Die Beliebtheit dieses Stückes kann ich nicht nachvollziehen...

  • Nach all den solipsistischen Fachbeiträgen in der Klause "Musik der Romantik" juckt es mich ein bisschen wieder einmal einen ordentlich kontroversiellen Thread zu starten. Das hält Sinne und Glieder jung. Und zwar würde mich interessieren, bei welchen Werke der klassischen Musik Ihr Probleme habt, die Popularität nachzuvollziehen? Es geht wohlgemerkt nicht darum, ein Stück zu hassen (ich persönlich hasse praktisch keine Musik) oder für schlecht zu befinden. Gerade letzteres würde uns in endlose und unfruchtbare Diskussionen verwickeln, inwiefern wir denn überhaupt berechtigt seien, über die Qualität von Musik zu urteilen. Nein, es dürfen durchaus Werke sein, die man mag, deren Beliebtheit man aber als zu groß betrachtet. Ideal wäre eine kurze Liste mit Begründungen, aber es kann auch nur ein Werk sein. Begründung wäre aber schon ganz nett.....

  • Ich mach mal den Anfang und habe mir schon ein paar heilige Kühe zurechtgelegt, die es gilt in den Schwanz zu zwicken.


    1. J.S. Bach - Hohe Messe in h-Moll. Dieses Werk wird praktisch als Opus summum Bachs gepriesen, tatsächlich ist es eine Kompilation von Parodien auf frühere Kantatensätze. Leider sind kaum Parodien auf Kantaten dabei, die ich mag. Um ehrlich zu sein, langweile ich mich über weite Strecken bei der Missa und fürchte fast, der Ruf Bachs geistlicher Musik langweilig zu sein, hat nicht zuletzt bei diesem Werk seinen Ursprung.


    2. W.A. Mozart - Klarinettenkonzert in A-Dur, KV 622. Ein schönes Werk, ohne Frage! Aber warum soll das das größte/schönste/tiefsinnigste Konzert Mozarts sein? Für mich ist KV 622 eher eine Rückkehr zum Ton der Violinkonzerte aus der Jugendzeit. Die Klavierkonzerte ab Nr. 16 schätze ich durch die Bank mehr.


    3. L. van Beethoven - Violinkonzert in D-Dur, Op. 61. Die Originalität halte ich für unbestritten, aber der erste Satz ist mir viiiieeeel zu lang und zu sehr auf geigerische Effekte ausgerichtet. Am wenigsten mag ich die Kadenz dieses Satzes. Insgesamt aber natürlich ein schönes Werk aber nicht so schön wie viele andere Violinkonzerte.


    4. Felix Mendelssohn - Oktett für Streicher in Es-Dur, Op. 20. Ebenfalls ein schönes und originelles Werk. Aber nicht so toll, wie immer getan wird. Kein einziger Satz kann sich meiner Meinung nach rühmen, der jeweils schönste in der Mendelssohnschen Kammermusik zu sein.


    5. Johannes Brahms - Tragische Ouvertüre in d-Moll, Op. 81. Das Werk gefällt mir auch nach 100x anhören nicht. Für mich uninspiriert.

  • Maurice Ravel - Bolero Der Meister selbst hat ja mal zu einem Kollegen gesagt: „Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik.“
    Das ist sicher etwas übertrieben, aber doll finde ich das Stück nun auch wirklich nicht. Angeblich eignet es sich ja als Hintergrund für gewisse intime Momente, aber ich stelle mir ehrlich gesagt unter Intimität etwas anderes vor.


    W.A. Mozart - Symphonie Nr. 40 g-moll Ja, mit dieser Symphonie habe ich so meine Probleme. Ich kann den ersten Satz nicht leiden, vermutlich weil er mal als Eröffnungsmusik für eine täglich ausgesendete Schulfunksendung diente.


