Wolfgang Amadeus Mozart: Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622

  • Liebe Tamino-Gemeinde!


    Ich freue mich, in diesem Forum den ersten Thread über ein Bläserkonzert zu eröffnen! Und damit es nicht allzu schwierig wird, habe ich das Bekannteste (?) herausgesucht.
    Es geht um das Klarinettenkonzert von Wolfgang Amadée Mozart.


    Geschrieben wurde es in seinem Todesjahr 1791 und es ist dem Klarinettisten Anton Stadler (1753-1812) gewidmet und für ihn geschrieben worden.
    Für die genauere Entstehungsgeschichte ist Ulli zuständig. ;)



    Anton Stadler :D


    Eine kleine Anekdote fand ich bei der Recherche noch heraus:


    Zitat

    Original von musiktext.de
    Auf der Reise von Wien nach Prag im Januar 1787 unterhielt Mozart die Mitreisenden damit, für sich, seine Frau und seine Freunde allerlei komische Namen zu erfinden. Er selber nannte sich "Pùnkitititi", Konstanze hieß "SchablaPumfa", der gleichfalls zur Reisegesellschaft gehörende Klarinettist Anton Stadler erhielt den Namen "Nàtschibinìtschibi".


    Ich mag das Klarinettenkonzert sehr gerne, am Liebsten ist mir der 3. Satz, der so etwas Lustiges, Neckisches hat.
    Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass das Konzert ohne Solokadenz auskommt.


    Wie steht ihr nun zu dem Werk, welche Namen müssen bei der Interpretation genannt werden und was muss sonst noch dazu gesagt werden?




    Gespannte Grüße, Peter.

  • Hallo, Peter!
    Endlich gibt es einen thread zu diesem Werk! Nachdem ich ihn entdeckt hatte, hörte ich mir diese beiden Aufnahmen an:

    6636126.jpg
    Karl Leister; Academy of St. Martin in the Fields; Neville Marinner und
    Harold Wright; Boston Symphony Orchestra; Seji Ozawa


    Erst mal zu dem Werk selbst: Ich hatte es in letzter Zeit vernachlässigt, dabei ist es ein ganz wunderbares Konzert, eines der schönsten und besten von Mozart, und für mich unter allen Bläserkonzerten mein Favorit!
    Es ist zusammen mit der Freimaurermusik KV 623 das letzte vollendete Werk Mozarts. Trotz seines während der Komposition sicher schon angegriffenen gesundheitlichen Zustands und vielleicht gar Todesahnung hat das Werk keinen resignativen Charakter, aber pure Heiterkeit verbreitet es auch nicht. Es ist ein eher ernstes, gebremst freudiges Werk mit einer unnachahmlichen (?) süßlichen, schwebenden, melancholisch angehauchten Heiterkeit.

    Zitat

    Ich mag das Klarinettenkonzert sehr gerne, am Liebsten ist mir der 3. Satz, der so etwas Lustiges, Neckisches hat.


    Ja, aber es gibt immer wieder Mollepisoden, so daß es kein ausgelassener Kehraus ist.


    Nun zu den Aufnahmen: Alfred findet Marriners Mozart "glatt", ich finde es angenehm klassisch-ausgewogen, wie er dirigiert. Vor allem im dritten Satz unterscheiden sich die beiden Aufnahmen sehr: Bei Marriner ist viel mehr Spritzigkeit und Spielfreude zu hören als bei Ozawa. Kurzer Sinn: Die Leister-Marriner-Aufnahme ziehe ich vor.
    Die Klarinettisten zu beurteilen, bin ich sicher nicht kompetent genug. Ich finde, sie spielen beide sehr schön.
    Bei Gelegenheit höre ich mir auch noch die Aufnahme mit Alfred Prinz, Karl Böhm und den Wiener Philharmonikern an.


