Größtes Opernhaus Zentralasiens eröffnet erste Spielzeit

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    In Kasachstan hat das größte Opernhaus Zentralasiens seine erste Spielzeit eröffnet.
    Unter den Augen des autoritären Präsidenten Nursultan Nasarbajew wurde die Oper "Attila" von Komponist Giuseppe Verdi gezeigt.
    Die Hunnenarmee wurde von echten Mitgliedern der kasachischen Nationalgarde gespielt.
    Das auch mit Hilfe deutscher Experten gebaute Theater in der kasachischen Hauptstadt Astana bietet Platz für 1.250 Zuschau



    Vgl. hierzu "Attila" in Wien....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mir soll einer noch einzureden versuchen, man könne die Zeit nicht zurückdrehen
    Astana (kasachisch und russisch Астана; wörtlich übersetzt Hauptstadt) ist seit 1997 die Hauptstadt Kasachstans. Die Einwohnerzahl beträgt rund 780.000 (Stand 1. Februar 2013). (Quelle Wikipedia)





    http://de.euronews.com/2013/06/24/neues-opernhaus-in-astana/


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    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mir soll einer noch einzureden versuchen, man könne die Zeit nicht zurückdrehen


    Ja, klar! - Wenn ich mein Land autokratisch führe, kann ich auch die Zeit zurückdrehen :no:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Jedes Opernhaus, das kein Regietheater produziert ist eine Bereicherung! Ich glaube zwar nicht, dass ich dort jemals in die Oper gehen werde, freue mich aber über die Nachricht.

  • Was für ein abscheulicher Kitschkasten. Ich hätte nie geglaubt, dass es für schlechten Geschmack noch eine solche Steigerung gibt. Nein, Alfred, da ist nicht zurückgedreht. Das ist ein Rückfall. Speer ist nichts dagegen. Das ist Diktaturenarchtitektur. Leere soweit das Auge reicht, eine Demonstration der Macht. Wen soll das noch beeindrucken? Mir machen solche Bauten nur eines - Angst.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Die älteren Vorbilder finden doch genug Touristen und Kunstliebhaber, die gerne architektonische Machtdemonstrationen bewundern, und sich nicht an einer vermeintlichen Leere stoßen (kann man sich an der Leere stoßen?) Man kann das kritisieren als atavistisch. Aber wenn man hier oder bei Speer "leere Machtdemonstration" beklagt, muss man das im Vatikan oder in Versailles auch. Und dann zu sagen "wen soll das noch beeindrucken" - das ist irgendwie - unverständlich.


    Und die "Revolutionsarchitektur" ist doch genauso protzig.

  • Die älteren Vorbilder finden doch genug Touristen und Kunstliebhaber, die gerne architektonische Machtdemonstrationen bewundern


    Da ist natürlich etwas dran: Auch die Wiener Hofoper und das Burgtheater sind Ausdruck von Machtarchitektur. Hier manifestierte sich der Machtwille des habsburgischen Kaiserstaates. Man könnte sagen, dass der inzwischen große zeitliche Abstand und die nun nicht zu leugende Tatsache, dass diese Kaisermacht der Habsburger nun bald seit 100 Jahren im Staub der Geschichte versunken ist, die Menschen vergessen lässt, dass sich in dieser Architektur eben auch ein autoritärer Machtanspruch repräsentierte.
    Andereseits: Die Wiener Bauten (oder auch andere Repräsentationsbauten monarchischen Ursprungs in Europa) entstammen einer Epoche, in der diese Art des repräsentativen Bauens allgemein anerkannt war und dem Geschmack der Zeit entsprach - auch wenn, gerade an der Wiener Ringstraße gut zu sehen, ein Rückgriff auf alle möglichen kunst- und Stilepochen der Vergangenheit stattgefunden hatte. Aber auch das war Zeitgeschmack, ja, es war 'Neues Bauen', 'State of the Art' der Architektur zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die modernsten Architekten der damaligen Zeit bedienten sich in ihrer persönlichen Formensprache in der Vergangenheit. Also: das, was damals in Europas Haupt- und Großstädten entstand, war aus der damaligen Sicht heraus nichts, dem man vorwerfen könnte, es sei billiger Retrokitsch.


