Crossover von Stücken für Tasteninstrumente auf andere Instrumentgattungen

  • Die ist die Fortsetzung der schon im Thread Inventionen angefangenen Suche nach zunächst einmal vom Charakter her andersartigen, aber im Wesentlichen dennoch interessanten (oder skurrilen) Interpretationen.


    Ich möchte die These postulieren, daß kurze, knackige Bachstücke wie Invention 13 häufiger gesamplet werden als längere und schwierigere Bachstücke, und die häufiger als Stücke anderer Barockkomponisten (es sei denn, solch bekannte Stücke wie Vivaldis Jahreszeiten). Insbesondere interessant wäre es, Einspielungen von jungen Leuten zu bekommen, die das jeweilige Stück etwas rockig angehen - das wäre dann auch eine der möglichen Antworten auf die Frage, wie man denn Jugendlichen das Hören klassischer Musik besser nahebringen könnte.


    Frisch ans Werk...

  • Die Inventionen haben ja schon allerhand Aufmerksamkeit von z.B. Gitarristen erhalten, als nächstes werde ich nach Samples für ein m.E. herrlich knackiges Thema suchen: die Fuge aus Toccata c-moll, BWV 911


    http://www.youtube.com/watch?v=sqp2_LaYoSU hier ist das Original, gespielt von Martha Argerich, bzw
    http://www.youtube.com/watch?v…A&list=PLE4AF7ADDB95B16EB auf Cembalo (ab 3:15), Pinnock



    http://www.youtube.com/watch?v=WP-uZ4DG31Y hier gleich die ganze Toccata (Fuge ab 3:25) vom Syntheziser, der sich als Sinfonieorchster tarnt, gefällt mir


    http://www.youtube.com/watch?v…qrMbMAFhoBN7CqPaKEMZeokry Die Fuge in einer professionellen Einspielung mit Orgel (auch ein Tasteninstrument, insofern nicht erste Wahl bei Crossover-Beispielen, aber diese Einspielung hat ja auch leicht skurrilen Charakter) - wo kommen eigentlich die Noten für die Pedale her? Dazuerfunden? Jedenfalls kann ich mir gut vorstellen, daß Jugendlichen allein schon das Outfit des Orgelisten gefällt.


    http://www.youtube.com/watch?v=znQ2ViQO5ps nicht Crossover, aber eine schöne Visualisierung (im Stil der alten mechanischen Klavierrollen) die zeigt, wie das Stück "funktioniert".


    Ansonsten habe ich nichts gefunden, nur etliche Piano- und Cembalo-Einspielungen.

  • Bleiben wir noch eine Weile bei Bach: das WTK II weist viele ausdrucksstarke Themen auf, u.a. das Präludium des BWV 871;


    hier das Original, gespielt von einer recht talentierten Nachwuchspianistin: http://www.youtube.com/watch?v=GuFiUMFP7M8


    Man würde wieder Gitarren als Transkriptionsinstrument vermuten, und tatsächlich ist hier eine gelungene Einspielung: http://www.youtube.com/watch?v=K0-Yln9WtzQ


    mit Blockflöten klingt es irgendwie, naja: gewöhnungsbedürftig - http://www.youtube.com/watch?v=cJ6HI7JxWKM - ist ja auch nur die Fuge, aber wie schrecklich müßte dann das Präludium klingen?


    Hier ein bißchen Herumgespiele am Thema - aber im Prinzip ausbaufähig, man kann sich durchaus vorstellen, wie sich das in einen guten Beat weiterentwickelt: http://www.youtube.com/watch?v=weh8baeXluw - es geht nach ca. 40 Sekunden los


    ist zwar im prinzip offtopic, aber hier eine gelungene Hinrichtung des Stücks durch eine überambitionierte Pianistin: http://www.youtube.com/watch?v=HHxfGKQBrig


    Anschließend eine Marimba-Exekution: http://www.youtube.com/watch?v=a-nBVRosX6w


    Insgesamt gibt es weniger Transkriptionen zu bewundern, als ich es bei diesem eingängigen Thema erwartet hätte.

