Ende der Plattenlabel "Emi Classics" und "Virgin Classics"

  • Zwei bekannte Schallplattenlabel verschwinden: Warner Music Group lässt die Markennamen "Emi Classics" und "Virgin" fallen und vertreibt deren Produkte neu unter anderen - auch nicht ganz unbekannten - Namen.


    Die Produktionen von Virgin Classics sollen neu unter dem Label «Erato» unter die Leute gebracht werden. Damit wird eine in den 1960er-Jahren in Frankreich massgebende Marke neu belebt.


    Die EMI-Classics-Werke laufen künftig unter dem Label "Warner Classics".
    Der Warner-Konzern hat Emi Classics und Virgin vor einigen Monaten übernommen.


    Branchenbeobachter rätseln, was die Strategie hinter dem Schachzug sein könnte. Ein altes, etwas angestaubtes Label durch ein noch älteres, noch angestaubteres zu ersetzen, scheint zumindest überraschend. (Quelle: cf)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Letztendlich ist es mir wurscht. Aber, warum Klassiklabel, die über ein Jahrhundert für Topqualität standen wie EMI durch einen so beliebigen Firmennamen wie Warner Classics ersetzt werden, der für mich für gar nichts steht, ist mir ein Rätsel.

  • Es wird viele Auswirkungen haben. Hier teste ich nun meine prophetische Gabe:
    Simon Rattle, dessen Vertrag bei EMI demnächst ausläuft könnte vielleicht bald ein Gelblabel-Star sein - und damit ganz oben an der Spitze der Bekanntheit landen (???).
    mal sehen.


    Lg
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit der EMI ihrem Symbol, dem Hund Nipper, sind Erinnerungen an bedeutendste Produktionen der Tonträgergeschichte verbunden. Nichts unterstreicht den Niedergang der Branche nachdrücklicher als nun der Wegfall dieses bekannten Markennamens. Kopfschüttelnd rätselt man, welche Strategie hinter so einer unverständlichen Maßnahme stecken könnte. Ich vermute, dass EMI irgendwann - wie der Phönix aus der Asche - wieder auferstehen wird. Der Wert der Marke dürfte, auch wenn sie heruntergewirtschaftet ist - zu groß sein, um sie sang- und klanglos beerdigen zu können.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Simon Rattle, dessen Vertrag bei EMI demnächst ausläuft könnte vielleicht bald ein Gelblabel-Star sein - und damit ganz oben an der Spitze der Bekanntheit landen (???)


    Das glaube ich ehr nicht. Seine Aufnahmen liegen wie Blei und werden teilweise verramscht. Ansonsten ist es mir egal, wer sich mit wem zusammen tut auf dem Musikmarkt und am Ende wie nennt. Es geht dabei ja doch nur um Geld und Steuerschlupflöcher, nicht aber ums Künstlerische. Noch gibt es genug Musik zu kaufen, mehr denn je. Das ist die Hauptsache.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich verstehe das auch nicht. De facto gehören doch schon lange etliche Majors unter ein Dach. Ich hätte es dennoch für klug gehalten, an den Labels, sei es nur optisch festzuhalten.
    Allerdings sehe ich es beinahe als einen Vorteil, dass warner music als Label "neutral" ist. Weit irritierender finde ich, wenn zB die Arrau-Aufnahmen von Phillips nun mit dem Decca-Label erscheinen. Da wäre ein neutrales "universal" weniger kontraintuitiv (für alle, die sich noch an Phillips erinnern) gewesen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wir werden es vielleicht noch erleben, daß in ein paar Jahren Warner froh sein wird die alten Hunde (hier ist nicht Nipper gemeint) mit dem Originallabel und -Cover billigst an den Mann bringen zu dürfen. Da gabs doch auch sowas mit CBS ??? :hahahaha:


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei solchen Namensänderungsaktionen stehen meist zwei Aspekte im Vordergrund: Bekanntheit und Image bei den Zielgruppen. Häufig wird ggf. Bekanntheit geopfert, um ein als schlecht eingeschätztes Image loszuwerden.


    Karstadt meinte, einen mit "alt" und "langweilig" besetzten Namen durch "Arcandor" ersetzen zu können, ein Versuch, der schon in den Ansätzen steckenblieb, da "Arcandor" dann nur noch auf die Holding angewendet wurde. Diesen Namen zu entwickeln, wäre ziemlicher Blödsinn gewesen, wenn er nicht auch auf alle Filialen hätte angewendet werden sollen - vermutlich hat man aber bei Tests erkannt, daß die Leute lieber zu Karstadt als zu Arcandor gehen, wollte andererseits aber auch die wahrscheinlich mehreren Millionen € für die Namensentwicklung nicht in den Sand setzen.


    Bei der Ruhrkohle war eine Umbenennung noch notwendiger als bei Karstadt - jedenfalls würde man vermutlich "Ruhrkohle" nicht mit "fortschrittlichem Technologiekonzern" assoziieren - also wurde Evonik draus; ob das eine Erfolgsgeschichte ist, kann noch nicht gesagt werden.


