Beste Fugen

  • Wenn es eine Musikgattung gibt, die ich besonders bevorzuge, so ist das die Fuge, vor allem die Fuge, wie sie im Barock komponiert wurde.


    Nun gibt es viele Fugen, aber welche sind besonders gelungen?


    Zur Einführung möchte ich drei aus meiner Sicht besonders gute Fugen vorstellen, sie sind aus den Concerto a cinque op. 5 von Tommaso Albinoni und wurden eingespielt vom Berlin Chamber Orchestra mit Pina Carmirelli an der Violine.


    http://www.youtube.com/watch?v=dSNnkL3hs5k


    Die Fugen beginnen nach 16:07 Minuten (Nr. 3), 21:45 Minuten (Nr. 4) und 29:15 Minuten (Nr.5)


    Auch die anderen Fugen dieses Meisterwerks sind hörenswert, z. B. die Fuge zu Nr. 6 ab 35:33 Minuten, aber es interessiert mich, was Ihr von den weiter oben genannten drei Fugen haltet, sowie, welche Ihr von all den Fugen aus dem gesamten Musikkosmos besonders gut findet.

  • Das ist wirklich schöne Musik, aber strenge Fugen sehen anders aus - streng im Sinne von dem von uns gemeinsam verehrten J.S. Bach. Die drei Albinoni-Fugen sind im Grunde nichts anderes als fugierte Einsätze, welche sofort vom konzertanten Geschehen abgelöst werden. Solche "Interludien" gibt es auch in Bachs Fugen, nur sind sie eben nur episodisch. So langweilig es klingen mag, aber außer Bach hat keiner Fugen geschrieben, die mich wirklich zufiredenstellen (mit der Ausnahme von Mozart mit "Adagio und Fuge" KV 546) - auch Händel und Mendelssohn nicht. Entweder es handelt sich um "Achtung Leute, bedecket euer Antlitz, denn hier kommt eine Fuge!"-Fuge, oder es handelt sich um solche "Mogel"-Fugen.


    Aber schöne und inspirierte Musik - habe ich noch nicht in der Sammlung!

  • Hallo m-mueller,


    ich kann mich nicht entscheiden, welche der 3 Fugen mich emotional mehr berührt, aber die aus Nr. 5 ist für mich die kunstvollste.


    Deine letzte Frage zu beantworten fällt mir schwer, auch deshalb, weil ich meine, eine Fuge ist mehr Satztechnik (die unterschiedlich streng gehandhabt wir) denn Musikgattung.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Deine letzte Frage zu beantworten fällt mir schwer, auch deshalb, weil ich meine, eine Fuge ist mehr Satztechnik (die unterschiedlich streng gehandhabt wir) denn Musikgattung.


    Das ist ein sehr richtiger und wichtiger Punkt. Aber man kann natürlich trotzdem Stücke aufzählen, die fugiert geschrieben sind und die man schätzt.
    Es gibt auch bei Bach, Händel u.a. die Kombination von Fuge und Konzertsatz wie in den Albinoni-Beispielen, zB Finale des 4. Brandenburgischen Konzerts. Und natürlich die fugierten Abschnitte französischer Ouverturen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Blockflöten und Fugen?! Die spinnen, könnte man meinen. Das Amsterdam Loeki Stardust Quartet hat auf seiner SACD "Fugue Around the Clock" Bearbeitungen und Originalwerke mit Fugen eingespielt. Durchaus kurzweilig und nicht akademisch trocken ist die Sammlung mit Fugen von Scheidt, Muffat, Händel, Palestrina, Schubert, J.S. Bach, Schumann, Brahms, Mendelssohn, C.P.E. Bach, Julien, Corelli, Pohlit, Schostakowitsch und einem Anonymus. Das Werk von Pohlit greift die ursprüngliche Wortbedeutung der Fuge auf: Es wird eine Flucht dargestellt. Eine meiner liebsten CDs mit Fugen in meiner Sammlung.


    Dann gibt es noch diesen nicht erreichten Höhepunkt der Fugenliteratur, den dieses Blockflöten-Ensemble auf CD herausgebracht hat:
    Johann Sebastian Bach, Kunst der Fuge BWV 1080.
    Für mich ist es ein besonderer Genuss, dem Stimmengeflecht der Blockflöten zu folgen. Der Klang kommt dem einer Orgel recht nahe.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Das ist wirklich schöne Musik, aber strenge Fugen sehen anders aus - streng im Sinne von dem von uns gemeinsam verehrten J.S. Bach. Die drei Albinoni-Fugen sind im Grunde nichts anderes als fugierte Einsätze, welche sofort vom konzertanten Geschehen abgelöst werden. Solche "Interludien" gibt es auch in Bachs Fugen, nur sind sie eben nur episodisch. So langweilig es klingen mag, aber außer Bach hat keiner Fugen geschrieben, die mich wirklich zufiredenstellen (mit der Ausnahme von Mozart mit "Adagio und Fuge" KV 546) - auch Händel und Mendelssohn nicht. Entweder es handelt sich um "Achtung Leute, bedecket euer Antlitz, denn hier kommt eine Fuge!"-Fuge, oder es handelt sich um solche "Mogel"-Fugen.


    Aber schöne und inspirierte Musik - habe ich noch nicht in der Sammlung!


    Es freut mich, daß Dir der Albinoni gefällt!!


    Anscheinend lege ich nicht ganz so viel Wert darauf, wie "streng" eine Fuge ist (KV 546 hört sich z.B. ja nun besonders streng an - aber auch ein klein wenig "angestrengt"), mir ist auch nicht so ganz klar, wie man den Strengegrad einer Fuge mißt.


    Auf meine Beurteilung der Qualität der Musik hat es anscheinend keinen Einfluß (ein Kriterium, das man nicht explizit zu nennen versteht, könnte man ja schließlich immer noch "erfühlen"), aber ich kann kompositionstechnisch wenig Unterschied feststellen zwischen z.B. den Albinoni-Fugen und der Fuge aus BWV 538: Themen werden vorgestellt, wiederholen sich in unterschiedlichen Tonhöhen, werden variiert und verwoben und zu einem "Klangteppich" besonderer Art verknüpft. Meinen Ohren erscheint der eine Klangteppich im Prinzip so attraktiv wie der andere.


    Nun mache ich mich möglicherweise der Häresie schuldig, romanische und gotische Bögen als gleich zu erklären, weil sie ja beide schließlich aus Stein seien. Ich bitte also diesbezüglich ergebenst um Erleuchtung (ob sie mich dann interessiert und ich zukünftig romanisch und gotisch "streng" auseinanderhalte, wenn ich die Unterschiede denn selbst in der Lage bin zu erkennen, möchte ich allerdings zunächst offen lassen).


    Die Unterscheidung zwischen "Kategorie" und "Satz" ist sicherlich klarer, wenn auch hier vielleicht nicht sonderlich substantiell.


    Daher zurück zu den besonders schönen Fugen.


    Bachs Fugen würde ich mal als "low hanging fruits" bezeichnen, also das, was einem zuerst in den Sinn kommt, deshalb würde ich Bach gern noch eine Weile außen vor lassen.


    Meines Erachtens hat auch Händel großartige Fugen geschrieben, hier eine aus den Chandos Anthems


    http://www.youtube.com/watch?v…s&list=PLDB20B453AE012E04 (01, ab 1:03 min)


    Einige andere der Chandos-Vorspiele sind noch schöner und "fugiger", aber anscheinend nicht auf YouTube, aber die hier vorgestellt gefällt mir auch sehr gut.


    Könnt ihr mitgehen?

  • Meine beiden Lieblingsfugen sind weder streng noch (im Sinne von Bekanntheit) hoch hängende Früchte:



    und



    (ab ca. 34:50)


    :D


    (Bei Albinoni habe ich ebenfalls nicht nur in die Fugen hineingehört - die Concerti sprechen auch mich sehr an!)

  • Anscheinend lege ich nicht ganz so viel Wert darauf, wie "streng" eine Fuge ist (KV 546 hört sich z.B. ja nun besonders streng an - aber auch ein klein wenig "angestrengt"), mir ist auch nicht so ganz klar, wie man den Strengegrad einer Fuge mißt.


