Händel: Cembalo/Klavierwerke

  • (ich stelle das bewußt nicht zu den historischen Tasteninstrumenten, da mir dort der Traffic recht gering scheint. Außerdem sollen Interpretationen auf modernem Flügel nicht apriori ausgeschlossen werden)
    Wer kennt und schätzt diese Werke und kann Aufnahmen empfehlen?


    viele grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Also es gibt einige Aufnahmen, aber ich nenne jetzt mal die preiswerte Variante, sie ist zugleich auch gar nicht so übel interpretiert ist:




    Händel Harpsichord Suites No. 1 - 5
    Alan Cuckstone
    Naxos




    Händel Harpsichord Suites No. 6 - 8 / Capriccio / Suite No. 4 (Second Collection) / Sonatina / Sonata / Air & Variation / Toccata
    Alan Cuckstone
    Naxos


    - Auch als Doppel CD erhältlich.

  • Sagitt meint:


    Von irgendeinem französischen Festival gab es eine Aufnahme, ich glaube aller Suiten, abwechselnd von S. Richter und Gavrilov gespielt, nach meiner Erinnerung sehr munter gespielt. Die Aufnahme ist mir gerade nicht zugänglich, aber ich glaube, sie war bei der EMI erschienen. Experten wissen sicher mehr...

  • Hallo!


    sagitt: Du meinst sicher diese Aufnahme:


    Ich besitze die beiden CDs, die der Lullist vorgestellt hat. Ich hatte sie seinerzeit auf der suche nach jener populären Händel-Sarabande erworben. Diese fand ich dann auch auf CD 2 in der zweiten Fassung der Suite Nr. 4.
    Ist das wirklich das einzige mal, daß Händel diese Melodie verwendet hat?
    Und warum gibt es diese zweite Version der 4. Suite anstatt einfach Suite Nr.9 ?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Von irgendeinem französischen Festival gab es eine Aufnahme, ich glaube aller Suiten, abwechselnd von S. Richter und Gavrilov gespielt, nach meiner Erinnerung sehr munter gespielt. Die Aufnahme ist mir gerade nicht zugänglich, aber ich glaube, sie war bei der EMI erschienen. Experten wissen sicher mehr...


    Hallo sagitt,


    diese hier?



    Händel: Cembalosuiten
    Suiten (1733) Nr. 1-8 (auch als Suiten Nr.
    9-16 gezählt)
    +Beethoven:Klaviersonate Nr. 17
    Svjatoslav Richter, Andrei Gavrilov


    EMI, ADD, 79/61


    Aufgenommen: 1979, Tours Festival, Chateau de Marcilly-sur-Maulne, Frankreich.


    Gruß, Cosima


    P.S.: In der Tat sehr munter gespielt.

  • Hallo Cosima,


    ich wusste doch, es gibt Taminer/Innen, deren CDs nicht in Umzugskisten stecken. Diese Kopplung kenne ich nicht. Die Beethovensonate, gespielt von Richter, wurde viel früher aufgenommen und dient offensichtlich als Füller.


    Aber sonst ist es diese Aufnahme. Interessant ,quasi als Test, ohne zu schauen, durch Hören zu prüfen, ob hier Richter oder Gavrilov spielt. Nach meiner Erinnerung war Gavrilov in seiner Interpretation ungestümer.


    Schöne Grüsse aus Bremen


    Sagitt

  • o.k, ich hätte vielleicht sagen sollen, was ich kenne und habe (hatte die Hoffnung auf diese Art ein weiters oder anders Spektrum an Antworten zu errecihen bzw. nicht gleich in eine Diskussion über die Meriten der zuerst genannten Einspielungen abzudriften). Gestartet habe ich den thread wegen MarcColognes Händelposting im "Lieblingskomponisten-thread". Ich besitze:


    Richter/Gavrilov I + II, wie sagitt sagte, live und lückenhaft (die Sammlungen von 1720 und 1733, wobei die Chaconnes und die B-Dur-Suite, aus der das Theam für die Brahms-Varaitionen stammt fehlen), natürlich auf dem Klavier. Davon abgesehen aber sehr hörenswert.
    Die zwei EMI doubles sind bei amazon bzw. über den marketplace erhätlich (ich kann momentan keine Bilder einfügen)


    Jarrett (ECM) hat einige weniger bekannte Suiten eingespielt (er begründet das sogar im Beitext), allerdings auch auf dem Klavier


    Dann habe ich noch eine CD mit Bob van Asperen auf dem Cembalo, leider nur eine recht willkürliche Auswahl und vergleichsweise trockenes Cembalospiel.
    (über die Naxos habe ich wohl mal Warnendes gelsen, sonst hätte ich die mal probiert)


    Auf LP gab es eine mehr oder weniger vollständige Aufnahmen, auch der vielen zweifelhaften Werke mit Edgar Krapp auf historischen Cembali (eurodisc/Ariola), die scheint leider nie auf CD angekommen zu sein :(


    Eingentlich bin ich daher hauptsächlich auf der Suche nach lebhaften (z.B. wie Staier), wohlklingenden Cembalo-Einspielungen, wenigstesn der Sammlungen von 1720 und 1733


    Es gibt nun etliche Cembalo-Einspielungen, wohl als geplante Gesamteinspielungen, aber diese Musiker sind mir unbekannt udn ins Blaue will ich keine EUR 20 investieren. Kennt die jemand?
    Sophie Yates (Chandos)
    Ottavio Dantone (Arts)
    Byron Schenkmann (Centaur)
    Eberhard Kraus (EBS)
    Anthony Newman (nur eine sogar preiswerte bzw vergriffene CD (Sony), aber da könnte es mehr geben)
    ???


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Das wissen vermutlich nur Richter und Gavrilov. Beide Chaconnes und die B-Dur Suite fehlen, dafür sind noch die beiden später für die Prinzessin komponierten/arrangierten kleinen Suiten drin, kein Kommentar im spärlichen Booklet (das eh eine Zumutung ist, da die HWV oder HHA Nummern nicht genannt werden).
    Ich weiß auf Anhieb auch keine weitere Verwendung der Sarabande (außer in Film, Funk und Fernsehen :D )


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo Pius,


    die sogenannte Sarabande ist eigentlich die berühmte "Folia",eine damals sehr populäre Melodie, aber soweit ich es bisher mitbekommen habe, hat er sie nur in dieser Form verwurstet. Es gibt sie allerdings noch in Instrumentalfassungen.


    Ansonsten findest Du diese Melodie von ziemlich jedem Komponisten des Barock.


    Eventuell sollte ich mal über diese berühmte Melodie einen eigenen Threat verfassen...


    Hier eine CD mit der Sarabande in zwei Orchester Fassungen:


    Die zweite Fassung ist eine etwas pompöse Orchesterversion für den Lewis Werbespott, aber doch ganz nett

  • hallo,


    verweisen möchte ich auf das amsterdamer recital andras schiffs. einleitend vor den brahmsschen händel-variationen spielt er die suite, aus der das thema stammte. sehr locker und tänzerisch formuliertes spiel, wie man es von diesem pianisten kennt.



    und dann eine sensationell gelungene einspielung perahias, ebenfalls auf einem modernen steinway mit den suiten nr. 2 (incl. the harmonious blacksmith), 3, 5 und der berühmten chaconne. vielleicht die beste einspielung perahias, gekoppelt mit einer auswahl sonaten d. scarlattis. die kopplung ist durchaus sinnvoll, zumal beide sich kannten und in italien einen wettkampf am cembalo und an der orgel veranstalteten. perahia spielt durchweg ein perfektes non-legato. lediglich bei der chaconne etwas pedaleinsatz.



    gruß, siamak

    Siamak

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  • Kann mir jemand eine empfehlenswerte Einspielung der Suite in d-moll
    (HWV 449) nennen?


    Carmen

  • Zitat

    Original von Carmen
    Kann mir jemand eine empfehlenswerte Einspielung der Suite in d-moll
    (HWV 449) nennen?


    @mods Verschieben ins Klavierforum?


    Ich weiß leider nicht genau, welche Suite das ist, die mit der berühmten Saranbande? oder mit den Variationen (komme gerade nicht an diese CDs), aber für modernes Klavier: Richter/Gavrilov (EMI)


    Edit: HWV 449 ist die mit den Variationen; ich habe es gerade nachgeschaut; Richter/Gavrilov ist für modernes Klavier erste Wahl und sehr preiswert.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Salut Carmen


    :jubel:


    die Aira con variazoni ist jedenfalls hier drauf:



    Richter/Gavrilov ist sicher kein Fehler:



    Ansonsten bleibt fast nur dies:




    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Danke, JR und Ulli!
    Das hilft mir weiter ...


    muß mich erst hier im Forum schlau machen, habe wohl den falschen Thread erwischt ..


    Carmen

  • Von allen möglichen Aufnahmen war ja hier schon die Rede, aber die beiden besten vermisse ich schmerzlich.


    Aber erst einmal mein Senf zu dreien, die hier schon erwähnt wurden.


    Krapp spielte auf bemerkenswerten Instrumenten, alles Originale, soweit ich mich erinnere – nein, ich gehe nicht im Keller nachsehen.


    Jarretts Händel-Aufnahme habe ich zugunsten seiner Köln-Aufnahme raschestmöglich ausgetauscht.


    van Asperen legt manchmal Einspielungen vor, bei denen ich mich frage: Warum spielt er's denn, wenn er doch keine Lust hat? Manchmal wiederum ist er allerdings schlichtweg großarftig – dazu vielleicht woanders mehr.


    Und nun zu den empfehlenswerten Aufnahmen :D – wenigstens der acht großen Suiten von 1720:



    Nicholson geht mit großer Geste an die Suiten. Pathos beherrrscht die Szene. Er spielt mit mehr Legato und Rubato als Ross, aber er macht es großartig. Trotzdem wirkt manches ein bisschen willkürlich oder aufgesetzt auf mich. Die Aufnahme bringt ein bisschen Hall mit, was sehr gut zum Ganzen passt.




    Ross wirkt souveräner, die Verzierungen sitzen exakter, die Stimmen sind deutlicher, Phrasierungen sind ausgefeilter, der Anschlag nuancierter (jawohl, das hört man beim Cembalo), es steckt mehr federnder Schub dahinter, und die Tänze wirken tänzerisch. Virtuosität ist hier Selbstverständlichkeit. Obendrein gefällt mir sein Cembalo, eine Blanchet-Kopie, besser.


    Ross kommt mir mehr entgegen, den nehme ich mit auf die Insel, aber den Nicholson will ich trotzdem nicht hergeben.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Krapp spielte auf bemerkenswerten Instrumenten, alles Originale, soweit ich mich erinnere – nein, ich gehe nicht im Keller nachsehen.


    Eine Wiederveröffentlichung, wenigstens der beiden großen Sammlungen wäre wirklich sehr wünschenswert. Die 1733er Sammlung enthält nämlich nämlich auch ein paar ganz nette Stücke.
    Da ich nicht in den Keller muß, habe ich nachgesehen: Es werden unterschiedliche Instrumente verwendet: Für "1720" ein überholtes Ruckers-Original von 1640, für "1733" ein Nachbau nach Kirckman (von der Werkstatt Wittmayer), für kleinere Stücke ein Viriginal usw.


    Zitat


    Jarretts Händel-Aufnahme habe ich zugunsten seiner Köln-Aufnahme raschestmöglich ausgetauscht.


    Ich find sie nicht direkt schlecht, aber man muß sie gewiß nicht haben. Er hat obendrein auf einer weiteren CD die Blockflötistin Michala Petri auf dem Cembalo begleitet... :rolleyes:



    Vielen Dank für die Kommentare. Kennst Du zufällig die bei cpo erschienene (Remy, auch nur 1720)?
    Ich habe jetzt Nicholson mal faute de mieux bestellt, da Amazon für Ross 63 EUR haben will, da hört der Spaß auf....


    Ich habe inzwischen auch noch Anthony Newmans (Sony). Er quetscht, durch rasante Tempi und Weglassen von Wdh. alle 8 Suiten auf eine CD! Was schon auf die Mankos schließen läßt. Zwar mitunter recht mitreißend, aber teils auch recht oberflächlich runtergezockt.
    Wenn mir Nicholson zusagt, werde ich mich wohl von einigem Ballast trennen können und auf eine bezahlbare Wiederveröffentlichung von Ross' (Elatus oder Apex) oder gar Krapps hoffen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl



    Vielen Dank für die Kommentare. Kennst Du zufällig die bei cpo erschienene (Remy, auch nur 1720)?


    Rémy habe ich als Tastensolisten nur mit dem Straßburger Froberger-Manuskript; da gefällt er mir ausnehmend gut. Allerdings spielt er die Händel-Suiten auf einem Mietke-Nachbau. So etwas dürfte Bach für das 5. Brandenburgische Konzert in Berlin gekauft haben. Händel besaß ein Hitchcock- und ein norddeutsches Cembalo (also Hass oder Zell). Gibt es keine Aufnahmen, die so ein Instrument verwenden?


    Zitat

    Ich habe jetzt Nicholson mal faute de mieux bestellt,


    Nicholson ist bestimmt keine schlechte Wahl. Erzähl mal, wie der Dir gefällt, wenn Du ihn gehört hast.


    Zitat

    da Amazon für Ross 63 EUR haben will, da hört der Spaß auf....


    Bei amazon.com bekommt man ihn für 124,99 US-$. Wer zahlt solche Mondpreise? Die Aufnahme war ursprünglich nicht billig, lag aber unter 50,- DM.
    Für die Lecons von Couperin (Rousset) wollen sie bei der frz. Filiale EUR 346,68 haben. Geht's noch?


    Zitat

    Wenn mir Nicholson zusagt, werde ich mich wohl von einigem Ballast trennen können und auf eine bezahlbare Wiederveröffentlichung von Ross' (Elatus oder Apex) oder gar Krapps hoffen.


    In den nächsten Tagen werde ich dann wohl doch mal die Krapp-Klapp-Alben ans Licht zerren. Möglicherweise tue ich ihm aus der Erinnerung Unrecht, aber ich habe ihn bei barocker Tastenmusik nie als besonders zupackend empfunden.
    Dagegen habe ich keine Aufnahme von Ross, die mich enttäuscht hätte.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Zitat

    Original von Ulli



    Ulli


    Diese Aufnahme ist für mich die beste! Sophie Yates spielt mit der richtigen Mischung aus franzöischer Eleganz, italienischem Temperament und Sinn für Struktur und Charakter. Bei ihr habe ich zum ersten mal auch gehört, dass Händel ein Virtuose am Cembalo war - er hat offensichtlich nicht alle seine Tricks in die Noten geschrieben.
    Ich habe den kompletten Krapp auf LP - so schlecht ist er im Nachhinein gar nicht, im Gegenteil, obwohl er, wie mir einer seiner Orgelschüler berichtet hat, gar kein Anhänger der HIP war und den Standpunkt vertrat, man müsse alles spielen, egal ob man einen Draht dazu hat oder nicht.
    Dann habe ich Händel von Scott Ross, Colin Tilney, Laura Alvini, Glenn Gould (seine einzige Cembalo-Aufnahme!), Olivier Baumont, Trevor Pinnock - alle sehr gut, aber bei Mrs. Yates ist eben alles eine runde Sache!

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  • Zitat

    Original von miguel54
    Herzlichen Glückwunsch!!! :D


    Bitte Rückmeldung, ob's gefällt ... :pfeif:


    Naja, nicht so ganz. Yates spielt mir zu gebunden, die Artikulation ufert meistens in endlose Bögen aus, da bleibt von Rhetorik nicht mehr viel übrig. Etwas mehr an Kleingliedrigkeit und aggressivem Zugriff täte dem Gefüge schon gut.


    Bei mir bleibt Ross an erster Stelle. Yates und Nicholson müssen sich den zweiten Platz teilen.


    Aber warum, zum Teufel, spielen die alle auf französischen Kisten?
    Es gibt doch genug Originale und Nachbauten von Hass, Zell und Hitchcock, auf denen die Musik höchstwahrscheinlich entstanden ist.

  • Tja .... ich werde die Ross-LP mal heraussuchen.


    Inzwischen habe ich Ludger Rémy bei cpo gesehen, auf der Webseite steht, welchen Rauschekasten er benutzt: nach Michael Mietke (Berlin um 1700), von Bruce Kennedy (Amsterdam 2000), nach den Klanghäppchen zu urteilen ziemlich ordentlich .... werde ich bei nächster Gelegenheit mitbestellen.


  • Zitat

    Original von miguel54
    Tja .... ich werde die Ross-LP mal heraussuchen.


    Inzwischen habe ich Ludger Rémy bei cpo gesehen, auf der Webseite steht, welchen Rauschekasten er benutzt: nach Michael Mietke (Berlin um 1700), von Bruce Kennedy (Amsterdam 2000), nach den Klanghäppchen zu urteilen ziemlich ordentlich .... werde ich bei nächster Gelegenheit mitbestellen.



    Aufhören!
    Na gut, den Rémy noch, dann ist aber Schluss. :D

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Hallo Johannes,


    wie gefällt er Dir denn?


    ... würde mich auch sehr interessieren: Nicholson hat mich sonst nicht gerade vom Hocker gehauen, ich fand ihn englisch nobel, aber nicht unbedingt mitreissend.

