Widmungen - Werke und ihre Widmungsträger

  • Manche Werke der klassischen Musik sind einem bestimmten Menschen gewidmet, sei es als Dank für erbrachte Dienste oder Ausdruck der Freundschaft oder der besonderen Verehrung. Anton Bruckner hatte seine 9. Sinfonie "dem lieben Gott" gewidmet.


    Ganz uneigennützig mag dies nicht immer gewesen sein, wenn einem Fürsten oder König ein musikalisches Werk dezidiert wurde. So konnte man sich in ein gutes Licht stellen, wenn ein neuer Posten vergeben wurde.


    Die Person, der eine Komposition gewidmet wurde, musste davon nicht immer Kenntnis haben.


    Wem wurde welches Werk gewidmet?
    Gibt es Komponisten, die oft ein Werk gewidmet haben? Welche Komponisten haben davon keinen Gebrauch gemacht?
    Gibt es Anekdoten zu erzählen?
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Beethoven widmete seine 3., 5. und 6. Symphonie Fürst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz und (nur die 5. und 6.) Graf Andrej Kyrillowitsch Rasumowskij, seine 4. Symphonie Graf Franz von Oppersdorff, seine 7. Symphonie Graf Moritz von Fries und die 9. Symphonie König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.


    Bruckner widmete seine 7. Symphonie König Ludwig II. von Bayern, die 8. Symphonie Kaiser Franz Joseph I. von Österreich.


    Tschaikowskij widmete seine 3. Symphonie Graf Wladimir Schilowskij, die 4. Symphonie Nadeschda Filaretowna von Meck, die 5. Symphonie Theodor Avé-Lallemant

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Viele Werke Beethovens sind jemandem gewidmet. Der am häufigsten bedachte Widmungsträger ist angeblich Erzherzog Rudolph, der nicht unbedingt Posten zu vergeben hatte, aber ein Schüler und Förderer Beethovens war.
    http://de.wikipedia.org/wiki/R…h_%281788%E2%80%931831%29
    u.a. 4. u. 5. Klavierkonzert, Klaviersonaten opp. 81a, 106, 111, Trio op. 97, Missa solemnis


    Die hochadligen Gönner Lichnowsky (z.B. op.90) Lobkowitz (zB op.18, op.74) und Rasumovsky wurden ebenfalls öfter bedacht. Bei den Quartetten op.59, der Waldstein-Sonate op.53 oder dem Trio op.97 blieb der Name des Widmungsträgers hängen.
    Nicht so bei den ersten drei späten Quartetten op.127, 132, 130, die dem russischen Fürsten Ga(o)lizyn gewidmet wurden.


    Zwei frühe Werkgruppen widmete Beethoven zeitweiligen Lehrern: Die Sonaten op.2 Haydn und die Violinsonaten op.12 Salieri.


    Interessant der Fall der Kreutzer-Sonate, da Rodolphe Kreutzer wohl gar nicht mit Beethoven persönlich bekannt war und das Werk nie gespielt hat... (Sie müsste besser "Bridgetower-Sonate" heißen; Beethoven komponierte sie konkret für den farbigen Geiger George Bridgetower, mit dem er auch die Uraufführung spielte und im Vorfeld sprach er scherzhaft von einer "sonata mulatica", nach einem Streit erhielt dann aber Kreutzer die Widmung.)
    Häufig finden sich aber auch Freunde und Bekannte, Verehrerinnen oder Verehrte als Widmungsträger:
    op.27/2 Giulietta Guicciardi
    op.78 Therese von Brunswick
    op.101 Dorothea Ertmann
    op.109 Maximiliane Brentano

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Richard Strauss widmete die "Alpensinfonie" der Dresdener Staatskapelle, die er "seine Wunderharfe" nannte.