    G. Verdi - Rigoletto Also ehrlich gesagt, wenn der in der Aboreihe dran ist, versuche ich zu tauschen, egal wer singt. Die Geschichte macht mich einfach nicht an, ich kann den Figuren keinerlei Sympathie oder Mitgefühl entgegenbringen.


    G. Mahler - Symphonie Nr. 4 Diese für lange Zeit populärste Symphonie von Mahler halte ich für seine schwächste, lediglich der dritte Satz ist wirklich gut. Den 4. halte ich auch nach 3 Dutzend mal hören für ungeeignet, eine Symphonie zu beenden.


    R. Wagner - Lohengrin Also die Elsa geht mir derart auf den Geist, dass ich diese Oper nicht wirklich goutieren kann, der Schwan hilft auch nicht. Und wieso keine vernünftige Ouvertüre?

  • Und wieso kein vernünftige Ouvertüre.


    Endlich!!!! Ich habe mich schon gefragt, ob ich irgendwas am Kopf habe, dass mir das Lohengrin-Vorspiel nicht gefällt. Ich bin eigentlich ein großer Fan der Wagner Vorspiele, aber die Beliebtheit dieses Stücks habe ich noch nie begriffen.

  • Zitat „Felix Meritis“:
    J.S. Bach - Hohe Messe in h-Moll Dieses Werk wird praktisch als Opus summum Bachs gepriesen, tatsächlich ist es eine Kompilation von Parodien auf frühere Kantatensätze. Leider sind kaum Parodien auf Kantaten dabei, die ich mag. Um ehrlich zu sein, langweile ich mich über weite Strecken bei der Missa und fürchte fast, der Ruf Bachs geistlicher Musik langweilig zu sein, hat nicht zuletzt bei diesem Werk seinen Ursprung.


    Ja, das sehe ich auch so
    - und füge noch folgendes hinzu:


    J.S. Bach – Cellosuiten Gähn…!


    Maurice Ravel - Bolero Eine einfallslose Abfolge des ewig gleichen Gedudels, das in einem dissonanten Crash endet. Nichts für meine Ohren. (siehe Auch Eintrag 3 von "lutgra" :thumbsup: )


    Richard Strauss – Elektra Ich habe dieser Oper mehrere Chancen gegeben, mir zu gefallen. Sie wollte nicht. Hysterie in Reinform.


    Richard Strauss – Die schweigsame Frau Radau mit radebrechendem „Gesang“. Zugegeben – ich habe das Werk nie auf der Bühne gesehen; da mag es seinen Reiz haben. Aber als rein akustisches Erlebnis (CD) ist es eher zum Davonlaufen.


    Morton Feldman – Neither Das fällt zwar nicht unbedingt in die Kategorie „klassische Musik“, aber ich finde es trotzdem erwähnenswert, wie Feldman einen kurzen, kongenialen Text von Samuel Beckett (12 Zeilen) zu einem schier endlos wähnenden (ca. 50 Min.) uninteressanten Klang- und Tongewebe macht.

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  • Und zwar würde mich interessieren, bei welchen Werke der klassischen Musik Ihr Probleme habt, die Popularität nachzuvollziehen?


    Beethovens Sinfonien.
    Ich empfinde sie durchaus als verwirrend und kompliziert und verstehe nicht, dass das nicht nur für fortgeschrittene Hörer interessant ist.


    Eigentlich kann ich Popularität aber generell nicht nachvollziehen.
    :D

  • Das ist doch mal ein tolles Thema!!!!


    Erst mal meine persönlichen Widersprüche:


    - Mozarts Klarinettenkonzert habe ich mit der Sabine Mayer live gehört und auf CD. Den 2. Satz finde ich einfach herrlich, er wird ja auch in "Jenseits von Afrika" angespielt. Zwei Meisterwerke!!


    - Bolero. Richtig, es ist keine Musik. Dafür ungeheuer wirkungsvoll.


    - Rigoletto. Als jugendliches Kind meine Lieblingsoper. Sicher deshalb, weil ich 1959 meinen damals absoluten Lieblingstenor Helge Rosvaenge in dieser Rolle erleben durfte. Er war mein erster Weltstar!!


    - Elektra. Entweder man mag sie oder man haßt sie. Es gibt nichts dazwischen. Allein die Szene, wo Orest seine Mutter erschlägt und Elektra keine andere Sorgen hat als "und ich habe vergessen, ihm das Beil zu geben". So richtig aus dem Leben!!


    - Die Frau ohne Schatten. Diese Oper enthält so viel Geheimnisse, sowohl in der Handlung, im Text und auch in der Musik, daß ich mir eine CD damit auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Ich hätte tagelang Beschäftigung! Siehe auch die Erläuterungen dazu von Zweiterbass!! Aber nur als CD, da ich eine DVD mit mir zusagendem Bühnenbild nicht besitze.


    Nun meine Antilieblinge:


    - ich komme mit Barockmusik nicht klar. Schütz ist bei mir vor der Haustür geboren - ich finde keinen Zugang, auch lokalpatriotisch nicht. Selbst Bach sagt mir absolut nichts. Vielleicht liegt es an meiner atheistischen Erziehung - die biblischen Texte sind für mich böhmische Dörfer. Deshalb sagen mir auch die Oratorien von Händel oder Haydn, selbst der Elias nichts.


    - absolut ausreißen könnte ich bei neuer Musik vom späten Schönberg (wobei mir die Gurrelieder gefallen) bis Stockhausen und allem was dazwischen liegt. Ich bekomme Ohrenschmerzen und Herzrasen.


    - manche reden ja auch über Rockmusik oder so. Rep - also Gedichtaufsagen mit Schlagzeug - ist Gäääähn, auch wenn der Text evtl. intelligent sein kann. Für mich hat mit wenigen Ausnahmen die Unterhaltungsmusik mit Elvis ihr Ende gefunden. Da, Da , Da.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Liebe Leute, nicht vergessen, es müssen keine Werke sein, die Ihr absolut nicht leiden könnt! Lauwarm inmitten von glühender Begeisterung reicht auch. Sich bestätigt zu fühlen und vor Zorn oder Entrüstung kabeldicke Schlagadern ob des Gelesenen zu bekommen ist aber wünschenswert und Ziel dieses Threads 8o !

  • Ein herrlicher Thread! - Auch weil man nicht nur neue Aspekte des musikalischen Geschmacks von Mitgliedern kennen lernt, sondern weil man sie auch kommentieren kann! ;)


    Zuerst habe ich mir gedacht, dass ich da kaum etwas Konstruktives beitragen kann, aber nach der Lektüre der existierenden Beiträge kristallisieren sich vielleicht auch bei mir einige passende Gedanken. Zuerst aber ein paar Stänkereien: :D


    J.S. Bach - Hohe Messe in h-Moll. Dieses Werk wird praktisch als Opus summum Bachs gepriesen, ... . Um ehrlich zu sein, langweile ich mich über weite Strecken bei der Missa und fürchte fast, der Ruf Bachs geistlicher Musik langweilig zu sein, hat nicht zuletzt bei diesem Werk seinen Ursprung.

    Hm, ich muss gstehen, so richtig gezündet hat es bei bislang auch nicht...



    W.A. Mozart - Klarinettenkonzert in A-Dur, KV 622. Ein schönes Werk, ohne Frage! Aber warum soll das das größte/schönste/tiefsinnigste Konzert Mozarts sein?

    Wenn man das fragen muss, hat man es eben noch nicht erfasst. Kommt Zeit....



    L. van Beethoven - Violinkonzert in D-Dur, Op. 61. Die Originalität halte ich für unbestritten, aber der erste Satz ist mir viiiieeeel zu lang und zu sehr auf geigerische Effekte ausgerichtet.