  • Ich habe ihn noch nicht so oft gehört.
    Mir gefällt der Klang der CD und des Instrumentes sehr gut. Es ist etwas hallig aufgenommen, aber dadurch eben klangschön und nicht so aggressiv.
    (Schon diesbezüglich war sie klar die beste der mir bisher Vorliegenden)
    Register (?) werden eher sparsam eingesetzt. Ich kenne mich zwar mit den Instrumenten nicht aus, aber ich frage mich, warum, wenn es Registerzüge oder was auch immer gibt, die so dezent verwendet werden. Warum läßt man es nicht klingeln, krachen, zirpen? Mag sein, dass es auf Dauer nerven könnte, aber ich würde das schon gerne mal in exzessiver Anwendung bei Trios, seconde volte etc. hören


    Die Interpretationen gefielen mir zwar gut, aber einiges fand ich auch etwas zu gemessen, britisches understatement eben. Es könnte teils spritziger sein Andere Sätze aber wieder sehr gut.
    Ich müßte ihn jetzt noch mal anhören, um einzelne Sätze nennen zu können.


    Scheint mir also zwar eine sehr solide Basis, aber nicht herausragend.


    Ich habe dann jedenfalls Van Asperen und Jarrett verscherbelt (was Nicholson beinahe gegenfinanziert hat). Den Newman habe ich zwar noch, aber der ist mir zu aggressiv und er läßt alle Wdh. weg, auch keine wirkliche Alternative.


    Von Yates hatte ich die erste Hälfte des 1733-Sets bestellt, ist aber noch nicht da (oder ich wollte nur bestellen, habes aber nicht getan, muß ich nachschauen).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich kenne mich zwar mit den Instrumenten nicht aus, aber ich frage mich, warum, wenn es Registerzüge oder was auch immer gibt, die so dezent verwendet werden. Warum läßt man es nicht klingeln, krachen, zirpen? Mag sein, dass es auf Dauer nerven könnte, aber ich würde das schon gerne mal in exzessiver Anwendung bei Trios, seconde volte etc. hören


    Hallo,


    in dieser Einspielung:



    Cembalomusik
    im England der Hannoveraner


    von Händels Suite Nr. 5 in E-Dur wird das Nasalregister eingesetzt. Es klingt wirklich ungewöhnlich gut. :] Ganz im Gegensatz zum Gebrauch bei Christine Schornsheims Haydn-Sonaten, die Du ja auch hast [?].


    Davin Leigh bespielt ein Cembalo von Jacob & Abraham Kirckman, London 1772. Mit enthalten in dieser CD sind Johann Christian Bachs Sonata in c-moll op. 17 Nr. 2, Pietro Domenico Paradies' Sonata Nr. 6 in A-Dur und Johann Sebastian Bachs Englische Suite Nr. 3 in g-moll, wo auch wiederum das Nasalregister zu Ohren kommt. Bei dem ansich eher zugeknöpften Bach kommt das ganz besonders nett daher.


    Ich kann's nur empfehlen. Leider scheint die CD weitestgehend vergiffen oder mit Phantasiepreisen gehandelt zu werden. Beim 2001 in Karlsruhe gabs sie eine Woche nach der Eröffnung bereits beim Sonderpostentisch für 1,99 Euro.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Register (?) werden eher sparsam eingesetzt. Ich kenne mich zwar mit den Instrumenten nicht aus, aber ich frage mich, warum, wenn es Registerzüge oder was auch immer gibt, die so dezent verwendet werden. Warum läßt man es nicht klingeln, krachen, zirpen? Mag sein, dass es auf Dauer nerven könnte, aber ich würde das schon gerne mal in exzessiver Anwendung bei Trios, seconde volte etc. hören


    Die Standardausrüstung ist ein Saitenbezug mit zwei 8'-Chören (Aequallage) und einem 4'-Chor (Oktavlage). Vom Untermanual spielt man den großen (=ein bisschen lauteren) 8' und den 4'; oben den leiseren 8'.
    Koppelt man beide Manuale, erklingen – wenn eingeschaltet – alle Register gleichzeitig – mehr geht nicht.
    Nasat- (oder Nasal-) benutzen denselben Saitenchor wie eines der beiden 8'-Register, zupfen nur an einem anderen Anreißpunkt. Der Peau de Buffle reißt statt mit Federkielen mit einem Plektrum aus Leder die Saite an. Der Lautenzug dämpft den leiseren 8' mit Filz etwas ab. Alle diese drei Dinger heißen zwar auch Register, besitzen aber keine eigenen Saiten, ändern folglich beim Einschalten nichts an der Lautstärke. Die lässt sich nur durch die unterschiedliche Verwendung der drei Saitenbezüge beeinflussen.


