Soll der Rücktritt eines, dieses Papstes auch ein Thema bei TAMINO sein? Ich möchte diese Frage mit ja beantworten, weil Benedikt XVI. einen tiefen Zugang zur Musik hatte. Er spielte auch selbst Klavier – und das nicht einmal schlecht. Sein älterer Bruder Georg Ratzinger war über Jahre der erfolgreiche Leiter der Regensburger Domspatzen. Sehr schöne Aufnahmen zeugen davon. Wir – ob Katholiken oder nicht – sind heute Zeugen eines historischen Ereignisses geworden. Eine Sedisvakanz der besonderen Art hat begonnen. Der letzte freiwillige – und als solcher kirchengeschichtlich anerkannte - Papstrückzug liegt mehr als 700 Jahre zurück. Papst Coelestin V. gab am 13. Dezember 1294 nach nur fünf Monaten sein Amt auf. Ein anderer vorgeblicher Rücktritt (Gregor XII.) im Zusammenhang mit dem Konstanzer Konzil ist bekanntlich historisch umstritten aber in seiner Wirkung nicht gar nicht bis zum Letzten eingeordnet. Obwohl ich selbst der Römisch-Katholischen Kirche nicht angehöre, also keinen theologischen Zugang zum geschiedenen Papst habe, schätzte ich – trotz aller Kritik und Vorbehalte – seit jeher seine scharfe Intelligenz und seine universelle Bildung. Am stärksten beeindruckte mich seine Feststellung noch als Kardinal Ratzinger, dass wir in einer Zeit der Abbilder leben und den Zugang zu den Originalen verloren haben. Das lässt sich nach meiner Überzeugung auch auf den Zugang zur Musik anwenden. Manch heftiger Streit lässt sich auch auf dieses Problem zurückführen. Wir werden ärmer, weil wir uns mit der Kopie zufrieden geben.
Gruß Rheingold