    Glück gehabt, kann ich nur sagen. Man versuche sich vorzustellen, wie es klänge, wäre es zu sehr auf pianistische Effekte ausgerichtet... :stumm:



    Felix Mendelssohn - Oktett für Streicher in Es-Dur, Op. 20. Ebenfalls ein schönes und originelles Werk. Aber nicht so toll, wie immer getan wird. Kein einziger Satz kann sich meiner Meinung nach rühmen, der jeweils schönste in der Mendelssohnschen Kammermusik zu sein.

    Ist das ein Argument? Es könnte bei jedem Satz die Nummer 3 in der Mendelssohn-Hitparade sein und dennoch als Ganzes am obersten Treppchen stehen.



    Johannes Brahms - Tragische Ouvertüre in d-Moll, Op. 81. Das Werk gefällt mir auch nach 100x anhören nicht. Für mich uninspiriert.

    Ja, hm, ähh, hm hm - dagegen fällt mir nichts ein. :)



    G. Verdi - Rigoletto Also ehrlich gesagt, wenn der in der Aboreihe dran ist, versuche ich zu tauschen, egal wer singt. Die Geschichte macht mich einfach nicht an, ich kann den Figuren keinerlei Sympathie oder Mitgefühl entgegenbringen.

    Wie wäre es mit Antipathie? Natürlich muss einem der Rigoletto nicht gefallen, aber eigentlich besteht das Ganze Stück aus purer Emotion, ein permanentes Wechselbad der Gefühle. Dass man davon nicht berührt werden kann....



    R. Wagner - Lohengrin Also die Elsa geht mir derart auf den Geist, dass ich diese Oper nicht wirklich goutieren kann, der Schwan hilft auch nicht. Und wieso keine vernünftige Ouvertüre?

    Das Elsa-Argument wird zumeist von weiblichen Kritikern ins Feld geführt, die mit diesem passiven Charakter, der eigentlich nur reagiert, nicht glücklich sind. Und es ist in der Tat etwas dran an diesem Argument. Auf der anderen Seite: lieber diese Elsa und damit den Lohengrin, als eine ganz andere und dafür kein Stück...
    Das mit der "vernünftigen" Ouvertüre ist ein anderes Thema. Lohengrin handelt vom Aufeinandertreffen der irdischen Welt mit einer überirdischen, jenseitigen - oder was auch immer - Gralswelt. Eine Art Märchen also. Das Vorspiel hat dabei die Funktion, den Zuschauer für einige Minuten auf die Gralswelt vorzubereiten und einzustimmen. Und ich meine, es schafft dies ganz vorzüglich. Wie einem diese Sphärenklänge nicht gefallen können, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Aber so ist das Leben, man kann nicht alles verstehen.
    Ich kann höchstens einräumen, dass sich diese Wirkung besonders intensiv im Opernhaus entfaltet. Es gibt wenig sinnlichere Momente als der feine Pianissimo-Einstieg der Violinen bei abgedunkeltem Haus, wenn sich die Töne langsam entfalten, ins Bewusstsein einschleichen und schließlich großartig aufrauschen. Ein eigentlich unbeschreibliches Vergnügen - dem leider viele moderne Regisseure mit allerlei buntem Treiben auf offener Bühne einen Riegel vorschieben...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Mein Problem ist, dass ich zu unkritisch bin und deshalb fast jede klassische Musik gerne höre - manchmal allerdings erst beim mehrmaligen Hören.
    Nach Überlegung - danke für die Denkanregung - ist es doch so, dass ich mich mit der Musik von Hans Pfitzner generell schwer tue. Ich finde sie fast durchweg spröde, mit wenig zündenden melodischen Einfällen und seltsam konsturiert. Ausnahme ist "Palestrina" . Das ist eine große Oper mit Tiefgang und bewegenden Momenten z. B. im grandiosen Konzilakt.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Nun ist es ja so, lieber operus, dass Pfitzners Musik nicht eben so beliebt ist, dass man dies nicht nachvollziehen könnte. ;) Persönlich kann ich mit diesem Thread nichts anfangen. Das sollte auch als Antwort möglich sein. Es tut mir leid, aber ich kann ein vernichtendes Urteil zum Beispiel über "Lohengrin" nicht ernst nehmen.


    Nichts für ungut.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe jetzt auch lange überlegt, aber mir will einfach nichts einfallen, was man hier mit gutem Gewissen nennen könnte. Nur weil ich selbst die Beliebtheit eines Stückes nicht nachvollziehen kann, heißt das ja wenig und sagt kaum etwas über das Werk an sich aus. Natürlich gibt es auch von meinen Lieblingskomponisten Stücke, die ich weniger oft höre oder nicht ganz so sehr schätze. Wenn ich etwa die "Jupiter-Symphonie" von Mozart persönlich nicht besser finde als die nicht so populären ab etwa Nr. 29, und ich die beiden Moll-Symphonien Nr. 25 und 40 am liebsten mag, kann das auch kein objektives Kriterium sein, da Nr. 41 bei vielen anderen als der Höhepunkt der Mozart'schen Symphonik gelten dürfte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Ganz meine Meinung! Allerdings irritiert mich die Feststellung über "pianistische Effekte" bez. Beethovens himmlischem Violinkonzert.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat von »Felix Meritis«
    Johannes Brahms - Tragische Ouvertüre in d-Moll, Op. 81. Das Werk gefällt mir auch nach 100x anhören nicht. Für mich uninspiriert.


    Ja, hm, ähh, hm hm - dagegen fällt mir nichts ein. :)


    Pech gehabt – mir doch: :P


    Einmal hören mit The London Philharmonic unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch; erst dann weiter meckern … :baeh01:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Ganz meine Meinung! Allerdings irritiert mich die Feststellung über "pianistische Effekte" bez. Beethovens himmlischem Violinkonzert.


    Nun, FM monierte zu viele "geigerische Effekte"...


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wie einem diese Sphärenklänge nicht gefallen können, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.

    Meiner übrigens auch. Ich habe gefragt warum keine richtige Ouvertüre, als warum nicht 12-15 min Sphärenklänge so wie beim Parsifal. Dass ihm das Lohengrin-Vorspiel nicht gefällt, hat jemand anderes gesagt.

  • Die Originalität halte ich für unbestritten, aber der erste Satz ist mir viiiieeeel zu lang und zu sehr auf geigerische Effekte ausgerichtet. Am wenigsten mag ich die Kadenz dieses Satzes.

    Na, dann musst Du mal die Aufnahme mit Gidon Kremer und der ASMF unter Marriner hören, der spielt die Kadenz von Alfred Schnittke, vielleicht gefällt Dir ja die.

  • Ich bin dir für diesen thread sooooooooooooooooooo dankbar, lieber Felix, denn mit dem Thema wechseln wir aus der Verteidigung in den Sturm. In den entsprechenden Themen selbst werden wir ja als Demente, Halunken und Sektierer betrachtet oder wie Abtrünnige, die vom rechten Glauben abgefallen sind und eigentlich geköpft (das hat Osmin richtig erkannt) werden müssten (ich sage nur: Lucia). Diese Masche findet sich auch hier: wenn dir was nicht gefällt, warte nur, höre es immer wieder, dann irgendwann kommt der Geist über dich, was ich als Theologe sehr klar als religiöse Propaganda identifizieren kann (oder Mission, wie man vornehm sagt). Ich will mich hier auf das Stück beschränken, das mir hier zweifelhafte Kommentare eingetragen hat; na klar, es ist der Chorsatz von Beethovens Neunter. Mehr als 20 Takte hohes a im Sopran am Schluss, da muss man die Haustiere wegschaffen, weil es sonst als Tierquälerei gilt. Und was soll man von einem Kunstwerk halten, das mit Genuss von 10 000 Japanern im Stadion exekutiert wird?

