Rachmaninov: "Corelli" Variationen

  • Das ich ein großer Verehrer von Rachmaninov bin dürfte im Forum nicht gerade unbekannt sein.
    Ein (oder eher der) Schwerpunkt in Rachmaninov's Schaffen sind seine Kompositionen für das Klavier. Dies wundert nicht, war Rachmaninov selber doch einer der ganz großen Pianisten.


    Ein bisher noch nicht besprochenes Werk ist zugleich auch Rachmanino's letztes Werk für das Klavier. Die sog. Corelli Variationen.
    Der Titel "Variationen über ein Thema von Corelli" ist jedoch bezüglich der Referenz etwas ungenau, da die Variationen nicht auf ein Thema von Arcangelo Corelli basieren, sondern auf La Folia, einer mittelalterlichen Melodie, die Corelli in einer seiner eigenen Kompositionen verwendet hatte.


    Rachmaninov selbst spielte die Corelli Variationen während der 30er Jahre und zeigte sich dabei durchaus unzufrieden mit seinen Aufführungen.
    Daher spielte er teilweise einge Variation gar nicht.


    Wie gefällt euch dieses Werk und welche Aufnahmen stehen in eurer Gunst?

  • hallo Richard,


    die corelli-variationen gehören IMO zu rachmaninows stärksten werken. ich finde sie übersichtlicher als die chopin-variationen, die ja auch viel seltener gespielt werden. die variationen benutzen die typische rachmaninowsche polymelodik und dissoziation. es währt hier ein hauch von parfum und geheimnis. höhepunkte: die 'kaukasisch anmutende melodie zur hälfte der var.. dann kurz vor ende die umspielung des themas im sinne eines sprechgesangs nach dem motto 'sehr verehrte damen und herren, danke für ihre aufmerksamkeit...'.


    kennengelernt habe ich diesen zyklus mit einer immer noch als referenz zu bezeichnenden aufnahme der DG mit lazar berman. die aufnahmen mit thibaudet und grimaud sind sehr gut. aber am besten gefällt mir derzeit die aufnahme pletnevs (DG) am originalen flügel rachm. in seiner villa senar. phantastisch die analytisch und klangliche differenziertheit.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Zitat

    Original von AcomA


    kennengelernt habe ich diesen zyklus mit einer immer noch als referenz zu bezeichnenden aufnahme der DG mit lazar berman. die aufnahmen mit thibaudet und grimaud sind sehr gut. aber am besten gefällt mir derzeit die aufnahme pletnevs (DG) am originalen flügel rachm. in seiner villa senar. phantastisch die analytisch und klangliche differenziertheit.


    gruß, siamak


    @Siamak,


    die Aufnahme Pletnevs auf Rachmaninov's Flügel in seiner Villa ist sicherlich ein absoluter Höherpunkt.
    Mit dieser Aufnahme hat Pletnev sicherlich Maßstäbe gesetzt.
    Der Titel "Hommage an Rachmaninov" könnte nicht treffender sein


  • Diese Aufnahme habe ich auf meinem Bestellzettel ganz oben, nicht nur wegen des Preises von 10,99 für drei Cds....



    Ansonsten kenne ich nur die Grimaud-Aufnahme, die mir aber sehr gut gefällt. Aber bei Rachmaninov habe ich noch so viel aufzuholen...


    Kennt jemand die Ogdon-Aufnahmen??

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Moritz,


    leider kenne ich die Ogdon Aufnahme nicht! Von wann ist diese Aufnahme bzw. die Aufnahmen?


    Zur Grimaud Aufnahme:
    Eine der langweiligsten Aufnahmen in meinem Bestand. Das 2. Klako ist einfach nur grausam und wenn es die Lang Lang Aufnahme nicht gäbe würde ich behaupten schlimmer geht nimmer ........


    Was die Corelli var. angeht sehe ich das ähnlich!

