Krzysztof Penderecki - Vol 1: Die Sinfonien

  • Ich gestehe, dass ich einigermaßen ratlos vor den mir bisher bekannten Kompositionen Pendereckis stehe – beispielsweise ob hier der Begriff „Klassische Musik“ noch angebracht ist. Dieses in Zweifel ziehen ist im speziellen Falle – auch wenn hier der Eindruck entstehen mag – keineswegs abwertend gemeint.
    Immerhin ist geplant anlässlich des 80. Geburtstags dieses Komponisten 3 Threads zu starten, deren erster hier vor Euch liegt, und der sich mit seinen Sinfonien befassen soll.
    Ich muss allerdings alle warnen, die mit dem Begriff „Sinfonie“ noch den Begriff „Sinfonia“ verbinden, welcher ja eigentlich für 3 teilige Opernouvertüren verwendet wurde, oder die galanten Sinfonien des beginnenden 18. Jahrhunderts, Auch mit der Klassischen Sinfonie des 18. und 18. Jahrhunderts findet sich nichts gemeinsames mehr.
    Über Penderecki wurde viel geschrieben, er wurde den Verschiedensten Richtungen zugeordnet, als bedeutender Vertreter der „Avantgarde“ bezeichnet, aber – vermutlich seiner Popularität wegen von Kollegen auch angegriffen, und von der Kritik schon in den 70er Jahren als „Modekomponist“ beschimpft. Eine Mode die nun schon einige zig Jahre anhält....
    Während ich das hier schreibe, erkenne ich, dass vermutlich ein 4, Thread, der sich mit dem Komponisten Penderecki, seinem Werdegang und seinem Credo befasst – unumgänglich sein wird. Wobei ich hoffe, dass diesen jemand starten wird, der zur zeitgenössischen Musik mehr Affinität hat als ich. Dort könnte dann analysiert werden, warum Penderecki relativ mehr akzeptiert ist als viele seiner Kollegen.


    Musiktheoretisch kann ich hier nicht viel beitragen, ich erwähne nur, dass Penderecki ursprünglich von Webern beeinflusst wurde, später eher von Boulez – aber im Grunde ist er doch eigenständig und hat sich durch all die Jahrzehnte weiterentwickelt



    Krzystof Penderecky – Sinfonie Nr 1 – Maschinenmusik


    Ich schreibe hier rein subjektiv als Hörer, der gewisse Erwartungen an Musik setzt, vorzugsweise an klassische – und ich muss sagen – die werden hier natürlich nicht erfüllt, wie man sich doch die Frage stellen darf, inwieweit das zu Hörende noch mit „Musik“ bezeichnet werden darf. Die Bezeichnungen „Klassik“ und „Avantgarde“ schließen einander ohnedies aus.
    Die flapsige Bezeichnung „Maschinenmusik“ in Bezug auf Pendereckis 1. Sinfonie (1972/73) ist nicht von mir geprägt worden, vielmehr ist sie eine Anspielung auf den Auftraggeber „Perkins Engines“ aus Peterborough.
    In der Tat sind etliche der Geräusche, jenen nicht unähnlich, welche Maschinen erzeugen, aber soweit mir bekannt werden sie hier mit den Instrumenten eines konventionellen Orchesters realisiert. Wenn ich hier von „Geräuschen“ spreche ist das vermutlich ebenso wenig angebracht, wie von Musik (im eigentlichen Sinne) zu reden, ich würde hier eher von „Klängen“ oder „Klangkombinationen “ reden wollen, die durchaus faszinierend sind, niemals aber „schön“. Und auch niemals langweilig, da gibt es Peitschenknall, jaulende Sequenzen , solche in denen die Pauken dominieren etc.
    Ich haben diesen Klängen gelauscht, nicht mit „Freude an der Musik“, aber mit Interesse.
    Die Musik – ich verwende ab jetzt den Begriff wieder – erzeugt durchaus Emotionen – am ehesten hypnotischer Art , zwischen Lethargie und Extase.
    Das Werk ist in 4 Abschnitte gegliedert, welche aber in einem durchgespielt werden, also einer einsätzigen Sinfonie ähneln, allerdings mit klar umrissenen Sektoren.
    1) Arche I
    2) Dynamis I
    3) Dynamis II
    4) Arche II


    Angeblich wurde Penderecki zu dieser Sinfonie, durch ein Wandgemälde zweier Engel in Ravenna inspiriert und er wollte Werden und Vergehen darstellen.