    Ich bin alles andere als ein Fugenspezialist! Ich höre sie nur gerne, ohne genau wissen zu wollen, wie sie im Detail funktionieren. Allerdings gibt es jede Menge Subtypen von Fugen, und gerade Vokalfugen oder Fugen in Konzertsätzen sind eher "locker". Was ist damit gemeint? In jeder Fuge wird das thematische Material in jeder Stimme vorgestellt (aber nicht wie im Kanon in der Oktave sonder auf der Quinte der vorangehenden Stimme). Diesen Teil nennt man "Exposition", und das vorgestellte Material nennt man "Themenkopf". Im weiteren Verlauf werden die Stimmen entweder weiter gegeinander geführt, zusätzliche Themen eingeführt (Doppelfuge,...) - das wäre streng - oder die Fuge geht in Homophonie über, in welcher die Stimmen nicht mehr imitatorisch sondern begleitend geführt werden - das wäre locker. Genau so ein Fall sind die Albinonifugen hier. Sie bestehen nur aus einer Exposition und gehen dann in Homophonie über. Meiner Meinung nach war das im Barock eine Technik, um eine Art "crescendo" zu erzeugen. Fließende Dynamik wurde bekanntlich erst in der (Vor-)Klassik eingesetzt ("Mannheimer Rakete"). Mit einer Fuge konnte man aber einen schönen dynamischen Effekt erreichen. Ein weiterer Fugentyp, der oft in der Vokalmusik eingesetzt wurde, ist die "Permutationsfuge", die eigntlich auch nur aus dem Themenkopf besteht. Allerdings folgen hier keine homophonen Abschnitte sondern der Themenkopf wird einfach mehrfach wiederholt, wobei die Stimmen ausgetauscht werden. Also Abfolge der Stimmen z.B. erst Tenor, dann Alt und dann Sopran - in der Wiederholung dann Alt, Sopran, Tenor. Dadurch entsteht der Eindruck eines "Gewimmels". Die Turbachöre der Bachpassionen sind daher von dem Typ (z.B. "Lasst ihn uns zerteilen" aus der Johannespassion).

  • Die beiden Beethoven-Stücke betrachte ich nur bedingt als Fugen... Eher Sätze, die Fugen enthalten ;)


    Eine eher konventionelle Fuge findet man zB in den "Eroica-Variationen", hier in einer hyperkinetischen Interpretation Goulds (anders als seine spätere Einspielung), ab ca. 14:43



    Die Fuge aus der Chandos-Ouverture ist so eine konzertante, ähnlich wie Albinoni. Es gibt von Händel natürlich auch weit "deutschere" Fugen; mit am bekanntesten vielleicht die in a-moll und g-moll für Orgel/Cembalo, die als Chorstücke für Israel in Egypt bearbeitet wurden (die Orchesterschläge für dramatischen Effekt kommen in der Vorlage natürlich nicht vor, die mag, wer will, sich selbst auf youtube suchen)


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  • Die Eroica-Variationen kommen ganz gut, kannte ich noch nicht. Gould legt ja wirklich los wie ein Zisemännchen, "hyperkinetisch" ist ein schönes Wort dür die Interpretation.


    Die Händel sind noch besser - aber ich mag nicht nur die "deutschartigen", sondern eben auch seine Fugen mit nur geringem Fugencharakter (wie wollen wir die Fugen einteilen? Typ X-Fugen mit Typ I als den spiegeligsten Mehrfachfugen aus BWV 1080, Typ II als Fuge der strengen Form und III als die in italienischer Lässigkeit?)


    Dann haben wir hier eine vom Typ IV


    http://www.youtube.com/watch?v=LDTHGXd7teE ab ca. 3:25, dennoch sehr schön.


    Ich habe den Eindruck, als würde die Fuge beinah nur angedeutet, dennoch ist der Effekt hörbar, den Felix oben als "crescendo" beschrieben hat (übrigens vielen Dank, ich glaube einigermaßen verstanden zu haben wovon Du sprichst), und der wohl vor allem Fugen von anderen Musikstücken unterscheidet - das ineinander Verweben gleicher oder gleichartiger Themen.


    (Übrigens, Zweiterbass, Du schreibst ja ab und zu im Thread "Musik, die emotional stark bewegt - ich finde den auf die Fuge folgenden Satz dieses Concertos, der zwischen der 6. und 12. Minute liegt, insbesondere die Stelle zwischen 10:27 und 11:30, mit zu den emotionalsten langsamen Sätzen gehörig, die ich im Barock oder sonstwo kenne. Allerdings ist er keine Fuge, hier also off topic.)

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  • Bei Deiner letzten Händelfuge plädiere ich gemäß Deiner Taxonomie eher für Typ II-III ;) . Das Stück wird nämlich nie wirklich homphon sondern der kontrapunktische Satz wird nur etwas gelockert. Gegen Ende wird die Exposition dann noch einmal wiederholt.

  • (Übrigens, Zweiterbass, Du schreibst ja ab und zu im Thread "Musik, die emotional stark bewegt - ich finde den auf die Fuge folgenden Satz dieses Concertos, der zwischen der 6. und 12. Minute liegt, insbesondere die Stelle zwischen 10:27 und 11:30, mit zu den emotionalsten langsamen Sätzen gehörig, die ich im Barock oder sonstwo kenne.


