Gelesen, durchdacht und Erkenntnisse mit Tamino-Freunden geteilt

  • Liebe Tamino-Freunde,
    beim Lesen eines interessanten Buches kam mir die Idee, stelle die Lektüre vor, teile Deine Erkenntnisse mit und animiere zum Mitlesen und späteren Gedankenaustausch.
    "Otello trifft Wotan" - Die Vollendung des Musikdramas beiderseits der Alpen -.

    Genau zum richitgen Zeitpunkt im Wagner/Verdi-Jahr legt Johannes Schenke, selbst ausgebildeter Bass-Bariton, eine vergleichende Betrachtung der Komponistenpersönlichkeiten Verdi und Wagner und ihrer Werke vor. Dem Autor gelingt die Herausforderung und der Spagat, jeden der beiden Tonschöpfer sehr eigenständig zu porträtieren und dennoch die naheliegenden, aber auch die verborgenen Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten prägnant herauszuarbeiten und aufzuzeigen.Um dieses Ziel zu erreichen analysiert Schenke die ideologischen Hintergründe, die Zielsetzungen, die Werke, die Lebensläufe und Entwicklungen der zunächst so unterschiedlich erscheinenden Charaktere und Persönlichkeiten der Musikdramatiker. Bei seinen Analysen arbeitet der Verfasser viel Bemerkenswertes heraus und stellt seine Betrachtungen in den umfassenderen Rahmen eines Jahrhunderts der Romantik. Er bleibt nicht im abstrakt, theoretischen stecken, sondern gibt dem Leser ganz handfeste Empfehlungen. Selbst unserem immer währenden Diskussionsthema Tradition contra modernes Regietheater wird Raum gegeben. Dabei wird immer in einer klaren, verständlichen Sprache formuliert.
    Dazu ein Auszug aus dem Buch:
    "In den beiden für die Geschichte der Oper wichtigsten Länder gab es zur selben Zeit zwei Schwergewichte, die nicht nur die Gattung reformierten (das hat Gluck auch getan), sondern diese Reform zudem mit einer stolzen Reihe von Meisterwerken bereicherte...Verdi überführte den italienischen Arienzirkus, aus dem sich selbst der kulinairsche Rossini beizeiten zurückgezogen hatte, in ein echtes gesungenes Drama und gab damit der italienischen Oper neues Leben. Wagner ersetzte den unersprießlichen Wechsel von Gesang und gesprochenem Dialog in der deutschen Oper, der Beethoven und Weber das Leben schwer gemacht hatte, durch die unendliche Melodie und schuf durch die Symbiose von Musik und Text das einheitliche Musikdrama..."
    Wie aktuell die Thematik ist wird auch dadurch bewiesen, dass Ulrich Schweikert im gerade erschienenen Jahrbuch der Opernwelt 2013 ebenfalls eine vergleichende Betrachtung "Was der späte Verdi mit Wagner zu tun hat" vorlegt. Das Buch "Otello trifft Wotan" von Johannes Schenke kann also allen Opernfreunden wärmstens empfohlen werden. Man bekommt neue Einsichten und Erkenntnisse und liest mit Freude und Genuss.


    "Otello trifft Wotan" von Johannes Schenke, 168 Seiten, erschienen im invoco-Verlag;ISBN 987-938165 -287.


    Herzlichst
    Operus, der hofft von Euch als Gegenleistung ebenfalls nützliche Literaturtips zu bekommen.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.