    Die Uraufführung fand am 19. Juli 1973 in der Kathedrale von Peterborough unter der Leitung des Komponisten statt.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    Nachbemerkung:
    Die mir zur Verfügung stehende CD ist weiter oben abgebildet, sie ist extrem dynamisch und räumlich und hat mir die Klangfarbentreue und Vielfalt meiner Canton Vento 809 Lautsprecher sowohl plastisch als auch drastisch vor Augen geführt....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich selber habe mich noch nicht näher mit der Musik Pendereckis beschäftigt, liebäugle aber mit dieser Box, welche einige der CDs enthält, welche Alfred bereits an verschiedener Stelle angeführt hat:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ja, der Krzysztof Penderecki, der macht. es einem nicht leicht. Seine ganz frühe Phase finde ich "interessant", aber hören tu ich es kaum. Von seinen Sinfonien gefällt mir am besten die 3., schwere Kost, aber beeindruckend. Auch die 2. kann ich gut hören, die Weihnachtssinfonie (wg. dem Stille Nacht Zitat), mit der 5. konnte ich mich bisher nicht richtig anfreunden und die späteren Chorsinfonien gefallen mir überhaupt nicht. Am meisten Zugang habe ich vermutlich zum 2. Violinkonzert, das ASM absolut atemberaubend spielt. Über ihren Beethoven und Brahms scheint man ja hier geteilter Meinung zu sein, wobei ich beides von ihr vor gut 25 Jahren live in NY gehört habe und hin und weg war, aber ihren Einsatz für lebende Komponisten kann man nicht schlecht reden. Wenn ein Rihm für sie gleich 2 Konzerte schreibt, ist das Lob aus berufestem Mund. Vor gut zwei Jahren hat sie in Stuttgart das Konzert von Gubaidulina gespielt, ich hatte sehr teure Karten und habe mich köstlich amüsiert, von ratlosen Banausen umgeben zu sein, die nur wg. dem event gekommen waren unnd vermutlich ihrem Geld hinterher trauerten.


    Aber zurück zu Penderecki, ein sehr eindrucksvolles Stück ist der erste Teil von Utrenja - die Grablegung Christi. Wer mal hören will, was ein basso profundo ist, hier kann er es erleben. Also Penderecki gehört für mich wie auch Allan Pettersson zu den Komponisten, die ich immer mal wieder aus dem Schrank ziehe, weil ich finde, dass sie es verdient haben, dass man sich mit ihnen beschäftigt.


  • Ja, der Krzysztof Penderecki, der macht. es einem nicht leicht. Seine ganz frühe Phase finde ich "interessant", aber hören tu ich es kaum.


    Wenn Du damit die Phase bis ca. 1970 meinst - das ist die einzige Phase, die ich gerne höre, die Weihnachtssinfonie habe ich entsorgt ... gut, inzwischen wäre ich wohl offener, aber so brennend interessiert mich das spätere Werk nun nicht.

  • Ich habe hier in Bielefeld ein Penderecki-Konzert gehört, 2011 glaube ich war es, noch unter dem alten Bielefelder GMD - Penderecki selbst war anwesend! Sehr beeindruckend!


    Beste Grüße
    Holger

  • Die von Alfred in Beitrag 1 gezeigte NAXOS-CD mit der Sinfonie Nr.1 (und 5) ist noch eine der zugänglichsten Werke von Penderecki. Gar nicht so übel, muss ich im Gegensatz zu Alfred sagen ! ;) Da ist wenigstens was gebacken !



    :| Welchen Blödsinn Msuiklehrer verzapfen habe ich selbst als Schüler (in den Siebzigern) erlebt:


    Es ist ohnehin schweirig genug, die Jugend auf Klassische Musik einzustimmen ... und dann sowas: Bei mir wurde im 9.Schuljahr im Musikunterricht Penderecki vorgestellt, als Beispiel für Neue Musik. Es war klar und logisch, dass da kein grosses Gefallen erzeugt werden konnte. Wir sollten dann auf Schlaginstrumenten ähnliches nachahmen. Ich war natürlich mit Freude dabei und habe ordentlich rumgedrescht und so das meiste Lob eingeheimst ... aber was soll der Quark.
    Es wäre besser gewesen Smetanas Moldau oder Brahms Akademische Festouvertüre durchzunehmen, als De natura sonoris.
    Wer stellt solche Lehrpläne auf ???


    Ungeachtet was ich damals erführ hatte ich mir wegen meiner Affinität zur Klassik aber als einziger der Mitschüler Jahre später die 2LP-EMI-Box und einer EMI-LP mit der Sinfonie (1973) und Anaklasis (alles unter der Stabführung von Penderecki) zugelegt und so nach und nach auch gehört. Auf CD habe ich nur die o.g Naxos-CD. Eigendlich immer mal vor gehabt das Penderecki-Repertoire zu erweitern.


    In die LP´s muss sich wieder mal reinhören. :thumbup: Das ist schon teils sehr imposanat, was man da zu hören bekommt und wirkt auf mich weniger ungeniessbar, wie die bescheu.... "12Ton-Typen" der Wiener Schule :pfeif::stumm:


    clc 143

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was ist das Problem mit "De natura sonoris"? Ist doch sehr eindrucksvoll.
    Ich habe die erste CD hiervon:

    Gemeinsam mit Threnos ist das genannte Stück immer noch mein Lieblingswerk von Penderecki.
    In nächster Zeit werde ich endlich einmal die Lukas-Passion anhören, neben Threnos schließlich sein berühmtestes Stück.

  • Ich bin überrascht über die positive Aufnahme innerhalb des Forums - die Aussenwirkung ist eher so wie erwartet: 143 clicks bekommen wir bei einem Regietheaterthread binnen 30 Minuten - Hier hat es 18 Tage gedauert :baeh01:


    Zitat

    Die von Alfred in Beitrag 1 gezeigte NAXOS-CD mit der Sinfonie Nr.1 (und 5) ist noch eine der zugänglichsten Werke von Penderecki.

    Die erste Sinfonie ist quasi ein Bruch mit der experimentellen Phase, was Penderecki auch herbe Kritik von Seiten der Vertreter der Avantgarde eingetragen hat, die ihn quasi als "Verräter" sehen.

    Kommen wir zur zweiten Sinfonie. Sie erscheint mir - nach zweimaligem Hören - nicht weniger "zugänglich" als die erste zu sein, wobei hier viele Musikfreunde empört reagieren könnten, wenn hier (das gilt für beide Sinfonien) hier überhaupt das Wort "zugänglich" verwendet wird.
    Ich würde eher sagen, daß das Werk interessant und beeindruckend ist, Düstres Grollen wechselt mit infernalischen Ausbrüchen des Orchesters,Klangmassen die (bei mir) Assoziationen mit dem "Weltuntergang" hervorrufen, drohende Paukenschläge die das Jüngste Gericht einleiten, plötzlich aber durch geradezu lyrische Stellen unterbrochen werden.
    Die Sinfonie bekam ursprünglich den Titel Weihnachtssinfonie, weil zumindest zweimal die ersten Töne von "Stille Nacht" erklingen, und vielleicht auch, weil Pendereck am 24. 12. 1979 die Sinfonie in ihrer jetzigen Form fertigstellte. Der Titel wurde aber schliesslich zurückgenommen - denn "weihnachtlich" ist diese Sinfonie sicher nicht. Uraufgeführt wurde das Werk am 1. 5.1980 in New York durch die New Yorker Philharmoniker unter Zubin Mehta, für die es auch geschrieben war. Das Werk war ürsprünglich mehrsätzig geplant - wie man auch an den Tracks der Naxos -Einspielung sehen kann - wurde aber von Penderecki in eine einsätzige Form gebracht.
    [tsp]cls[/tsp]
    Die digitale Naxos Aufnahme lässt tontechnisch keine Wünsche offen und ist beeindruckend, jedoch gibt es zwei weitere Einspielungen, beide unter der Stabführung von Penderecki persönlich. Wer das für wichtig hält: Die EMI Aufnahme ist analog, die Wergo digital aufgenommen.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich gestehe, dass ich einigermaßen ratlos vor den mir bisher bekannten Kompositionen Pendereckis stehe – beispielsweise ob hier der Begriff „Klassische Musik“ noch angebracht ist. [...] Ich muss allerdings alle warnen, die mit dem Begriff „Sinfonie“ noch den Begriff „Sinfonia“ verbinden, welcher ja eigentlich für 3 teilige Opernouvertüren verwendet wurde, oder die galanten Sinfonien des beginnenden 18. Jahrhunderts, Auch mit der Klassischen Sinfonie des 18. und 18. Jahrhunderts findet sich nichts gemeinsames mehr.


    Ich behaupte, hier war des hochgeschätzten Alfreds Urteil etwas vorschnell, was er vermutlich sofort einräumen wird, wenn er sich dem folgenden Werk gewidmet hat:


    Sinfonie Nr.3 [1988-1995]


    Es handelt sich um eine Auftragsarbeit zum 50jährigen Bestehen der Internationalen Musikfestwochen Luzern (heute: Lucerne Festival). Für die Uraufführung konnte Penderecki jedoch nur die Sätze Rondo und Passacaglia fertigstellen, die er zu einem einsätzigen Werk zusammenfasste. Erst 1995 erfolgte die Vervollständigung zu einer fünfsätzigen Sinfonie:


    I. Andante con moto [ca. 3'30'']
    II. Allegro con brio (Rondo) [ca. 10'30'']
    III. Adagio [ca. 13'00'']
    IV. Passacaglia: Allegro moderato [ca. 7'00'']
    V. Scherzo: Vivace [ca. 11'00'']


    Der erste Satz besitzt eine bogenförmige Struktur; er ist geprägt durch eine ostinate, marschartige Figur in den tiefen Streichern, die zur Mitte des Satzes hin in einem kurzen Höhepunkt in den Pauken kulminiert und sich dann wieder in der Ferne verliert. Aufgrund seiner Kürze und Übersichtlichkeit in Form und Inhalt kann man diesen Satz eventuell als langsame Einleitung zum folgenden Allegro con brio auffassen. Die Sinfonie hätte dann eine im Wesentlichen klassische Anlage mit vertauschten Schlußsätzen (Passacaglia vs. Scherzo).


    Mit einem kurzen, crescendierenden Paukenwirbel läßt Penderecki den zweiten Satz beginnen. Unmittelbar folgt die Vorstellung eines staccato-haften Themas in den Streichern (begleitet von der Pauke), welches sich durch (mehr oder weniger ausgeführte) Wiederholungen nach ca. einer, drei, sechs und sieben Minuten als das strukturierendes Element dieses Satzes erweist. Dazwischen liegen teilweise stark solistisch geprägte Passagen (z.B. Trompete, Schlagwerk, Streicher), die jedoch Tempo und Rhytmus con brio beibehalten.
    Erst im letzten Drittel kommt es zu einer spürbaren Verlangsamung des Geschehens. Die Stimmung geht fast ins lyrische, bis kurz vor Ende des Satzes bei ca. 9'30'' das Glockenspiel zu einem bedrohlichen Gedanken in den Bässen überleitend. - Tatsächlich liefert dieser Gedanke später in IV. Passacaglia das grundlegende thematische Material (zur Erinnerung: Ursprünglich gab es nur die Sätze Rondo & Passacaglia).


