Beethovens Klavierkonzerte - Die bedeutendsten Pianisten der Vergangenheit

  • Quasi als Ergänzung zum gleichnamigen Thread über Mozarts Klavierkonzerte und ihre Interpreten der Vergangenheit starte ich diesen hier in Sachen Beethoven. Wir können hier in Erinnerungen schwelgen und jüngeren Mitlesern Aufnahmen der Vergangenheit empfehlen. Bei Interesse an diesem Thread folgt eventuell ein weiterer, der die gleichen Werke , diesmal aber von derzeit aktiven und aktuellen Pianisten gespielt vorstellt. Als Vergangenheit im Sinne des Threads gelten nicht nur verstorbene, sondern auch lebende aber inaktive Pianisten, ferner Schellackplatten als auch "edles Mono" und Stereo...
    Meinen persönlichen Senf werde ich heute am frühen Abend dazugeben....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo,


    da gefällt mir kempff gut, ich besitze die box seit 2008 :


    noch besser finde ich die kombination rubinstein/barenboim - was dieser begnadete alte herr in dem alter konnte - für mich unfassbar. die habe ich erst dieses jahr ( gebraucht - sehr günstig) gekauft - daran ist william "schuld" - seine wunderbaren rezensionen ( da kann ich nicht mithalten ) findet man hier leicht bei den einzelnen konzerten......



    gruss


    kalli

  • Wilhelm Kempffs Interpretationen der Klavierkonzerte (ich besitze derzeit nur die Nr 4 und 5) waren sensibel und von Intellekt durchdrungen, eher lyrisch als pathetisch. Er verzichtete zugunsten von gewollter künstlerischer Aussage auch auf vordergründige Virtuosität.
    Im Falle des Klavierkonzerts Nr. 5 spielt er eigene Kadenzen - in der Überzeugung, dies sei er seiner Zeit schuldig. Diese Kadenzen gelten heute als "antiquiert", "romantisch" oder "eigenwillig" - je nach Standpunkt wird das belächelt oder bewundert - ich zähle zu den Vertretern der zweiten Gruppe. Kempff hat - im erlaubten, ja sogar erwünschten Rahmen - dieser Aufnahme seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Die damalige Crew - Kempff, Ferdinand Leitner und Berliner Philharmoniker war derart perfekt, daß sie die Einspielung der beiden Konzerten - entgegen dem damaligen Trend der Zeit (ca 1962) - in nur zwei Aufnahmetagen schaffte....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dann nenne ich mal meine jetzige Lieblingseinspielung vergangener Tage:


    Claudio Arrau, Piano
    Staatskapelle Dresden, Sir Colin Davis


    Zwar bin ich mit der Einspielung BPO Leitner/Wilhelm Kempf groß geworden, die mir auch immer noch sehr gut gefällt.


    Inzwischen ist das meine Lieblingseinspielung geworden – eine mäjestätische Interpretation und wunderbarer Klang im halt etwas langsameren, altersmilden Tempo … :thumbsup:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Nocheinmal



    Diese Box gab es vor einigen Tagen recht günstig beim Urwaldfluß und ich konnte nicht wiederstehen! - Mein erster Eindruck, dass Wilhelm Kempff ausgesprochen gradlinig musiziert. Nichts wirkt übertrieben oder gar affektiert/manieriert. Leider bin ich kein Experte des Klavierspiels, aber z.B. mir scheint mir, Kempff kommt mit außerordentlich wenig Pedaleinsatz aus!? Die Berliner Philharmoniker unter Leitner tun es ihm gleich, wenn auch der Orchesterklang bisweilen im Vergleich zum Flügel etwas dunkel erscheint (Abmischung oder mein Ohr?). - Alles in allem sicher eine Referenz bzgl. Einfachheit und Klarheit der Interpretation!


    p.s. Übrigens, sofern die Angaben im Beiheft richtig sind, stammt in jedem der Konzerte außer im 5ten mindestens eine Kadenz von Kempff.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zitat

    Übrigens, sofern die Angaben im Beiheft richtig sind, stammt in jedem der Konzerte außer im 5ten mindestens eine Kadenz von Kempff.


