24.04.2013 (Staatsoper Hamburg) Gioachino Rossini "La Cenerentola"

  • Angelina (Cenerentola) - Maria Markina
    Tisbe - Juhee Min
    Clorinda - Mélissa Petit
    Don Magnifico - Andrea Concetti
    Don Ramiro - Filippo Adami
    Dandini - Viktor Rud
    Alidoro - Adrian Sâmpetrean


    Philharmoniker Hamburg und Chor der Staatsoper Hamburg unter der musikalischen Leitung von Alessandro De Marchi;
    Inszenierung und Choreographie Renaud Doucet, Büngenbild und Kostüme André Barbe.


    (22.Vorstellung seit der Premiere am 8.Mai 2011)


    Ganz genau hat es Rossinis Librettist Jacopo Ferretti nicht genommen, als er aus dem bekannten Grimmschen Märchen den Stoff für eine Opernhandlung entwickelte; so wird aus der bösen Stiefmutter ein um sein gesellschaftliches Ansehen besorgter Stiefvater und der Prinz Don Ramiro bekommt zwecks Rollentausch einen Diener zur Seite gestellt. Und die gute Fee? - Ist hier ein Philosoph, Lehrer und Deus ex machina namens Alidoro. Nur die beiden Stiefschwester bleiben "Die beiden Stiefschwestern". - Nachzulesen ist all dies im im TAMINO-Opernführer.


    Musikalisch handelt es sich um ein sehr kurzweiliges, abwechslungsreiches Werk, das eher durch große Ensemble-Szenen, als durch die ebenfalls vertretenen Bravour-Arien geprägt wird. Insbesondere bedarf es, wenn die Aufführung denn überzeugen soll, einer homogenen Sängerriege auf hohem qualitativen Niveau.


    Ich muss zugeben, dass der eigentliche Antrieb zum Besuch dieser Vorstellung weniger von mir selber, als von meiner kleinen Tochter ausging, die unbedingt mal wieder in die Oper wollte. Ein kurzer Blick in den Spielplan lies mir dann La Cenerentola als geeignet erscheinen. Selber bin ich kein großer Rossini-Fan, wobei ich dessen Werke ich im Wesentlichen allerdings auch nur "aus der Konserve" kenne und immer als etwas anstrengend empfunden habe. - Ein Eindruck, der auf der Bühne (natürlich) ein vollkommen anderer ist! Insbesondere, wenn des gesanglichen Leistungen so durchweg gut bis sehr gut sind, wie an diesem Abend:
    Allen voran sind hier die koloratursichere Maria Markina in der Titelrolle und Adrian Sâmpetrean als Alidoro zu nennen. Zu Beginn etwas schwach, aber dann auch gut Don Ramiro gesungen von Filippo Adami; eine Rolle, die mir technisch sehr anspruchsvoll erscheint, sind doch einige Stellen sehr hoch (fast im Falsett?) zu singen. Von den Stiefschwester kam mir Mélissa Petit (Clorinda) etwas höhensicherer vor, als Juhee Min Vortrag der Tisbe. Abgerundet wurde das Ensemble durch Viktor Rud als Diener Dandini und Andrea Concetti als Don Magnifico beide mit großer Spielfreude.
    Das Dirigat des Barockspezialisten und regelmäßigen Gastdirigenten an der Staatsoper (u.a. Telemanns Flavius Bertaridus) Alessandro De Marchi hätte für meinen Geschmack etwas feuriger sein können. Insgesamt aber auch er zusammen mit den Hamburger Philharmonikern ohne jeden Tadel.


    Die Inszenierung des kanadischen Teams Doucet/Barbe (zuletzt in Leipzig mit Wagners Die Feen auf der Bühne) überzeugt durch ihre Witzigkeit ohne dabei grell zu sein. Angelegt ist die Szenerie im Stile des Futurismus der dreißiger Jahre; allerdings nicht düster-technokratisch, wie etwa in Fritz Langs Metropolis. Sehr schön eingebunden sind Chor und einige Tanzeinlagen.


    Weitere Informationen:


    - TMOO-La Cenerentola
    - La Cenerentola bei TAMINO


    Premieren-Kritiken


    - Hamburg sucht das Superputtel
    - "La Cenerentola": Tanz den Rossini


    Trailer der Staatsoper Hamburg:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hallo, MSchenk,


    danke für den Trailer. So und nicht anders hatte ich mir La Cenerentola = Aschenputtel vorgestellt. Hübsche Kostüme!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Das mag zwar recht poppig bunt sein und vielleicht auch Kindern gefallen. Die Cenerentola von Rossini ist ja in ihrer Art auch ein wenig ironisch gemeint, so dass eine solche Inszenierung durchaus noch als in den Grenzen der Möglichkeiten erscheint. Dennoch, diese Plastikpuppen und übrigen Kostüme sowie auch die futuristische Sicht der Inszenierung könnten mich nicht ansprechen. Ein wenig erinnert mich das an die "Hänsel und Gretel"- Inszenierung von Katharina Thalbach, in der auch solche komischen Figuren herumsprangen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ein wissenschaftlicher Kongress führte mich diese Tage in meine Heimatstadt und am Mittwoch ergab sich die Möglichkeit, die Hamburger Staatsoper wieder einmal aufzusuchen, das Haus, in dem ich vermutlich häufiger war als in jedem anderen Opernhaus. Auch ich bin kein allzu großer Rossinifan, aber La Cenerentola ist von den mir bekannten Opern meine liebste.


    Die Inszenierung hat mir sehr gut gefallen, war witzig und originell ohne die Handlungsstränge zu verändern. Die Verlagerung in eine 50er-Jahre-Comic-hafte Zukunft fand ich bei einem Märchenstoff unproblematisch und an Buntheit und kleinen Überraschungen fehlte es nicht.


    Die musikalische Seite war gediegen; nachdem man sich warm gesungen hatte fiel keiner der 7 Protagonisten unangenehm auf, das Timbre von Levy Sekgapane war zwar nicht meine Sache, aber es war o.k. Keine ganz großen Stimmen (vor allem wenn man die legendäre Abbado-Einspielung im Ohr hat) , aber wie oben schon gesagt, es ist in erster Linie eine Ensembleoper. Ein bisschen mehr Italianata von Seiten des Dirigenten wäre auch noch denkbar gewesen.
    Das nur halb besetzte Haus war jedenfalls zufrieden und alle gingen leicht beschwingt nach Hause.


    Musikalische Leitung
    Gregor Bühl


    Don Ramiro Levy Sekgapane
    Dandini Kartal Karagedik
    Don Magnifico Tigran Martirossian
    Tisbe Marta Swiderska
    Clorinda Maria Chabounia
    Angelina Dorottya Láng
    Alidoro Giorgio Caoduro

  • Hallo lutgra,


    es freut mich ungemein, dass mein Tipp bei Dir auf fruchtbaren Boden gefallen ist :hello:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hallo Michael
    vielen Dank noch einmal für die Empfehlung, in die Zauberflöte am Donnerstag habe ich es leider nicht mehr geschafft. Vielleicht das nächste Mal. Morgen geht es zurück in den Süden. Aber der Wunsch in wenigen Jahren (nach der Pensionierung) dauerhaft nach Hamburg zurückzukehren, nimmt zunehmend konkretere Formen an. :hello: