit Lully als Tänzer in dessen Ballettopern auf.Darin verkörperte Ludwig mehrmals die Sonne,worauf man ihn den "Sonnenkönig" nannte.Erst als sich der König seiner Busenfreundin Madame de Maintenon zuwandte,kühlte das Verhältnis zu Lully ab.Was diesen nicht hinderte,1687 bei einer Aufführung des Te Deums anläßlich der Genesung des Königs von einer Zahnextraktion,bei der ein Teil seines Unterkiefers herausgerissen worden war,den Taktstock zu führen.Lully schlug den Taktstock,der bis zum Boden reichte,auf seinen Fuß,der sich enttzündete,worauf er wenige Monate später an Wundbrand verstarb.

    mfG
    Michael

  • Händel komponierte "Zadok the Priest" für Georg I.,von da an bis heute wird es bei jeder Krönung eines/einer englischen Königs/Königin gespielt.Die "Wassermusik" komponierte Händel für eine festliche Bootsfahrt des Königs auf der Themse.

    mfG
    Michael

  • Unterstellt man, dass Komponisten auch Gelegenheitswerke mit guter Musik versahen, dann versteht man, dass sie bestrebt waren, diese gute Musik wieder zu verwenden. So weiß man es von vielen Komponisten der Barockzeit. Schneewittchen hat im Beitrag 15 ein Werk Bachs bereits genannt: „Lass Fürstin, lass noch einen Strahl“- die Trauerode zum Tode der sächsischen Kurfürstin Eberhardine.


    Es gibt aber auch Glückwunschkantaten Bachs für Mitglieder des Herrscherhauses, die in der Regel durch die o.g. Wiederverwendung uns Heutige bekannter sind. Beispielsweise „Hercules am Scheidewege“, die für den Geburtstag des Prinzen Christian von Sachsen am 5. September 1733 entstand und für das Weihnachtsoratorium ausgeschlachtet wurde – wobei Bach nur die Rezitative und den Schlusschor nicht übernahm.


    Dazu gehört auch „Tönet ihr Pauken, erschallet Trompeten“ für den am 8. Dezember 1733 gefeierten Geburtstag der Kurfürstin: Vier Sätze (Nr. 1, 5, 7 und 9) wurden ebenfalls ins WO übernommen. Aus „Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“, am 5. Oktober 1734 zu Ehren des Jahrestages der Wahl des Kurfürsten zum König von Polen geschaffen, kam die Arie Nr. 7 („Durch die von Eifer entflammten Waffen“) ins WO, hier mit dem neuen Text „Erleucht auch meine finstre Sinnen“. Der erste Chor dieser Huldigungskantate BWV 215 kam nach einer Umarbeitung im „Osanna“ der h-Moll-Messe zu neuer Verwendung.


    Die Kantate 206 „Schleicht, spielende Wellen“, am 7. Oktober 1736 zum Geburtstag des Kurfürsten und einige Jahre später zu seinem Namenstag erneut aufgeführt, ist frei von jeder Parodie. In der Kantate vereinigen sich Pleiße (Sopran); Donau (Alt), Elbe (Tenor) und Weichsel (Bass) zum Lobe des Herrschers und seiner Frau. Bach gibt jedem Fluss eine besondere Instrumentation.


    Ebenfalls eine Huldigungskantate, nur nicht für einen Herrscher, ist die Bauernkantate „Mer han en neue Oberkeet“; sie galt dem neuen Herrn des Dorfes Kleinzschocher, Karl Heinrich von Dieskau, und ist in obersächsischer Mundart verfasst (Picander). Die Musik in der Form von Tänzen wie Bourrée, Mazurka, Polonaise verleiht jeder Arie ihr besonderes Gepräge.


    Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Anknüpfend an Portators Beitrag Nr. 6 möchte ich an dieser Stelle Händels „Funeral-Anthem for Queen Caroline“ nennen. Der Komponist hat der von ihm verehrten gebürtigen Prinzessin von Brandenburg-Ansbach, die 1705 nach Hannover verheiratet und dadurch an der Seite von Georg II. Königin wurde, ein ergreifendes Musik-Denkmal gesetzt:



    Händel greift immer wieder auf deutsch-protestantische Choräle zurück: Schon im zweiten Satz zitiert er auf den Text „The ways of Zion do mourn“ aus dem Choral „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“. Später, in Nummer fünf „She deliver'd the the poor that cried“ ist deutlich das „Du Friedefürst Herr Jesu Christ“ zu hören. Im gleichen Abschnitt, bei der Textzeile „If there was any virtue“, zitiert Händel aus Heinrich Schütz' „Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ (aus SWV 279, den „Musikalischen Exequien“). Besonders auffällig ist ein Zitat aus Jacobus Gallus' Begräbnismotette „Ecce quomodo moritur justus“ (zum Text „but their name leveth evermore“).