    Als Erfolg würde ich die Umbennung unseres Bezahlsenders (wie war noch gleich der Name ?? Premiere ?) in "Sky" verbuchen, ein besserer Name als "Sky" ist kaum zu finden.


    EMI scheint auch ein eher ältliches Image gehabt zu haben, zumal mit dem Hund vor der Grammophontüte. "Warner" ist weltweit ein vermutlich recht positiv besetzter Begriff, und sicherlich mit einem sehr viel höheren Bekanntheitsgrad gesegnet als EMI (ok, Frage der Zielgruppenspezifität).


    Ich halte die Umbenennung jedenfalls nicht für einen Fehler.

  • "Der Hund vor der Tüte" war eine Erfolgsstory in der Werbebranche wie man sie kaum je findet.
    Der Hund - es gab ihn wirklich - hörte auf den Namen Nipper bekam sogar einen Wikipedia Eintrag, der mit den Worten beginnt:

    Zitat

    (* 1884 in Bristol; † September 1895 in Kingston upon Thames, England) war der Hund, der auf den Labels verschiedener Plattenfirmen in einer Pose abgebildet wurde, in der er aufmerksam in einen Grammophontrichter hinein zu lauschen scheint
    Seinen Namen (auf Deutsch: „Kneifer“ oder „Kneifzange“) verdankte Nipper seiner Vorliebe, Besuchern des Hauses und Passanten in die Wade zu beißen. Über die Herkunft von Nipper ist sehr wenig bekannt. Sein erstes Herrchen, Mark Barraud, hatte ihn wahrscheinlich auf der Straße aufgelesen. Man kann davon ausgehen, dass Nipper ein Terrier-Mischling war.


    Hier wird schon zart angedeutet, daß er für verschiedene Labels eingesetzt wurde.
    Der Bruder von M. Barraud , Francis Barraud malte den Hund in der bekannten Pose und setzte ihn vor einen Edison Phonographen. Die Gesellschaft zeigte aber (welch fataler Fehler !!) kein Interesse an dem Bild und so übermalte Barraud den Phonographen und ersetzt ihn durch ein Gammophon. Es gelang ihm das Bild für 100 Pfund an die Grammophone Company , Welche Emile Berliner kurz zuvor gegründet hatte zu verkaufen (inklusive Copyright-Verzicht)
    Die Deutsche Grammophon war jedoch eine Tochter der Grammophone Company und verwendete zeitweise auch diesen Hund als Logo. Aus der Grammophone Company . die DGG war längst losgelöst - entwickelte sich 1931 die EMI Damals stand aber nicht EMI auf den Plattenlabels sondern "Columbia" , "Electrola" oder "His Masters Voice" (in zahlreiche Landessprachen übersetzt)
    1924 verkaufte Berliner das Logo an das Label "Victor" welches seinerseits von RCA übernommen wurde und nun auch Schallplatten mit dem Namen RCA-Victor auf den Markt brachte. Auch JVC (Victor Company of Japan) besitzt noch heute die Rechte an diesem Hund.


    Noch ein pikantes Detail von EMI - bei Wikipedia gefunden:


    Zitat

    In die Schlagzeilen kam das Unternehmen, als im Februar 2013 während der Kündigung von 60 Mitarbeitern diese kurzfristig den Twitter-Account des Unternehmens kaperten und über ihre eigene Kündigung berichteten. Als das Unternehmen wieder den Account übernehmen konnten und die Beiträge löschte, waren allerdings bereits zahlreiche Screenshots versendet

    Ich hoffe jedenfalls, daß die Zukunft dieser Angestellten so gesichert ist, wie der Fortbestand des Phono-Hundes "Nipper"


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • "Der Hund vor der Tüte" war eine Erfolgsstory in der Werbebranche wie man sie kaum je findet.

    Mit der Betonung auf dem Wort "war". Das Bild ist schon seit Jahrzehnten reinster Anachronismus und ein Symbol des ewiggestrigen.


    Warum Warner das Label EMI aufgibt, ist eine interessante Frage, die man aber von außen kaum beantworten kann. Dass "Warner" weltweit bekannter sei als "EMI" halte ich für ein Gerücht. Vielleicht geht es um rein rechtliche bzw. finanzielle Gründe. Es könnte ja sein, dass man die Namensrechte nicht mitgekauft und sich so einen Batzen Geld erspart hat. Wenn man langfristig als selbstbewusster, eigenständiger Konzern auftreten will, könnte sich das Weiterführen des Labels "EMI" als kontraproduktiv erweisen. Gibt es jemanden, der dem Label-Sammelsurium bei Universal etas Positives abgewinnen kann?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Das Bild ist schon seit Jahrzehnten reinster Anachronismus und ein Symbol des ewiggestrigen.


    Genau - und DESWEGEN liebte es die Zielgruppe Klassik.
    Deswegen findet man auch so viele Gemälde der Vergangenheit und alte Symbole auf Tonträgern. Aber nicht nur dort.
    Auch edle Cognacmarken und Parfüms setzen auf nostalgisches outfit.
    Man spielt auf uralten Geigen weil sie VIELLEICHT besser klingen als heutige - vor allem aber weil sie uns als eine Brücke zur Vergangeheit scheinen.....