    Ulli ist im Urlaub, daher sage ich noch ein paar Fakten zum Werk:


    Das Konzert ist dreisätzig: allegro - adagio (D-dur) - rondo. allegro
    Eine Kadenz gibt es nur im 2. Satz.
    Die Besetzung besteht neben Solist und Streichern aus je zwei Flöten, Fagotten und Hörnern. Bemerkenswert ist, daß Mozart die Stimmen der Celli und der Kontrabässe trennt, eine zukunftsweisende Maßnahme.


    Aus dem Jahre 1789 stammt eine Skizze des ersten Satzes, damals aber als Konzert für Bassetthorn in G-dur konzipiert (Stadler spielte auch dieses Instrument), dieses Fragment hat die Nummer KV 621b.
    1791 entstand schließlich das Konzert A-dur KV 622. Als Soloinstrument war allerdings eine von Stadler selbst konstruierte Bassettklarinette vorgesehen, die verloren ging. Es gibt Rekonstruktionen dieses Instruments, mit dem dann auch rekonstruierte Aufnahmen dieser Fassung gemacht wurden.
    Die heute übliche Fassung für "normale" Klarinette ist von 1801 und stammt nicht von Mozart selbst.


    Mich würde mal interessieren, wie so eine rekonstruierte Bassettklarinettenfassung im Vergleich zur Version mit der üblichen Klarinette klingt. Kann dazu jemand etwas sagen?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ich weiß nicht, ob das Standard ist, aber Neidich (Orpheus CO) spielt eine Kadenz im ersten Satz (kurz vor 11 min, bei ca. 12:30 Gesamtdauer, habe keine Partitur). Dies ist eine Aufnahme mit einer rekonstruierten Bassettklarinette; sie klingt insgesamt ein wenig dunkler und hat natürlich nach unten ein paar Töne mehr, die auf einer modernen in ein höheres Register verlagert werden müssen (aber das sind IMO Nuancen, die man nur bemerkt, wenn man das Stück sehr gut kennt). Habe momentan keine Zeit mit Leister o.ä. zu vergleichen.
    Zu Mozarts "Seelenzustand" ist man natürlich auf Spekulationen angewiesen. Es gibt jedenfalls eine großartiges Zitat, in dem er berichtet, wie er zuerst sein Pferd verkauft habe und dann bei Kaffee und einer Pfeife Tabak das ganze Rondo vom Stadler (i.e. dieses Konzerts) instrumentiert habe.
    (Ulli kann sicher die exakte Quelle beisteuern) Klingt nicht sehr depressiv....


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Mich würde mal interessieren, wie so eine rekonstruierte Bassettklarinettenfassung im Vergleich zur Version mit der üblichen Klarinette klingt. Kann dazu jemand etwas sagen?


    die klangfarbe der basset-klarinette ist sehr verschieden von der üblichen klarinette. es gibt diese (rekonstruierte) fassung auch auf CD, die mir persönlich besser gefällt als die normal-klarinetten-fassung.


    Concentus musicus Wien
    Leitung: Harnoncourt, Nikolaus
    Solist: Meyer, Wolfgang (Basset Clarinet)
    Teldec 3984-21476-2


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Fast schon eine "cross over" CD, aber eine sehr interessante, ist folgende:



    Erstaunlich, daß JPC für diese 48 Jahre alte Aufnahme noch immer 17,99 € haben will... 8o

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Meine Lieblingsaufnahme des Werkes ist seit Jahren unangefochten die wundervolle Eispielung Christopher Hogwoods mit Anthony Pay, der auf einer herrlich timbrierten, rekonstruierten Basett-Klarinette spielt, einem Instrument, das dem Anton Stadlers, für den das Werk komponirert wurde, vergleichbar ist.


    Mein Lieblingssatz ist das "Adaigo", das ich als eine der Gipfelleistungen nicht nur Mozarts, sondern der "Musica mundi" überhaupt ansehe.
    Sein wunderbar "jenseitiger" Klangcharakter, der trotzdem frei von aller Sentimentalität ist, berührt mich immer aufs neue...
    Ich mache diese Anmerkung als jemand, dem der Komponist Mozart sonst nicht soo viel bedeutet.