    Wissen wir ob Händel das Stück von Gallus (immerhin damals etwa 150 Jahre alt) gekannt hat? Schütz kann ich mir noch halbwegs vorstellen, obwohl auch das deutlich älter wäre als typische Zitate oder Entlehnungen in Händels Werk´, die normalerweise von Zeitgenossen oder Komponisten der Generation vorher stammen, mit deren Musik Händel sozusagen ausgebildet wurde.


    Nicht ganz so bekannt wie die Trauerode ist die Geburtstagsode für Königin Anne "Eternal source of light divine". Besonders der erste Satz mit der Kombination von Altstimme und Solotrompete ist sehr beeindruckend.


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  • Wissen wir ob Händel das Stück von Gallus (immerhin damals etwa 150 Jahre alt) gekannt hat? Schütz kann ich mir noch halbwegs vorstellen, obwohl auch das deutlich älter wäre als typische Zitate oder Entlehnungen in Händels Werk´, die normalerweise von Zeitgenossen oder Komponisten der Generation vorher stammen, mit deren Musik Händel sozusagen ausgebildet wurde.

    Die Tatsache, dass Händel den alten Gallus/Handl zitiert, scheint mir als Beweis ausreichend zu sein.


    Eine weitere Trauermusik, die mich immer wieder ergreifenden "Musicalischen Exequien" von Heinrich Schütz, sind einem Landesherrn zugedacht:
    Heinrich Posthumus Reuß, Herr von Gera, Greiz und Lobenstein, wählte 1634/35 Texte aus der Bibel, die auf seinem Sarkophag stehen sollten. Er ließ seinen Sarg so gestalten, dass auf dem Deckel und an den Seiten 25 Bibelverse und Kirchenliedzeilen standen, die sich mit Tod und Auferstehung beschäftigen. Von zentraler Bedeutung war für den Auftraggeber das Canticum Simeonis, wobei es sich um Worte des neutestamentarischen Priesters Simeon vor seinem Tode handelt. Heinrich Posthumus Reuß identifizierte sich sehr mit der Figur des Priesters, was bis dahin führte, dass er wünschte, am Begräbnistag Simeons, dem 4. Februar, beigesetzt zu werden.
    Das Zitat stammt aus der Webseite des "Heinrich Schütz-Hauses" in Bad Köstritz. Dort findet sich auch der Hinweis (falls man es in entsprechenden Booklets von CD-Ausgaben nicht hat), dass Schütz, 1635 aus Dänemark zurückgekehrt, von der Witwe des am 3. Dezember 1635 Verstorbenen den Auftrag für die Vertonung der Bibelverse erhielt. Mit dieser Komposition wurde auch gleichzeitig der Ablauf der Totenfeier festgelegt (die übrigens extra verschoben wurde, bis Schütz seine Vertonung fertig hatte):
    Teil 1: Exequien - Concert in Form einer teutschen Missa, Gemeindegesang - Hertzlich lieb hab ich dich oh Herr, Predigt über den Bibeltext - Herr wenn ich nur Dich habe,
    Teil 2: Motette über den Text der vorangegangenen Predigt,
    Teil 3: Canticum Simeonis und schließlich die Senkung des Sarges in die Familiengruft.


    .


    MUSIKWANDERER

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  • Pardon - ich sehe gerade, dass ich in meinem Beitrag die Vorgabe "1750-1900" nicht beachtet habe. Der Threadersteller möge mir also den Ausrutscher verzeihen - den Beitrag ggf. löschen...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die Tatsache, dass Händel den alten Gallus/Handl zitiert, scheint mir als Beweis ausreichend zu sein.


    Es geht ja gerade drum, ob es ein Zitat ist, oder Zufall, Zitat eines Zitats, gemeinsame Quelle (Choral?) oder was weiß ich. Daher kann diese "Tatsache" nicht als Beweis ausreichend sein, da mich schon interessieren würde, woher Händel ein weit über hundert Jahre altes Stück gekannt haben sollte. Woher hast Du denn die Info, dass es ein Zitat sei; wikipedia behauptet das zwar auch, aber für mich ist keineswegs offensichtlich, wie Händel an den Gallus gekommen sein sollte. Für mich könnte die Passage auch floskelhaftes Allgemeingut gewesen sein.

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  • Es geht ja gerade drum, ob es ein Zitat ist, oder Zufall, Zitat eines Zitats, gemeinsame Quelle (Choral?) oder was weiß ich. Daher kann diese "Tatsache" nicht als Beweis ausreichend sein, da mich schon interessieren würde, woher Händel ein weit über hundert Jahre altes Stück gekannt haben sollte. Woher hast Du denn die Info, dass es ein Zitat sei; wikipedia behauptet das zwar auch, aber für mich ist keineswegs offensichtlich, wie Händel an den Gallus gekommen sein sollte. Für mich könnte die Passage auch floskelhaftes Allgemeingut gewesen sein.