    Ich erinnere mich gerne an eine Aussage eines Plattenkäufers, der folgendes von sich gab_
    "Kein wunder, daß die Leute keine Aufnahmen mit zeitgenössischer Musik hören wollen, wenn da so schrecklich abstossende BIlder am Cover zu sehen sind" (Die Bilder waren vonberühmten Malern des 20. Jahrhunderts - und der Mann hat - ohne es zu wollen -ein vernichtendes Urteil über BEIDES gefällt.


    Wer Platten an Klassikkäufer verkaufen will, ist gut beraten sich einen historischen Namen und ein entprechendes Outfit zu verpassen
    Auch die Wiederauflagen alter Klassikaufnahmen mit nachgemachtem "Originalcover" zielen bewusst in diese Richtung.


    Warner hat schon einmal daneben gehauen - als es die Label "Elatus" und "apex" am Markt zu etablieren versucht hat und damals "Erato" und "TELDEC" aufgelassen hat. Mit ist das alles schon egal. Mit Stichtag 1.3. 2013 habe ich 152 EMI CDS und 32 von Virgin - Opernaufnahmen nicht mitgezählt in meiner Datei, wobei zahlreiche noch nicht einsortiert sind. Einige wenige werde ich in den nächsten Monaten noch dazukaufen. Dann sollte es genug sein. Die neueren Aufnahmen haben mich ohnedies kaum interessiert....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Genau - und DESWEGEN liebte es die Zielgruppe Klassik.

    Eben. Du wählst ganz unbewusst und umso richtiger die Vergangeheitsform. Es gibt kein Produkt, dass mit Werbesymbolen des frühen 20. Jahrhunderts noch sinnvolle Werbelinien fahren kann.



    Deswegen findet man auch so viele Gemälde der Vergangenheit und alte Symbole auf Tonträgern. Aber nicht nur dort.

    Nein nicht deswegen, sondern weil diese Motive zeitlich zur Entstehungszeit der Musik passen.



    Auch edle Cognacmarken und Parfüms setzen auf nostalgisches outfit.

    Nein eher nicht. Es werden natürlich alte gut eingeführte Produkte weitergeführt, solange sie sich verkaufen. Aber du wirst zu jedem klassischen Produkt eines rennommierten Herstellers auch sehr moderne und völlig neu gestalte Produkte finden, die sehr dynamisch auf neue Kundenkreise setzen.



    Man spielt auf uralten Geigen weil sie VIELLEICHT besser klingen als heutige - vor allem aber weil sie uns als eine Brücke zur Vergangeheit scheinen.....

    Man spielt auf uralten Geigen, weil sie gut sind. Das Nipper-Symbol ist aber einfach nur veraltet und lässt nur mehr einige Grufties an gute alte Zeiten denken. ;) Für eine moderne Werbelinie, die sich an junges Publikum wendet, ist es unbrauchbar.



    Ich erinnere mich gerne an eine Aussage eines Plattenkäufers, der folgendes von sich gab_
    "Kein wunder, daß die Leute keine Aufnahmen mit zeitgenössischer Musik hören wollen, wenn da so schrecklich abstossende BIlder am Cover zu sehen sind" (Die Bilder waren vonberühmten Malern des 20. Jahrhunderts - und der Mann hat - ohne es zu wollen -ein vernichtendes Urteil über BEIDES gefällt.

    Diese Geschichte sagt mehr über jenen Plattenkäufer als über unser Thema - und es war sicher schon lange her, wie alle deine Argumente aus der fernen Vergangenheit stammen und für aktuelle Werbestrategien unbrauchbar sind.



    Wer Platten an Klassikkäufer verkaufen will, ist gut beraten sich einen historischen Namen und ein entprechendes Outfit zu verpassen

    Nein, es müsste richtig lauten: wer Platten an alte Klassikkäufer verkaufen will...
    Die Unterhaltungskonzerne überlegen sich aber, wie sie Klassik an jüngeres Publikum verkaufen kann, denn das alte stirbt ihnen unweigerlich weg. Sie verschwenden daher auch kaum einen Gedanken an alte Klassikkäufer, denn diese sind schon Kunden oder werden es ohnehin nicht mehr.



    Auch die Wiederauflagen alter Klassikaufnahmen mit nachgemachtem "Originalcover" zielen bewusst in diese Richtung.

    Das ist aber kein Kokkettieren mit dem Alter sondern mit dem Original. Es ist lustig, dass du das jetzt ins Spiel bringst, wo du doch kürzlich an anderer Stelle den Wert der Originalausgabe in Abrede gestellt hast.



    Warner hat schon einmal daneben gehauen - als es die Label "Elatus" und "apex" am Markt zu etablieren versucht hat und damals "Erato" und "TELDEC" aufgelassen hat

    Das passt wiederum nicht zusammen. Elatus ist ein Midprice-Label, apex ist ist ein Billig-Label, beide können also nicht Nachfolger der Vollpreis-Serien Erato und Teldec sein. Nebenbei kann man beim unfangreichen und sehr erfolgreichen apex kaum von einem "Danebenhauen" sprechen.