    Dem Theater in Kasachstan - so, wie es oben gezeigt wird - kann man das aber definitiv vorwerfen. Die architektonische Formensprache hat sich so fundamental gewandelt, dass dieses Formprogramm, dass sich in dem dortigen Operngebäude manifestiert einfach nur ein schlechter Witz ist. Es ist billiger Retrokitsch und schlechter Diktatorenkitsch. Das Bewusstsein der Menschheit hat so deutliche Veränderungen durchlaufen seit dem 19. Jahrhundert, dass man so nicht mehr bauen kann, wenn man ernst genommen werden will. Hätte der russische Zarenstaat vor 140 Jahren ein solches Gebäude errichtet, dann hätte es dem allgemeinen historistischen Zeitgeschmack entsprochen und wäre Ausdruck des Machtwillens der Petersburger Zentrale in einem Vielvölker-Mega-Reich gewesen, dem die nach westlich-europäischem Geschmack errichtete Hauptstaat ihre Formensprache aufprägen wollte.


    Aber was hat der heutige kasachische Staat mit dieser Architektur zu tun? Greift das irgendeine landestypische Tradition auf? Wohl nicht. Also: Der Bau passt hinten und vorne nicht. Er erklärt sich nur aus dem schlechten Geschmack eines Diktators (ich denke immer an der Begriff "Gelsenkirchener Barock", wenn ich mir das Ding anschaue. Ein Musterbeispiel für Kitsch eben).


    Grüße
    Garaguly

  • Zitat

    Man könnte sagen, dass der inzwischen große zeitliche Abstand und die nun nicht zu leugende Tatsache, dass diese Kaisermacht der Habsburger nun bald seit 100 Jahren im Staub der Geschichte versunken ist, die Menschen vergessen lässt, dass sich in dieser Architektur eben auch ein autoritärer Machtanspruch repräsentierte.


    Ich darf an dieser Stelle - zu Illustration des "Staubs der Geschichte" ein Video zu einem Traurigen Anlass hier einstellen , nämlich des Begräbnisses von Otto von Habsburg, der zwar nie Kaiser von Österreich war, jedoch wäre er es geworden, wenn nicht die Republik ausgerufen worden wäre. ........Es war KEIN Staatsbegräbnis - es wurde die alte Kaiserhymne gespielt.



    Zurück von imperialer Macht zum eigentlichen Thema:


    Zitat

    auch wenn, gerade an der Wiener Ringstraße gut zu sehen, ein Rückgriff auf alle möglichen kunst- und Stilepochen der Vergangenheit stattgefunden hatte. Aber auch das war Zeitgeschmack, ja, es war 'Neues Bauen', 'State of the Art' der Architektur zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die modernsten Architekten der damaligen Zeit bedienten sich in ihrer persönlichen Formensprache in der Vergangenheit. Also: das, was damals in Europas Haupt- und Großstädten entstand, war aus der damaligen Sicht heraus nichts, dem man vorwerfen könnte, es sei billiger Retrokitsch.

    Der Stil hieß Klassizismus oder spezifischer HISTORISMUS und die Wiener Ringstraße ist geradezu ein Paradebeispiel dafür.
    Das Opernhaus in Astana wurde im Stil des Neoklassizismus erbaut - mit asiatischen Akzenten, der geographischen Lage entsprechend....


    Die Imitation alter Stile ist absolut nichts Neues. Schon die Renaissance wollte ja die Wiedergeburt der Antike


    Klassizismus wurden ja bereits erwähnt, ebenso Historismus
    Klassizissmus orientiert sich an der Antike - jedoch anders als die Ranaissance
    Historismus ist nicht auf die Antike fixiert (z.b Neobarock - Neogotik)


    Neoklassizismus vermischt verschidene Elemente hisorischer Stile und bedient sich fein dosiert gelegentlich auch der klren Formen der Moderne (hat mit derzeitigem Baustil - der ja keiner ist - nichts zu tun).


    Das neue Operhaus zeigt sich als sebstbewusstes Prestigeobjekt der derzeitigen Machthaber - und reiht sich somit in die Tradition vieler bekannter Opernhäuser ein. Das Dikat "zeitgenössischer Architektur" wird einfach negiert - auch eine Demonstration der Macht....


    Natürlich wirkt der Bau ein wenig überladen - aber er ist immerhin ein erfrischender Kontrast zu den windschiefen verwinkelten Bauten aus Stahl, Beton und Glas die heute überall das Stadtbild verschandeln - Aber natürlich wären mir exakte Kopien alter Stile (Beispiel Semper-Oper) lieber....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Größtes Opernhaus Zentralasiens eröffnet erste Spielzeit

    Wenn es mir zeitlich und finanziell möglich wäre, würde ich sagen: "Nichts wie hin nach Astana"!

    W.S.

  • Dem Theater in Kasachstan - so, wie es oben gezeigt wird - kann man das aber definitiv vorwerfen. Die architektonische Formensprache hat sich so fundamental gewandelt, dass dieses Formprogramm, dass sich in dem dortigen Operngebäude manifestiert einfach nur ein schlechter Witz ist. Es ist billiger Retrokitsch und schlechter Diktatorenkitsch. Das Bewusstsein der Menschheit hat so deutliche Veränderungen durchlaufen seit dem 19. Jahrhundert, dass man so nicht mehr bauen kann, wenn man ernst genommen werden will. Hätte der russische Zarenstaat vor 140 Jahren ein solches Gebäude errichtet, dann hätte es dem allgemeinen historistischen Zeitgeschmack entsprochen und wäre Ausdruck des Machtwillens der Petersburger Zentrale in einem Vielvölker-Mega-Reich gewesen, dem die nach westlich-europäischem Geschmack errichtete Hauptstaat ihre Formensprache aufprägen wollte.

    So sehe ich das ebenso. Auch die stalinistische Architektur war klassizistisch (der "Zuckerbäckerstil") - Beispiel: die Regierungsgebäude in Sofia, die ich kürzlich wieder "bewundern" durfte. Oder hier, der Kulturpalast in Warschau:



    Der Sinn ist die Demonstration monumentaler "Größe" - wogegen der echte Klassizismus gerade antibarock war. In Sofia ist der Kontrast sehr schön nachvollziehbar beim Nationaltheater Iwan Wasow, gebaut von einem Wiener Architekten 1911 (mit Jugendstilelementen):




    Schöne Grüße
    Holger

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  • Mein lieber Dr. Kaletha.


    Dann solltest Du auch mal an die Krim fahren und die herrlichen Fürstenschlösser bewundern (u. A. die der Fürsten Woronzow). Einmalig schön! Übrigens gibt es den "Zuckerbäcker-Stil" auch bei uns an jeder Ecke. Wem es gefällt! An dem stalinistischen Stil habe ich nichts auszusetzen. Ich möchte einfach eine Oper erleben, wie ich und auch viele andere sie sehen und hören möchten.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • An dem stalinistischen Stil habe ich nichts auszusetzen.

    Wenn er nicht zu protzig ist :) - in Sofia ist der wirklich gar nicht so schlecht:



    Dagegen finde ich dieses Beispiel aus dem wilhelminischen Kaiserreich meiner Heimatstadt Düsseldorf ziemlich aufdringlich protzig:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Was für ein abscheulicher Kitschkasten. Ich hätte nie geglaubt, dass es für schlechten Geschmack noch eine solche Steigerung gibt.

    Was den schlechten Geschmack und eine evtl. Steigerung betrifft:
    Wenn ich da an die Deutsche Oper Berlin /West denke... (Ich betone, ich meine nicht die Deutsche Staatsoper).
    Ich erinnere mich noch genau. Als ich im Nov. 89 da zum ersten Mal davor stand, ich wollte es nicht glauben, daß dieser häßliche Betonklotz ein Opernhaus ist.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Alfred,


    das Kapitol finde ich ziemlich opernhaft kitschig - der Versuch ist klar, die Nachahmung Roms mit monumentaler Größe. Nicht so beim Empire State-Building. Da wirkt der Baukörper ganz anders durch die Größe. Das bekommt man aber nur richtig mit, wenn man mal eine solche Großstadt besucht hat. :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Wichtig wäre für unsereiner doch nur, wie es Erich Ruthner richtig ausdrückt: Die Architektur ist mir wurscht, wenn ich drinnen sitze. Wichtig ist, was ich drinnen höre und sehe. Dem brauche ich nichts hinzuzufügen. :thumbup:

    W.S.