    Die Mehrzahl seiner Opern wurde nicht in Wien, München oder Berlin uraufgeführt, 8 seiner 15 Opern erblickten in Dresden das Licht der Welt! Damals war Dresden eines der führenden Opernhäuser im deutschsprachigen Raum.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Eines der neueren Stücke mit Widmung ist Heinz Holligers Werk »Lunea. 23 Sätze von Nikolaus Lenau«. Es entstand in den Jahren 2009/10 und wurde nun im März 2013 uraufgeführt. Der Schweizer Oboist und Komponist Heinz Holliger hat diese Komposition dem Bariton Christian Gerhaher gewidmet, der dieses Werk zusammen mit seinem Pianisten Gerold Huber nun auch im Rahmen des HEIDELBERGER FRÜHLING am 19. April 2013 in Deutschland aufgeführt hat.

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  • Johann Sebastian Bachs Widmung (oder ist es eher ein Empfehlungsschreiben in eigener Sache?), welche den Brandenburgischen Konzerten vorangestellt ist:


    Seiner Königlichen Hoheit dem Gnädigsten Herrn Christian Ludwig Markgrafen von Brandenburg


    Gnädigster Herr


    Da ich vor ein paar Jahren kraft Ihres Befehls das Glück hatte, von Eurer Königlichen Hoheit gehört zu werden, / und da ich damals bemerkte, daß Sie einiges Vergnügen an den geringen Talenten, die der Himmel mir für die Musik verliehen hat, / und da Eure königliche Hoheit bei der Verabschiedung geruhte mir die Ehre zu erweisen, mir zu befehlen, Ihr einige von mir komponierte Stücke zu senden, / habe ich mir deshalb, in Befolgung Ihres allergnädigsten Befehls, die Freiheit genommen, meiner untertänigsten Verpflichtung gegenüber dero Königlichen Hoheit nachzukommen, mit den vorliegenden Konzerten, die ich für mehrerlei Instrumente eingerichtet habe, / wobei ich Sie untertänigst bitte, deren Unvollkommenheit nicht mit der Strenge des feinen und erlesenen Geschmacks, den Sie, wie alle Welt weiß, in Bezug auf Musikstücke hat, beurteilen zu wollen, / sondern vielmehr die große Hochachtung und den untertänigsten Gehorsam, die ich Ihr damit zu beweisen suche, wohlwollend in Betracht zu ziehen. / Im übrigen, mein Gnädigster Herr, bitte ich Eure Königliche Hoheit untertänigst, die Güte haben zu wollen, mir weiterhin wohl beigetan zu sein und überzeugt zu sein, / daß mir nichts so sehr am Herzen liegt, als Verwendung finden zu können bei Gelegenheiten, die deroselben Person und Diensten würdiger sind, / mir, der ich bin mit Eifer ohnegleichen


    Gnädigster Herr Euerer Königlichen Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener
    Johann Sebastian Bach


    Coethen, den 24. März 1721

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  • Bruckner widmete seine 9. "dem lieben Gott".

    Da kann ich auch noch einen Musiker nennen, der keinen Menschen fand, dem er sein Werk widmen konnte, weshalb er dann in Überirdisches ausweichen mußte. In diesem Falle geht es um die Oper "SONNTAG" AUS "LICHT" von Karlheinz Stockhausen.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Ich erlaube mir - einiges zu ergänzen war oben schon angesprochen wurde.
    Beethoven scheint dem Symbolwert von Widmungen besonderen Stellenwert eingeräumt zu haben. Er widmete recht vielen Personen seine Werke - und machte Widmungen oft im letzten Moment rückgängig - vor allem dann, wenn er mit jemandem in Streit war - was bei Beethoven durchaus oft vorkam.
    Die Widmung der Klaviertrios op 70 Nr 1 und 2 an die Gräfin Marie von Erdödy wollte Beethoven in letzter Minute rückgängig machen und sie dem Erzherzog Rudolf widmen. Aber es war schon zu spät. Der Erzherzog bekam dann 3 Jahre später, 1811 das Klaviertrio Nr. 7 in B-Dur, Op. 97 gewidmet (Ein guter Tausch , meiner Meinung nach).