    :hello:

    Ciao


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  • Kein ernsthafter Klassikkäufer kauft hauptsächlich aus Nostalgiegründen oder aufgrund Äußerlichkeiten wie Label, Cover oder Design. Das mag mal vorkommen, aber wer hauptsächlich so kauft, wird kaum den Kundenstamm bilden.


    Jemand der an den gezeigten Britten-Opern interessiert ist, wird doch kaum vom Kauf Abstand nehmen, weil die Box nun ein wenig anders aussieht. Die Alternative wäre höchstens ältere Einzelausgaben mit attraktiveren Covern, Libretti usw. zu kaufen und es gibt ja auch einzelne Sammler, die das tun. Aber ob die billige Box nun ein kleines EMI (der HMV-Hund war eh auch zu Schallplattenzeiten gar nicht immer überall drauf) Label oder ein anderes trägt, ist doch ziemlich egal.


    Apex u.ä. war wie schon gesagt eine einheitliche Budget-Reihe, die die Hochpreisveröffentlichungen nicht ersetzt hat. Die dortigen Aufnahmen stammten aus dem Bestand von Erato, Teldec, Finlandia u. ggf. weiterer Label, die Warner aufgekauft hatte.
    Neuveröffentlichungen hatten das Teldec-Dreieck noch drauf und sahen jedenfalls ganz anders aus.
    Offensichtlich ist es preiswerter und für den Kunden übersichtlicher, ein einheitliches Design für solch eine Reihe zu wählen. Außerdem wurden teilweise Aufnahmen unterschiedlicher Herkunft auf einer CD kombiniert; ich habe von Apex z.B. mit Gardiner "The ways of Zion do mourn" (Erato) und das Utrechter Te Deum unter Harnoncourt (Teldec/Das Alte Werk) auf einer CD.


    Und von wegen Gemälde. Wenn ich für jede Platte aus den angeblichen goldenen 60ern/70ern, die ein scheußliches Künstlerfoto oder sonst ein häßliches Cover hat, einen Euro bekäme, könnte ich mir einiges an CDs kaufen...

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  • Diese Fragen, die hier aufgeworfen werden, sind sehr interessant. Auf der einen Seite ist es sicherlich notwendig für ein Label, gerade wenn es sehr alt ist, neue Wege zu beschreiten und sich immer wieder neu zu erfinden. Auf der anderen Seite ist es allerdings problematisch, sich von gut eingeführten Symbolen zu trennen, die man mit der Marke assoziiert. Coca Cola wäre undenkbar ohne den weißen, geschwungenen Schriftzug auf rotem Grund, oder ein Mercedes ohne den Stern (auch wenn man diese Symbole bisweilen modifiziert, sind sie als solche noch erkennbar).
    Auch der Name EMI oder der Hund Nipper sind einerseits vielen Klassikkäufern bekannt und würden m. E. auch Neueinsteiger nicht wirklich abschrecken. Da ist dann doch eher entscheidend, wie der Rest des Covers aussieht. Deswegen hätte ich eher die vertrauten Symbole und Namen beibehalten und evtl. graphisch etwas aufgefrischt, anstatt sie ganz zu entsorgen.

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  • Sehr lange hat man das ja auch genauso gemacht. Meines Wissens waren zB Deutsche Grammophon, Philips und Decca schon Ende der 1980er zu Universal vereinigt. Freilich hatten sie noch gewisse selbständige Strukturen. Auch Sony hat nicht sofort alle Cover von CBS geändert.


    Ich sehe aber schon wesentliche Unterschiede. Coca-Cola besteht nur aus der Marke (in unmarkierten Gläsern kann im Vergleich angeblich kaum jemand Coke und Pepsi unterscheiden; da ich die Brühe nur ein paarmal im Jahr zu mir nehme, wage ich das nicht zu beurteilen). Klassische Musik kaufe ich aber doch in erster Linie nach dem Stück, das ich gerne hören will und/oder aufgrund eines Künstlers, den ich hören will. Ob die Klemperer-Aufnahme nun auf einer EMI-CD oder einer Warner-Box erscheint, ist doch völlig sekundär (als LPs erschienen sie mitunter unter "Columbia" (englisch, nichts zu tun mit CBS).


    Oder wer heute Rattle im Fernsehen oder in der Philharmonie gesehen hat und eine CD mit ihm kaufen will, wird doch nicht davon abgehalten werden, weil es keine EMI-CD ist.
    Ich finde das ja auch nicht gut, weil ich ganz gerne nachvollziehen können will, wo Aufnahmen herstammen (wenngleich das eh kompliziert sein kann, s.o.). Aber ich halte es für bizarr zu meinen, das hielte jemanden vom Kauf ab.

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  • Johannes, Du hast insofern Recht, als die Labelmarken überstrahlt werden durch die Marken, die sonst noch auf dem Cover angebracht sind, und die sind ja vielfältig, also Komponist(en), Stück(e), Interpret(en), ggf. mit Orchester und Dirigent.


    Das alles ist bei einem Einzelkauf bedeutungsvoller als das Label.


