Die Entführung aus dem Serail

  • Auf Wunsch die technischen Angaben, mit denen ich sehr wenig anfangen kann. Ich pinsle halt einmal ab:
    Picture Format: NTSC/Colour/4:3
    Sound Formats: PCM Stereo/DTS 5.1


    Interpreten:
    Dirigent: Karl Böhm
    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Orchester der Bayerischen Staatsoper
    Selim: Thomas Holtzmann
    Belmonte: Francisco Araiza
    Konstanze: Edita Gruberova
    Blonde: Reri Grist
    Pedrillo: Norbert Orth
    Osmin: Martti Talvela


    Regie: August Everding
    April 1980


    Über die Interpreten kann man natürlich stundenlang schwärmen.
    Die Regie, die wie ich lese, im Jahre 1980 umstritten war, würde heute beim "Feuilleton" als hoffnungslos altmodisch gelten. Wahrscheinlich gefällt sie mir deshalb so gut.


    Meine Empfehlung: Anhören und Ansehen

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo Rienzi,


    Zitat;
    Über die Interpreten kann man natürlich stundenlang schwärmen.
    Die Regie, die wie ich lese, im Jahre 1980 umstritten war, würde heute beim "Feuilleton" als hoffnungslos altmodisch gelten. Wahrscheinlich gefällt sie mir deshalb so gut.


    Meine Empfehlung: Anhören und Ansehen
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    Das sind die Fesseln unserer Generation, die wir auch nicht ablegen wollen, Welch schöne Opern-Inszenierungen wurden hier noch feilgeboten von großartigen Regisseuren.....


    Ich hoffe Du wirst schöne Tage in Bayreuth erlebt haben können mit Deiner so sehnlichst gewünschten
    Wagneraufführung.
    Die Urlaubstage im Wallis/Schweiz waren superb, schöne Orgelkonzerte konnte ich da besuchen mit
    internationalen Größen.


    Herzliche Grüsse nach Wien
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Sagitt meint:


    Zum Mozartjahr macht ein Programmkino ein Durchgang mit Mozartopern. Heute die Entführung in dieser Inscenierung. Mit Kinoleinwand und großen Lautprechern im Prinzip eindrucksvoll,obwohl die Tonspur nicht in Ordnung war.
    Ist ja ein Fest der Stimmen.Araiza noch ausreichend schlank,Gruberova ebenso- ich meine die Stimme.Talvela ein großartiger Bass ( obwohl die tiefen Ds ein wenig wackeln). Orth ein großartiger Pedrillo ( leider scheint dieser Sänger keine Karriere gemacht zu haben, denn es gibt so gut wie keine Aufnahmen von ihm). Reri Grist ebenfalls souverän ( war sie damals berühmter als die Gruberova ?).
    Böhm wurde bejubelt ( musste dann von den Damen auf die Bühne geleitet werden).
    Erstaunlich spritzig aber sein Dirigat. Manchmal nicht optimal zusammen mit den Sängern, am wenigstens zu überhören bei Grist in der Arie, welche Wonne,welche Lust, wo die Damen kürzen muss, damit man wieder zusammen ist.
    Ein Genuss- das Fazit

  • Sagitt meint:


    Auf die Leistung von Araiza möchte ich nochmals ausdrücklich hinweisen. Er war 1980 ein sehr guter lyrischer Tenor. In Bewustsein rückte er 1977 als erster Hirte im Orfeo von Harnoncourt/Ponelle aus Zürich, um dann als Mozartsänger in alter Welt zu reüssieren. Später driftete er in Verdi-und Wagnerpartien ab,ohne dort eine größere Bedeutung zu gewinnen.
    Er selbst bezeichnet sich im Interview als Nachfolger von Fritz Wunderlich. Dieses gesunde Selbstbewußtsein entspricht sicher der öffentlichen Wahrnehmung dieses Sängers.
    Aber seine Mozart-Aufnahmen in den achtziger Jahren sind immer sehr gut anhörbar.