    Das Adagio im Zentrum der Sinfonie Nr.3 bildet den Gegenpol zu einem Umfeld, welches seinen Antrieb (oder sein getrieben sein) in weiten Teil durch wiederholende Elemente bzw. entsprechende Motivik erlangt. Die ersten drei Töne in den Streichern scheinen mir fast identisch mit dem Beginn einer allseits bekannten Wagner-Oper, jedoch ohne Auflösung durch den gleichnamigen Akkord. Es folgt dann eine laaaange Steigerung, die bei ca. 5'00 kulminiert und nach einem kleinen Zwischenspiel in einen Trauermarsch (ab ca. 5'30'') übergeht. Allein, es scheint der Trauernden nicht allzuviele zu geben, so dass ab ca. 7'00'' die Entwicklung des Satz-Beginnes im Grunde rückläufig fortsetzt um dann im pianissimo zu enden.


    Wie oben bereits gesagt, wird die Hauptidee der nun folgenden Passacaglia bereits am Ende des zweiten Satzes vorgestellt. Dort noch im piano tritt es jetzt gleich zu Beginn kraftvoll auf den Plan. Eher untypisch für die gewählte musikalische Form variiert Penderecki das Thema jedoch nicht, sondern läßt nach und nach weitere Instrumentengruppen hinzutreten und erreicht durch zunehmen Steigerung den Effekt vollkommener Bedrohung, bis dann bei ca. 4'00'' das Szenario zusammenfällt (nicht zusammenbricht). Kurz vor dem Ende (ca. 6'00'') verbindet der Komponist nochmals die Sätze II. und IV., indem er abermals Glockenspiel und Thema in den tiefen Streichern erklingen läßt.


    Die Symphonie endet mit einem Vivace überschriebenen Scherzo-Satz. Betsimmend ist über weite Teile ein lebhafter Tanzrhytmus (Ländler, Polka), der hauptsächlich wieder durch Pauken und Streicher vorangetrieben wird. Ab ca. 3'45'' setzt ein Trio-Abschnitt ein, in welchem Holz- und Blechbläser die Akzente setzen. Die zweite Hälfte des Satzes (ca. 6'00'' bis Schluß) taumelt dann wieder wild bis zu den letzten sich laut, aber plötzlich erschöpft-schleppend aufbäumenden Takten. Finis.


    In der abschließenden Gesamtsicht meine ich, dass es sich bei der Sinfonie Nr.3, anders als bei der von Alfred vorgestellten Sinfonie Nr.1, definitiv nicht um "Maschinenmusik" handelt. Vielmehr hat man es eher mit einem Werk zu tun, dass durchaus in der sinfonischen Tradition des 19ten Jahrhunderts steht. Ich persönlich sehe in der Gesamtkonstruktion, die mir sehr stark durch das Motiv der Wiederholung geprägt zu sein scheint, die Bezüge eher zur Symphonik eines Dmitri Schostakowitsch; aber auch ein Bernard Herrmann scheint mir nicht allzuweit entfernt zu sein.


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wenn Du damit die Phase bis ca. 1970 meinst - das ist die einzige Phase, die ich gerne höre, die Weihnachtssinfonie habe ich entsorgt ... gut, inzwischen wäre ich wohl offener, aber so brennend interessiert mich das spätere Werk nun nicht.

    Ja, diese Phase meine ich, in die fallen ja auch die beiden ersten Streichquartette (s. entsprechenden thread). Es ist Penderecki ja von vielen Seiten verübelt worden, dass er den experimentellen Pfad nach der Lukas-Passion verlassen hat und "spätspätromantisch" wurde. Aber diese Wende haben in den 70ern viele Komponisten vollzogen, da sie das Gefühl hatten, in eine Sackgasse geraten zu sein. Und ich kann das gut nachvollziehen, nach reiner Geräuschmusik was soll da noch avancierteres kommen, Stille?

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  • Was ist das Problem mit "De natura sonoris"? Ist doch sehr eindrucksvoll.


    Hallo KSM,


    ja, es ist ja auch kein Problem; mir gefält De Natura Sonoris 2 auch. Die Penderecki-Aufnaghme (EMI) habe ich auch.
    Ich meinte das auf mein Beispiel des Musikunterrichtes bezogen. Um Klassik Schülern der 8./9.KLasse nahe zu bringen (wie bei mir geschehen) = absolut verfehlt !



    :!: Die NAXOS-Aufnahmen unter Wit scheinen mir brauchbare Aufnahmen der Sinfonien und Werke zu sein (habe nur die CD mit den Sinf.1 und 5).
    Ehe ich jetzt den 5 Einzel-CD´s für je 7,99€ nachrenne, habe ich mir die NAXOS-Box (Abb von MSchenk in beitrag 2) für unter 20Euro gerade bestellt.
    *** Die Weihnachtssinfonie (Sinfonie Nr.2) hatte ich aus der Zeit, als ich noch Tonbandaufnahmen machte vorliegen und eine sehr positive Erinnerung daran. Alleine dafür freue ich mich auf die Penderecki-Naxos - Box, die nicht nur die Sinfonien, sondern auch die bekannten sinfonischen Kurzwerke enthält.


    Die Wende, die einige Komponisten (von den 70er-Jahren bis weit später) in Richtung "Spätromantik" verfolgten kann ich ebenfalls wie Lutgra gut nachvollziehgen. Es wurde ihnen zwar, wie auch im Falle von Penderecki, oft über genommen in alte Konventionen zu verfallen. Aber ich glaube, dass das Gefühl in eine Sackgasse zu geraten zu sein nicht nur ein Gefühl war. Es war eine Sackgasse !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Es war für Penderecki vielleicht eine, andere Komponisten konnten sich auch ohne Stilsprung "nach hinten" weiterentwickeln, die blieben offenbar nicht in der "Sackgasse" stecken.

  • die Weihnachtssinfonie habe ich entsorgt ... gut, inzwischen wäre ich wohl offener, aber so brennend interessiert mich das spätere Werk nun nicht.


    Hallo KSM und alle Penderecki-Fans,


    das Du was die Moderne angeht manchmal einen :D Spleen hast, weis ich ja schon lange. Ich habe ja auch Meinen !
    8o Aber diese fabelhafte Sinfonie Nr.2 auszusortieren, käme mir nie in den Sinn.


    *** Die Penderecki-Naxos-CD-Box (Diese Sinfonien-GA besteht aus einem Karton in dem die 5 Einzel-CD´s der Sinfonien und einiger wichtiger Orchesterwerke unter Antoni Wit enthalten sind.) liegt mir jetzt vor. Es sind die Sinfonien Nr.1-8 (ohne die Nr.6).
    :thumbsup: Meine nach vielen Jahren erneut aufgefrischte Begeisterung für Penderecki kennt keine Grenzen.



    Ich war in Beitrag 6 einem Irrtum unterlegen, denn ich dachte die Sinfonie Nr.1 sei die Zugängliche mit dem "Stille Nacht-Zitat" - es ist aber die Sinfonie Nr.2, die Penderecki zum Glück nicht mehr (nur wegen des Stille-Nacht Zitates) als Weihnachtssinfonie bezeichnet. Denn das ernste und schwere Werk hat so wenig mit einem fröhlichen Weihnachtsfest zu tun, wie Ostern mit Karneval !
    :!: Ich muss mich also berichtigen: Die Sinfonie Nr.2 stellt die zugänglichste Sinfonie von Penderecki dar, bei der er sich aus der "Sackgasse der Avantgarde" verabschiedet hat. Die Sinfonie Nr.1 ist noch ein Werk aus seiner Experimental-Phase.
    Die Sinfonie Nr.2 finde ich umwerfend in ihrer Rhythmik; besonders in den Hammer-Sätzen 2 und 5. Ich hatte diese Sinfonie noch aus meiner Tonband-Aufnahmezeit deutlich positiv in Erinnerung. Warum ist die blos in Vergessenheit geraten ???
    MSchenk mit seinem ausführlichen Beitrag über die Sinfonie Nr.3 und Lutgra kann ich in ihrer Wertschätzung nur zustimmen. Ein tolles tiefgehedens Werk des 20.Jhd in einer begreifbaren modernen Tonsprache ohne irgendwo ins ungeniessbare abzugleiten. Ich verspüre hier derzeit mehr Appetit zum Hören als bei den laaaaangen Petterson-Sinfonien.