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  • Werde die Ogdon-Aufnahmen wohl jetzt via jpc bestellen, zumindest die Aufnahmen der Sonaten sind aus den siebzigern, leider weiss ich nicht genau von wann. Von der Grimaud habe ich diese Aufnahme:



    Schlecht finde ich sie wirklich nicht, natürlich gibt es das 2.KK besser, aber immerhin... :wacky: Ist aber wie gesagt auch meine einzige Aufnahme der Corelli-Variationen....

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • ich werde mir die Corelli Variationen wahrscheinlich bald in Baden Baden von Martha Argerich anhören - hin wollte ich eigentlich wegen dem Schumann KV a-moll.... wie lang sind sie denn so ca.?

  • Zitat

    Original von Maexl
    ich werde mir die Corelli Variationen wahrscheinlich bald in Baden Baden von Martha Argerich anhören - hin wollte ich eigentlich wegen dem Schumann KV a-moll.... wie lang sind sie denn so ca.?


    Das kommt darauf an ob Martha die gesamten Variationen spielt oder , wie einst selbst Rachmaninov, einige nicht spielt.


    Bei Argerich würd eich mir so auf 15-20 min. einstellen!

  • Zitat

    Original von Maexl
    vielen Dank... also wohl nix mit Pause


    aber in Anbetracht der Kürze wird, hoffe ich doch mal noch eine Zugabe rausspringen


    Was wegen einer Pause wolltest Du die Corelli Variationen nicht anhören!
    SKANDAL!!!!!!!!!!!! :motz:


    Bericht wird ZWINGEND erwartet!

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  • hallo,


    wie sicher ist eigentlich die information, dass m. argerich dieses werk öffentlich spielt ? bis dato ist mir derartige aktivität der argerich nicht bekannt, zumal sie in den letzten jahren kaum bis gar keine solo-recitals gegeben hat !


    gruß, siamak

    Siamak

  • *grml* du hast ja recht... ich habe mich vertan - wobei ich mich auch schon gewundert habe... ;(


    es gibt nur:


    - Robert Schumann Konzert für Klavier und Orchester a-Moll Op. 54
    - Peter Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll Op. 64


    Martha Argerich - Klavier
    Riccardo Chailly - Dirigent
    Gewandhausorchester Leipzig


    ich verwechstelte es hiermit:


    Kirill Gerstein Klavier ("Rising Star", entdeckt von der Carnegie Hall New York)


    - Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 4 Es-Dur Op. 7
    - Sergei Rachmaninow "La follia", Variationen über ein Thema von Arcangelo Corelli Op. 42
    - Franz Schubert Vier Impromptus Op. 90
    - Johannes Kreisler/ Sergei Rachmaninow "Liebesleid, Liebesfreud"


    für nur 5€ (Schüler) *froi*


    bei dem Preis ist es weitaus sicherer, dass ich mir das anhöre als Martha Argerich


    eigentlich wollt ich ja wegen den 4 ersten Impromptus rein - aber wenn die Corelli-Variationen wirklich so gut sind dann lohnt es sich ja in doppelter Hinsicht.


    Max :(

  • Also, ich weiss ja nicht, aber Schumanns Klavierkonzert mit Martha Argerich würde ich mir wirklich unter KEINEN Umständen entgehen lassen...Und die Kombination mit Chailly schon mal gar nicht, man höre nur Rachmaninovs 3.Klavierkonzert...

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Der Thread schlummert jetzt schon seit Jahren in den Tiefen der Archive- dabei lohnt es sich durchaus ihn wieder einmal ans Tageslicht zu befinden. Anlass ist folgender:


    Bei einer Matinee in der Reihe "Junge Pianisten" der BASF bot heute Olga Scheps, eine Schülerin Pavel Gililovs in Köln, spielte die junge Pianistin zuerst Schuberts Wanderer-Fantasie und danach die Corelli-Variationen. Dabei fiel mir etwas auf: Bei Schubert wirkte Olga Scheps verkrampft- kaum spielte sie das Thema der Corelli-Variationen war ihre Körpersprache eine ganz andere: Alles schien zu fließen, nichts wirkte mehr gezwungen. Jedenfalls schien sich Olga Scheps bei Rachmaninov deutlich wohler zu fühlen- obwohl die Variationen technisch sicher nicht "leichter" als die Wanderer-Fantasie sein dürften.