    Das heißt aber nicht, daß Label grundsätzlich unwichtig wären, ganz im Gegenteil: bietet wer einen "Trulimuk" an, weiß niemand, was das ist, also will ihn keiner haben, bietet man einen Mercedes Benz E-Klasse an, weiß jeder, was es ist und einige wollen haben.


    Und in abgeschwächter Form gilt das eben auch für Plattenlabel. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo ich etwas knapper bei Kasse war als heute, da war das Label "Naxos" für mich Garant eines guten Preis-Leistungsverhältnisses. Wenn es konkurrierende Aufnahmen verschiedener Label gab UND es gab keine Unterschiede hinsichtlich der anderen Marken (z.B. weil ich alle Interpreten gleichermaßen wenig kannte), habe ich Naxos gekauft und bin eigentlich nie heftig enttäuscht worden. Also hat Naxos bei mir bis heute ein gutes Image.


    Theophilus hat schon darauf hingewiesen, daß sich die Label jüngere Zielgruppen erschließen wollen. Daß die besonders grammophontütenaffin wären, glaube ich nun ganz und gar nicht; wenn man so ein Grammophon sieht, meint man ja automatisch, gleich das Knacken und Rauschen mitzuhören. Andererseits ist Warner der jüngeren Zielgruppe bestens durch Filme bekannt. Im Unterschied zu Theophilus, dem ich mich ansonsten in seinen Ausführungen nur anschließen kann, meine ich schon, daß Warner in diesen Zielgruppen einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad hat als EMI.

  • Wenn man sich die Boxen oben anschaut, sieht man das doch ganz gut. Der Schriftzug "Britten" ist mit Abstand am größten.
    Dieses Repertoire wird hauptsächlich von denen gekauft, die auf der Suche nach Musik von Britten sind. Bei den Klemperer-Boxen ist der Name Klemperer ein wenig größer als der des Komponisten. Solches Standardrepertoire liegt in dutzenden von Einspielungen vor, so dass der Interpret hier eher den Ausschlag gibt als im Falle Britten. Schon das EMI-Label ist diskret, das Warner-Label noch unauffälliger.


    Ich meine, dass heute, da Pressqualität keine Rolle mehr spielt und die Aufnahmequalität erstens meist sehr gut und zweitens kaum labelspezifisch ist, das Plattenlabel nur eine minimale (eher selbstverständliche Qualitätsgarantie) liefern soll. NB sind diese Boxen deutlich billiger als einzelne Naxos-CDs. Dass das Preis-Leistungsverhältnis bei 10 CDs für unter EUR 30 ziemlich gut sein muss, sofern die Aufnahmen nicht schrottig sind, ist eigentlich auch klar.

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  • Auch ... Parfüms setzen auf nostalgisches outfit.


    Man sehe sich z.B. einmal die Verbreitung von 4711 oder Uralt Lavendel bei jüngeren Damen an. Diese Parfüms strahlen soviel "Oma" aus, daß der Marktanteil bei den unter 30-jährigen vermutlich im Promille-Bereich zu finden ist.

  • EMI (mit den Labels Capitol, Blue Note und Virgin) wurde von Universal übernommen.
    Aus kartellrechtlichen Gründen waren die Klassiklabels EMI classics und Vergin classics von dieser Übernahme ausgenommen.
    Warner war lediglich an der zu EMI gehörenden Marke "Parlaphone" interessiert und konnte diese nur zusammen im Paket mit den Classiclabels EMI classics und Virgin classics erwerben. Warner mußte deshalb seine eingeschlafene Klassikabteilung reaktivieren.
    Mir ist noch nicht klar, warum Warner die neuerworbenen EMI-Klassikaufnahmen unter den wiedererweckten Labels Warner und Erato herausbringt, anstatt die EMI-Marken weiter zu verwenden. Vielleicht hängt es damit zusammen,daß Universal EMI zum größten Teil übernommen hat und eventuell auch die Rechte an diesen Marken? Dann hätte Warner zwar die Musikrechte aber nicht die Markenrechte.
    Ich würde mich nicht wundern, wenn Warner das von EMI erworbene Klassikpaket weiterverkauft und es auf Kartell-Umwegen irgendwann doch bei Universal landet.

    mfG
    Michael

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  • Das ist ein sehr diffiziles Problem - und wenn ich ALLES darüber wüsste, so wäre ich reich.
    Coca Cola ist eine "Kultmarke" - ebenso wie EMI es war - und NATÜRLICH schmeckt es anders als sein Konkurrent.
    Ich zähle mich nicht zu den "Insidern", da Weintrinker (ohne Somelieranspruch). Aber ich erinnere mich, daß ein damals 24 jähriger Freund in einem Lokal dezidiert COCA Cola bestellte, und das andere Produkt verweigerte. Ich hielt das für übertrieben und erhielt sofort eine "Einschulung" COCA Cola enthält mehr Säure, schmeckt "frischer" und "aromatischer" - weniger "schal" als das andere Produkt. Als Coca Cola den nach Meinung von Werbestrategen veralteten Schriftzug gegen einen neuen tauschen wollten, da gab es eine Demonstration der Fans in New York - und die Umsätze sanken.....
    EMI hat die "Modernisierung seine CDs längst vollzogen. Ich war schon in den 80er (?) Jahren - Plötzlich prangte überall die rote Plakette mit drei klobigen schmucklosen Buchstaben. Die Worte "Columbia" oder "Electrola" waren verschwunden.
    Besonders hässlich war die Serie RED LINE, die dann allerdings allmählich durch die "Nipper" Serie ersetzt wurde.
    Weil es ja angeblich egal ist wie die CD bezeichnet wird hat EMI in gewissen Ländern das "Angel" Symbol an Stelle von "Nipper" eingesetzt - ebenfalls ein uraltes Wahrzeichen der Schallplattengeschichte.
    Das Tulpenkronen Logo der DGG wurde 1949 eingeführt, die "Kartusche" 1957. Hier wurden BEWUSST "historisierende" Logos geschaffen um den historischen Anspruch der Deutschen Grammophon Gesellschaft optisch sichtbar zu machen - Diese Line brachte den gewünschten Erfolg und wird noch weiter verfolgt.


    Zitat

    Oder wer heute Rattle im Fernsehen oder in der Philharmonie gesehen hat und eine CD mit ihm kaufen will, wird doch nicht davon abgehalten werden, weil es keine EMI-CD ist.

    Zitat

    Seine Aufnahmen liegen wie Blei und werden teilweise verramscht

    Antwort auf BEIDE Aussagen: Das wäre nicht der Fall, wenn Rattle DGG-Künstler wäre. In Sachen Marketing war man bei DGG - unabhängig von den jeweiligen Besitzberhältnissen - stets erfolgreich. Es gelang ihnen fast immer ihre Künstler als die "berühmtesten der Welt" darzustellen (was oft auch stimmte) und - das ist schon eine Meisterleistung - den Leuten einzureden, DGG hätte die beste Aufnahmetechnik.....


    Ganz kurz zum Thema "Aufmachung"- einheitliche Serien etc. Wäre das nicht wirksam, so würde man nicht so viel Geld hineinstecken. Natürlich ist das kein ERSTES Kriterium für eine Kaufentscheidung. Aber wenn ich wählen kann zwischen einer guten Aufnahme mit einem "historisierenden" Cover, bzw einem Künstlerphoto ODER einem sogenannten "originellen Photo" dann wähle ich, bei annähernder Gleichwertigkeit der Aufnahme stets ersteres. Als abschreckendes Beispiel seien hier die Bach-Cantaten eines Labels genannt, wo auf jeder Aufnahme ein Mitglied irgendeiner ethnologischen Gruppe dargestellt ist, genannt. Hier sehe ich keine "Einstimmung auf Bach"


    Zitat

    Die Unterhaltungskonzerne überlegen sich aber, wie sie Klassik an jüngeres Publikum verkaufen kann, denn das alte stirbt ihnen unweigerlich weg. Sie verschwenden daher auch kaum einen Gedanken an alte Klassikkäufer, denn diese sind schon Kunden oder werden es ohnehin nicht mehr.

    Ich war mal Angestellter in einer Firma mit solchen Gedankengängen. Man vergraulte das alte Publikum und hoffte es durch junges ersetzen zu können. Der erste Teil des Plans funktionierte ganz vorzüglich.....
    Ich sagte damals bei meinem Weggang: "Viele der von Ihnen schon als zum Sterben verurteilten "Alten" wird Ihre Firma noch um Jahre überleben" - sinnlos zu sagen daß ich natürlich recht hatte - und sich meine Prophezeiung erfüllt hat.-- :hahahaha:


    Es gibt natürlich junge Leute die Klassische Musik schätzen. Aber der Prozentsatz ist gering, beginnt aber ab Mitte 30 vorsichtig anzusteigen. Nur wenige Feinschmecker und Weinkenner begannen ihre Karriere mit 15. Dennoch sind sie nicht ausgestorben...


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Andererseits ist Warner der jüngeren Zielgruppe bestens durch Filme bekannt. Im Unterschied zu Theophilus, dem ich mich ansonsten in seinen Ausführungen nur anschließen kann, meine ich schon, daß Warner in diesen Zielgruppen einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad hat als EMI.

    Und das sind genau die jungen Menschen, die in Zukunft den Klassikmarkt am Leben halten? :D

  • Coca Cola wäre undenkbar ohne den weißen, geschwungenen Schriftzug auf rotem Grund, oder ein Mercedes ohne den Stern (auch wenn man diese Symbole bisweilen modifiziert, sind sie als solche noch erkennbar).

    Hier haben wir zwei äußerst prägnante Beispiele: der Mercedes-Stern ist nicht verbesserungsfähig und weitgehend zeitlos (man modifiziert bzw. "modernisiert" ihn nur sehr diskret gelegentlich). Coca Cola hat den Uralt-Schriftzug, der völlig out ist aber von der ganzen Welt sofort erkannt wird. Daher wird er beibehalten, denn für die Firma stellt er kein Problem dar. Coca Cola dürfte der finanzkräftigste Werbeträger weltweit sein und sie pumpen Unmengen von Geld in die Werbung, die von A bis Z auf Jugend, Dynamik, Spass, Sport, Hip und weiß Gott noch alles setzt. Das heißt, um das antiquierte Firmenlogo herum wird der Konsument permanent mit aktuellen Werbebotschaften bombardiert, die das eigentliche Bild von Coca Cola produzieren und den alten Schriftzug weit überstrahlen. Ähnliches wäre mit Grammophon und Nipper völlig unmöglich - allein der Gedanke ist lachhaft.
    Aber wie eminent wichtig ein dauerhaft tragfähiges Logo ist, sieht man ja an den Automarken. Mercedes hat Glück mit seinem Stern, ähnliches gilt für die Abwandlung von Mitsubishi. Andere ältere Logos wie die BMW-Niere oder die Symbole von VW und Porsche sind schon leicht antiquiert, können aber immer noch mitgeführt werden. Man betrachte aber dagegen moderne Logos von Toyota, Mazda, Honda, Lexus, Infiniti, Citroen, Renault oder Chevrolet. Es gibt aber einen Hersteller, der noch immer mit einem Logo à la Coca Cola "gestraft" ist, nämlich Ford. Die sind höchst unglücklich damit, da der alte Schriftzug völlig falsche Signale aussendet. Sie haben schon viel Geld in die Suche nach einem neuen Logo gesteckt, aber bislang wurde nichts gefunden, was eine echte Verbesserung verspricht. Daher belassen sie es beim alten Logo und versuchen über die Werbung ihr Image moderner zu gestalten - sie haben aber wohl nicht annähernd das Werbebudget von Coca Cola. Aber vermutlich denken sie, es ist besser, ein altes aber sehr bekanntes Logo weiter zu pflegen, als den Weg von Fiat zu gehen, die ihr Logo fast im Jahrzehnterythmus ändern und dennoch nichts überzeugendes zustande bringen.



    Im Unterschied zu Theophilus, dem ich mich ansonsten in seinen Ausführungen nur anschließen kann, meine ich schon, daß Warner in diesen Zielgruppen einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad hat als EMI.

    Am Videosektor ohne Zweifel - fragt sich nur, ob das auf den Audiosektor übertragbar ist.



    Es gibt natürlich junge Leute die Klassische Musik schätzen. Aber der Prozentsatz ist gering, beginnt aber ab Mitte 30 vorsichtig anzusteigen. Nur wenige Feinschmecker und Weinkenner begannen ihre Karriere mit 15. Dennoch sind sie nicht ausgestorben...

    Der zweite Satz ist richtig, aber der erste widerspricht allen Erkenntnissen, die auch schon in diesem Forum zur Sprache kamen. Es ist schlicht und einfach falsch, dass es einen nennenswerten Prozentsatz von Musikhörern gibt, der erst in späterem Alter von irgendwo her zur Klassik wechselt. Du wiederkäust unbelehrbar deine falschen Ansichten. Entweder die Musikhörer kommen schon in relativ jungen Jahren mit Klassik in Berührung oder sie sind als potentielles Zielpublikum für Werbekampagnien irrelevant.


    :hello:

    Ciao


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  • Besonders hässlich war die Serie RED LINE


    Ausgerechnet diese Serie wird als erstes vom neuen Machthaber weitergeführt:

    Zitat

    Der rote Faden spinnt sich weiter:
    Neue Titel in der Serie RED LINE
    Als die Serie RED LINE aufgelegt wurde, hatten die Planer der Reihe vor allem eines im Sinn: dem Klassik-Freund oder –Entdecker einen Leitfaden durch die ungemein vielfältige und lustvolle Welt der Klassik an die Hand zu geben. Die fünf neuen Titel vereinen wieder viele Facetten der klassischen Musik – von Meisterwerken Mozarts und Schumanns in Referenz-Aufnahmen bis hin zu reizvollen Repertoire-Entdeckungen von Schubert und Soler.

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

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  • Es gab/gibt einen oder einige Teilnehmer im Forum, die sagten, dass sie tendenziell bewusst ältere Original-CDs statt Wiederveröffentlichungen kaufen. Ebenso gibt es LP-Sammler.


    Aber gibt es jemanden, der Aufnahmen in erster Linie nach Label kauft und dann auch noch danach, ob das Label eine möglichst leicht wiedererkennnbare Präsentation hat? Freiwillige vor!


    Man lasse sich mal die DG-Neuerscheinungen bei einem Anbieter anzeigen. Das Gelbetikett ist beinahe durchweg ähnlich winzig in die Ecke gerückt wie die EMI oder Warner Schriftzüge bei den oben gezeigten Boxen...
    Ich halte das auch für nachvollziehbar. Erstens sind CD-Cover zu klein, dass man ein Viertel mit einem riesigen gelben Schild verschwenden will, wenn man stattdessen Nebtrebko oder ein anderes Schnuckelchen abbilden kann. Zweitens sind CDs, wie schon wiederholt festgestellt wurde, eh ein Auslaufmodell. Es wird zwar noch lange welche geben, aber sie werden nicht mehr der hauptsächliche Vertriebsweg von Musikaufnahmen sein (im Populärbereich ist das schon jetzt der Fall).

