Pure Audio Blu-ray — Bringt das was?

  • Bei einer Recherche nach künftigen Neuerscheinungen stieß ich heute auf ein Audioformat, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe: Pure Audio Blu-ray.


    Da es sich keineswegs nur um Neueinspielungen, sondern oft um z. T. uralte Aufnahmen handelt, fragte ich mich, was das überhaupt bringen soll? Qualitätsgewinn oder reine Abzocke?


    Was meinen unsere Experten dazu?


    Hier einige Beispiele:


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    Offenbar klappen die Bilder nicht recht. Einfach auf die Kästchen neben den Pfeilen klicken.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hier noch eine Erklärung von der JPC-Seite:


    Zitat

    Es gab diverse Ansätze, ein der CD überlegenes Format zu etablieren, das auch die hohen Ansprüche einer audiophilen Klientel zufrieden stellen sollte. So war zunächst im Fahrwasser der DVD-Video die DVD-Audio für einige Labels ein vielversprechendes Format, das aber, ganz nüchtern betrachtet, ebenso scheiterte wie die als Konkurrenz dazu von Sony eingeführte Super Audio CD. Nun schickt man die Pure Audio Blu-ray ins Rennen.
    Für die Befürworter des neuen Datenträgers ist klar, mit Pure Audio Blu-ray steht ein Format zur Verfügung, das ein bislang nicht erreichbares Klangpotential bietet. Durch die hohe Speicherkapazität der Blu-ray können Audiodaten exakt so angeboten werden, wie sie im Studio bei der Produktion aufgezeichnet wurden.
    Gerade nach all den Wirren, die in den letzten Jahren mit den unterschiedlichsten Formaten aufkamen, ist es ganz wichtig, festzuhalten, dass das, was nun in München präsentiert wurde, kein neues Format ist. Die Pure Audio Blu-ray ist vollständig zum Blu-ray Standard kompatibel und kann auf jedem Blu-ray Player uneingeschränkt abgespielt werden. (http://www.sempre-audio.at)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Universal hätte sich zum Start des neuen Formates auf Neuaufnahmen mit Surround beschränken sollen, statt dessen gibt es olle Kamellen, die jeder Klassik-Hörer schon als CD besitzt (und manche auch als SACD). Naxos dagegen hat sich schon länger auf Neuaufnahmen konzentriert, aufgrund fehlender Superstars aber nur eine Minderheit an Käufern begeistern können.
    Zu meinem Leidwesen bringt Universal die neuen Scheiben in der Verpackung für Blu-ray-Filme heraus, ähnlich wie einst die DVD-Audio daherkam. So erscheint das blu-ray-audio rein äußerlich wie ein Video und bedarf der Bezeichnung "Pure audio", damit es keine Verwechslungen gibt. Ich denke, daß es trotzdem zu Enttäuschung einiger Käufer führt, die zu Hause feststellen, dass man kein Video sieht.
    Warum packt man die pure-audio blu-ray nicht in eine handliche CD-Hülle (oder SACD-Hülle)? Dann merkt jeder sofort, daß es sich um eine Audioscheibe handelt.
    Wer braucht eine pure audio blue-ray? Ich nicht, denn ich will nicht von SACD zu Blu-ray audio wechseln. Leider hat Universal die Produktion von SACDs eingestellt, wenn man von Universal-Japan absieht. Da kann man erahnen, daß mit der Pure audio blu-ray ähnlich verfahren wird, wenn der Verkauf sich als schleppend erweisen sollte. Bei den Download-Möglichkeiten von hochauflösendem Musikmaterial sehe ich keine Zukunft für eine Blu-ray pure audio Scheibe.
    Wer dennoch auf blu-ray pure audio setzt, muß einen blu-ray player in seiner Audio-Anlage integriert haben. Die meisten Blu-ray Player sind allerdings an TV-Geräten angeschlossen, um Filme zu sehen.

    mfG
    Michael

  • Ich glaube kaum, dass sich 30 Jahre nach Einführung der CD ein neues Format durchsetzen wird, dessen klangliche Vorteil 95% der Hörer eh nicht wahrnehmen können, da sie gar nicht über die entsprechende Hardware verfügen. Die CD hat sich auch nicht deshalb durchgesetzt, weil sie besser klingt, sondern weil sie handlich ist (Walkmen, Auto, Computer), weniger anfällig für Beschädigung (kein Knacken) und vermeintlich länger hält (was sie, wie wir inzwischen wissen, nicht tut).


    Das nächste Format, das sich durchsetzt, wird sicher der hochqualitative Download sein.


    Allerdings..... nicht mehr bei mir.

  • Dass die meisten Blue-ray-Player direkt an Fernsehern angeschlossen sind, um Filme zu sehen, bezweifle ich. Homekino und High-End-Hifi sind doch schon längst zusammengewachsen. Hören sich denn die Klassikfreunde, die hier Opern-DVDs/Blue-rays besprechen ernsthaft die Tonspur jener Produktionen über die eingebauten Witzlautsprecher der heutigen Flachbildschirme an?
    Das würde mich wundern.