    Die Sinfonie Nr.4 war Neuland für mich mit positivem Hörergebnis. Die Sinfonie passt als Ergänzung sehr gut zusammen auf die CD mit der Zweiten. Ein ebenfalls düster-ernstes Werk mit etlichen Spannungsmomenten.


    Zu den weiteren Sinfonien werde ich mich ggf noch äussern. Ob mir genau wie Lutgra die Chorsinfonien 7 und 8 nicht liegen ? Davon lasse ich mich mal überraschen.


    :thumbup: Die Naxos-Aufnahmen unter Antoni Wit machen auf jeden Fall einen sehr noblen Eindruck was die interpretierte Aussagekraft der Werke angeht; die Klangqualität dieser Aufnahmen von 1999-2007 ist auch zeitgemäss und voll zufriedenstellend.
    :hello: Dank Tamino ist meine Freude gross jetzt wieder Penderecki nach Jahrenzehnten der Pause zu hören .


    Was ist mit der Sinfonie Nr.6 ?
    Ganz einfache Antwort: Die hat Penderecki noch nicht vollendet und daher liegt diese noch gar nicht vor !



    Als Nächstes werde ich mich den Violinkonzerten zuwenden. Die von Lutgra gezeigte ASM-CD (DG) des Violinkonzertes Nr.2 ist warscheinlich genau die richtige Aufnahme, denn das VC 2 ist A.S.Mutter gewidtmet und sie führte ihr Konzert unter Penderecki auch auf.


    clc 353

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nicht wenig überrascht war ich, als ich vor wenigen Tagen zufällig Martin Scorseses Film Shutter Island sah: Er verwendet neben anderen Klassikern der Moderne (Ligeti, Adams) ganz wesentlich die Passacaglia aus der dritten Symphonie.


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Nach dem Klavierkonzert habe ich gleich noch die 7. Symphonie gehört, die seit geschätzten 2 Jahren auf ihre erste Hörsitzung wartete. Es handelt sich streng genommen auch gar nicht um eine Symphonie, sondern um ein Chorwerk mit Solisten. Also vergleichbar mit Malers Achter. Ich bin kein großer Freund von Chorwerken, dies beeindruckt mich mit seiner Intensität und Klanggewalt dann aber doch. Starkes Stück, sollte jeder hören, dem Chormusik etwas bedeutet. Auch die konservativeren Hörer brauchen keine Angst haben, der Chorsatz ist durchgehend tonal und geht nicht über die Errungenschaften der Spätromantik hinaus. Die Interpreten machen ihre Sache sehr gut und die Aufnahme ist sehr gelungen, ein Naxos-Volltreffer. Lediglich die hebräisch gelesene Bibelpassage im 6. Satz finde ich überflüssig, ja störend. Das sind aber nur 5 min von gut 60.

  • Anlässlich des bevorstehenden Festes habe ich mal wieder Penderecki's 2.Symphonie, die Weihnachtssymphonie gehört, das Werk, mit dem er vor allem aus der Ecke der avantgardistischen Glasperlenspieler nur Hohn und Spott geerntet hat. Aus heutiger Sicht alles Schnee von vorgestern. Was bleibt ist ein klangstarkes Opus, das zumindest mich nach wie vor vor sehr beeindruckt allerdings ohne das all zu viel Weihnachtsstimmung aufkommt.