Liebe Opern- und Stimmenfreunde!
Angeregt durch die Aufnahme von " A te, o cara" in der Interpretation von Alain Vanzo, die gerade in einem anderen Thread kurz vorgestellt wurde und die ich persönlich sehr schätze, treibt mich wieder mal eine Frage um, die ich mir schon lange stelle. So wie Vanzo diese Arie singt, wurde sie wahrscheinlich auch von Rubini bei der Uraufführung der "Puritani" gesungen, denn hohe Töne wurden zur Zeit von Rossini, Bellini und auch des frühen Donizetti mit der Kopfstimme bzw. der voix mixte gesungen. Nun ist man ja auf der Suche nach dem Originalklang schon viele Wege gegangen. Man spielt auf historischen bzw. nachgebauten Instrumenten, man verzichtet auf Vibrato, es werden Appogiaturen und Verzierungen angebracht, Kastratenrollen werden mit Countertenören besetzt, und an alles das haben wir uns gewöhnt und schätzen es sogar. Nur bei Tenorrollen der frühromantischen italienischen Opern verstößt man permanent dagegen, indem alle hohen Töne mit der Bruststimme herausgeschmettert werden, angeblich, weil das Publikum sich nicht daran gewöhnen könne, wenn diese in der beschriebenen Art gesungen werden. (Nebenbei - was die Regie angeht, fragt ja auch keiner, ob sich das Publikum an das gewöhnen kann, was einem so vorgesetzt wird). Einen Tenor wie Florez würde Rossini trotz dessen Koloraturfähigkeit sicherlich nicht akzeptiert haben, bekanntlich verabscheute er das hohe C mit der Bruststimme. Übrigens würde es natürlich auch allen Sängern dieses Repertoires helfen, wenn man die Orchesterstimmung auf das damals übliche Niveau herunterfahren würde. Das würde so manche Transposition überflüssig machen. Warum versucht man also nicht einmal, eine Oper von Rossini oder Bellini im kompletten "Originalklang" zu singen und zu spielen?
Es würde mich mal interessieren, wie andere an diesem Opernrepertoire interessierte Forianer zu dieser Frage stehen.
Viele Grüße
Mme. Cortese