    Hätte, könnte, wollte, sollte - alles kann man hinterfragen, nur den Komponisten können wir aus naheligenden Gründe nicht mehr "einvernehmen". Deine Frage nach meiner Info-Quelle kann ich mit "Alber Scheibler - Julia Evdokimova: Georg Friedrich Händel ORATORIEN FÜHRER" beantworten; dort gehen die beiden Autoren auch auf "The ways of Zion do mourn" ein und nennen den Erfinder der Melodie. Und im Vorwort des Notenbandes der Hallischen Händel-Ausgabe wird - wenn ich mich richtig erinnere - vom Herausgeber ebenfalls Händels Quelle genannt. Diesen letzten Punkt vermag ich allerdings auf die Schnelle nicht zu überprüfen: Die hiesige Stadtbücherei hat den Partiturenbestand an andere Büchereien veräußert - um Platz für "Schnick-Schnack" zu schaffen.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Es tut mir leid, dass ich mit meinem Beitrag Nr. 9 den von Alfred vorgegebenen Zeitrahmen von 1750 bis 1900 verlassen habe. Das geschah aus Unachtsamkeit und wird hoffentlich mit Nachsicht hingenommen.


    Heute bleibe ich aber in der Zeit, wenn ich Euch die nachfolgende Musik vorstelle:



    Es handelt sich um eine Komposition von Bernhard Romberg (1767 - 1841) mit dem Titel "Trauer-Symphonie auf den Tod der Königin Luise von Preussen c-Moll".


    Romberg war einer der berühmtesten Cellisten seiner Zeit. Er unterrichtete beispielsweise Ferdinand Ries, der sich als einziger Beethovens Schüler nennen durfte. Ebenso auch Anton Reicha, der später als Professor in Paris Lehrer von Hector Berlioz wurde. Als Koponist hat er es auf knapp 80 opera verschiedenster Gattungen gebracht.


    Für die Trauersymphonie hatte er keinen offiziellen Auftrag. Sie wurde auch bei der Beisetzung der Königin nicht gespielt, sondern erst später in Leipzig öffentlich aufgeführt. Friedrich Rochlitz, der Herausgeber der "Allgemeinen musikalischen Zeitung" fasste seine Eindrücke von dieser Aufführung so zusammen:


    "Der Verfasser beginnt mit einer einfachen, wehmütigen Klage, welche dann in einen Erguss heftigen Schmerzes übergeht; in einem lieblichen, sanften Satze will er dem Zuhörer nun das schöne Bild der verehrten Entschlafenen bestimmter vor das Auge führen: hierauf kehrt er zu den Empfindungen der ersten beyden Stücke zurück, verstärkt sie aber beyde eingreifender und zuweilen wahrhaft tief in die Seele schneidend, worauf ein sehr sanfter, tröstender, gleich die Gehuldigte vor der Phantasie verklärender Satz das Ganze beschliesst." (zitiert aus dem Booklet der obigen CD)


    Es spielt die Kölner Akademie auf Originalinstrumenten der Entstehungszeit unter der Leitung von Michael Alexander Willens. Die Einspielung enthält auch die zweite und dritte Symphonie von Romberg.


    LG


    Portator

  • Zwei weitere Werke Beethovens, die keine Opuszahlen erhielten, sondern unter dem Kürzel WoO (Werke ohne Opuszahl) geführt werden, müssen in diesem Thread erwähnt werden:


    Der „unvermuthete Todtfall“ von Kaiser Joseph II. am 20. Februar 1790 brachte dem gerade aus Wien nach Bonn zurückgekehrten zwanzigjährigen Beethoven den Auftrag zur Komposition einer Trauerkantate (Text von Severin Anton Aversion, WoO 87) durch die „Lese- und Erholungsgesellschaft“ ein, die aus dem verbotenen „Illuminatenorden“ hervorgegangen war. Das Werk ist für vier Solisten (SATB) und vierstimmigen Chor, je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner, sowie Streicherensemble konzipiert. Die Kantate wurde erst nach Beethovens Tod veröffentlicht.


    Aus einem Protokoll dieser Gesellschaft vom 17, März 1790 geht hervor, dass man „die vorgeschlagene Cantate [...] aus mehreren Ursachen nicht [aufführen kann]. Ebenso soll alles andere Geräusch soviel wie möglich vermieden werden.“ Zu den „mehreren Ursachen“ dürften Beethovens nicht geringe musikalische Ansprüche zu zählen sein, die vielleicht die Fähigkeiten der kurfürstlichen Musiker überstiegen. Zu einer Aufführung ist es zu Beethovens wohl Lebzeiten nie gekommen. Vom zeitbedingt grauslichen Text einmal abgesehen, ist die Musik tatsächlich überaus hörenswert.


    Anders dagegen WoO 88 („Auf die Erhebung Leopolds II. zur Kaiserwürde“) dessen Text wieder von Severin Anton Aversion geschrieben wurde; als Auftraggeber wird der Bonner Kurfürst höchstselbst vermutet. Es ist für mich merkwürdig: So sehr ich die Musik zu WoO 87 mag, so verquer geht sie mir bei WoO88 hinter die Ohren. Ich kann es mir selber nicht erklären, viel weniger anderen darlegen...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER