Santtu-Matias Rouvali – ein junger Wilder aus Finnland

Rheingold1876 · 6. Mai 2013

[timg]https://fbcdn-sphotos-f-a.akam…3810775041_33486760_o.jpg[/timg]Durch Zufall habe ich im Internet den Mitschnitt eines Konzerts des Orchestre Philharmonique de Radio France vom April dieses Jahres gehört – und gesehen. Aufmerksam geworden war ich zunächst durch das Programm, auf dem auch die 7. Sinfonie von Sibelius stand. Schließlich wurde der zentrale Eindruck nicht allein das Werk sondern vor allem der Dirigent: Santtu-Matias Rouvali. Ein junger Finne, 1985 geboren. Seine musikalische Ausbildung begann er mit dem Schlagzeugstudium, wechselte dann aber in die Dirigier-Klasse an der Sibelius-Akademie in Helsinki und wurde Schüler von Leif Segerstam. Unmittelbar nach seinem Debüt bei den Philharmonikern in Kopenhagen wurde er als Erster Gastdirigent für die Spielzeit 2013|2014 engagiert und außerdem zum Chefdirigenten des Philharmonischen Orchesters in Tampere berufen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass man von diesem begabten jungen Mann noch viel hören wird. Sein Sibelius ist unglaublich packend. Er geht selbstbewusst und unerschrocken auf diese schwerige Musik zu. Er wirkt auf mich auffallen konservativ in seiner Interpretation, ausladend und rauschhaft. Konservativ, ja charismatisch, ist auch seine äußere Erscheinung. Zu einem wilden Lockenkopf der Frack mit Altlasrevers und plissiertem Vorhemd! Das habe ich so ähnlich zuletzt bei Celibidache gesehen. Mir scheint, das ist Teil seines Stils. Das Foto ist ein Screenshot aus dem bewussten Konzert.

Gruß Rheingold

Sven Godenrath · 7. Mai 2013

Nicht unterschlagen sollte man hier auch die Sopranistin des Abends Anu Komsi, die ich am 26 April in Lissabon in Georg Benjamins Into the Hill erlebte.
Eine interessante Stimme, die mir an diesem Abend sehr gut gefallen hat.

Peter Schünemann · 8. Mai 2013

Für mich ist es meistens ein "Bauchgefühl", wie ein Dirigent auf mich wirkt, wie ich ihn beurteile, und ich gestehe gerne, dass ich mehr angezogen bin von leidenschaftlich-mitgehenden als von mehr sachlich-orierentierten Dirigenten. Insofern kann ich Rheingolds Beitrag sehr gut nachvollziehen. Letzten Sommer ließ ich mich sogar zu der Prophezeiung hinreißen, Rouvali würde der nächste finnische Weltstar werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg...

Ich begegnete ihm erstmalig in einer Fernsehserie (hieß sie "Maestro"?), in der Amateure von Profi-Dirigenten angeleitet wurden und bis hin zu einem Finale mit nur 2 Dirigenten ein Profi-Orchester zu leiten hatten. Ohne den Namen zu kennen, faszinierte mich die überlegene Art dieses noch jungen Mannes, wie er - wenn er einmal den Dirigentenstab übernahm - überaus deutlich und eindrücklich seine Intentionen auf das Orchester übertrug. In der Zwischenzeit sah ich einige finnische TV-Programme, kürzlich sogar ein Porträt, und über ClassicLive kann man Rouvali ein Konzert des Lahti Symphony Orchestras leiten sehen. Seine Bewegungen empfinde ich derzeit noch als übertrieben groß; das wird sich mit der Zeit abschleifen. Aber interpretatorisch, und darauf kommt es letzten Endes an, hat er etwas zu sagen, lassen seine Interpretationen eine persönliche Handschrift erkennen.

Eine große Herausforderung, aber auch eine große Ehre für Rouvali, dass er nun das Tampere Symphony Orchestra übernimmt. Seine Vorgänger in der Leitung dieses renommierten Orchesters haben Chefpositionen in Helsinki übernommen, sind also die Treppe hinauf gefallen: John Storgards beim Helsinki Philharmonic Orchestra und Hannu Lintu beim Finnish Radio Symphony Orchestra. Lintu war zugleich Rouvalis Mentor; so ist es kein Wunder, dass er diesen jungen Mann zu seinem Nachfolger erkor. Außerdem: Die Dame, die diesem Orchester als Administratorin vorsteht, war früher Intendantin des Finnish RSO und später für den Bau des neuen Konzerthauses in Helsinki verantwortlich. Ich kann mir nicht denken, dass diese Dame voller Sachverstand sich einen Nobody ins Haus geholt hat. Warten wir also ab, ob sich meine Prophezeiung erfüllen wird.

Grüße aus Finnland
Peter

Joseph II. · 8. Juni 2016

Göteborg/Berlin (MH) – Der Finne Santtu-Matias Rouvali wird neuer Chefdirigent der Göteborger Symphoniker. Der 30-Jährige übernehme den Posten mit Beginn der Spielzeit 2017/18, teilte das Orchester am Mittwoch mit. Seit Rouvalis Debüt bei dem Schwedischen Nationalorchester im August 2014 hätten beide Seiten eine “besondere Verbindung” geknüpft. “Er hat deutlich gezeigt, dass er etwas Frisches und Einzigartiges als Dirigent repräsentiert”, sagte der Geschäftsführer und künstlerische Leiter des Orchesters, Sten Cranner.

Rouvali wird in der Position des Chefdirigenten Nachfolger von Dudamel. Sein Vertrag läuft bis zur Saison 2020/21. Nagano bleibt bis 2019 Erster Gastdirigent.

Quelle