  • Salut,


    Francisco Araiza, den Mexikaner, schätze ich. Ich lernte ihn durch die Mozart-Arie Misero! O sogno - Aura che intorno spiri [KV 431] kennen.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Das erste Mal begegnete mir Francisco Araiza in einer von Anneliese Rotenberger moderierten Fernsehsendung über klassische Nachwuchstalente so Mitte der 70er Jahre.Damals hatte Araiza gerade sein erstes Engagement am Badischen Staatstheater Karlsruhe begonnen und sein Fernsehdebüt war"Una furtiva lagrima"von Donizetti.
    Damals fiel mir sofort der Schmelz seiner wunderbar lyrischen Stimme auf. Inzwischen hat er eine glänzende Karriere gemacht und seit 3 Jahren lehrt er als Musikprofessor an der Staatl.Hochschule in Stuttgart.Seine Studenten mögen ihn sehr wegen seiner menschlichen Wärme und seiner Natürlichkeit.Persönlicher Kontakt ist über seine hp möglich:http://www.francisco-araiza.ch

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Die Stuttgarter "Entführung",1998 als Aufführung des Jahres gekürt und 1999 mit dem Bayr.Theaterpreis ausgezeichnet,ist auch als DVD erhältlich.

    Bilder

    • Entführung_2003_08_05_Stgt.jpg

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Von der Stuttgarter Entführung in der Regie von Hans Neuenfels möchte ich abraten. Um es gleich zu sagen: ich habe durchaus nichts gegen moderne Inszenierungen, wenn sie denn in sich schlüssig sind.
    Neuenfels besetzt jede Rolle doppelt, stellt also jedem Sänger einen Schauspieler als zweites Ich gegenüber. Interessante Idee. Geht aber nicht auf. Die Doubles machen bloß alberne Mätzchen. Die Dialoge mussten natürlich auch auf die neue Situation hin erst geschrieben werden. Alles irgendwie merkwürdig. Der Kritiker von klassik heute urteilte, und dem schließe ich mich an: "Die hier auf DVD vermittelte Aufführung ist sicher im Moment einer abendlichen Theatererfahrung ein bedenkenswertes Kapitel heutiger Operninterpretation, aber ich würde sie mir daheim am Bildschirm kein zweites Mal ansehen."


    Wer sie dennoch sehen möchte: im Rahmen der Agostini-Opernsammlung ist diese Aufführung deutlich günstiger erhältlich als bei Arthaus. Technisch identisch.


    Viele Grüße
    Christian

  • Sagitt meint:


    Die Idee,mindestens Konstanze könnte ambivalente Gefühle habe ( weil der Bassa eine eindrucksvolle Persönlichkeit ist) hat ja Charme, aber alle Figuren zu verdoppeln, strapaziert diese Ambivalenz zu Tode. Ausserdem ist Klamauk immer geeignet, von der Musik abzulenken.
    In der Hampe-Inscenierung für die Schwetzinger Festspiele war Matthias Habich der Bassa ( nicht nur weise, sondern überaus ansehnlich). Da konnte man durch bestimmte Gesten die Ambivalenz verdeutlichen.


    Ich bin allerdings der Ansicht, dass ich in der Musik dafür wenig Anhaltspunkte finde. Andere Meinungen ?

  • Ich habs glaube ich auch schon mal wo anders gesagt:


    Mir bereitet die Neuenfels-Inszenierung aus Stuttgart großes Vergnügen. Kann/will man halt nicht alle Tage sehen, aber dafür kann man sich ja noch die Frankfurter Inszenierung von Christoph Loy kaufen, da wird die Entführung ernsthaft und vollständig geboten.

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  • Sagitt meint.


    ie von Böhm aus München 1980 gibt es ja auch. Ganz konventionell insceniert. Sehr interessant auch Minkowsky von den Salzburger Festspielen 1997.


    Aber gibt es davon eine DVD ?


    Der Regisseur aktualisiert auf dem Hinter grund der Konflikte im isrealisch-palästinesischen Raum.


    Den Namen habe ich vergessen, aber irgendeiner weiss in sicher.


    Orchestral ganz großartig. Die Sänger angesichts des erdrückenden Angebots eher Mittelmass.

  • sagitt: Der Regisseur war August Everding,ein genialer Theatermann,der leider viel zu früh gestorben ist.Ihm verdanken die Münchener den Wiederaufbau des Prinzregententheaters.


    Zur Stuttgarter Entführung möchte ich noch bemerken,daß die Doppelbesetzung nicht Jedermanns Geschmack ist.Ich bin auch kein Verehrer dieser Masche.(Einen Tannhäuser gab es in Stuttgart auch schon in dem Stil,allerdings nur die Venusszene im 1.Akt.)
    Was den Reiz der Aufnahme ausmacht,ist das Sängerensemble,voran Catherine Naglestad als Konstanze und Matthias Klink als Belmonte.Der Osmin von Roland Bracht hat Tiefe,Humor und Temperament.Das findet man nicht allzu oft bei einem Baß vereint.Und das Buffopaar Ladner/Göhrig kann neben anderen auch gut bestehen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Sagitt meint:


    In Schwetzingen fand 1991 unter der Leitung von Gelmetti in der Inscenierung eine Entführung statt, die musikalisch abslut in der ersten Reihe steht. Hampe insceniert konventionell, mit sehr schönen Bildern, teilweise wie ein Scherenschnitt.
    Das Bassa von Matthias Habich hat die Würde, die ihm zukommt. Grossartig das Schlussbild, Sand zerinnt in seiner Hand.
    Konstanze von Swenson. Nicht so überlegen wie die Gruberova, aber sehr gut.
    Belmonte von Blochwitz. Alle wissen,wie ich diesen Sänger schätze. Er selbst sagte mir, er habe die Rolle nicht gerne gesungen, aber davon merkt man nichts. Neben Anders und Wunderlich ein weiterer großartiger Belmonte
    Osmin Kurt Rydl. Stimmlich hat er alles, was ein Osmin braucht .Er verkölrpert zugleich eine Gefährlichkeit. Grossartig gesungen und gespielt.
    Blondchen und Pedrillo ebenfalls sehr gut gesungen.


    Insgesamt eine sehr gute Aufführung dieser Oper.