    Vielleicht trifft hier etwas zu, was ich in einem anderen Zusammenhang einmal gelesen hatte: Komponisten, die selbst ausgezeichnete Pianisten waren, haben eine andere Art für das Klavier zu schreiben, sie schreiben mehr in die Finger. Klingt komisch ich weiß, aber eine andere Formulierung fällt mir gerade nicht ein.


    Sei es wie es sei: Jedenfalls haben mir die Variationen ganz ausgezeichnet gefallen, und ich habe mich gewundert, warum ich sie so lange nicht mehr gehört habe.


    Grund dazu gibt es jedenfalls durchaus:


    Kürzlich erschienen ist eine Einspielung der japanischen Pianistin Hideyo Harada- mir zuletzt wegen einer wunderbaren Grieg-Platte aufgefallen- auf der CD spielt Harada die Variationen zusammen mit Tschaikowskis "Jahreszeiten"- auch so ein Zyklus den man nicht so oft zu hören bekommt wie ich finde:



    Kennt Ihr noch andere erwähnenswerte Einspielungen der Corelli-Variationen? Und wenn ja: Welche?


    Neben der Einspielung Haradas besitze ich noch die oben erwähnte Einspielung auf Rachmaninovs Flügel- die habe ich allerdings schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gehört:



    Ich korrigiere mich: (Was sich beim Suchen so alles wiederfindet .... :D )


    Da wäre noch Bernd Glemsers Einspielung- die müsste ich auch wieder einmal hervorkramen. Enttäuscht haben mich Glemsers Rachmaninov-Einspielungen eigentlich noch nie:



    Hier gekoppelt übrigens mit der zweiten Sonate.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Da wäre noch Bernd Glemsers Einspielung- die müsste ich auch wieder einmal hervorkramen. Enttäuscht haben mich Glemsers Rachmaninov-Einspielungen eigentlich noch nie:



    Hier gekoppelt übrigens mit der zweiten Sonate.


    Hallo Christian,


    Bernd Glemser wollte ich gerade auch nennen. Bist du mir zuvorgekommen! :)


    Ich glaube es war letztes Jahr, dass ich ihn mit den Corelli-Variationen auch live in der Stadthalle Remscheid hörte. Diese haben mich von ihm gespielt sehr beeindruckt (ebenso einige Bach-Transkriptionen, weniger aber seine Beethoven-Mondscheinsonate). Rachmaninov und Bernd Glemser passen einfach gut zusammen! :yes:


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

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  • Zitat

    Original von Frank1970


    Rachmaninov und Bernd Glemser passen einfach gut zusammen! :yes:


    Viele Grüße
    Frank


    Unterschreibe ich vorbehaltlos lieber Frank!


    Kennst Du eigentlich die CD?


    Ach ja, und der Vollständigkeit halber scheint mir noch eine - ebenfalls relativ neue - Aufnahme erwähnenswert zu sein, zumindest ist Olga Kern sicherlich keine schlechte Adresse wenn es um Rachmaninov geht: (Die CD kenne ich allerdings nicht aus eigener Hörerfahrung- aber vielleicht kann da jemand aushelfen?)



    Es scheint so, als würden sich die Variationen in der jüngeren Zeit wieder einer größeren Aufmerksamkeit erfreuen.


    Yevgeni Sudbin würde ich gerne mal mit den Corelli-Variationen hören. Sein Rachmaninov-Recital mit der zweiten Sonate und den Chopin-Variationen habe ich in bester Erinnerung.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo Christian,


    danke für das Wachküssen des Threads dank der jungen Olga Schep.


    Die Corelli-Variationen liebe ich innig. Die Stücke sind konzentrierter und der Zyklus ist als Ganzes übersichtlicher und zwingender als die Chopin-Variationen.


    Die Pletnev Aufnahme kenne ich gut und schätze es sehr, dass sie auf Rachmaninovs historischem Steinway in Hertenstein am Vierwaldstättersee eingespielt wurde. (Ich habe die „Villa Senar“ einst einmal besucht, sie aber leider nur von aussen bewundern können: Eine grosszügige Flachdach-Villa im Bauhausstil).


    Die Olga Kern-Scheibe steckt noch ungehört im Regal...
    Ich darf aber ganz zögerlich und unbescheiden darauf hinweisen, dass ich den Zyklus einst selber spielte.

    Ich nehme mir beim Vortrag jeweils die Freiheit, in den Ablauf der Variationen einige Bach-Sarabanden (aus tonartlich passenden Suiten) einzuflechten: Auf den ersten Blick („Hör“) ein Sakrileg auf beide Seiten hin: WAS? Bach kombiniert mit Rachmaninov?!? Das geht doch nicht...!
    Doch das geht: Und das copyright für diese Chuzpe liegt bei mir!:boese2:


    Man möge sich überraschen lassen, wie sich diese beiden stilistisch so scheinbar divergierenden Idiome gegenseitig befruchten! Rachmaninov war mit Sicherheit ein grosser Verehrer von Bach (Zudem ist das Corelli-Thema ja auch eine Barock-Sarabande)


    Na ja, vielleicht schaffe ich es ja wieder einmal ans Klavier mit den Sachen.



    Zur Scheps Haltung am Klavier bei Rachmaninov bzw. Schubert:
    Das Virtuosenfutter „Wanderer-Fantasie“ ist eigentlich (im Gegensatz zu einigen sperrigen Sonatensätzen) nicht gegen das Klavier geschrieben, auch wenn es darin durchaus gewisse Sprödigkeiten und "Unverdaulichkeiten" gibt.


    Möglich, dass die russische Pianistin naturgemäss zu Rachmaninov eine grössere Affinität besitzt als zu Schubert und sich deshalb freier fühlte.
    Vielleicht ist die berüchtigte Fantasie für sie ja auch nur ein pflichtgemäss einstudiertes Wettbewerbsstück...


    Aber der „Corelli“ ist halt schon ein tolles Stück Klaviermusik, und da hat es der olle Franzl schon schwer mit seinem Wanderer-Brocken...


    Vivat Sergej!


    meint mit lieben Grüssen aus Bern der


    Walter

  • Lieber Walter,


    wenn ich Deine Zeilen zu den Corelli-Variationen lese weiß ich, warum ich Deine Postings so geschätzt habe.


    Das Rachmaninov und Bach sich durchaus vertragen kann ich mir gut vorstellen!


    Gibt es eigentlich eine Variation (oder mehrere) die Du besonders schätzt?


    Ich nenne dann auch gerne meine Favoriten!


    Mir scheinen die Variationen sehr verinnerlicht- nicht einfach nur Virtuosenfutter, äußerlicher Glanz. Sehr konzentriert und knapp, fast aphoristisch.


    Über die Aufnahmebedingungen der Pletnev-CD war vor einiger Zeit in einem Artikel in den Piano-News etwas zu lesen. Reichlich skuril der jetztige Inhaber der Villa- die Aufnahmen mussten beispielsweise an einem Tag gemacht werden. Reichlich wenig, wenn ich mir vorstelle, dass der Flügel ja auch vorbereitet werden muss.


    Umso bemekenswerter dann Pletnevs Leistung!


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Christian,


    Ja, den Artikel in Piano-News habe ich auch gelesen.