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Wenn ich das Thema dieses Threads richtig verstanden habe, geht es weniger um Gefallen oder Missfallen, was die einzelnen Werke angeht, sondern überhaupt, ob man nachvollziehen kann, warum ein Komponist bzw. seine Werke immer wieder aufgeführt werden und richtige Gassenhauer sind, die jeder kennt, z.B. "La donna è mobile".
    Ich denke, dies hat auch oft weniger mit dem Werk und seinen musikalischen Qualitäten zu tun, als vielmehr mit Dingen, die man heutzutage neudeutsch als "Marketing" oder "Public Relations" bezeichnet.
    Ich muss gestehen, dass es mir immer noch schleierhaft ist, warum gewisse Werke und Interpreten bekannter sind als andere, und dass ich mich oftmals frage, wer legt den Kanon fest oder nicht?


    viele Grüße

  • Bzgl. "Lohengrin"-Vorspiel: Da widerlegt der Wagner mal das Klischee vom bombastischen Haudrauf, und dann passt es einigen wieder nicht. :D ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Darf ich hier noch einmal auf den Einleitungstext hinweisen!!!

    Es geht wohlgemerkt nicht darum, ein Stück zu hassen (ich persönlich hasse praktisch keine Musik) oder für schlecht zu befinden. Gerade letzteres würde uns in endlose und unfruchtbare Diskussionen verwickeln, inwiefern wir denn überhaupt berechtigt seien, über die Qualität von Musik zu urteilen. Nein, es dürfen durchaus Werke sein, die man mag, deren Beliebtheit man aber als zu groß betrachtet. Ideal wäre eine kurze Liste mit Begründungen, aber es kann auch nur ein Werk sein. Begründung wäre aber schon ganz nett.....

  • L.v.Beethoven, Missa Solemnis op.123 Zerfahren, chorlastig, laut und viel zu lang!


    W.A.Mozart, Die Zauberflöte KV620 Überraschenderweise hier noch nicht genannt: Ein changieren zwischen albern und kindisch, dabei hätte die Musik einen besseren Text vielleicht verdient. Einziges wirkliches Highlight der Auftritt der Geharnischten, auf den man leider viel zu lange warten muss. Ansonsten der Entführung aus dem Serail um ein Vielfaches unterlegen!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Allerdings irritiert mich die Feststellung über "pianistische Effekte" bez. Beethovens himmlischem Violinkonzert.


    Wahrscheinlich ein großes Missverständnis! Da wurde versucht, op.61a auf der Violine zu spielen; allein die Tasten vielen immer wieder herunter ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • L.v.Beethoven, Missa Solemnis op.123 Zerfahren, chorlastig, laut und viel zu lang!


    W.A.Mozart, Die Zauberflöte KV620 Überraschenderweise hier noch nicht genannt: Ein changieren zwischen albern und kindisch, dabei hätte die Musik einen besseren Text vielleicht verdient. Einziges wirkliches Highlight der Auftritt der Geharnischten, auf den man leider viel zu lange warten muss. Ansonsten der Entführung aus dem Serail um ein Vielfaches unterlegen!


    Volltreffer für beides!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Debussy: Pelleas et Melisande Wunderschöne Musik, so vor dem einschlafen einfach herrlich zu genießen.
    Leider empfinde ich die Oper (auch nach zwei Liveabenden in der Hamburgischen Staatsoper) immer noch als sterbenslangweilig (vielleicht lag es aber auch am Bühnenbild, der Vorhang war fast genausolang geschloßen wie er oben war).


    Giuseppe Verdi: Il Trovatore (Hitparade Platz 1 - 25), Live eigentlich nicht zu ertragen, alle fünf Minuten wird geklatscht, ob die Sänger gut oder aber katastrophal waren.
    Hauptsache das Publikum hat die Arien wiedererkannt und beglückwünscht sich auf diesem Wege dazu .