    Leider gute 30 Teuro

  • Inzwischen bereits im Sonderangebot erhältlich und nicht nur deswegen ausgesprochen empfehlenswert. Ich schließe mich Sagitt an, daß diese "Entführung" zu den besten zählt, die auf dem Markt sind. Man hat es hier mit einer ausgesprochen homogenen Ensembleleistung zu tun, in der alles sitzt. Und alle Mitwirkenden singen nicht nur vorzüglich, sondern spielen auch blendend. Hampes Inszenierung ist zwar "konventionell" aber in ihrer Prägnanz und schnörkellosen Dichte ebenso wie in den geschickt komponierten Bildern trotzdem modern - und immer in Harmonie mit der Musik.
    Blochwitz reicht zwar nicht ganz an Wunderlich, Gedda oder Haefliger heran, aber gehört jedenfalls zur Spitzengruppe.
    Für mich großartig die Amerikanerin Ruth Ann Swenson als Konstanze - kein schwaches Weib, sondern eine starke Persönlichkeit mit voller Stimme und - ich weiß, es klingt kitschig - edlem Timbre. Ich habe keine Ahnung, ob sie je die Königin der Nacht gesungen hat, aber dafür scheinen alle Voraussetzungen gegeben. Sie ist keine Konstanze, die sich einmal zum Bassa zurückwünschen wird (und der begreift das auch völlig und ist deshalb verzweifelt, weil er diese Charakterstärke ja bewundert, die seiner ebenbürtig ist).
    Fast genauso nachhaltig der Eindruck der jungen Schwedin Malin Hartelius, damals noch am Anfang ihrer Karriere und nicht hundertprozentig höhensicher, aber auch mit einem Mozarttimbre, das über das Soubrettenhafte hinausgeht. Beide Damen übernehmen gegenüber ihren Partnern eigentlich die Führung, was ein nicht uninteressanter Aspekt scheint.
    Manfred Fink hat eine wunderbare Sprechstimme, beim Singen wird er besser, je höher es hinaufgeht; weiter unten ist nicht so besonders viel los, oben hingegen strahlt er..
    Kurt Rydls Osmin ist wohl eine der überzeugendsten Partien dieses Sängers, auch wenn er in der Tiefe schon recht leise wird. Aber wie er sich in die Rolle hineinlebt und den Gegensatz zum Toleranzideal verkörpert, ist einmalig.
    Matthias Habich gibt einen sehr menschlichen Bassa, ohne fernes Opernpathos, psychologisch sehr gegenwärtig. Die Idee mit dem Sand, der ihm durch die Hand rinnt, ist wirklich superb.
    Großartig auch der mir früher nicht geläufige Gianluigi Gelmetti, mittlerweile zum Opernchef in Rom bzw. Chefdirigenten in Sydney aufgestiegen. Vielleicht nicht so subtil wie Böhm oder Krips etc., aber Mozart klug und mit Herz und sehr gut abgestimmt mit den Protagonisten.


    Und was das oft gelästerte Textbuch angeht: So viele seelische und Geschlechterkonflikte so auf die Bühne zu bringen, ist für mich eine literarische Leistung hohen Grades und zeitlos gültig.


    LG


    Waldi

  • Guten Abend


    Zitat von Walter Krause

    Inzwischen bereits im Sonderangebot erhältlich und nicht nur deswegen ausgesprochen empfehlenswert. Ich schließe mich Sagitt an, daß diese "Entführung" zu den besten zählt

    Wo und als was (CD, DVD ) gibt es dieses Sonderangebot von dieser Aufführung ?
    Habe sie damals in Schwetzingen gesehen und noch in bester Erinnerung :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:
    aus der Kurpfalz
    Bernhard

  • Bei amazon marketplace für 15 EURO gefunden:



    Glaube aber, die in einfacherer Ausstattung schon für unter 10 EURO irgendwo (Lidl?) gesehen zu haben.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Wo und als was (CD, DVD ) gibt es dieses Sonderangebot von dieser Aufführung ?


    Lieber Bernhard,


    Die DVD aus der Reihe "Grand Opera Classics" gibt es in Wien unter zehn Euro, falls sie noch nicht ausverkauft ist - soll ich für Dich nachforschen?


    LG


    Waldi

  • Zitat von Walter Krause


    Lieber Bernhard,


    Die DVD aus der Reihe "Grand Opera Classics" gibt es in Wien unter zehn Euro, falls sie noch nicht ausverkauft ist - soll ich für Dich nachforschen?
    LG


    Waldi


    Ich habe nachgesehen, diese Reihe "Grand Opera Classics" gab es bei Lidl für 7,99 pro Stück, meine stammt daher, der Tipp kam hier aus den Forum


    LG
    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch hier stagniert es ein wenig! Ich suche derzeit DVDs von Mozarts "Die Entführung aus dem Serail", "Le nozze di Figaro", "Don Giovanni", "Così fan tutte" und "Die Zauberflöte" - zunächst jeweils ein Schnäppchen für 10 bis 15 Euro und komplementär eine Bluy-Ray-Ausgabe neuerer Produktionen, egal wie teuer!

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  • Ich behaupte mal, die Sänger sind erstklassig. Die Technik ist ok, und die Inszenierung sehr ansprechend. chacun à son goût ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!