    Rachmaninovs schweizer Anwesen ist mit einer grossen Mauer umgeben und wirkt ziemlich abweisend..., umso mehr Gänsehaut kriegt der Rach-Jünger..., der sich vorstellt, wie Väterchen Sergej hier vor Jahren an seiner 3. Sinfonie kritzelte...


    Mir sind eigentlich die lyrischen Abteilungen nah am Herz: Also etwa 4 und 8.
    Umwerfend finde ich die Coda: Welche Dichte auf nur 17 Takten!


    Ich grüsse Dich herzlich


    Walter

  • Meine lieben Rachmaninen,


    Um den Rachmaninov-Corelli Faden weiterzuspinnen, habe ich mir meine diesbezügliche Aufnahme mit der russischen Pianistin Olga Kern angehört: Ich bin fast restlos begeistert! Hier ereignet sich ein kraftvolles und gleichzeitig intelligentes Klavierspiel auf höchstem Niveau:



    Ich habe die „Van-Cliburn-Preisträgerin“ Olga Kern nur ein einziges Mal live erleben können:
    Das war vor 3 Jahren im Konzerthaus Casino Bern, mit Chopins erstem Klavierkonzert, wobei ich gestehen muss, dass ich von ihrem knappen Outfit ebenso angetan war...., wie von ihrem „kernigen“ Klavierspiel.


    Sie macht ihrem Namen auch in Rachmaninovs Variationenzyklus alle Ehre:
    Ich höre in ihrer Aufnahme tatsächlich JEDEN Ton! Auch in den heftigsten Akkordkaskaden gibt es wenig Pedal und viel „kernige“ Agilität in den Fingern: Das ist absolut beeindruckend!


    Nicht von ungefähr gewann sie 2001 den illustren Van Cliburn Wettbewerb.
    (Ex aequo mit Stanislav Joudenich, von dem ich gestehen muss, bis anhin keine Kenntnis genommen zu haben: Ein sehr (zu?) sensibler Pianist, den ich nur von den „youtube“-Schnipseln vom erwähnten Wettbewerb her kenne, und der offenbar kaum ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit getreten ist - Eigenartige Karrieren gibt es!).


    Da scheint mir Olga Kern schon wesentlich robuster zu sein, und somit ist sie als Rachmaninov-Interpretin geradezu prädestiniert: Man höre sie bitte auf youtube mit einem grossartigen „Rach 3“ an:

    http://de.youtube.com/watch?v=fILR2XLeP7s&feature=related


    (N.B. Dennoch ist auch die „Kernige“ Performence nur „halb so geil“, wie die Version vom Klaviergott Grigory Sokolov, von dem auf youtube ebenfalls ein „Rach 3“ zu geniessen ist: Exeptionell! Umwerfend! Himmlisch! Das allerbeste Klavierspiel!


    http://de.youtube.com/watch?v=kwp_pP09WPk&feature=related


    Doch zurück zu den Corelli-Variationen: Was mich ganz besonders befriedigt, ist der Umstand, dass Olga Kern der Text akribisch genau umsetzt.


    Damit meine ich weniger die Selbstverständlichkeit, dass alle Notenpunkte klanglich realisiert werden, als den Umstand, dass auch die (bei Rachmaninov immer sehr detaillierte, exakte und logische) dynamische Notation - also die Staccati, Portati, Sforzzati usw. penibel partiturgetreu realisiert wird.


    Als illlustrierende Anektote zu diesem Sachverhalt, schildere ich gerne meine Beobachtung anlässlich eines Rachmaninov-Meisterkurses von Lazar Berman vor Jahren in Bern:

    Es hat mich (als Hörer) damals eher peinlich berührt, dass der russische Altmeister eine bemitleidenswerte Kursteilnehmerin gleichsam „zur Schnecke“ gemacht hat, weil sie die dynamischen Zeichen von Rachmaninov zu wenig akribisch beachtete:

    Ungeduldig geworden, wuchtete er urplötzlich seine Leibesfülle (vom Klavierstuhl am zweiten Piano) hinauf in die Vertikale, und krächzte in unnachahmlichem Russendeutsch irgend etwas im „phonetischen Bereich“ von:


    „Maaine liiiebe Maadaaam: des is ne guuut: Rachmaaaaninov hat dyyynamische Seichen gaaans geeeeenau notirttt!“


    Dabei ging es „nur“ um die "harmlose" erste Variation ..., welche Olga Kern (wenn auch „lazarbermanmässig rachmaninovdynamokonform“) meines Erachtens definitiv zu schnell realisiert, was denn auch mein einziger Einwand gegen diese bewundernswerte Aufnahme ist.


    Anyway: Die arme gemassregelte Kursteilnehmerin durfte in den weiteren Sessions nicht mehr mitspielen...,und ich hoffe sehr, dass die Probandin den Ausbruch des alten Cholerikers nicht allzu tragisch genommen hat (auch wenn er recht hatte!).


    Mich persönlich traf Bermans Ausruf bis ins Knochenmark: Ich pflegte bis anhin die Werke von Rachmaninov (soweit sie mir technisch zugänglich waren) recht frei zu interpretieren, und realisierte erst aufgrund dieses Ereignisses, dass Sergej („Der Hochverehrte“) wirklich so penibel genaue, dynamische Markierungen setzt.
    Diese gilt es rigoros zu beachten, gerade auch „zum Behufe“ der Vermeidung der "Salonifizierung"seiner Musik.


    Die Kernige Olga liefert meines Erachtens eine sehr empfehlenswerte Klangwerdung, welche (notabene auf einem sehr edlen Steinway) mikrophonmässig optimal eingefangen ist.


    Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir die anderen Werke auf dieser CD („Transkriptionen“) noch nicht angehört habe:
    Meine Rezeptionskapazität ist einfach zu beschränkt: Deshalb höre ich mir lieber EIN Stück zehnmal an, als dass ich mich von 10 Stücken verhackstückeln lasse... :D


    Aber ich zweife eigentlich nicht daran, dass auch diese rachmaninovschen Bearbeitungen von Olga Kern hochwertig realisiert werden.


    Schade, dass die Pianistin so selten in Europa auftritt. Die USA haben sie offenbar vercliburnt/vereinnahmt. Nun ja, auch Amerika braucht (russische) Herzenswärme: Mehr denn je!


    Mit liebem Gruss aus Bern


    Walter

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  • Lieber Walter,


    ich sehe schon, ich werde mir auch diese Aufnahme von Olga Kern kaufen müssen ...:D


    Und danke für Deine illlustrativen Erläuterungen! Zu schön, Deine Beschreibung von Lazar Bermans Ausbruch- man hört den Maestro regelrecht :D



    Meine derzeit liebsten Variationen sind übrigens die Nummern 5, 6, 19 und 20. Aber das wechselt im Moment eigentlich täglich, je öfter ich die Variationen höre.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Christian,


    Ja unbedingt: Die Kern-Scheibe ist ein Muss für Rach-Liebhaber! ... und die Kern ist ja wirklich allerliebst :untertauch:


    Mit den Lieblingen habe ich es ebenso: Die wechseln nach Lust und Laune.

    Aber ich danke Dir, dass Du mir die Lust an diesem Zyklus wieder geweckt hast.


    Ich war heute sogar am Klavier damit, auch wenn das virtuose Räderwerk gar nicht mehr rattert;(.



    rachmanine Grüsse aus Bern vom


    Walter

  • Zitat


    Aber ich danke Dir, dass Du mir die Lust an diesem Zyklus wieder geweckt hast.


    Gern geschehen :D


    Zitat

    Ich war heute sogar am Klavier damit, auch wenn das virtuose Räderwerk gar nicht mehr rattert .


    Ach das kommt schon wieder- nur weiter!


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Christian,


    na ja: Die Virtuosität ist eh nicht mehr so mein Ding.
    Wie schon angedeutet, halte ich mich eher an die lyrischen Bilder.


    Was ich noch gerne mitteilen wollte, ist meine Beobachtung, dass der Choral: "Jesu meine Freude", in der Bach`schen Einrichtung in d-moll, trefflich den Charakter der Coda vorwegnimmt.


    Das ist natürlich sehr subjektiv empfunden und einfach so eine Assozation, die sich mir immer öffnet, wenn die edle Coda des Variationen-Zyklus aufleuchtet.

    Auch wenn ich persönlich transreligiös empfinde, bleibt mir der Fundus der (Bach-)Choräle (abgesehen von den meist bemühenden Texten) ein nährendes Füllhorn tröstlicher Stimmungen.


    Ich weiss nicht, ob es stimmt: Aber ich kann mir vorstellen, dass Rachmaninov auch die lutherischen Choräle kannte und schätzte (von den russisch-orthodoxen natürlich ganz zu schweigen).


    Einen guten Abend wünscht der Berner
    Walter

  • Hier fehlt doch einer?





    Corelli.jpg





    Zwar in keiner See-Villa, vielmehr in den unwesentlich unberühmteren Jugendstilmauern der Walthamstow Assembly Hall aufgenommen, präsentiert Vladimir Ashkenazy seit 1985 einen weiteren seiner bewähren Rachmaninoffs der goldenen Mitte.
    Mit seinen kleinen Händen zaubert er farbenreich große Bögen, packt unpathetisch ordentlich zu, wo es sein muss und tupft unsentimental sensibel dort, wo es hingehört.
    Keine Wagnisse, keine Experimente, doch weit entfernt von mechanischem Abspulen, Vertrauen erweckend und Sicherheit vermittelnd.



    Interessant dürfte der im Oktober erschienene Nupen-Film über das Multitalent sein.
    Er beinhaltet nach einer fast halbstündigen Einführung seitens des Interpreten einen kompletten Mitschnitt des Werkes, diesmal tatsächlich aus der Schweiz, entstanden während eines Konzertes in Lugano.








    audiamus



    .

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  • Danke, Audiamus, für die wichtige Ergänzung.


    A propos Rachmaninov - See Villa - Ashkenazy:
    So viel ich weiss, wohnt der grosse kleine Vladimir genau vis-a-vis von Rachmaninovs ehemaligem Domizil: 5 km Luftlinie über eine Zunge des Vierwaldstädtersees:


    Kein Wunder, ist Ashkenazy ein solch trefflicher Sachwalter von Rachs Oeuvre :D!


    Walter grüsst Dich aus Bern

  • Oha, das ist bitter (kann ich mir aber fast nicht vorstellen).
    Meine Information über Ashkenazys Wohnort ist allerdings nicht neuesten Datums.
    Es ändert sich ja alles...


    Ich grüsse Dich aus Bern


    Walter

  • Hallo "Corelli-Fans":-)


    Ich kenne die Corelli Variationen mit dem schon oben erwähnten Vladimir Ashkenazy, Idil Biret und den von mir geschätzen Nikolai Lugansky.


    Lugansky hat vor wenigen Jahren seine zweite Einspielung diese Variationswerks vorgelgt. Auch wenn seine Spiel makellos und feingliedrig ist, so bevorzuge ich seine erste Einspielung des damals 20 -Jährigen von 1993. Auch wenn er schon damals Wert auf Übersichtlichkeit gelegt hat, so kommt noch eine frische Priese "Jugendlichkeit" hinzu. Übrigens sind die Corellis mit der Sonate in b-moll (Fassung 1931) gekopplt. Trotz großer Konkurrenz in der b-moll Sonate finde ich nach wie vor Lugansky interpetation eine der interessantesten. Besonders gut gelingt ihm das Finale; packend, fesselnd und doch auf die Feinheiten der Textur bedacht...eine unschlagbare Mischung.


    Gruß
    Niko

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