    Mir kann es egal sein, ob eine Produktion in SACD-Mehrkanal-Audio, SACD-Stereo, DVD, DVD-Audio, CD, Blue-ray-Video oder eben Blue-ray-Audio erhältlich ist, weil ich alles über einen Universalplayer hören und sehen kann. Sound - und Bild gehen über das HDMI-Kabel an den Audio-Video-Receiver (AVR).
    Meine "normalen" CDs höre ich allerdings aus klanglichen Gründen noch über einen analog angeschlossenen Marantz CDP.


    Technisch/klanglich gesehen ist die Blue-ray-Audio gegenüber dem kaum noch erhältlichen DVD-Audios und der im Klassikbereich recht etablierten Multi-Layer-SACD praktisch nicht im Vorteil, aber auch nicht im Nachteil.
    Gegenüber der CD ist sie rein technisch gesehen besser. Wenn man die Vorteile der hochaufgelösten Formate gegenüber der CD bei einer identischen Stereomischung hören will, muss man schon sehr gute Ohren und eine hervorragende Abspielsituation haben. Mit Lautsprechern in einem katastrophal verhallten Raum wird man es kaum hören können. In einem optimierten Raum, mit einer guten Abspielkette oder mit einer guten Kopfhöreranlage eventuell schon.
    Jederzeit und eindeutig kann ich die Vorteile der neuen Formate bei Mehrkanalabmischungen geniessen. Der Zugewinn an luftiger Räumlichkeit, Auflösung, Holografie und Definiertheit ist dann greifbar. Der grosse Unterschied ist hier aber m.E. die vollkommen andere Abmischung, weniger die noch bessere digitale Auflösung.
    Ich habe mir vor einiger Zeit einmal einige norwegische 2L-Produktionen ausgeliehen. In einer Verpackung bekommt man da die gleiche Musik auf einer CD, auf SACD und Blue-ray-Audio. Ich habe es alles miteinander verglichen, auch wegen der zwei Player quasi simultan. Für mich klangen Blue-ray-Audio und SACD gleich. Beide klangen mir besser als die CD, allerdings war es schwer zu vergleichen, weil es ein Vergleich Multikanal vs. Stereo war.


    Gerade in der Anfangszeit der CD haben Audiophile diesen vorgeworfen, dass sie nach digitaler Kälte mit harschen Mitten und Höhen klängen. Manche setzen heute noch aus klanglichen Gründen auf LPs - was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, u.a. weil man sich da ja so manche prinzipbedingten Nachteile miteinhandelt, wie Rumpeln, Staub oder mechanische Abnutzung.
    DVD-A und SACD waren die Antworten der Industrie auf jene Klagen. Zusätzlich zum "wieder analogen" Klang konnte man Leuten, die einen Heimkinoraum haben auch noch die Musik wahlweise in Stereo oder 5.1.-Surround anbieten. Da der Tonträgermarkt nun einmal zu einem grossen Teil aus Leuten besteht, die ihre Chartmusik über Ohrstöpsel, Mobiltelefon und Spotify hören, wird die Blue-ray-Audio an denen wohl ebenso vorbeigehen, wie seinerzeit die ebenfalls hervorragend klingende DVD-A oder die SACD.


    Dennoch könnte die Blue-ray-Audio langfristig schon Erfolg bei einem qualitätsbewussten Kundenkreis haben, weil die blauen Videoscheiben ja die qualitativ unterlegenen DVDs immer mehr verdrängen.
    Einfache Blue-ray-Player verfügen neben ihrem HDMI-Ausgang nur über einen analogen Stereoausgang, dessen Qualität von Modell zu Modell variiert. Wenn man also nur über einen klassischen Stereoverstärker verfügt, wird man ggf. die Vorteile der Blue-ray-Audio nicht voll geniessen können. Hat man aber einen AVR mit hochwertigen Vorstufen und hochwertiger Wandlertechnik, dann wird man auf seine Kosten kommen können.


    Wenn die Plattenfirmen der Meinung sind, dass sie einige ganz hervorragend klingende Analogaufnahmen im Programm haben, die es auch musikalisch verdienen, noch einmal in optimaler Audiotechnik herausgebracht zu werden, dann kann ich das nur begrüssen. Dass sie damit Geld verdienen wollen, ist ja auch legitim. Die Beethoven/Kleiberaufnahme gibt/gab es meines Wissen auch als SACD, die musikalisch auf jeden Fall für mich sehr attraktive 9. mit Karajan nicht (so weit ich weiss). Letztgenannte Aufnahme kann in hochaufgelöstem Stereo von der Blue-ray gehört werden. Ich besitze sie allerdings schon als CD. Ob der klangliche Vorteil wirklich eine Investition von EUR 19,99 rechtfertigt? Da müssen die DG-Techniker und ihr Equipment damals schon sehr sehr gut gewesen sein. Einen solchen Preis würde ich für neue hochwertige Aufnahmen eher zahlen, die dann ja auch als CD ungefähr so viel kosten.


    Es sieht für mich so aus, dass die Industrie hier mit einigen, sehr populären Aufnahmen einen Versuchsballon steigen lässt. Man will herausfinden, wie die Kunden auf das neue Format reagieren. Ob das mit den alten Klassikern so sehr sinnvoll ist, kann man eventuell bezweifeln. Das müsste man Hörtests durchführen.
    Nur kleine Firmen wie 2L bieten ihre Neuproduktionen auch hochaufgelöst an. Die Grossen scheinen mir da sehr zaghaft zu sein - schade.


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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