    Bach: Die Matthäus Passion: Nach über 2 Stunden ohne Pause auf hartem Kirchengestühl, da weiß mein Rücken war er an diesem Abend geleistet hat.

  • Wenn ich das Thema dieses Threads richtig verstanden habe, geht es weniger um Gefallen oder Missfallen, was die einzelnen Werke angeht, sondern überhaupt, ob man nachvollziehen kann, warum ein Komponist bzw. seine Werke immer wieder aufgeführt werden und richtige Gassenhauer sind, die jeder kennt, z.B. "La donna è mobile".


    Ganz so harmlos war der Thread dann doch nicht gemeint ;) , aber es geht sicher mehr in die richtige Richtung als eine Liste der Minuswerke. Tatsächlich reicht es, wenn die allgemeine Begeisterung für ein Werk (deutlich) größer ist als die eigene Zuneigung und man diese Begeisterung nicht nachvollziehen kann. Ob man dieses Werk dann nun mag oder nicht, ist zweitrangig. Von den von mir angeführten Werken mag ich eines sehr gerne (Mendelssohn Oktett), eines gerne (Mozart Klarinettenkonzert), zwei solala (Beethoven VK, h-Moll Messe) und nur eines wirklich nicht (Brahms Ouvertüre). In diesem Sinne ist auch Joseph II. Nennung der Jupitersymphonie vollkommen valide. Er mag das Werk, aber nicht mehr als Mozarts Symphonie Nr. 29, die allgemein als um ein bis zwei "Größenordnungen" weniger bedeutend gehandelt wird. Es gibt Werke - viele sogar - die mir nicht gefallen, deren Faszination, die sie auf andere ausüben, ich aber zumindest "intellektuell" nachempfinden kann. Solche habe ich bewusst nicht angeführt (z.B das von Dr. Pingel genannte Chorfinale der Neunten).

  • Zitat

    Wenn man das fragen muss, hat man es eben noch nicht erfasst. Kommt Zeit....

    Mit dieser Antwort habe ich natürlich gerechnet - allerdings bin ich vom milden Ton sehr überrascht ;). Ich entnehme Deiner Bemerkung jedenfalls, dass die große Beliebtheit des Klarinettenkonzerts im direkten Zusammenhang mit der im letzten Jahrhundert drastisch gestiegenen Lebenserwartung zusammenhängt, und dass, vom medizinischen Fortschritt abhängig, noch weitere Höhenflüge dieses Werks in der Publikumsgunst zu erwarten sind.



    Zitat

    Glück gehabt, kann ich nur sagen. Man versuche sich vorzustellen, wie es klänge, wäre es zu sehr auf pianistische Effekte ausgerichtet... :stumm:

    Es könnte ja auch auf orchestrale Effekte ausgerichtet sein. Man denke nur, Beethoven hätte die geniale Idee mit dem Triangel gehabt :baeh01:



    Zitat

    Ist das ein Argument? Es könnte bei jedem Satz die Nummer 3 in der Mendelssohn-Hitparade sein und dennoch als Ganzes am obersten Treppchen stehen.

    Ich sehe, du bist gedanklich noch ganz im Skiweltcup verfangen. 8-)

  • Also gut:
    Mozart: Eine kleine Nachtmusik


    Eher ein Nebenwerk gilt es neben der Zauberflöte manchem als Synoym für Mozart schlechthin.
    Dabei ist das Werk angeblich ein Torso, es soll ursprünglich 5 Sätze gehabt haben....(?)



    Peter I. Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr 1


    Ich habe mit oft die Frage gestellt was dieses Konzert gegenüber vielen anderen Virtuosenkonzerten des 19. Jahrhunderts auszeichnet, daß alle so verrückt danach sind - vom spektakulären Beginn mal abgesehen. Aber inzwischen scheint sich die Leidenschaft des Publikums für dieses Konzert auch schon ein wenig abgekühlt zu haben......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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