    Aber auch Beethoven war an Widmungen, die SEINE Person betrafen interessiert. So forderte er Ferdinand Ries auf ihm endlich eine seiner Kompositionen zu widmen. Allein diese Tatsache lässt uns erahnen wie hoch Beethovben Ries eingeschätzt hat. Die Widmung kam zustande, Ries widmete Beethoven seine 2. Sinfonie.l
    Beethoven seinerseits hatte Ries versprochen, ihm die Sinfonie op 125 zu widmen - jedoch aus und nicht bekannten Gründen kam es nicht dazu, Beethoven widmete das Werk dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III.....


    Die Widmung der Sinfonie Nr 3 "Eroica" wurde von Beethoven im Zorn ausradiert - und das Werk dem Fürsten Lobkowitz gewidmet in dessen Palais in Wien als Privatkonzert vor - uraufgeführt (Der Saal existiert noch heute - und befindet sich im Palais Lobkowitz, 1010 Wien Lobkowitzplatz 1 - Er ist Bestandteil des Österreichischen Theatermuseums).


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Beethoven seinerseits hatte Ries versprochen, ihm die Sinfonie op 125 zu widmen - jedoch aus und nicht bekannten Gründen kam es nicht dazu, Beethoven widmete das Werk dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III.....


    Hatte das nicht den Grund, weil Beethoven ernsthafte Gedanken hatte, nach Berlin zu wechseln? Der große Erfolg der 9. Symphonie in Wien und die magere Anerkennung durch Friedrich Wilhelm III. mag ihn dann doch zum Bleiben bewogen haben.


    Besten Gruß
    Joseph

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    – Luís de Camões

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  • Das Violinkonzert op 61 in D-dur , welches Ende 1806 geschrieben und 1807 umbearbeitet worden war, widmete Beethoven seinem Freund Stephan von Breuning (1774-1827) Breuning lernte er in Bonn kennen, der aber 1801 ebenfalls nach Wien übersiedelte und am Libretto des "Fidelio" mitgearbeitet hat.
    Als Interpret war Franz Clement (1780-1842) vorgesehen, der das Konzert in seiner Eigenschaft als Orchesterdirektor der Theaters an der Wien bei Beethoven bestellt hatte.
    Beethoven war mit dem Schreiben in Verzug geraten, dennoch fand die Uraufführung plangemäß am 23. Dezember 1806 statt. Clement, ein brillianter Geiger und schillernde Persönlichkeit spielte das Konzert laut zeitgenössischen Berichten ohne vorherige Probe vom Blatt - mit überwältigendem Erfolg.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu nennen wäre in diesem Thread Heinrich Schütz, der zum Beispiel sein Opus 1, sein Gesellenstück, die neunzehn italienischen Madrigale, seinem Gönner und, wenn man so will, auch Entdecker, Landgraf Moritz von Hessen, widmete:



    Das Original ist in italienischer Sprache geschrieben, die Übersetzung lautet:


    An den durchlauchtigsten Fürsten und Herren,
    Herrn Landgrafen Moritz von Hessen, Grafen von Catzenelenbogen, Dietz, Zigenhain und Nidda etc.
    Mein allergnädigster Fürst und Herr!


