Hubert Parry (1848 - 1918)

  • Vor 95 Jahren gestorben:



    Sir Charles Hubert Hastings Parry (* 27. Februar 1848 in Bournemouth, Dorset; † 7. Oktober 1918 in Knight's Croft, Rustington, Sussex) war ein englischer Komponist und Musikforscher.
    Er studierte in Oxford, Stuttgart und bei Gustav Dannreuther in London.
    1883 wurde er Chorleiter an der Univ. Oxford und 1898 Prof. für Musik (bis 1908). 1894 folgte er G. Grove als Direktor des Royal College of Music in London.
    Parrys Musik ist stark von Bach und Brahms geprägt. Er war auch einer der führenden englischen Komponisten für Chormusik .
    Parry komponierte auch fünf große Sinfonien, die als bedeutendste eines britischen Komponisten vor Edward Elgar gelten, deren Erfolg allerdings – anders als der der beiden Symphonien Elgars – weitgehend auf Großbritannien begrenzt blieb.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • "And did those feet in ancient time" ist ein Gedicht von William Blake aus dem Vorwort zu seinem Werk Milton (1804–1810). Heute ist es mit der Musik von Hubert Parry (1916) als die Hymne Jerusalem bekannt.
    Es wird als Englands populärstes patriotisches Lied angesehen und ist verbunden mit dem englischen und britischen Nationalismus und dem Christentum – und hat somit eine wohl einzigartige Stellung in der Welt.

    Die Hymne Jerusalem gehört zum festen Repertoire der Londoner Promenadenkonzerte. Vor Cricket-Länderspielen in England wird Jerusalem seit 2003 als Nationalhymne gespielt.
    Auch während des Gottesdienstes anlässlich der Hochzeit von Prinz William Mountbatten-Windsor und Catherine Middleton wurde das Lied gesungen.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Leider scheint es von seinen Sinfonien nur eine einzige Aufnahme zu geben, selbst das ansonst so rührige Label "Naxos" hat sie "übersehen" Der weitere Wermuthstropfen ist, daß man die Sinfonien nicht einzeln erwerben kann - sie sind nur in einer Vollpreisbox erhältlich. Dennoch habe ich sie heute auf meine November - Einkaufsliste gesetzt.
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen besitze ich die im vorigen Beitrag gezeigte Box, welxhw alle 5 Sinfonien von Sir Hubert Parry enthält Ich habe inzwischen die erste Sinfonie gehört, das Booklet gelesen und (erfolglos) in diversen deutschen Konzertführern recherchiert. Ich habe nich entschlossen davon Abstand zu nehmen , den Sinfonien einen eigenen Thread zu widmen, das Interesse an diesem Komponisten dürfte sich im deutschen Sprachraum in Grenzen halten....
    In England galt Parry gegen Ende des 19. Jahrhunderts als bedeutendster Komponist seiner Zeit, bewundert von den Komponisten Elgar und Vaughan Williams.
    Die erste Sinfonie wurde von Parry 1880 begonnen, die Uraufführung fand nach zahlreichen Schwierigkeiten bei den Proben am 31. August 1882 statt und war - allen Erwartungen Parrys zum Trotz ein triumphaler Erfolg, nicht nur das Publikum auch die Komponistenkollegen - auch ausländische - lobten das Werk. Dennoch wurde das Werk nach 1883 über 100 Jahre lang nicht aufgeführt - es war aus der Mode gekommen. Die vorliegende Aufnahme unter Matthias Bamert aus dem Jahre 1990 ist seit damals die erste Aufführung.
    Es ist schwierig die Sinfonie zu "bewerten", wo englische Kompositionen des 19. Jahrhundert eher ein Schattendasein fristen, aber einige kurze Bemerkungen zu meinen subjektiven Höreindrücken werde ich mir an dieser Stelle dennoch gestatten.
    Nach den ersten Takten des ersten Satzes hatte ich den Eindruck einer gewissen "angenehmen Beliebigkeit", das Werk wirkte weder verstörend noch begeisternd, es gab keine Akzente und keine mitreißenden Themen die Musik floss breit und unauffällig dahin. Das änderte sich nach und nach und bei längerem konzentrierten Hören erschloss sich mir die vorerst verborgen Schönheit des Werkes. Es scheint so zu sein, dass ich mich erst auf Parrys Tonsprache (die in Wahrheit gar nicht fremdartig ist) einstellen musste, denn beim momentanen 3. Hörgang sind die Vorzüge dieser Musik für mich vom ersten Augenblick an offensichtlich. Allmählich wird die Musik eindringlicher und selbstbewusster, freudiger, triumphierender. Dynamische Unterschiede sind gleitend - niemals sprunghaft. Der erste Satz endet indes leuchtend, auftrumpfend. Der Beginn des 2. ist eine klare Abgrenzung zum ersten, an Stelle des Triumphalen tritt eine verklärte Innigkeit - kurz durch lebhaftere Stellen unterbrochen. Leise klingt der Satz aus. Der Beginn dritte Satz erinnert den Verfasser des Original Booklets an Dvorak. Das kann ich nicht nachvollziehen. Mich erinnert diese Sequenz (wenn überhaupt) eher an 2 andere Komponisten. Ich nenne sie hier nicht, weil mich interessiert, welche Eindrücke andere Hörer hier haben - wenngleich mir bewusst ist, dass dass in absehbarer Zeit kaum jemand diese Aufnahmen erwerben oder hören wird. Auf jeden Fall ist meiner Meinung nach der dritte Satz der interessanteste der Sinfonie. Oder ist es vielleicht doch der 4. Satz. Das Werk wird von Satz zu Satz immer Vertrauter immer eindrucksvoller immer temperamentvoller, markanter, zwingender. Parry dürfte zudem ein Meister des Finales sein, der jeweils gegen Satzende, vor allem aber gegen Ende der Sinfonie dem Hörer suggeriert, was für eine tolle Sinfonie er soeben gehört hat.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 142

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hubert Parrys 2. Sinfonie „Cambridge“ folgt nur ein Jahr nach der 1. Sie hinterließ bei mir einen wesentlich tieferen Eindruck als ihre Vorgängerin.
    Das Werk stammt aus dem Jahre 1882/83 mit einer Revision aus 1887 welche auch für die hier erwähnte Aufnahme verwendet wurde. Hier würde ich durchaus Einflüsse von Dvorak bestätigen.Aber auch ein wenig Mendelssohn klingt durch. Der Grundton der Sinfonie ist heiter – optimistisch („temperamentvoll“ wäre indes übertrieben) und die Themen sind klarer herausgearbeitet als bei ihrer Vorgängerin. Der Wiedererkennungswert ist höher – wenngleich auch nicht besonders ausgeprägt. Vermutlich muß man sie öfter hören und diese Aussage zu bestätigen oder zu verwerfen. Immerhin gilt sie als die beliebteste Sinfonie Parrys. Parry hat sich laut eigener Aussage sehr schwer getan mit der Komposition dieser Sinfonie: Zu hören ist davon jedoch nichts. Auch wenn es derzeit nur eine einzige Aufnahme am Markt zu geben scheint: Die Einspielung mit der „London Philharmonic“ unter Matthias Bamert (für CHANDOS) lässt keine Wünsche offen….


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sehr hörenswert ist Parrys 3. Symphonie "Die Englische". Diese sagte mir seinerzeit jedenfalls am meisten zu, wobei diese Höreindrücke überprüft werden müssten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mit Parrys Sinfonie Nr 3 werden wir uns - trotz eher geringem Interesse (ich meine die externen Aufrufe) an diesem Thema dennoch widmen. Momentan möchte ich darauf hinweisen, dass es von der Sinfonie Nr 2 "Cambridge" doch eine Einzelveröffentlichung gab - oder vereinzelt noch gibt - und zwar mit dem Royal Scottish National Orchestra unter Andrew Penny (Naxos) Amazon meldet sie noch als "auf Lager" - bei jpc scheint dieser Titel indes nicht (mehr) auf.......


    Ich bin eigentlich nur duirch einen Zufall draufgekommen, als ich die Chandos Parry Sinfonien noch in meine Datenbank eingetragen habe - ist mir aufgefallen, daß es diese Naxos Einspielung in meiner Sammlung gibt.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hubert Parry hatte ich bisher nicht so richtig auf dem Schirm. Seinen Namen kannte ich und ich wusste, dass er neben Stanford als bedeutendster Symphoniker der Insel im 19. Jahrhundert galt. Aber irgendwie hatte ich mir einen einen akademischen Brahmsepigonen vorgestellt. Nun sind gerade seine drei Streichquartette zum ersten Mal komplett eingespielt worden und da wollte ich vorab mal überprüfen, was es mit seinen Symphonien so auf sich hat. Idagio bietet die ersten vier in der weiter oben erwähnten Einspielung unter Matthias Bamert.


    Heute nun also die erste Symphonie, und siehe da, ich war positiv überrascht. Natürlich klingt das sehr nach deutsch-östereichischer Spätromantik mit ein paar Dvorakeinsprengsel und Elgarvorboten, aber die Musik wirkte auf mich frisch und originell und durchaus attraktiv. Da gibt es im Umfeld von Brahms vieles, was mich lange nicht so anspricht. Da die 2. Symphonie noch besser und die 4. sein Meisterwerk sein soll, stehen wohl noch weitere positive Entdeckungen ins Haus. Die Chandos-Box steht jedenfalls auf der nächsten Bestellliste.


    Nächste Woche am 7. Oktober jährt sich übrigens sein Todestag zum 100. Mal.

  • Nach Jahresfrist wieder einmal mit Parry beschäftigt, seiner 3. Symphonie, der "Englischen".

    Sehr hörenswert ist Parrys 3. Symphonie "Die Englische". Diese sagte mir seinerzeit jedenfalls am meisten zu, wobei diese Höreindrücke überprüft werden müssten.

    Das kann ich voll bestätigen, ein sehr schönes Werk. Sehr deutlich hört man an vielen Stelle wie stark Edward Elgar von dieser Musik beeinflusst wurde. Das gab dieser auch unumwunden zu: "He is our leader - no cloud of formality can dim the healthy sympathy and broad influence he exerts upon us."

    Und wem die Musik von Elgar etwas zu üppig und überorchestriert erscheint, der sollte mal bei Parry reinhören.

    Es gibt nur diese eine Aufnahme, aber es ist eine gute. Bamert und das London PO in Bestform.


  • Seit 28. November, seit also Lutgra seine Meinung über die Sinfonie Nr 3 mitgeteilt habe, liegt die Gesamtaufnahme unter Bamert auf meinem Schreibtisch mit dem Vorsatz, sie "unbedingt heute - oder morgen" hören zu wollen...

    Und das ist - nach fast einmonatiger Pause nun endlich doch geschehen.

    Parrys 3. Sinfonie wurde bei ihrer Uraufführung am 23. Mai 1889 in London mit dem Komponisten am Dirigentenpult vom Publikum sofort angenommen und hielt sich jahrelang auf den (englischen ?) Spielplänen

    Im Booklet wird sie als seine beste bezeichnet. Zudem werden Parallelen zwischen dieser Sinfonie und Beethobens 4, sowie Mandelssohns "Itakienischer" hergestellt, etweas dem ich nicht folgen kann.

    Der Gesamteindruch zu Beginn war eher durchwachsen. Nich Ungefällige aber auch nicht beeindruckend - wie englischer Tee mit Milch. Der zweite Satz vermittelte mir eine eher melancholische Stimmung, Wirklich gefallen hat mir erst der Finalsatz, der so etwas wie Feuer versprühte und auch recht eingängig war.

    Erste Eindrücke sind etwas, dem ich icht traue, oft entwickelt sich im Laufe der Zeit so etwas wie eine Zuneigung zu diesem Werk. Es wäre nicht das erste mal.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nicht Ungefällig, aber auch nicht beeindruckend …


    Dann sollte die nächste Hörsitzung bald erfolgen, vor allem aufmerksam … mir gefällt Parry sehr, sehr gut. Habe die Aufnahmen bereits länger in meiner Sammlung und höre auch öfters diese Werke – möchte ich nicht mehr missen! :hello:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)