    Obwohl bereits 16 jahre alt, befindet sich meine empfohlene Aufnahme immer noch im Hochpreissegment, was man sicher auch in gewisser Weise als Qualitätsbeweis werten mag :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear


    Obwohl bereits 16 jahre alt, befindet sich meine empfohlene Aufnahme immer noch im Hochpreissegment, was man sicher auch in gewisser Weise als Qualitätsbeweis werten mag :D


    Oder schon wieder im Hochpreisbereich. Ich hatte sie mir in den 90ern geholt, zusammen mit dem Marsch in D-Dur, dem "Exsultate, jubilate" und der Sinfonie Nr. 35 als "A festival of Mozart" aus der Reihe "Editions de l'oiseau-lyre". Damals kostete die Aufnahme den sprichwörtlichen "Appel und Ei"


    Noch eine Anmerkung: In meiner Aufnahme stammt das Klarinettenkonzert aus dem Jahr 1986, das wären dann 19 Jahre...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Siehste, das kommt davon, wenn man alles mit Excel macht ! :D
    Meine aufnahme ist ebenfalls von 1986 :jubel:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Oh wie schön.


    Während ich seit Tagen jeden Tag vorhatte diesen Thread zu beleben (Ullli ist auf Urlaub), aber dann doch nicht dazukam, sehe ich mit Freude, daß es Ausser Ulli und mir auch weitere Mozatzspezialisten hier im Forum gibt.
    Eigentlich sind die wichtigsten Fakten zum Werk an sich schon gesagt, ich weiß nicht ob erwähnt wurde, daß Mozart die Klarinette persönlich sehr schätzte, jedoch verfügten gegen Ende des 18. Jahrhunderts noch nicht viele Orchester über dieses Instrument, das sich nur langsam durchsetzte. Ich meine wir sollten einen Thread über dieses Instrument machen.


    . . .


    Daher wollte ich meine beiden zur Verfügung stehenden Einspielungen für Euch bewerten - allein - ich sehe mich dazu ausserstande. Beides berückend schöne Aufnahmen.


    Übrigens verwenden BEIDE eine rekonstruierte Bassetklarinette - Eine Version mit normaler Klarinette muß erst angeschafft werden.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred:


    Zitat

    Beides berückend schöne Aufnahmen.


    Nanu Alfred, wie kommt das ! :D Ich denke, du magst Harnoncourt als Mozart-Dirigent nicht leiden ???

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Nanu Alfred, wie kommt das ! Ich denke, du magst Harnoncourt als Mozart-Dirigent nicht leiden ???


    Ich habe diese Frage vorausgeahnt.


    Absolut erklären kann ich dieses Phänomen allerdings nicht.


    Mag sein, die Ursache ist, daß ich hier keine Aufnahme mit Karl Böhm in meiner Sammlung habe (?), mag sein, daß Harnoncourt hier weniger radikal zu Werke geht als üblich, mag sein, daß es ist, weil mein heutiger CD Player nicht so schneidend klingt wie jener mit dem ich Harnoncourts Einspielungen kennengelernt habe - Mag sein daß die Altersmilde schon bei mir einsetzt (?? :baeh01: )


    Was weiß ich ......


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo, Alfred!


    Zitat


    Eine Version mit normaler Klarinette muß erst angeschafft werden.


    Da empfehle ich Dir als Karl-Böhm-Fan mal diese CD:



    Ich habe sie mir gestern angehört und sie gefällt mir. Den Unterschied zwischen der Böhm- und der Marriner-Aufnahme charakterisieren IMO die Adjektive "gemütlich" und "spritzig" sehr gut. Letztlich ist mir der spritzige Marriner lieber, sind aber beides schöne Aufnahmen.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius und alle Anderen!


    Ich besitze die gleiche Aufnahme, allerdings in der Originals-Reihe der DG.



    An anderer Stelle habe ich schon mal kurz über die Aufnahme geschrieben.
    Das ist für mich Mozart, wie er gemeint ist. Weder ins Eine noch ins Andere Extrem gleitend, sondern in der Mitte halt.
    Ich glaube, dass die Wiener Philharmoniker und Karl Böhm eine prädestinierte Besetzung für Mozart sind.



    Auf dem Cover kann man übrigens eine gezeichnete Partitur erkennen, auf der der Anfang des Rondos zu lesen ist.



    Gruß, Peter.

  • Peter:


    Zitat

    Das ist für mich Mozart, wie er gemeint ist.


    Hallo Peter, also wie bitte ist denn Mozart "gemeint" ??
    Ich denke, es ist derjenige am nächsten an Wollen und Klangvorstellung des Komponisten dran, der sich des Instrumentariums bedient, das Mozart für das Werk vorgeseen hatte und der schreibt nun mal für das Instrument des Solisten eine Basett-Klarinette vor.
    Alle anderen Varianten sind Lesarten, die natürlich dann ihre Berechtigung haben, wenn sie durch auffallende Klang - und Interpretaionsansätze sich auszeichnen. Beides kann ich für die Aufnahme unter Böhm NICHT feststellen, hier ist einfach alles nur "brav"
    und auch der Solist kann nicht mit dem Können und Gestaltungsvermögen etwa einer Sabine Meyer oder Dieter Klöcker aufwarten. Klöckers Aufnahme ist meine Empfehlung für alle, die sich mit
    "historischen" Instrumenten schwer tun:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Karl Böhms Mozartinterpretation ist niemals "brav", Böhms Mozart ist elegant, federnd und erhaben, gelegentlich strahlend auftrumpfend und majestätisch.
    Niemals schrill- niemals schräg - niemals ordinalr - niemals gehetzt und nervös.
    Unerreicht und unvergleichlich. Sollte man grade von grelleren Lesarten umschalten, mag es sein, daß man Böhm im ersten Augenblich als lind empfindett, Änlich wie wenn man nach dem Genuss einer versaltenen mit Geschmacksvertärkern angereicherten Speise auf "normal" gewürztes stößt.....


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred:


    Zitat

    Böhms Mozart ist elegant, federnd und erhaben, gelegentlich strahlend


    Hallo Alfred, was Böhms Interpretationen der Da Ponte-Opern angeht, also DA stimme ich Dir gerne und uneingeschränkt mit dem oben zitiertem zu, was ich im Falle der Opern gerne noch um eine schier unerreichte und heute so nicht mehr realisierbare ENSEMBLE-KULTUR ergänzt haben möchte. DA waren (und sind noch immer Böhms wirkliche Vorzüge zu finden !) Hier wirklich Ehre, wem Ehre gebührt und auch Böhms Aufnahmen von Strauss-Opern möchte ich um nichts in der Welt missen !


    Auf das Klarienttenkonzert jedoch bezogen mag ich allenfalls das Attribut "federnd" gelten lassen und gemessen an den von Dir selbst empfohlenen Aufnahmen des Werkes federt hier bei Böhm ziemlich wenig. Vergleiche doch bitte einfach einmal Böhms Einspielung mit denen, die du hier empfohlen hast und wenn du die dann immer noch für besser hältst als deine eigenen Referenzen, NUR weil Böhm sie dirigiert, würde mich das schon ein wenig nachdenklich stimmen :D


    Ich fühle mich bei derartigen Einschätzungen immer ein wenig an solche Statements erinnert wie:


    Alles von Karajan ist gut. Alles von Celibidache ist schlecht und dgl. mehr.


    Ich denke, durch eine deratige Sicht wird man weder dem Werk, dem Komponisten noch dem Interpreten gerecht.


    Einen schönen Sonntag aus Berlin

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Übrigens gibt es die Böhm-Aufnahme noch in einer dritten Auflage.
    Und zwar in der eloquence-Reihe als SACD:



    Gekoppelt hier mit Guldas Aufnahme des 21. Klavierkonzertes.
    Zudem ist sie noch einige Cents billiger als die anderen Alternativen, dafür aber mit einem schlichteren und nicht so schönen Cover. ;)



    Gruß, Peter.

  • Tststs,


    kaum bin ich mal ein paar Minuten nicht online, wird hier über "mein" Clarinetten-Concert gepostet. ;)


    Zur Entstehungsgeschichte:


    Es gibt einen Vorläufer bzw. Entwurf zum ersten Satz des Konzertes: Er steht in G-Dur und wurde für Bassetthorn konzipiert KV 621b. Er ist Fragment geblieben, da Mozart sich für die just neuentwickelte Bassettclarinette aus dem Hause Gebr. Stadler & Co. entschieden hat. Die Gebrüder Stadler waren, wie Mozart Freimaurer und auch die Wahl des Bassetthorns bzw. der Bassettclarinette dürfte eindeutig im Zusammenhang mit der Freimaurerei stehen. Empfehlenswerte Literatur dazu: Guy Wagner: Bruder Mozart [aufmerksam Lesen und den Quatsch einfach wegdenken].


    An Aufnahmen bevorzuge ich natürlich Einspielungen mit Bassettclarinette, der Originalnotentext also. Genannt wurde bereits Anthony Pay, genannt werden sollte auch noch Charles Neidich:



    [Diese Einspielung gibt es günstiger und mit weniger schönem Cover bei Dingsbums... fällt mir jetzt grad nicht ein - irgendwas mit drei Blättern drauf].


    Auch die Einspielung von Benny Goodman ist eine meiner liebsten, obwohl nicht "authentisch".


    Das Autograph des Klarinettenkonzertes ist vermutlich [lt. Dr. phil. Erich Duda] zusammen mit dem Autograph des Bassettclarinettenconcertes von Franz Xaver Süßmayr durch Anton Stadler verlorengegangen. Beide Konzerte [Mozarts und Süßmayrs] wurden am 5. März 1794 von Stadler in Riga aufgeführt:


    bassett.jpg


    [Man beachte übrigens die Bosheit, mit welcher Süßmayr als Schüler Salieris angegeben wird, was zwar nicht falsch aber unvollständig ist].


    Mehr fällt mir derzeit nicht ein. Vielleicht später mehr...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    es war typisch, eine Sinfonie in alle drei bis vier Einzelteile zu zerlegen und mit "Zwischengängen" zu spicken... daher vielleicht auch der Name "Sinfonie-Konzert"


    ?(


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Ulli
    Salut,


    es war typisch, eine Sinfonie in alle drei bis vier Einzelteile zu zerlegen und mit "Zwischengängen" zu spicken.


    Aha, welchen Sinn macht das dann aber?
    Eine Sinfonie hat doch sicher auch damals schon eine Aussage in ihrer Gesamtheit gehabt, oder?


    Und war das dann die große Sinfonie von Haydn, die hier zerstückelt wurde?



    Gruß, Peter.

  • Salut,


    tja, es war halt so damals. Eine Sinfonie war der "Rahmen" des Concertes. Ausnahmen gab es sicher, wo Sinfonien "vollständig in der Satzfolge" gespielt wurden. Welche nun die "große Sinfonie vom Haydn" gewesen ist, ist nicht mehr feststellbar. Die 101 könnte es gerade noch gewesen sein, die 102 war vermutlich noch nicht komponiert. Ich nehme an, es war also eine Sinfonie zwischen 90 und 100 [wobei ich diese selbst auch ausschliessen würde]. Nr. 99, 100 und 101 zeigen in der Instrumentation 2 Clarinetten auf. Ich vermute daher vage, dass es evtl. [ganz vorsichtig, wenn 100 und 101 ausscheiden] Nr. 99 war, denn sie würde "in den Rahmen passen", da das ganze Programm von der Clarinette handelt.


    Sans, souci
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    tja, es war halt so damals. Eine Sinfonie war der "Rahmen" des Concertes. Ausnahmen gab es sicher, wo Sinfonien "vollständig in der Satzfolge" gespielt wurden. Welche nun die "große Sinfonie vom Haydn" gewesen ist, ist nicht mehr feststellbar. Die 101 könnte es gerade noch gewesen sein, die 102 war vermutlich noch nicht komponiert. Ich nehme an, es war also eine Sinfonie zwischen 90 und 100 [wobei ich diese selbst auch ausschliessen würde]. Nr. 99, 100 und 101 zeigen in der Instrumentation 2 Clarinetten auf. Ich vermute daher vage, dass es evtl. [ganz vorsichtig, wenn 100 und 101 ausscheiden] Nr. 99 war, denn sie würde "in den Rahmen passen", da das ganze Programm von der Clarinette handelt.


    Falls jemand mit Bedacht die Klarinetten exponieren wollte, müßte es in der Tat #99 gewesen sein. Ich sehe aber gerade, dass 99 im Februar 1794 in London Premiere hatte, scheint mir etwas knapp (waren diese Sinfonien nicht eigentlich erstmal exklusiv für Salomon in London?)
    Man könnte den Programmzettel aber auch so verstehen, dass die "große" Haydn-Sinfonie komplett gespielt und eine weitere übers Konzert verteilt wurde, oder?
    Habe nämlich unlängst den Bildband von Robbins Landon über Mozart - 1781-91 erhalten (IMO sehr schön, vermutlich aber vergriffen), auf den dort genannten Programmen ist das häufig so: eine Sinfonie als Auftakt, dann alle möglichen Sachen zwischen einer weiteren Sinfonie. Aber das splitting war noch etliche Jahre später üblich. Zwischen zwei Sätzen von Beethovnes Violinkonzert spielte der Geiger bei der Premiere Kabinettstückchen zur Auflockerung...so weit geht heute die historische Praxis zum Glück meist nicht...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Salut JR,


    natürlich waren die Sinfonien exclusiv für Salomon in London... aber wen hat das schon interessiert? Die Kopisten waren gleichzeitig eine Art Spion [nette, steuerfreie Nebenerwerbsquelle], was bereits Leopold oder Wolfgang Mozart um 1770 bestätigt [Briefstelle finde ich jetzt auf die Schnelle nicht]. Auch ein Grund, warum die Kopistenarbeit manches Mal länger andauerte, als angenommen.


    Es ist nicht anzunehmen, dass drei Teile einer weiteren viersätzigen Sinfonie gespielt wurden, so banausal war man damals [noch] nicht. Das o.a. Programm könnte man meinetwegen in dieser Form gerne an Mozart 250. Geburtstag wiederholen [würden da nicht zwei Sätze des Süßmayr'schen Clarninettenkonzertes abhandengekommen sein]. :motz:


    Die "ernste" Sinfonie ist unterbrochen und aufgelockert durch Solokonzerte, eine Arie [Non piú di fiori] und Variazionen... gefällt mir.


    Trés amicalement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    noch ein lebensnaher Ausschnitt aus der Entstehungsgeschichte des Clarinettenkonzertes:


    W. A. Mozart am 7./8. Oktober 1791 an seine geliebte Frau:


    [...]Nun meinen lebenslauf; - gleich nach Deiner Abseegelung Spielte ich mit Hr: von Mozart |: der die Oper beim Schikaneder geschrieben hat :| 2 Parthien Billard. - dann verkauffte ich um 14 duckaten [ = 4 1/2 Gulden = ~ 80 €] meinen kleper. - dann liess ich mir durch Joseph den Primus rufen und schwarzen koffé hollen, wobey ich eine herrliche Pfeiffe toback schmauchte; dann Instrumentirte ich fast das ganze Rondó vom Stadler. [...]


    Klingt wie ein herrliches Leben, das Mozart zu dieser Zeit hatte...


    Übrigens ist sehr auffallend, dass die wenigen Werke für [Bassett-]Clarinette solo bei Mozart in A-Dur stehen [was an der Grundstimmung der verwendeten A-Clarinette liegt] und das selbe Kopfthema im ersten Satz haben [kleine Terz: e - cis], vgl. KV 581, 622 jeweils erster Satz. Zudem verwendet Mozart das Thema ebenfalls zu Beginn des Kopfsatzes des Klavierkonzertes A-Dur [sic!] KV 488, in dem er ebenfalls 2 Clarinetten vorschreibt.



    Links im Bild eine Bassettclarinette in A, gebaut vor 1800, Hersteller nicht bekannt. Die von den Gebr. Stadler entwickelte Bassettclarinette sieht jedoch eher dem rechts abgebildeten Bassetthorn [F-Stimmung] ähnlich, vgl. Programm w.o.


    Der Name "Clarinette" bedeutet wohl "kleines Clarino", da sie in den oberen Registern sehr ähnlich wie die Clarin-Trompete klingt, deren Funktion sie ersetzen sollte.


    Trés amicalement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • ---Großartiges Zitat gelöscht :D :jubel: :jubel:----


    Zitat

    Original von Ulli
    Übrigens ist sehr auffallend, dass die wenigen Werke für [Bassett-]Clarinette solo bei Mozart in A-Dur stehen [was an der Grundstimmung der verwendeten A-Clarinette liegt] und das selbe Kopfthema im ersten Satz haben [kleine Terz: e - cis], vgl. KV 581, 622 jeweils erster Satz. Zudem verwendet Mozart das Thema ebenfalls zu Beginn des Kopfsatzes des Klavierkonzertes A-Dur [sic!] KV 488, in dem er ebenfalls 2 Clarinetten vorschreibt.


    Sieht das Quintett bzw. das Konzert KV 488 eigentlich original auch eine Bassettklarinette vor?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ---Großartiges Zitat gelöscht :D :jubel: :jubel:----


    ?( ?( ?(


    Zitat

    Sieht das Quintett bzw. das Konzert KV 488 eigentlich original auch eine Bassettklarinette vor?


    viele Grüße


    JR


    Salut,


    soweit mir bekannt, wurde die Stadlerscher Bassettclarinette erst 1791 konstruiert, dafür das Concert 622.


    Beste Grüße
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Taminos,


    bereits vor diesem Thread hatte ich eine Aufnahme ins "Auge gefasst", die ich aber immer wieder zurück gestellt hatte und dann letztendlich einem Kollegen empfohlen haben.


    Wie sich heraus gestellt hat eine ganz wunderbare Aufnahme.



    Bem Schweden Martin Fröst gelingt mit den Amsterdam Sinfonietta unter Peter Oundjian eine wunderbar frische und vor lauter Spielfreude geradezu ansteckende Aufnahme des Klarinettenkonzerts.
    Dazu noch eine Klanqualität wie ich sie bisher selten erlebt habe.


    Eine tolle Aufnahme und wärmstens zu empfehlen.

  • Hallo,
    ich habe mich nach dem Vergleichshören folgender Einspielungen
    - Kam/Färber
    - S.Meyer/Vonk
    - Neidich/Orpheus CO
    - Prinz/Böhm
    für letztere Aufnahme in der "Originals"-Edition entschieden. Zur Begründung könnte ich auf die anderen positiven Beschreibungen in diesem Thread verweisen, auch für mich ist das Mozart so, wie er bei dieser Art von Musik sein sollte - perfektes Tempo, leicht, federnd, luftig.
    Im Vergleich dazu die anderen Aufnahmen:
    Kam (deren Weber-Konzerte ich sehr mag) - dumpf, muffig, uninspiriert
    Meyer - sehr schön gespielt, aber etwas verhalten und "lahm"
    Neidich - meine Nummer 2, aber im Tempo manchmal zu schnell, fast schon gehetzt wirkend

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Zitat

    Neidich - meine Nummer 2, aber im Tempo manchmal zu schnell, fast schon gehetzt wirkend [...]


    Salut, seltener Gast!


    :jubel:


    ...das dürfte vielleicht am etwas ungewohnten Instrument liegen ?(


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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