    Eure durchlauchtigste Hoheit gleicht einem Meer, ich weiß nicht, ob ich sagen soll der Tugend oder lieber der Freigebigkeit, die eines so hohen Fürsten wohl würdig ist und mich drängt, von ihr zu singen. Es genügt mir, sie dadurch zu erkennen, daß ich sehe, wie sie die Erde mit Eurem Hohen Namen bewässert, indem sie durch alle Teile der Welt Ströme des Glücks fließen läßt, damit sie zu ihr zurückkehren als ergebene Nebenflüsse von der Art, wie sie ihren Flußbetten zu entströmen pflegen. Ich schätze mich glücklich, daß auch ich unter diese gerechnet werde, und zwar um so mehr, als ich von Eurem Hofe, wo ich durch Eure Milde vom zarten Alter an aufgezogen worden bin und wo es mir insonderheit zuteil wurde, nach Italien zu reisen und mich dort mit jener Welle zu vermischen, die, durch ihr Murmeln mehr als jede andere der himmlischen Harmonie gleichend, ganz Italien ergötzt - ich meine den hochberühmten Gabrieli; sie ließ mich teilhaben vom Gold an ihren Ufern, die so reich sind an dieser Art des Studiums, daß man darum gewiß weder den Tajo noch den Paktolus beneiden kann. So möge denn Euere Hoheit, die kleine Gabe der Dankbarkeit nicht verschmähen, die gleichwohl eine tiefe Ergebenheit bekundet, diese meine ersten Madrigale, die ich Ihr darbringe, entschlossen, eines Tages in Ihr Meer einzumünden (möge Gott mir diese Gnade schenken), nicht als ein einzelner Fluß, sondern als ein Ozean an Ergebenheit, der sich vereinen soll mit der Tiefe Eurer fürstlichen Freigebigkeit, welcher ich mich schließlich selbst ganz und gar weihe und widme.

    Venedig, am 1. Mai 1611.

    Euer durchlauchtigster Hoheit sehr verbundener und ergebener Diener

    Heinrich Schütz


    (aus: Krause-Graumnitz, Heinz: Heinrich Schütz. Sein Leben im Werk und in den Dokumenten seiner Zeit, 2 Bde., Leipzig 1985)


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Ich schiebe gleich noch einen großen Komponisten dieser Epoche nach, der seinem "Durchlauchtigsten Fürsten" ebenfalls ein großes Werk der Musikgeschichte widmete:



    Natürlich füge ich auch die Übersetzung hier an:


    Durchlauchtigster Fürst, mein Herr und Gebieter


    Die Orfeo-Fabel, die unter Eurem Schutz, Durchlauchtigster Fürst, in der
    Academia degl'Invaghiti auf kleiner Bühne uraufgeführt wurde, wird nun im großen
    Teatro de l'Universo erscheinen, um sich dem breiten Publikum zu zeigen. Es liegt kein Grund vor, es unter einem anderen Namen zu zeigen als dem Eurigen, Durchlauchtigster Fürst; so widme ich ich in aller Bescheidenheit es Euch, Durchlauchtigster Fürst, der Ihr wie ein gütiger Stern ihm bei seiner Uraufführung beistandet mit den Strahlen Eurer Gnade, damit Ihr, Durchlauchtigster Fürst, die weitere Entwicklung seines Lebens begünstigt, so daß ich hoffen darf, daß es dauerhaft sein wird wie die Menschheit selbst.


    Inständig bitte ich Euch, Durchlauchtigster Fürst, dieses Zeichen meiner Ergebenheit entgegenzunehmen mit der großen Seele, die Euch, Durchlauchtigster Fürst, auszeichnet und die jeden fesselt, der mit ihr in Berührung kommt. So beuge ich mich mit höchster Ehrerbietung vor Euch, Durchlauchtigster Fürst, und bete zu Gott, er möge Euch, Durchlauchtigster Fürst, jeden Wunsch erfüllen.


