Paul Hindemith - Der bedeutendste deutsche Komponist des 20. Jahrhunderts - V.2 - Die Kammermusik

  • Wir setzen unseren Hindemith-Zyklus mit Kammermusik fort. Hierfür gibt es meherer gute Gründe. Zum einen macht sie einen Schwerpunkt seines Schaffens aus, kein Wunder, da er selbst ja Geiger und Bratscher in Kammermusikformationen war, zum anderen hatte ich den Eindruck, dass einige Tamino-Mitglieder zumindest über Mini-Bestände in diesem Bereich verfügen – was einen Thread natürlich erst sinnvoll möglich macht. Neben 7 Streichquartetten (Eine Neuaufnahme bei Naxos ist soeben im Werden) schrieb Hindemith zahlreiche Sonaten in den verschiedensten Besetzungen, von 1918 bis 1958, ohne merkbare Schaffenspause, es gab Solosonaten für Bratsche, sowie Violoncello, aber auch jede Menge von diversen anderen Instrumenten , gekoppelt mit Klavier, wobei er auch „exotische" Instrumente, wie Trompete oder Trombone einsetzte. Das Meiste ist auf Tonträger gut dokumentiert.
    Mal sehen, welche Stücke bekannt sind – bzw. welche Stellungnahmen dazu kommen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kenne die Streichquartette und die Sonate für Violine und Klavier. Abgesehen vom ersten Streichquartett, das lange verschollen war, weshalb die Zählung früher beim 2. mit Nr. 1 losging - Vorsicht: Verwechslungsgefahr! - finde ich alles sehr persönlich und großartig. Dass manchmal der späte Hindemith als trocken und akademisch abgetan wird, kann ich nicht nachvollziehen, aber wirklich späte Werke sind da jetzt auch nicht dabei.


  • Die LP habe ich kürzlich für wenig Geld aus der Flohmarktkiste gezogen, darauf das Octet gespielt vom Fine Arts Quartet plus vier Solisten

    Ein spätes Werk (1957/58). Typischer Hindemith, sicher meisterhaft gesetzt und für geneigte Ohren auch gut hörbar (meine Mutter hätte es allerdings als "Katzenmusik" bezeichnet), aber wie so oft bei Hindemith: emotional berührt es mich nicht wirklich. Glasperlenspiele.

  • Leider steht mir aus unerfindlichen Gründen keine Aufnahme des Streichquartetts Nr 1 zur Verfügung. Zumeist ist der Einstieg dann am leichtesten, weil ein allfälliger "Personalstil" noch nicht vorhanden oder zumindest nicht voll ausgereift ist, der Komponist orientiert sich vorzugsweise an Vorbildern. Der Komponist hat in späteren Jahren Statements dazu abgegeben, aver die sollten erst dann veröffentlich werden, wenn kemand eine Kurzvorstellung dieses Quartets macht.


    Wenden wir uns also dem Quartett Nr 2 in f-moll op 10 zu, welches zwischen Jänner und April 1918 entstand und am 2. Juni 1919 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. Geschrieben wurde es an verschiedenen Städten während seines Kriegseinsatzes, was man dem Werk indes nicht anhört - Es enthält keine Anspielungen, die man damit in Zusammenhang bringen könnte. Die Widmung geht an "Herrn und Frau Ronnefeld aus Frankfurt , anlässlich ihrer Silberhochzeit"
    Aus schriftlichen Aufzeichnungen Hindemiths erfahren wir, daß das Quartett "im Kopf" komponiert wurde . an der Front hatte er kein Klavier zur Verfügung, sodass er es er später wirklich "hören" konnte.


    Es ist weniger konventionell als das erste Quartett, an dem Hindemith persönlich manches auszusetzen hatte, im zweiten Satz erleben wir wie der junge Hindemith ein Thema mit 5 Variationen einsetzt.
    Persönlich kein Verfechter der Musik des 20. Jahrhundert kann ich dieses Quartett denoch recht gut hören - vor allem via Kopfhörer, über Lautsprecher erschliesst sich mir das Werk indes wesentlich schwerer. Dennoch - interessant. Ich habe es gestern und heute ingesamt bereits 3 mal in der abgebildeten Naxos Aufnahme mit dem Amar Quartett gehört....



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine rundherum zufriedenstellende Aufnahme des 1. SQ fehlt mir noch, die bisherigen Gesamtaufnahmen bieten nur "okayes".
    Mal abwarten, was Amar draus macht (kennt eigentlich jemand "Fine Arts at WFTM Radio"? Da ist No. 1 offenbar ebenfalls enthalten).


    Unter den Kammermusikwerken mit mehr als zwei Instrumenten sind etwa die Werke mit Klarinette schätzenswert. Meine favorisierte Aufnahme des Klarinettenquintetts stammt von den Buchbergern, vor allem der Beigaben wegen. Neben "Minimax" mein Lieblings-Wagner-Opern-Vorspiel: "Overtüre zum Fliegenden Holländer wie sie eine schlechte Kurkapelle um 7 am Brunnen vom Blatt spielt". Es spielt also keine große Rolle, daß die Buchberger(s) technisch nicht absolut makellos sind...(Hindemith himself hat ja auch mal falsch gebratscht).


    Besonders sorgfältig gearbeitet ist das Klarinettenquartett, sicherlich eines von Hindemiths elaboriertesten, aber auch schönsten Stücken. Beigegeben ist das einzige mir klanglich bekannte Heckelphon-Trio. Die Sonate für 4 Hörner rundet diese CD wirklich ab.


    Müßte ich gegenwärtig eine Lieblingsaufnahme eines Quartetts nennen, wäre es die - sinnvolle - Kombination von Hindemith 5 und Bartok 4 durch das Zehetmair-Qt. Zwei Meisterwerke, gar nicht routiniert gespielt (leider nicht selten ein Problem bei Hindemith).

  • Ich verfüge über die sieben Streichquartette, die das Danish Quartet eingespielt hat:

    Offen gestanden werde ich mit ihnen (außerdem ersten) nicht richtig "warm". An den Musikern liegt es nicht, sie spielen engagiert und klangvoll.


    Zum Totlachen ist hingegen die schon zitierte Minimax-Variante, die ich nur wärmstens empfehlen kann. Sie hat vor einigen Jahren mein Hindemith-Bild wesentlich aufgehellt. :P

  • Die beiden Streichtrios von Hindemith, vom Trio Zimmermann eingespielt. Auch wenn mir beim ersten mal hören direkt der Vergleich mit einer mathematischen Gleichung kam, höre ich die beiden Trios in dieser Aufnahme mittlerweile sehr gern. Ich finde das Trio Zimmermann spielt sie sehr dynamisch und lebendig. Besonders das erste Trio finde ich toll. Gefühlt passt auch das Cover sehr gut zur Musik


  • Falls es jemanden interessiert, nicht nur ich bin immer begeisterter von dieser CD, auch Klassik.com ist voll des Lobes.

  • Ich möchte hier erstmal auf Kammermusik von Hindemith aufmerksam machen, die in diesem Thread noch nicht besprochen wurde. Sein Werk für Bratsche! Hier besonders auf eine Einspielung, die mir tatsächlich einen wichtigen Zugang zum Komponisten beschert hat. Die Bratschistin Kim Kaschkaschian mit ihrem Begleiter Robert Levin. Da seit dreißig Jahren in meinem Besitz und sicher sehr häufig gehört mag ich irren, aber wer meint, Hindemith sei schwer zugänglich, wird hier in den fantastischen Einspielungen der beiden des Gegenteils belehrt.


    Schon die Sonaten für Viola Solo können einen umhauen. Wem dann nicht spätestens bei der Sonate op.11/4 für Viola und Klavier sich die Nackenhaare aufrichten, dem fehlt sicher ein spezielles musikalisches Gen ;).



    Obwohl die Aufnahme schon dreißig Jahre alt ist, ist sie technisch auf höchstem Niveau. Wer an dieser Stelle bereit ist, Abstriche zu machen, dem empfehle ich die Aufnahme mit der russischen Ausnahmepianistin Maria Yudina und dem Bratschisten Fjodor Druschinin, enthalten in


    31LrJCi8z7L.jpg


    die momentan nicht erhältlich zu sein scheint. Wer etwas mehr Geld ausgeben möchte, was sich bei dieser Pianistin auf jeden Fall lohnt, der sei auf




    verwiesen.