    Sie sind sicher richtig .-Dadurch wurde die Aufnahme berühmt - oder anders gesehen auch berüchtigt. Kempff hatte eine dezidierte Vorstellung davon wie Beethoven zu spielen sei. Man sieht ja heute immer nur die Bilder eines greisen Mannes und verbindet damit gewisse Vorstellung, Ich erinnere mich jedoch an ein Interview mit Kempff, als er etwa 55 oder 60 war (in schwarz weiß gefilmt), wo er erklärte, man müsse Beethoven "heute" "zeitgemäß" spielen, man könne ihn micht mehr spielen wie vor 50 Jahren.....


    Das wirkte sich natürlich auch auf seine Einstellung zu Kadenzen aus.


    @ Maurice
    Claudio Arrau konnte ich noch persönlich im Wiener Musikverein erleben.....
    Die von Dir gelobt Einspielung ist nicht nur von der Altermilde von Arrau gezeichnet, sondern auch von den generell langsamen Tempi von Colin Davies , dem Dirigenten dieser Aufnahme. Aber generell pflichte ich der positiven Bewertung dieser Aufnahme bei...




    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Neben den hier schon genannten, auch der hier genannten letzten Einspielung von Arthur Rubinstein unter Daniel Barenboim möchte ich auch die hier von mir schon besprochene mittlere Einspielung Rubinsteins unter Erich Leinsdorf nennen (siehe Einzelthreads der 5 KK) und die obige Friedrich Guldas unter Horst Stein, die ich in ihrer Frische, ihrem Schwung und ihrer Souveränität unbedingt als hier hin gehörig sehe.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Bei Wilheml Kempff ziehe ich die älter mono-Einspielumng der Kalvierkonzert vor. Dirigent war Paul van Kempen, und die Aufnahmen entstanden um 1952 herum.


    Die eigenen Kadenzen von Kempff sind so eine Sache für sich. Gerade bei KK4 warte ich ma Ende des ersten Satzes immer auf die Beethovenkadenz, die ich vom Aufbau schlichtweg begeisternd finde. Dieser Malus - wenn man es denn so nennen will - steht über beiden Kempff-GA's, die in der Summe allerdings ganz vorzüglich sind. Mir gefällt allerdings sein ewiger Beehoven-Antipode Wilhelm Backhaus besser.
    Ich erinnere hier jetzt an die stereo aufgenommene GA unter Hans Schmidt-Isserstedt und mag daran die ruhigen Tempi, das Demütige im Spiel von Backhaus.


    Aus meriner Wertschätzung für die Pianistin Elly Ney habe ich noch nie einen Hehl gemacht und nenne diese Box hier mit ihren späten Aufnahmen. Bei den Konzerten dirgiert ihr (Ex?-) Mann Wilhelm van Hoogstraaten.


    Das besonder bei der Ney ist der sehr im 19.Jahrhundert verwurzelten Pathos, der interessanterweise bei dem gleichaltrigen Backhaus überhaupt nicht zu finden ist.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.


  • Die von Schnewittchen gestern vorgestellte 3CD-Box von Brilliant hat leider keine Tonbeispiele. Ich bin in solchen Fällen immer skeptisch - der Tonqualität wegen - und noch dazu, wo es sich um Mitschnitte für den russischen Rundfunk handelt. Aber es gibt eine weitere Box - ebenfalls von Brilliant - wo die selben Aufnahmen enthalten sind - und einige Beethoven-Klaviersonaten (ebenfalls live) auf weiteren 3 CDs. Hier sind Soundsamples vorhanden. Die Tonqualität ist zumindest besser als ich befürchtet habe - stellenweise aber von einer frappierenden Live-Atmosphäre, wo die "Pranke" des Giganten ungebremster und beeindruckender rüberkommt als bei den mir bisher bekannten Studioaufnahmen. Auf das rechte Cover klicken und reinhören......


    mfg aus Wien
    Alfred


    PS: Ich besitze die Aufnahme noch nicht, kann also nur meine Eindrücke , die mir die Samples übermitteln schildern....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Thomas Pape: Mir gefällt allerdings sein ewiger Beehoven-Antipode Wilhemlm Backhaus besser. Ich erinnere hier jetzt an die stero aufgenommene GA unter Hans Schmidt-Isserstedt und mag daran die ruhigen Tempi, das Demütige im Spiel von Backhaus.