    In Mantua, am 22. August 1609

    Euer Durchlaucht untertänigster und
    ergebenster Diener

    Claudio Monteverdi


    (aus dem Booklet zur Teldec(Das alte Werk)-Einspielung unter Nikolaus Harnoncourt)


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Eines der berühmtesten Widmungsschreiben der Musikgeschichte stammt von Wolfgang Amadé Mozart, der seine sechs Quartette (KV 387 G-Dur, 421 d-Moll, 428 Es-Dur, 458 B-Dur [Jagd-Quartett], 464 A-Dur und 465 C-Dur [Dissonanzen-Quartett]) Joseph Haydn widmete; nachstehend die Original-Handschrift, darunter die deutsche Übersetzung aus dem italienischen:



    Meinem teuren Freunde Haydn!
    Ein Vater, der entschlossen, seine Kinder in die große Welt zu schicken, wird sie natürlich der Obhut und Führung eines daselbst hochberühmten Mannes anvertrauen, zumal es das Glück will, daß dieser sein bester Freund ist. Berühmter Mann und mein teuerster Freund, nimm hier meine Kinder! Sie sind wahrhaftig die Frucht einer langen, mühevollen Arbeit, doch ermutigte und tröstete mich die Hoffnung - einige Freunde flößten sie mir ein -, diese Arbeit wenigstens zum Teil belohnt zu sehen. Du selbst, teuerster Freund, warst es, der mir bei Deinem letzten Besuch in unserer Hauptstadt Deine Zufriedenheit zum Ausdruck brachte. Dieser Beifall hat mich vor allem mit Zuversicht erfüllt und so lege ich Dir denn meine Kinder ans Herz in der Hoffnung, sie werden Deiner Liebe nicht ganz unwürdig sein. Nimm sie also gnädig auf und sei ihnen Vater, Beschützer und Freund. Von dieser Stunde an will ich meine Rechte auf sie an Dich abtreten. Schließlich bitte ich Dich noch, Du mögest Nachsicht mit ihren Fehlern und Schwächen haben, die dem Vaterauge vielleicht verborgen geblieben sind. Bewahre mir ungeachtet dieser Deine reiche Freundschaft, die ich so sehr zu schätzen weiß. Von ganzem Herzen bin ich
    Dein ergebenster Freund W.A. Mozart.


    Wien, 1. September 1785


    Nachstehend noch das Titelblatt der bei Artaria erschienenen Erstausgabe:



    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 3 op. 55 "Eroica"


    Der Beiname der Dritten Sinfonie von Ludwig van Beethoven „Eroica“ ist mit dessen ursprünglicher Absicht zu erklären, dieses Werk demjenigen zu widmen, den er bis dahin für die Personifizierung der Ideale der französischen Revolution und damit auch seiner eigenen Ideale hielt: Napoleon Bonaparte.


    Die Absicht, ihm dieses Werk zu widmen, mit dem Beethoven Grenzen der bisherigen Komposition sprengen sollte, verwarf er, als er erfuhr, dass Bonaparte sich selbst zum Kaiser gekrönt und damit diese Ideale verraten hatte. Beethoven zerriss die Titelseite des fertigen Manuskripts, auf dem das Wort Bonaparte groß geschrieben stand und soll erregt ausgerufen haben: „Ist er auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen, er wird sich nun höher wie alle andern stellen, ein Tyrann werden“.


    Ursprünglich sollte die Sinfonie den Beinamen „Geschrieben auf Bonaparte“ tragen, wie von seiner Hand zu lesen ist. Fortan trug die Sinfonie den Beinamen, der für das steht, was das Werk dennoch ausdrücken soll – Eroica. Der Zusatz „Dem Andenken eines großen Menschen zu feiern“ fand sich auf dem Erstdruck. Gewidmet wurde sie dem Fürsten Lobkowitz.


    Ich habe den zweiten Satz - den Trauermarsch - ausgewählt:



    Gruß und frohe Weihnachten

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Maurice Ravel widmete die Partitur seines Klavierkonzertes G-Dur der Pianistin Marguerite Long. Diese führte das Werk am 14.1.1932 unter Leitung des Komponisten erstmals auf.


    Angeblich widmete Ravel sein Konzert für Klavier mit der linken Hand dem Pianisten Paul Wittgenstein, der im 1. Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte. Einen Beleg für eine Widmung konnte ich allerdings nicht finden, erinnere mich aber, diese Tatsache bei einer Konzerteinführung in Gera gehört zu haben.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Wittgenstein dieses Werk gehasst hat.

    Naja, er konnte es halt nicht ordentlich spielen. Dazu hätte er es zumindest besser üben müssen.


    Hier ein Beleg, von dem ich glaube, dass er der richtige ist. Selber besitze ich eine andere Sammlung mit historischen Ravel-Nummern auf vier CDs. Aber die Angaben zu Entstehungsjahr, Orchester und Dirigent sind schon die gleichen.



    :)Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Dmitri Schostakowitsch

    widmete seine beiden Violinkonzerte Nr. 1 und 2 dem befreundeten Geiger David Oistrach und die beiden Cellokonzerte Nr.1 und 2 dem befreundeten Cellisten Mstislav Rostropowitsch, die die jeweiligen Konzerte auch zur UA brachten und in der Kompositionszeit der Werke beratend zur Seite standen.


    Das Klavierkonzert Nr.2 (und das Concertino für 2 Klaviere) ist seinem Sohn, dem Dirigenten Maxim Schostakowitsch gewidmet.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Griegs Klavierkonzert sollte ursprünglich dem norwegischen Komponisten Rikard Nordraak (1842-1866) gewidmet werden, bei der Publikation entschied sich Grieg dann aber doch für Edmund Neupert (1842-1888), den norwegischen Pianisten der Uraufführung 1869, von dem auch die Kadenz des ersten Satzes stammen soll.

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    – Luís de Camões

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  • Palestrinas "Missarum Liber Primus" ist 1554 veröffentlicht worden und Papst Julius III. gewidmet. In der Musikwissenschaft wird dem aus fünf Messen bestehenden Werk eine "erstaunliche Reife" attestiert. Es wird hervorgehoben, dass die einzelnen Messe-Vertonungen schon Jahre vor dem Veröffentlichungstermin entstanden sein müssen. Den Widmungstext konnte ich nicht eruieren...


    :hello:


    Das Bild auf dem CD-Cover zeigt den Komponisten bei der Übergabe des Drucks an den Papst.


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    MUSIKWANDERER

  • Palestrinas "Missa Papae Marcelli" wurde Papst Marcellus II. gewidmet, dessen Pontifikat nur wenige Wochen des Jahres 1555 dauerte. Sie galt und gilt als Inbegriff von Palestrinas Kompositionsstil und soll von der vom Konzil zu Trient eingesetzten Überwachungskommission als richtungsgebend anerkannt worden sein. Das wird heute allerdings als eine Legende abgetan; es gibt jedoch keinen Beweis dafür, dass das Konzil ein Verbot der Polyphonie beabsichtigte oder sich durch Palestrinas Messe von diesem Vorhaben abbringen ließ. Hans Pfitzner hielt an der Legende aber fest - nachzuspüren in seiner Oper über den Komponisten Palestrina.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Peter Tschaikowsky (1840-1893) spielte seinem Mentor Nikolai Rubinstein sein 1. Klavierkonzert in b-Moll vor, um Hinweise und pianistische Verbesserungsvorschläge für die Soloklavier-Stimme zu erhalten, denn Tschaikowsky selbst war kein Konzertpianist. Nikolai Rubinstein zeigte sich nicht begeistert. Ursprünglich wollte Tschaikowsky es Rubinstein widmen, denn er hatte ihm viel zu verdanken: Rubinstein hatte ihn nach Empfehlung des Bruders Anton aus St. Petersburg ans Konservatorium nach Moskau berufen, wo er Musik-Theorie lehrte. Dem mittellosen Tschaikowski bot Nikolai Rubinstein auch ein paar Jahre kostenlos Logis und Verpflegung in seiner Wohnung.