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    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die kommerziell wichtigen Gründe für Fusion und Namenswahl bei Tonträger-Labels sind argumentativ begründet genannt worden. Wahrscheinlich ist in diesen Aussagen sogar viel vordergründig Richtiges. Aber laßt uns wertkonservativen traditionell orientierten "Vergangenheitsträumern" doch wenigstens ein wenig Nostalgie. Die EMI brachte vor nicht allzu langer Zeit die berühmten Opernquerschnitte neu heraus. Zusätzlich zu mit graphischen Symbolen neu gestalteten Covers wurden auch die alten Sujets abgebildet. Welch ein Unterschied zum einen zeichnerisch - gestalterische Belanglosigkeit zum anderen animierende real-historische Bilddarstellung, oft unter Bezug auf ehemalige Bühnenbilder. Bei mir spielt auch die visuelle Anmutung bei jeder Kaufentscheidung eine Rolle. Wenn die Youngster in den Marketingabteilungen erleben, dass die rational-technokratische Ausrichtung der Absatzstrategie auch nicht die geplanten Ergebnisse bringt, dann könnten und werden Nipper und Co und emotional animierende Konzeptionen basierend auf den Werten, die Musik und Oper weitgehend repräsentieren, Auferstehung feiern.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Zweitens sind CDs, wie schon wiederholt festgestellt wurde, eh ein Auslaufmodell. Es wird zwar noch lange welche geben, aber sie werden nicht mehr der hauptsächliche Vertriebsweg von Musikaufnahmen sein


    Meist ist das, was "wiederholt festgestellt" wird das Wunschdenken der Konzernherrn. Ich erinnere hier an die SADC, die man um (umgerechnet) 33-35 Euro verkaufen wollte, ich erinnere mich an 5 Kanal Ton, ich erinnere mich an Kopierschutz auf EMI Klassik - CDs.
    All das haben wir zu Fall gebracht. DESHALB wird es - wie schon richtig bemerkt, die CD noch ein paar Jahre geben. Die Tinträgerindustrie kann sich nämlich nicht leisten auf 10 oder mehr Prozent des Umsatzes zu verzichten. Die EMI, Virgin, Telefunken, Philips, Teldec und zahlreiche Ungenannte - sie könnten ein Lied davon singen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema:


    Aber gibt es jemanden, der Aufnahmen in erster Linie nach Label kauft und dann auch noch danach, ob das Label eine möglichst leicht wiedererkennnbare Präsentation hat? Freiwillige vor!


    In ERSTER Linie kaufe ich heute nicht nach Label - aber es spielt doch noch - vor allem bei älteren Aufnahmen eine gewisse Rolle.
    Um 1960/70 - das ist die Zeit wo mir noch einige bedeutende Aufnahmen i, Archiv fehlen - konnte man nämlich die Labels auch durch den Klang ihrer Aufnahmen unterscheiden - zumindest die meisten. Billiglabel hatten oft nicht das entsprechende technische Equipment - italienische Label wenig Interesse an ausgefeilter Aufnahmetechnik etc etc....


    Zudem konnte man darauf bauen, daß bestimmte Labels stets den Finger am Puls der Zeit hatten und diejenigen Künstler verpflichteten deren Ruhm auch Jahrzehnte nach ihrem Ableben nachhallte. Eintagsfliegen, deren Archivwert schon bald nach Erscheinen gegen null tendierte waren eher die Ausnahme.


    Die Übernahme der EMI dürfte sich - momentan betrachtet - eher als Segen, denn als Fluch erweisen.
    Das Traditionslabel ERATO wurde wiederbelebt und einerseits durch Aufnahmen aus dem Virgin Katalog ergänzt - andrerseits durch NEUAUFNAHMEN bereichert.


    Andrerseits wurden viele Aufnahmen der EMI neu aufgelegt und zum Teil preiswerter als BISHER auf den Markt gebracht.
    Wer will schon etwas, das er soeben teuer erworben hat in den Archiven verschimmeln lassen ?


    Amerkung zu RED Line Serie:
    Sie strahlt zwar in Bezug auf die Wahl ihre Coverbilder immer noch ein gewisses Maß an Beliebigkeit aus - um zu zeigen "Ich bin ein BILLIGPRODUKT" - aber gemessen an der hässlichen EMI-Aufmachung - ist das geradezu eine Augenweide.


    Inhaltlich: Bei RED LINE landeten - anders als beim Konkurrenzprodukt - "Eloquence" nicht vorzugsweise ältere Aufnahmen erster Güte - sondern auch neueres - das auf Grund schlechter Verkaufszahlen schnell in den Budget-Bereich verfrachtet wurde - also DEFINITIV Aufnahmen "zweiter Wahl" - Gemessen an manchen heutigen Neuaufnahmen waren aber auch darunter wirkliche "akustische Sternstunden" dabei....


    Nun sind die Karten neu gemischt - der Name Bleibt - die Auswahl trifft ein anderes Team.....


    Dem Namen EMI weine ich keine Träne nach - eher den Labeln die einst dieser Firma gehörten:
    "HIS MASTERS VOICE" - "COLUMBIA" - "ELECTROLA" - "ODEON"


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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