    Hallo Thomas,


    Dein Plädoyer für die WILHELM BACKHAUS-Interpretation mit den WIENER PHILHARMONIKERN unter HANS SCHMIDT-ISSERSTEDT und die dafür verwendeten Attribute, insbesondere "Das Demütge" im Spiel von Backhaus, könnte genauso aus meiner Feder stammen! Besonders die Einspielungen der Konzerte Nr. 1, 2 u. 3 haben es mir angetan und sind für mich fast konkurrenzlos, einmal abgesehen vom Klavierkonzert Nr. 1, das ich genauso gern von einem anderen Pianisten ähnlich alter Schule und Vertreter der Werktreue und

    Selbstbescheidenheit höre, nämlich mit FRIEDRICH WÜHRER, dessen Spiel im Verein mit dem PRO MUSICA SYMPHONIE ORCHESTER WIEN unter HANS SWAROWSKY mich ebenso für sich einnimmt. Im 1. Satz nimmt WÜHRER das Tempo etwas langsamer als BACKHAUS.

    Auch für das Klavierkonzert Nr. 3 lege ich mir gerne eine nicht minder bestechende Interpretation auf, nämlich die mit der unvergeßlichen ANNIE FISCHER und dem BAYERISCHEN STAATSORECHSTER unter FERENC FRICSAY - ebenfalls ein Spiel der Sachlichkeit, Strenge, Transparenz, aber auch zupackend. ANNIE FISCHER nimmt den 1. Satz etwas schneller als BACKHAUS, dafür das Largo etwas langsamer. Am Ende ist die Spielzeit des Konzertes aber fast auf die Sekunde die gleiche.



    Die Klavierkonzerte Nr. 4 und 5 vertraue ich dann gerne den Händen des Klavier-Titans EMIL GILELS an, dem mit dem PHILHARMONIA ORCHESTRA unter LEOPOLD LUDWIG ganz sicher eine referenzwürdige Einspielung gelungen ist.

    Gruß
    wok

  • ,
    Glenn Gould spielte die 5 Klavierkonzerte Beethovens in dieser Box mit 3 verschiedenen Orchestern und 3 verschiedenen Dirigenten ein. Die LP-Box von CBS war eine meiner ersten LP-Boxen, die ich mir vor einigen Jahrzehten kaufte, später folgte dann die entsprechende CD-Ausgabe. Das 5.Klavierkonzert mit Glenn Gould ist überhaupt die Aufnahme, auf die ich nicht verzichten könnte, weil sie mich aus jeglicher depressiven Verstimmung herausholt, sie ist Medizin für die Seele.

    mfG
    Michael

  • @ Thomas Pape Beitrag Nr 9 - Backhaus-Isserstedt


    Die Backhaus Isserstedt-Aufnahme der Beethoven Klavierkonzerte zählt zu meinen ersten dieser Werke, lediglich eine Kempff Platte (Stereo) war noch vorher. Die erste Platte dieser Serie in meiner war das Klavierkonzert Nr 5, welches ich noch zum Vollpreis kaufte. Kurz darauf wanderten die Aufnahmen in die Serie "Aspekte" die - für damalige Verhältnisse - doch erheblich billiger war.
    Als ich meine Vinylsammlung aufliess gingen natürlich auch diese Platten verloren. Den erneuten Kauf auf CD habe ich lange verschoben. Vor einigen Monaten war es dann soweit- ich habe die in Beitrag 9 abgebildete Einspielung bei jpc nachgekauft.
    Gerade zur rechten Zeit. Denn heute ist die Aufnahme zumindest bei jpc nicht mehr erhältlich....
    Trotz des relativ hohen Grundrauschens zählt diese Einspielung bis heute zu meinen Lieblingsaufnahmen, die ich keinesfalls in meiner Sammlung missen möchte..


    Zu Elly Ney: Auch ich habe Aufnahmen von ihr, beispielsweise das hier abgebildete Klavierkonzert Nr 5. Das Pathetische halte ich für keine Zeiterscheinung, sondern für eine ganz persönliche Attitüde der Künstlerin.
    Die Brockhaus Enzyklopädie 19. Auflage schreibt beispielsweise über sie :

    Zitat

    ...studierte u.a. bei T. Leschetizky und E. von Sauer und galt als eigenwillige Beethoven-Interpretin....


    Aber natürlich macht gerade das den Reiz ihres Spiel aus, das sehr persönlich ist...


    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 247

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !







  • Die Beethoven-Klavierkonzerte spielten eine geradezu tragische Rolle in ABMs Lebensgeschichte. Wegen einer geplatzten Aufnahme und Vertragsverpflichtung in Italien in den 60igern wurde er gepfändet: Seine Frau Guiliana mußte ihr geerbtes Haus verkaufen und sämtliche Konzerte in Italien wurden im voraus (!) verpfändet - deswegen trat er in Italien nicht mehr auf, nur noch im Vatikan, dies war ja "Ausland" und fiel nicht unter den Gerichtsbeschluß. Wegen dieser Geschichte und der daraus folgenden lebenslangen Konzert-Abstinenz in Italien wurde ihm ein angeblicher "Haß" auf die Italiener angedichtet - was natürlich alles unwahr ist.


    ABMs Aufnahmen sind wahrlich olympische Gipfel großen Klavierspiels. Am häufigsten hat er wohl das 5. Klavierkonzert gespielt, davon existieren unzählige Mitschnitte, u.a. mit Celibidache. Der kurioseste ist wohl der Vatikan-Rundfunkmitschnitt, wo kurz vor der Schlußkoda der Blitz einschlägt (man muß sich das mal vorstellen, ausgerechnet im Vatikan solch eine Himmelsbotschaft!). Man hört die Spannung im Mikrophon knistern und anschließend den grollenden Donner. ABM wartet, bis er sich verzogen hat und dann beginnt er mit dem furiosen Feuerwerk zum Schluß. Sein Spiel beim 5. Konzert ist klassisch klar und entschlackt, makellos und geradlinig, virtuos zupackend und frisch - ein Wunder an Ausbalanciertheit und Tonschönheit, dazu ein Beispiel für ABMs Uneitelkeit und Notentexttreue. Exemplarisch und zeitlos gültig.


    Die DGG plante die Aufnahme aller 5 Klavierkonzerte mit Carlos Kleiber. Dann passierte diese unglaubliche Geschichte bei der Probe zum 4. Klavierkonzert - die Aufnahme kam nicht zustande und damit das ganze Projekt nicht. Mehrere Geschichten kursierten, u.a. die, daß ABM die Zusammenarbeit abgebrochen hätte, als er Kleibers Partitur mit roten Markierungen gesehen hätte. Alles nicht wahr! Nach ABMs Tod stellte Kleiber die Dinge richtig: ABM kannte die Orchesterpartitur in allen Details. Kleiber machte einfach einen Fehler, warauf ihn ABM bei der Probe aufmerksam machte mit Blick in die Partitur. Darauf brach Kleiber - ein Genie ohne Selbstvertrauen, mit einem großen Vaterkomplex - die Zusammenarbeit ab. Er konnte das nicht verkraften.


    Vom Klavierkonzert Nr. 4 gibt es einen einzigen Mitschnitt - merkwürdiger Weise stritt ABM bei dieser Aufnahme die Autorenschaft ab: Belgrad Philharmonic Orchestra, Z. Zdravkovic, Belgrad 1974. (Davon habe ich nur eine CD-R - die CD schon seit langem vergriffen.) Die Aufnahme ist schlicht mirakulös: Jeden romantischen Mystizismus vermeidend ist sie von einer göttlich-spielerischen Leichtigkeit im ersten Satz, transzendental ohne jeden "Weihrauch" - zur eidetischen Klarheit kommt eine betörende Versenkung in das Schöne, er wirkt in diesem Mitschnitt unglaublich gelöst und frei von Zwängen. Pianistisch ist das atemberaubend - die Kadenzen einmal mehr ein Ereignis.


    Mit seinem Freund Carlo Maria Guilini - der ihn wahrlich vorzüglich begleitet - reichte es leider nur zu Aufnahmen der Konzerte Nr. 1, 3 und 5 - beim 4. Konzert haben sie wohl die Zusammenarbeit abgebrochen wegen künstlerischer Differenzen. Die Aufnahmen sind Live-Mitschnitte aus Wien, die auch mit der Kamera aufgenommen wurden. Unverständlicher Weise hat die DGG diese bislang nicht auf DVD veröffentlicht. Das 1. Konzert ist meine unangefochtene Nr. 1 unter den vielen vorzüglichen Aufnahmen, die ich besitze: Beethoven tritt endgültig aus dem Schatten Mozarts heraus. Das ist zupackend gespielt mit einer elektrisierenden Spannung, ungemein plastisch und prägnant und mit Formungen des Tons, die ihresgleichen suchen. Da stimmt einfach alles. Die Kadenz ist wahrlich atemberaubend, so mancher großer Kollege wirkt dagegen behäbig. Man bekommt eine Gänsehaut! Auch das 3. Konzert wird von niemand anderem übertroffen - eine ebenfalls singuläre Aufnahme. Ein absolutes "Muß" für jede Sammlung!


    Vom 2. Klavierkonzert gibt es keinen Mitschnitt. Er hat es wohl nie - öffentlich - gespielt, wie es aussieht.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Die Tonqualität ist zumindest besser als ich befürchtet habe - stellenweise aber von einer frappierenden Live-Atmosphäre, wo die "Pranke" des Giganten ungebremster und beeindruckender rüberkommt als bei den mir bisher bekannten Studioaufnahmen.


    *** Die wichtigen grossen GA mit Gilels/Szell (EMI) und die Mit Gilels/Masur (Brillant) hat Schneewittchen bereits genannt. :thumbup: Und was Alfred hier schon durch das "Reinhören in Sampels" aufgefallen ist, kann ich nur bestätigen. Trotz aller Vorbehalte die russische Aufnahmetechnik betreffend, die in den entsprechenden Beethoven-KK-Threads bereits zahlreich bei Tamino gemacht wurden, sind das ganz grosse Interpretationen. Das Klavier ist aber auch dort klangtechnisch sehr präsent aufgenommen; nur das Orchester klingt leider nicht so detailreich, was man dann gleich Masur anlastete. Trotzdem - eine grosse GA, die auch gleich einen ganze Reihe Beethoven-Sonaten (auch vom feinsten) mitliefer und total preiswert zu haben ist ! :angel: Ich möchte nicht mehr darauf verzichten.


    *** Eine weitere grosse Aufnahme hat Schneewittchen in Beitrag 12 mit Gould/Golschmann + Bernstein (SONY) ... aber nur die KK Nr. 1-4. Da möchte ich aber für mich persönlich die Aufnahme des KK Nr.5 unter Stokowksy herausnehmen (so sehr diese auch für Schneewittchen "Medizin für die Seele" sein mag). Wenn eine Dirigent aus der Laune heraus sagt "Dann machen wir es heute mal langsam", dann ist dass für mich am Willen des Komponisten vorbei. Mir gefällt diese langsame Int gar nicht.


    Aber damit sind wir beim Thema Bernstein:
    In der Gould-GA zeigt Bernstein bei den KK Nr. 2 - 4 auch im Orchesterpart ein mustergültiges Zusammenspiel - Beethovens Orchesterpart spannend mit Hochgenuss !
    Aus diesem Grunde habe ich mir auch als wichtige Ergänzung zu den SONY-Gould-Aufnahmen die CD mit den KK Nr.3 und 5 mit Rudolf Serkin (SONY) gekauft.


    Bernstein / Zimerman (DG):
    Dieses begeisterungswürdige Orchesterspiel (keine blose Begleitung) bei den Beethoven-KK zeigt Bernstein auch in seiner späten Beethoven-KK-GA mit den Wiener PH mit Krystian Zimerman, die er leider nicht mehr vollenden konnte. Es konnten mit Bernstein als Dirigent nur die KK Nr. 3 - 5 aufgenommen werden. Die KK Nr.1 und 2 bestreitet Zimerman alleine ... und man merkt wie sehr Bernstein da fehlt !
    :angel: Aber insgesamt eine grosse KK-GA, die in diesem Thread keines falls fehlen darf.


    Ich besitze die DVD-Version, die auch Klangtechnisch im DTS 5.1 allererst Sahne ist. :thumbsup: Mit Bild und dem Luxussound ein fantastisches Konzerterlebnis zu Hause.



    DG, 09/1989 (KK1-3), 12/1991 (1-2), DTS 5.1

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Sagitt meint:


    Man sollte Rudolf Serkin nicht vergessen. Ein großer Beethovenspieler.


    Heute hörte ich seine Version des 4ten Konzerts mit Mitropoulos, aus dem Jahre 1950.Bei audite erschienen, leider von grauenhafter Tonqualität. Serkin aber, wie so häufig bei Beethoven, mit ausufernder Leidenschaft.

  • Wenn man sich etwas intensiver mit Beethovens Klavierwerk beschäftigt und Vergleichsinterpretationen möchte, kommt man an Friedrich Gulda nicht vorbei.
    Und die hier vorgestellte Ausgabe ist immer noch preislich akzeptabel, hat man doch alle Klavierkonzerte und dazu noch die Sonaten in einer Box.



    Mit freundlichen Grüßen


    :hello:


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Vorerst möchte ich noch eine Aufnahme mit Referenzcharakter anhängen, die es aber derzeit leider kaum geben dürfte. Eine Veröffentlichung des Labels "Urania" (Wiederverwertung einer nicht mehr Copyright- geschützten Aufnahme)wird als MONO deklariert. Wie dem auch sei - die ORIGINALE DECCA Aufnahme war jedenfalls STEREO, wenngleich sie relativ stark mit Rauschen behaftet war. Das ist aber auch schon der einzige Schwachpunkt dieser legendären Aufnahme, die am Europäischen Markt die Alternative zur Kempff/Leitner Aufnahme war.


    Der Klassikeinsteiger, der sich hier Rat erwartet mag einigermaßen verwirrt sein über die vielen Alternativen, die hier genannt werden, aber das liegt einerseits daran, daß die Aufnahmen teilweise aus verschiedenen Zeiten stammen , zum anderen, daß es eben sehr viele gute Aufnahmen gab.
    Manche der genannten Aufnahmen stellen zwar ein Stück Schallplattengeschichte dar - sind aber nicht unbedingt "mehrheitsfähig"
    Es wäre verlockend, darüber zu diskutieren - aber ich fürchte, daß dies in einen Streit der Teilnehmer untereinander ausarten könnte....



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die von dir gezeigte Aufnahme, lieber Alfred, habe ich Ende Mai auf dem Marketplace am großen Urwaldfluss günstig erworben, sozusagen in letzter Sekunde. Da ich sie aber wegen anderer Hörprojekte noch nicht gehört habe, wollte ich sie hier nicht blind empfehlen, werde aber bald dazu kommen und dann meine Höreindrücke in den entsprechenden Threads schildern.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Manche der genannten Aufnahmen stellen zwar ein Stück Schallplattengeschichte dar - sind aber nicht unbedingt "mehrheitsfähig"
    Es wäre verlockend, darüber zu diskutieren - aber ich fürchte, daß dies in einen Streit der Teilnehmer untereinander ausarten könnte....


    Es muss darüber kein Streit ausarten.
    Aber die in Beitrag 2 zuerst favorisierte Kempf/Leitner-GA (DG) wurde von meinen Klavierlehrer (Familienmitglied) auch favorisiert. Ich hatte damals die DG-LP-Box zum Vergleich zur Verfügung. Bereits im Vergleich zu Brendel/Haitink (Philips), die damals auf LP meine Favorit war, ist mir folgendes aufgefallen, dass ich heute noch nachdrücklicher empfinde: Mir ist sie (Kempf) eindeutlig zu altbacken/altmodisch. :stumm:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Mir ist sie (Kempf) eindeutlig zu altbacken/altmodisch.


    Das Gefühl habe ich eigentlich nie. Kempff ist eben Kempff - und seine unerhörte Musikalität finde ich immer wieder beglückend. Das ist einfach wunderschönes Klavierspiel. :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Kempff sah sich durchaus als modernen Interpreten an - und als intellektuellen - was er in der Tat auch war.
    Vielleicht hat er den Fehler gemacht, zu lange zu spielen, sodaß man ihn als zerbrechlichen alten Herrn mit technischen Defiziten in Erinnerung behielt, zudem liegt sein tendenziell weicher und wenig aggressiver Interpretationsansatz nicht jedem, wirkt heute auf manchen doch unmodern. Im Gegensatz dazu dürfte dereit eine Generation fon Hörern hernawachsen, die wieder Gefallen an solcher Lesart findet, eine Kempff Renaissance gewissermaßen....
    Mir ging es zumindest so. Einige Zeit glaubte ich die Ära Kempff für mich persönlich überwunden. Er hatte zu wenig "Biß" und wirkte gemessan an so manchem Pianisten der Gegenwart ein wenig kontrastarm - auf höchster Ebene - versteht sich.
    Inzwischen meine ich zu wissen, daß gerade diese Lesart den besonderen Reiz von Kempffs Klavierspiel ausmacht . zumindest für mich, und ich habe in den letzten 2 jahren zahlreiche Aufnahmen mit ihm gekauft.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Dr. Holger Kaletha: Kempff ist eben Kempff - und seine unerhörte Musikalität finde ich immer wieder beglückend.

    Ich kann mich kaum an einen Pianisten erinnern, der dem Klavier einen darart singenden Ton entlocken konnte wie Wilhelm Kempff.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).