    In einem Brief an seine Gönnerin Nadjeschda von Meck schilderte Tschaikowsky die Szene des ersten Vorspiels:


    „Ich spielte den ersten Satz. Nicht ein Wort, nicht eine Bemerkung … Ich fand die Kraft, das Konzert ganz durchzuspielen. Weiterhin Schweigen. Nun? fragte ich, als ich mich vom Klavier erhob. Da ergoss sich ein Strom von Worten aus Rubinsteins Mund. Sanft zunächst, wie wenn er Kraft sammeln wollte, und schließlich ausbrechend mit der Gewalt des Jupiter Tonans. Mein Konzert sei wertlos, völlig unspielbar. Die Passagen seien so bruchstückhaft, unzusammenhängend und armselig komponiert, dass es nicht einmal mit Verbesserungen getan sei. Die Komposition selbst sei schlecht, trivial, vulgär. Hier und da hätte ich von anderen stibitzt. Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden; das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden.“


    An anderer Stelle äusserte sich Tschaikowsky so:


    "Es handelt sich um das Klavierkonzert, das ich ganze zwei Monate lang mit großer Mühe komponiert habe; aber diesem unglücklichen Werk wurde nicht die Ehre zuteil, den Herren Rubinstein und Gubert zu gefallen, welche ihre Missbilligung in sehr unfreundschaftlicher und beleidigender Weise äußerten. Nichtsdestoweniger will ich es drucken lassen."


    Es war also noch ein Herr Gubert anwesend.


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    Peter Tschaikowsky im Stolz verletzt, sandte die unveränderte Partitur dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow, bat um seine Meinung und widmete ihm sein Klavierkonzert. Dieser antwortete:  

    „Ich bin stolz auf die Ehre, die Sie mir mit der Widmung dieses herrlichen Kunstwerkes erwiesen haben, das hinreissend in jeder Hinsicht ist.“.


    Von Bülow sass anlässlich der Uraufführung 1875 in Boston am Flügel.


    Zur Ehrenrettung von Nikolai Rubinstein lässt sich noch sagen: Er änderte seine Meinung und spielte das Konzerts, an dem er alles auszusetzen hatte, in öffentlichen Konzerten.

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  • Felix Mendelssohn-Bartholdys Klavierquartett h-Moll op. 3 ist dem Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe gewidmet. Es entstand 1825, ein erstaunlich reifes Werk für einen Fünfzehnjährigen. Und es spielt eine bedeutsame Rolle, weil er es auf eine Reise nach Paris mitnahm (wo es Cherubinis Beifall fand) und später nach Weimar (wo es des greisen Goethe Belobigung erfuhr) Der junge Komponist befand die drei Klavierquartette (c, f, h) selbst so gut, dass er sie für den Druck frei gab.


    :hello:


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    MUSIKWANDERER

  • Es gibt noch einige Messe-Vertonungen Palestrinas, die einen Widmungsträger haben. So muss für eine "Missa de Beata Virgine" (für vierstimmigen gemischten Chor) König Philipp II. von Spanien genannt werden. Bei dem Werk liegen als Cantus firmi die Melodien aus der gleichnamigen gregorianischen Messe zugrunde, die zudem durch alle fünf Teile paraphrasiert werden. In der Musikwissenschaft wird gerade diese Messe als Beispiel angeführt, dass Palestrina kein "Neuerer" war (ähnlich später Johann Sebastian Bach), sondern ein "Vollender", Gipfelpunkt mittelalterlicher Sakralmusik.


    Eine "Missa sine nomine" (auch: Missa mantovana) hat als Widmungsträger den Komponisten und Herzog von Mantua, Guglielmo Gonzaga. Diese Messe ist insofern einzigartig in Palestrinas Schaffen, weil sie als einzige für vier gleiche Stimmen komponiert wurde. So hatte es der Herzog verlangt, so hat der Komponoist sie auch verfasst. In Rom wurde diese Messe zu Lebzeiten Palestrinas nie aufgeführt.


    :hello:

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