  • Markante Präludien sind auch von Chopin komponiert worden, z.B. e-moll, op. 28, Nr.4, welches ja auch (dem Vernehmen nach - gg) in den "50 Grautöne" thematisiert wird, also einem Millionenpublikum bekannt


    Das Original, gespielt von einem meiner Lieblingspianisten: http://www.youtube.com/watch?v=KHGHhYZCIQI


    Eine schöne Version vom Gitarristen der Led Zeppelin: http://www.youtube.com/watch?v=tZxwsMcdI7w


    Oscar Peterson im Jahre 1950, der das Thema nach einer Weile in einen Bossa Nova hineinmanöveriert: http://www.youtube.com/watch?v=BD9WmFCQ_cA


    ein weiteres Jazz-Trio; eine gute Idee, die Lead Melodie zunächst vom Bass spielen zu lassen: http://www.youtube.com/watch?v=-kFWLAsFJRg


    hier geht es gleich mit dem Bossa Nova los: http://www.youtube.com/watch?v=6vVRTZnzpJc, wird dem Stück nicht so sehr gerecht


    ins Kitschige abgleitend: http://www.youtube.com/watch?v=gpmo0oEir9s


    noch´n Tacken Kitsch drauf, ordentlich das Vibrato quälen: http://www.youtube.com/watch?v=HfLgGtL7jd0


    auch für Nachwuchsstars geeignet: http://www.youtube.com/watch?v=l6yBJMqISkU


    das Stück wurde sogar von Tarrega auf Gitarre transkribiert, hier eine ähnliche Version: http://www.youtube.com/watch?v=uz_ifIJ_I5k - leider verliert es etwas an Charakter


    wow - das nenne ich mal viele Transkriptionen, und ich habe hier nur einen kleinen Bruchteil angeführt.

  • Manche ernsthaften Transkriptionen (also von ernsthaften Musikern) lassen den Charakter eines Stücks komplett untergehen, ohne etwas anderes an dessen Stelle zu setzen, so z.B. hier, wo ein Streicherensemble die Goldbergvariationen zu Tode reitet.


    Die Musik muß perlen, sie lebt u.a. von Dynamik- und Tempiwechsel, von besonderen Betonungen und den verschiedenen Klangfarben von melancholisch bis heiter, die ein Flügel entwickeln kann (OK, war ursprünglich für Cembalo, also keine Klangfarben, aber ich habe mich durch viele Jahre hindurch an den Goldflügelklang gewöhnt, so daß ich ihn für das bessere Original halte).


    All das versagt hier, es ist eine kreuzlangweilige Veranstaltung, die den Variationen fast ausnahmslos nicht gerecht werden:


    http://www.youtube.com/watch?v=je8brwUWOew

  • Diabellis auf der Gitarre ist grauenvoll, schon das Thema (das noch kein Beethoven ist), klingt falsch (weiter habe ich nicht durchgehalten).


    Dagegen finde ich die Streichtrio-Fassung der Goldbergvariationen reizvoll und sehr hörenswert (habe eine auf CD mit drei Solostreichern, das größere Ensemble auf youtube finde ich auch nicht ideal).
    Die Polyphonie hört man dort oft besser als auf dem Klavier. Natürlich geht das Clavieristische verloren. Aber von diesem spezifischen Klangcharakter geht beim modernen Flügel statt Clavicymbel mit zwey Manualen auch ziemlich viel verloren...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Du hast ja Recht, das mit den zwey Manualen hört sich anders an als das Grand Piano, habe ich ja auch weiter oben schon zugegeben.


    Machen wir mit Beethoven weiter - paßt jetzt nicht ganz zum Oberthema Barock, aber ich kann ja nicht überall Transkriptions-Threads eröffnen - und zwar mit der notorischen Elise.


    Es gibt reichlich Transkriptionen, aber die sind meist scheußlich - ich werde mich mal auf ein paar wenige hörenswertere Exemplare beschränken.


    Das erste, das ich vorstellen möchte, ist schon sehr gelungen: Melancholie weg, Swing her


    http://www.youtube.com/watch?v=8OQDBNEmOE8

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  • Packen wir mal ein schweres Geschütz aus:


    Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 2, ein Stück, an das sich nur virtuose Pianisten allein heranwagen und das häufig von 4 Händen am Piano gespielt wird, hier in einer Version für 8 Hände an 4 Gitarren.


    Zunächst aber die wunderbare Valentina Lisitsa mit dem Original


    http://www.youtube.com/watch?v=LdH1hSWGFGU


    und nun das weltweit beste Gitarren-Quartett, das Los Angeles Guitar Quartet (gute Version, wenn sie auch musikalisch und vom Show-Effekt her nicht mit Lisitsa mithalten kann)


    http://www.youtube.com/watch?v=OoEXt0KaFs0