Joachim Ringelnatz

  • Heute vor 130 Jahren geboren:



    Joachim Ringelnatz (* 7. August 1883 in Wurzen; † 17. November 1934 in Berlin; eigentlich Hans Gustav Bötticher) war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur Kuttel Daddeldu bekannt ist.




    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zum 130. ein kleines Gedicht:


    Die Ameisen


    In Hamburg waren zwei Ameisen.
    Die wollten nach Australien reisen.
    Bei Altona auf der Chaussee,
    da taten ihnen die Beine weh.
    Und da verzichteten sie weise
    dann auf den letzten Teil der Reise.


    So will man oft und kann doch nicht
    und leistet dann recht gern Verzicht.


    Joachim Ringelnatz


    Liebe Grüße


    Willi :jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das hier ist auch ganz entzückend:



    Ein Nagel saß in einem Stück Holz
    Ein Nagel saß in einem Stück Holz.
    Der war auf seine Gattin sehr stolz.
    Die trug eine goldene Haube
    Und war eine Messingschraube.
    Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
    Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.
    Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
    In einem Astloch. Sie wurden intim.
    Kurz, eines Tages entfernten sie sich
    Und ließen den armen Nagel im Stich.
    Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
    Noch niemals hatte sein eisernes Herz
    So bittere Leiden gekostet.
    Bald war er beinah verrostet.
    Da aber kehrte sein früheres Glück,
    Die alte Schraube, wieder zurück.
    Sie glänzte übers ganze Gesicht.
    Ja, alte Liebe, die rostet nicht!



    :thumbsup:

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Jetzt im August kommt eine Neuausgabe von Ringelnatz-Gedichten auf den Markt. Habs schon bestellt. Macht Freude auch an warmen Tagen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In dem Thread "Quellen der Freude" stehen auch eine ganze Reihe von Gedichten von Joachim Ringelnatz. Kann auch gar nicht anders sein, denn der Dichter schenkte mit seinem Schaffen viel Freude.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Joachim Ringelnatz: Die Gedichte. 1.003 Seiten. gibt's bei 2001


    Dürften noch ein paar Tage reichen....

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Lieber Harald,


    ich habe auch mit nebenstehendem Band vorgesorgt, da mir meine 60-Gedichte- Minisammlung für die Fortführung meines Ringelnatz-Threads doch zu schmächtig erschien.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute möchte ich mich wegen Joachim Ringelnatz' Geburtstag melden und habe mal diese Beiografie ausgesucht:




    Heute ist die 132. Wiederkehr seines Geburtstages.


    Ich habe auch dieses Gedicht von ihm gefunden und es ihm zu Ehren mal hier eingestellt:

    Gedicht zum Geburtstag


    Ich wollte Dir was dezidieren,
    nein schenken; was nicht zuviel kostet.
    Aber was aus Blech ist, rostet,
    und die Messinggegenstände oxydieren.


    Und was kosten soll es eben doch.
    Denn aus Mühe mach ich extra noch
    Was hinzu, auch kleine Witze.
    Wär bei dem, was ich besitze,
    etwas Altertümliches dabei -
    doch was nützt Dir eine Lanzenspitze!


    An dem Bierkrug sind die beiden
    Löwenköpfe schon entzwei.
    Und den Buddha mag ich selber leiden.
    Und Du sammelst keine Schmetterlinge,
    die mein Freund aus China mitgebracht.


    Nein - das Sofa und so große Dinge
    kommen überhaupt nicht in Betracht.
    Außerdem gehören sie nicht mir.
    Ach, ich hab die ganze letzte Nacht
    rumgegrübelt, was ich Dir
    geben könnte. Schlief deshalb nur eine,
    allerhöchstens zwei von sieben Stunden,
    und zum Schluss hab ich doch nur dies kleine,
    lumpige verschlissne Ding gefunden.


    Aber gern hab' ich für Dich gewacht.
    Was ich nicht vermochte, tu Du's: Drücke Du
    nun ein Auge zu
    und bedenke,
    dass ich Dir fünf Stunden Wache schenke.
    Lass mich auch in Zukunft nicht in Ruh.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).