    Hallo m-mueller,


    was hindert Dich, dort auch zu posten?


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Nachsatz "in aller Bescheidenheit": Übrigens, ich habe den Thread gestartet und habe glaublich (?) dort die meisten Beiträge gepostet.

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  • Der 2. Satz aus op.6,6 hat zwar anscheinend nur eine komplette "Durchführung" durch alle vier Stimmen, aber wie Felix schon sagte, geht es dann größtenteils so weiter wie in einer typischen Klavierfuge die Zwischenspiele aussehen würden bzw. gibt es Einsätze des Themas in einzelnen Stimmen, nicht homophon. Es ist auch nicht das, was wohl manche Autoren "Ritornellfuge" nennen, denn es gibt ja so gut wie keinen Concertino-Tutti-Kontrast.
    Insgesamt ist das aber sicher einer der kontrapunktisch dichtesten Sätze in op.6. Ein weiterer (diesmal mit Concertino vs. Tutti) ist der 2. von op.6,4.
    Für das Finale von op.3,3 hat ein Bearbeiter eine Cembalofuge Händels (G-Dur) arrangiert.


    Für eine Ritornellfuge wäre vermutlich ein Beispiel (das auf seine Weise auch ziemlich einzigartig ist) das Finale des 4. Brandenburgischen Konzerts. Hier sind die Tutti-Abschnitte fugiert, dazwischen liegen virtuose konzertante Abschnitte, die den Fugenstil teilweise völlig verlassen. Oder umkehrt im Finale des 2. Brandenburgischen: Hier bestreiten die Solisten eine Fugenexposition und das Tutti verlässt den fugierten Stil.
    Ein Unterschied zu Klavier/Orgelfugen ist auch bei Bach der von den Fugenstimmen unabhängige bzw. zusätzliche Bass. Den gibt es sogar in einer ansonsten archaisierenden Fuge wie dem Credo der h-moll-Messe (undenkbar in einem Stück der Renaissancepolyphonie), aber bei Konzertfugen ist es die Regel.


    OT: Die Musette (der 3. Satz des Konzerts op.6,6) ist seit langem eines der bekanntesten Stücke aus dieser Sammlung.
    Ich muss demnächst unbedingt mal den Band zur Instrumentalmusik des mehrteiligen Händel-Handbuchs ausleihen. In einem kurzen Aufsatz des Sammelbandes "Händel und seine Zeit" deutet Siegbert Rampe an, dass er die Einordnung dieser Konzerte als "Corelli-Nachfolger" für ganz verfehlt hält und charakterisiert sie als Werke auf der Höhe der Zeit, die eher (oder mindestens ebenso) auf sich anbahnende "Empfindsamkeit" usw. reagieren als eine 40 Jahre alte Tradition fortschreiben. Gerade die pastoralen Elemente weisen auch auf spezifisch englische Kulturgeschichte der Zeit. Händel war ja mit einigen der wichtigsten damaligen Dichter wie Pope bekannt und hat teils mit ihnen zusammengearbeitet (Acis und Galatea) und Werke wie Alexanderfest, Cäcilienode, L'Allegro.. basieren auf Texten von Milton und Dryden. Händel wurde nicht nur "Nationalkomponist" Englands, weil sie keinen anderen hatten, sondern auch aufgrund dieser Verknüpfungen.

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  • Hier ist eine Fuge, die sich gar nicht als solche bennennt, sondern sagt, sie sei ein Kanon - wird sie dann wohl auch sein...


    aber es ist eine besonders schöne Fuge, voller Emotionen und Akzente.


    Es ist das erste Stück aus Schumann-Debussy: Six Etudes en forme de Canon


    http://www.youtube.com/watch?v=aokRAdPqYA8, ca. die ersten zwei Minuten

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  • Weiter mit Vivaldi:


    ein Satz, der in bester Vivaldi-Manier nur so funkelt und sprüht, ist der zweite Satz des Violinkonzerts g-Moll RV 155, der allerdings einen nur angedeuteten Fugencharakter besitzt - aber trotzdem schön


    http://www.youtube.com/watch?v=dT_wLYGMAsA, ab 1:48


    Kurioserweise wird der mp3-download bei Amazon zum etwa dreifachen Preis der CD angeboten


  • Fürs erste die letzte Vivaldi-Fuge, die ich hier vorstellen möchte:


    Streichkonzert g-Moll, RV 152


    http://www.youtube.com/watch?v=WeyqD9fpshQ, ab 3:54


    Die Fugen sind eine nach der anderen kraftvoll und optimistisch, aber sie sind einander doch recht ähnlich, so daß ich nun nach Fugen anderer Komponisten fahnden werde - wer mitfahnden will, ist sehr gern eingeladen.


    Die Beispiele habe ich übrigens meist vorgehört mit der Brilliant Box, die auf 40 CDs die wichtigsten Werke umfaßt:


  • Hier eine Fuge eines weiteren zu seiner Zeit sehr berühmten Vertreters der deutschen Barockmusik: Georg Philipp Telemann


    http://www.youtube.com/watch?v=KxGUiTK34JU, ab ca. 5:42


    Telemanns Werk erscheint mir als etwas "flacher" als das Werk der bisher dargestellten Vertreter des Barock. Das meine ich auch in dieser Fuge zu erkennen, die weniger "Grip" hat als das, was bisher vorgestellt wurde. Für eine musiktheoretische Begründung fehlt es mir wie üblich am Vokabular, ich meine aber, man kann den Effekt auch so deutlich heraushören.

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  • Haydn wählte für drei seiner Quartette aus op.20 Fugen als Finale. Danach kommt das nur noch vereinzelt vor und man weiß weder genau, warum er hier diese Finalform wählte, noch, warum er danach davon wieder abkam. Es scheint eine gewisse Mode gewesen zu sein, so gibt es Fugenfinali auch in Quartetten von Franz Richter und der junge Mozart folgte in zwei frühen Quartetten Haydns Vorbild.
    Die traditionellste Fuge findet sich in op.20/5 f-moll, mit zwei Themen bzw. "obligatem Kontrasubjekt", d.h. beide Themen treten immer gleichzeitig auf, das eine als verbindliche Begleitung des anderen.



    op.20/2 erinnert etwas an eine Gigue, hier kann man sogar 4 Themen identifzieren
    (ab 11:16; der erste Satz des Quartetts ist hier nicht enthalten)


    op.20/6 (ab 13:57) mit 3 Themen steht vom Charakter zwischen dem humorvollen und einem traditionell-gelehrtem Gestus

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  • Hier zeigt der knapp 18jährige Mozart seine Kunst mit einem chromatischen Fugensubjekt (ab 13:00)


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  • relativ geballt kann man das hier hören - es sind zwar nur "kleine" Fugen, aber auch Bach hat reichlich kurze Fugen geschrieben - und Telemann bleibt immer so 1 bis 2 Lichtjahre hinter Bach zurück


    Ich bin zwar selber nicht der allergrößte Telemannliebhaber, aber ich denke, dass Du ihn hier doch recht unfair bewertest. Telemann wollte gar keine Fugen á la Bach schreiben. Tatsächlich war der Fugenstil Bachs zu seinen Lebzeiten völlig antiquiert, während Telemann einer der modernsten, wenn nicht überhaupt der modernste, Komponist seiner Zeit war. Allerdings konnte Telemann sehr dichten Kontrapunkt schreiben, wenn er denn wollte. Das kann man in seinen Pariser Quartetten (vor allem den späteren) sehr gut heraushören. Diese Quartette gefallen auch mir - einem eigentlichen Telemannskeptiker - ganz ausgezeichnet! Überhaupt erachte ich gerade die Kammermusik als seine stärkste Gattung.

  • Telemann wollte gar keine Fugen á la Bach schreiben. Tatsächlich war der Fugenstil Bachs zu seinen Lebzeiten völlig antiquiert, während Telemann einer der modernsten, wenn nicht überhaupt der modernste, Komponist seiner Zeit war.


    Das erscheint mir ein wenig inkonsistent - warum hat er dann überhaupt Fugen geschrieben, wenn die so antiquiert waren und er so modern war?


    Dafür, daß es auch Fugen gibt, die nicht so sehr á la Bach sind aber trotzdem gut, haben wir ja schon einige Beispiele zusammengetragen. Telemann hätte also durchaus mehr tun können.


    Daß er es grundsätzlich konnte, bezweifele ich gar nicht, hier ist ein Beispiel für eine ganz gute Fuge (wenn auch Bach das thematische Loch zwischen 0:27 und 0:37 - eigentlich bis 0:47 - wohl nicht passiert wäre)


    http://www.youtube.com/watch?v=sQ5Fcd4y41s

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