    Hoffentlich ist das halbwegs verständlich gewesen. :wacky:
    Falls nicht –> fragen.


    PS: Nasatregister klingen hässlich und gehören deshalb verboten. :D

  • Das ist gut erklärt aber beantwortet eigentlich Johannes' Frage nicht, warum sie nicht häufiger eingesetzt werden .....
    1. Gibt es einen Streit um die Auslegung der Quellen, ob es nun üblich war oder nicht
    2. Ist es technisch bei vielen Instrumenten so, dass man beide man beide Hände braucht, um die Register zu wechseln - z.B. per Schiebekoppel. Da muß man auf die Pause zwischen Sätzen warten.
    Wenn zwei Manuale vorhanden sind und die sich verschieden belegen lassen, ist es natürlich einfacher.


    Die Grundfrage ist der geschmackvolle Einsatz der verschiedenen Klänge.
    Ein positives Besipiel ist Siegbert Rampes Aufnahme von Georg Muffat auf MDG.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Das ist gut erklärt aber beantwortet eigentlich Johannes' Frage nicht, warum sie nicht häufiger eingesetzt werden .....


    So gut dann wohl doch nicht. :wacky:
    Denn eigentlich sollte daraus hervorgehen, dass die Möglichkeiten begrenzt sind.


    Zitat

    1. Gibt es einen Streit um die Auslegung der Quellen, ob es nun üblich war oder nicht


    Nein, obwohl Angaben über die Verwendung der Manuale und damit auch der Register nicht häufig auftauchen. Am häufigsten findet sich das bei Bach, wo dann steht "fürs Clavicimbel mit 2 Manualen" oder direkt in den Noten p und f auftauchen – z. B. beim ital. Konzert.
    Ohne direkte Vorschrift setzen die Franzosen den Einsatz von zwei Manualen bei den Pièces croisées voraus, wo sich also zwei Stimmen häufiger so kreuzen, dass dieselben Noten zur selben Zeit von beiden Händen angeschlagen werden müssen. Das gibts bei Bach dann in den Goldbergvariationen.



    Zitat

    2. Ist es technisch bei vielen Instrumenten so, dass man beide man beide Hände braucht, um die Register zu wechseln - z.B. per Schiebekoppel. Da muß man auf die Pause zwischen Sätzen warten.


    Das kommt auf die Bauart des Cembalos an. Bei einem einmanualigen Italiener mit nur einem 8'-Bezug und sonst nichts gibt es nichts zu wechseln.
    Bei alten, nicht später umgebauten Flamen (und auch anderen alten Instrumenten) reichen die Springerrechen mit einer griffähnlichen Verlängerung durch die rechte Außenwand. Das Umregistrieren während des Spiels wäre reichlich akrobatisch.
    Dann gibt es auch noch "Binnenhebel", die oben im Instrument angebracht sind und sich schon schneller erreichen lassen.
    Züge, die durch die Namenswand reichen und wie Orgelregisterzüge zu bedienen sind, gibt es erst im 18. Jh.
    Und erst in der zweiten Hälfte des 18. Jh. werden Kniehebel (Franzosen) und Pedale (Engländer) zum Umschalten gebaut, die offensichtlich dazu da sind, während des Spiels umzuregistrieren.


    Zitat

    Wenn zwei Manuale vorhanden sind und die sich verschieden belegen lassen, ist es natürlich einfacher.


    Siehe ital. Konzert.
    Ein Koppeln während des Spiels war wegen der Bauweise nicht möglich.


    Zitat

    Die Grundfrage ist der geschmackvolle Einsatz der verschiedenen Klänge.


    So isses. :yes:


    Zitat

    Ein positives Besipiel ist Siegbert Rampes Aufnahme von Georg Muffat auf MDG.


    Kenne ich nicht, aber ich habe Deinetwegen schon genug Geld ausgegeben. :D
    Rampe ist mir als Cembalist immer zu hastig, als Ensembleleiter finde ich ihn großartig.


    Nicholson beginnt seinen Händel mit zwei gekoppelten 8'. Der zweite Satz wird auf einem 8' gespielt. Kann man eigentlich alles hören.
    Man kann schon sagen, dass bei solchen Aufnahmen alles zum Einsatz kommt, was das Instrument zu bieten hat.


    So, hoffentlich sind alle Klarheiten beseitigt. :D

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