  • Ich darf an dieser Stelle - zu Illustration des "Staubs der Geschichte" ein Video zu einem Traurigen Anlass hier einstellen , nämlich des Begräbnisses von Otto von Habsburg, der zwar nie Kaiser von Österreich war, jedoch wäre er es geworden, wenn nicht die Republik ausgerufen worden wäre. ........Es war KEIN Staatsbegräbnis - es wurde die alte Kaiserhymne gespielt


    Jaja, Alfred. HÄTTE Österreich-Ungarn nicht den Ersten Weltkrieg verloren, WÄRE es nicht an den virulenten Nationalismen seiner Völkerscharen und an der Kurzsichtigkeit einiger Politiker auf der Siegerseite gescheitert (und vorher an der Kurzsichtigkeit seiner eigenen Politiker), hätte, wäre, wenn und aber ... Die k.u.k.-Monarchie ist aber nun definitiv seit dem Jahr 1918 beendet. Da kann der ehemalige Kronprinz und ehemalige Erzherzog Otto noch so lange gelebt haben.
    Aber: bei der von Dir angesprochenen Trauerfeierlichkeit im Juli 2011 war ich LIVE dabei. Hatte einen guten Standplatz (im Schatten, mit hervorragender Sicht) am Michaelerplatz, quasi direkt am Michaelertor. Bin dann sogar noch zur Kapuzinergruft, aber da war's dann vorbei mit der guten Sicht. Immer mit dabei war auch eine prall gefüllte Tüte eines Second-Hand-CD-Ladens in der Nähe der Mariahilfer Straße (so ein düsterer, etwas muffiger Laden, habe den Namen des Geschäfts und den Namen der Gasse vergessen, aber sehr gut sortiert!!!). Hatte dort viele interessante Aufnahmen ergattert.


    Grüße
    Garaguly

  • Ergänzung zu Btr. 15 - na, wenn das kein "schönes" Opernhaus ist...



    Recht hast Du! Schön ist es nicht - und ich glaube dieses subjektive Geschmacksurteil werden so viele Menschen teilen, wenn sie dieses Gebäude sehen, dass es beinahe schon wieder ein objektives Geschmacksurteil wird.


    Aber: Bedenke bitte, dass die Architektur dieses Hauses originaler Zeitgeschmack zur Zeit seiner Errichtung war. Das empfand man damals als modern und als den neuen Zeiten angemessen.
    Es ist unschöne Architektur, sie ist brutal und abweisend, kalt und grau, aber sie war originär - was man vom Opernhaus in Kasachstan nun nicht sagen kann. Es ist nicht originär, es ist 'Disney-World'.


    Grüße
    Garaguly

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  • Hier aus dem "Kammersaal" der Oper

    Na das Orchester hatte da IMO nicht seinen besten Tag, liegt aber auch ein wenig an der Akustikm, die zu hallig ist, bzw die Nachhallzeit ist zu lang

    Barseg Tumanyan singt die Verleumdungsarie des Don Basilio aus Rossinis "Il Barbiere di Siviglia"


    Ich halte übrigens die Architektur eine Opernhauses NICHT für gleichgültig.

    Immer schon wurde aller Prunk des jeweiligen Zeitgeschmacks engesetzt - nach dem 2, Weltkrieg ist diese Tendenz leider nicht mehr zu finden.

    In Astana, das jetzt übrigens NUR-SULTAN heisst hat man indes noch etwas von den Alten Tugenden bewahrt.

    Bei Threadbeginn 2013 hatte die Stadt 780.000 Einwoner - im Jänner 2020 waren es 1.136.156

    Weiter oben als Disneyland bezeichnet, muss ich doch sagen, daß mir Disneyland in diesem Zusammenhang dich lieber ist, als die eklichen Betonklötze oder noch ärger die modernen Bauren wo sich wildgewordene Architekten selbst verwirklicht haben, Glücklicherweise kann man das aber eines Tages wieder demolieren...


    Hier ein Blick auf den Zusachauerraum des Opernhauses. Die Wiedergabe von AIRD weiter obeb fand übrigens im Freine statt - vor der "Pyramide der Eintracht und des Friedens - die eines der Wahrzeichen der Stadt ist und eine Höhe von 77 m besitzt


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    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !