Prominente und ihre Abneigung gegen das Regietheater in Bonmot und Zitat

  • Meine Lieben,
    Das ist nun mal wieder ein Regietheater-Thread der ganz anderen Art:


    Einigen wird vielleicht aufgefallen sein, dass meine momentane Signatur ein nicht besonders wohlwollendes Statement von Georg Kreisler zu diesem Themenkreis zitiert. Da ich - im Gegensatz zum Avatarbild, das unverändert bleiben sollte, weil es schließlich das Logo des Benutzers darstellt - gelegentlich die Signatur wechseln möchte - habe ich nachgedacht, wie ich dieses Zitat dem Forum erhalten könnte. Bei dieser Gelegenheit - und durch einen weiteren Zufall - bin ich draufgekommen, daß es zahlreiche bissige Bemerkungen von Prominenten zum Thema Regietheater gibt. Diese sollen nun hier in diesem Thread gesammelt und veröffentlicht werden, jeweils EIN Zitat pro Beitrag - und zwar in Fettschrift. Das Zitat sollte KEINESWEGS die für Zitate übliche Länge von 2-3 Zeilen überschreiten und nicht die Copyrightrechte zu verletzen. Kurze Zitate sind indes in jeglicher Literatur und Periodica üblich.
    Sollte ein erläuternder Text angebracht erscheinen, so soll dieser in Normalschrift angefügt werden.
    Diskussionen der üblichen Art sind in anderen Regietheaterthreads dieses Forums abzuhalten.
    Mein nächster Beitrag soll hier als Muster dienen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Was das Regietheater betrifft, so ist es ohne Zweifel eine der miesesten Modeerscheinungen,
    die schon viel zu lange dauern, und wie alle Modeerscheinungen wird auch diese eines Tages umkippen, ob ich nun dagegen wüte oder nicht

    Georg Kreisler

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Die Regisseure benutzen die Autoren als Material. Warum schreiben sie keine eigenen Stücke, wenn sie so gerne Autoren sind?

    Peter Stein


    Das Zitat bezieht sich zwar auf das Schauspiel und stammt aus diesem
    Interview, aber ich sehe keinen Grund, warum man dies nicht auch opernbezogen sehen könnte.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    Spricht man mit Russen, mit Polen, mit Engländern oder Skandinaviern, die deutschsprachige Lande besuchen und hier ins Theater gehen, so sind sie oft ziemlich verwirrt. Was das denn solle, fragen sie, was denn hier los sei, warum das denn auf den Bühnen alles immer so ähnlich aussehe, ständig Videowände und Spaghettiessen, warum sei immer irgendwer mit irgendwas beschmiert, wozu all das Gezucke und routiniert hysterische Geschrei? Ob das denn staatlich vorgeschrieben sei?

    Daniel Kehlmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller, in seiner Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2009.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    Es ergeben sich sogar rechtliche Erwägungen. Hat nicht ein Theater, das von Wagner verschiedene Handlungsabläufe unter dem Namen "von Richard Wagner" präsentiert, einen strafrechtlichen Tatbestand gesetzt ? Ist es nicht Betrug ?
    Marcel Prawy in: Richard Wagner -Leben und Werk - Seite 17 unten -- Lizenzausgabe für Bertelsmann vom Wilhelm Goldmann Verlag, München)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    "Ich halte es für ein Manko, dass die Regisseure sich andauernd erdreisten, den Zeitrahmen der Handlung zu verschieben. Es scheint so zu sein, dass dieses eine Grundvoraussetzung geworden ist, um als Regisseur zu bestehen. Viele Regisseure scheinen Angst zu haben, altmodisch zu wirken. Sie erkennen nicht, dass die Voraussetzung für eine richtige Wiedergabe im historischen Teil der Oper liegt. Wenn sich die Sänger auf der Bühne in der richtigen Atmosphäre befinden, ein bisschen von der Luft schnappen, die zur Entstehungszeit der Werke herrschte, ist es viel leichter, den Geist der Opern zu erfassen."
    Dietrich Fischer-Dieskau, Interview 2007

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    „Oper ist ja nicht tot, wie viele meinen, es ist auch überhaupt nicht nötig, ein Stück in die heutige Zeit zu transferieren. Bei Komödien ist das zwar relativ leicht möglich, aber einem Attila mit der Al-Qaida zu kommen, ist völlig sinnlos. Da mache ich lieber heutige Stücke.“ Pier Luigi Pizzi

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    Regietheater ist ein vom Regisseur dominiertes und diktiertes Theater.
    Für die Opernwelt ist es das, was Aids für den menschlichen Körper ist. (....)


    Marcel Prawy

  • Zitat aus einem persönlichen Gespräch

    "Die wirklich guten und schönen Zeiten an und in der Oper sind schon lange vorbei".

    Ruggiero Orofino
    , ehem. Tenor an der Deutschen Staatsoper Berlin

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Zitat

    "Jetzt sind wahrhaft die Irren los."
    Winifred Wagner, 1976 über das Regietheater in Gestalt des Chéreau-Rings

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    "Die Partitur ist das beste Regiebuch - das war immer mein Motto, wenn ich selbst Regie geführt habe." Theo Adam


    Theo Adam,1990, in: "Der Fragebogen des August Everding", Parthas-Verlag 2000

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    "Meine Berufskarriere geht ja weiter, ich inszeniere jetzt ja. Und auch da will ich in guter Erinnerung bleiben. Daher bedaure ich auch, daß es eine Tendenz gibt, Stück zu <verarschen> (ich sag's ganz leise), und das will ich nicht!"


    Brigitte Fassbaender im Interview mit August Everding auf die Frage nach ihrem Karriereende , 1995, nachzulesen im o.g.Buch

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    "Ich habe eben leider einige [Bühnenbilder] gesehen in meinem Leben nach meiner Karriere, wo ich also entsetzt und weinend heraus gelaufen bin."
    Dame Elisabeth Schwarzkopf, Interview mit August Everding, 1988

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    "Die Regisseure haben zu wenig Vertrauen zur Aussagekraft der Musik."


    Peter Schreier, im Interview mit August Everding, 1994

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Eine Sängerin die im Ring auftrat sagte mir Ihre Gage nehme sie als SCHMERZENSGELD für das was Ihr der Regisseur und der Dirigent angetan hätten.


    Name der Dame will ich nicht öffentlich machen. :pfeif:


    :hello:

    mucaxel


  • Brigitte Fassbaender im Interview mit August Everding auf die Frage nach ihrem Karriereende , 1995, nachzulesen im o.g.Buch


    Na ja, [...]


    Ich glaube nicht, dass du die angesprochene Inszenierung gesehen hast (Hänsel und Gretel von Brigitte Fassbaender), du solltest daher mit deinen Äußerungen etwas zurückhaltender sein. Und öffentliche Beleidigungen rennommierter Künstler geht auch gar nicht!

    Theo

  • "Mein Gott bin ich froh, dass ich diesen Scheiß nicht mehr mitmachen muss"


    Ungewohnt deftige Antwort des sonst so sanftmütig, verbindlichen Gottlob Frick auf die Frage eines Journalisten, warum er die Mitwirkung an einer Ring-Neuinszenierung an einem der berühmtesten Opernhäuser mit einem jungen "Starregisseur", der ihn unbedingt haben wollte, so rigoros abgelehnt hat.
    Der Sänger hatte vorher 2 Machwerke dieses Regisseurs gesehen und war bedient.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    "Tut mir leid - da bin ich ganz hart! Wenn der Regisseur behauptet, er sei eine schöpferische Kraft, dann ist er für mich out."


    Zitat

    "Es gibt bei mir eine schwarze Liste mit Dirigenten und Regisseuren, mit denen ich nicht arbeiten möchte."


    Piotr Beczala in diesem Interview

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Beim Reinhard Mey Thread ist mir eines seiner Lieder eingefallen, welches sich mit "modernem Theater" befasst.
    Der Text könnte aber auch beinahe unverändert fürs Thema "Regietheater" verwendet werden.
    Im Originaltext wird die Inszenierung eine modernen Schauspiels namens


    "Zwei Hühner auf dem Weg nach vorgestern"


    beschrieben. Heute werden auch Opern von Mozart, Versi und Wagner etc. so inszeniert, wie Reinhard Mey das schon damals beschrieben hat. Ich beschreiben den text aus Copyrightgründen nicht hier - sondern verlinke zur Reinhard-Mey Website
    wo er zu finden ist...


    http://www.reinhard-mey.de/sta…f-dem-weg-nach-vorgestern

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Piotr Beczala in diesem Interview


    Herr Michieletto, für den Beczala in der Salzburger Boheme auf die Bühne trat, gehört ganz offensichtlich nicht auf seine Liste. :rolleyes: Ich erinnere mich, dass Beczala von dieser nicht konventionellen Produktion sehr angetan war, und er von einer "Entstaubung" gesprochen hat. Das klang so, als ödete ihn eine herkömmliche Boheme eher an.
    Der Sänger war aber auch schon in anderen Inszenierungen zu sehen, die so mancher als entstellend bezeichnet hätte.


    Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob es einen Unterschied gibt oder geben kann, in dem was ein Künstler vielleicht sagt und in dem was er dann letztendlich tut. ?(


    Gregor

  • Herr Michieletto, für den Beczala in der Salzburger Boheme auf die Bühne trat, gehört ganz offensichtlich nicht auf seine Liste. :rolleyes: Ich erinnere mich, dass Beczala von dieser nicht konventionellen Produktion sehr angetan war, und er von einer "Entstaubung" gesprochen hat. Das klang so, als ödete ihn eine herkömmliche Boheme eher an.
    Der Sänger war aber auch schon in anderen Inszenierungen zu sehen, die so mancher als entstellend bezeichnet hätte.


    Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob es einen Unterschied gibt oder geben kann, in dem was ein Künstler vielleicht sagt und in dem was er dann letztendlich tut. ?(


    Gregor


    Sollte es schon geben, sonst wird das ganze unglaubwürdig. Die Frage wäre nun aber, ob besagte Salzburger Bohème vor oder nach dem Interview gewesen ist. So eine schwarze Liste lässt sich ja auch erweitern.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Das Interview war eindeutig nach der Salzburger "Bohème".


    Im Übrigen finde ich vieles in dieser Rubrik Zitierte richtig und sehr lesenswert - nur wenn Winnifred Wagner in Beitrag 11 als Kronzeugin gegen die "Irren" augeführt wird, die den Allerirrsten bis zum Schluss vergöttert hat, dann stellt sich bei mir echte Übelkeit ein.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Wer eigene Ideen im Rahmen eines anderen Kunstwerkes zur Geltung bringt, indem er sie an die Stelle klarer und eindeutiger Anweisungen in der Partitur setzt, macht sich der Hochstapelei schuldig.


    Ileana Cotrubas in: Opernwahrheiten, Wien 1999

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • In einem interview das ich mit ihm, aufgenommen bei den Werkstattgesprächen in Wien, auf Radio Stephansdom gehört habe, meinte Herr Beczala das er in erster LInie Sänger sei und es ihm nicht zustehe die Arbeiten des Regisseurs zu beurteilen, egal wie gut oder schlecht sie sei. Seit dieser Äußerung ist dieser Mann bei mir "unten durch".

  • Uneinig sein mit seiner Zeit – das gibt dem Künstler seine Daseinsberechtigung


    (André Gide)

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Uneinig sein mit seiner Zeit – das gibt dem Künstler seine Daseinsberechtigung


    (André Gide)


    Klarer Fall von Themenverfehlung, würde ich sagen!

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Michael Lewin:
    Nun ist gerade bei uns das Wort "Regietheater" zu einem Mode- und Schlagwort geworden.


    Harry Kupfer:
    Theater ohne Regie gibt es nicht, auch wenn der Regisseur bloß "stellt", ist das bereits Regie. (...) Dieser Begriff des Regietheaters in seiner abfälligen Bedeutung ist nur durch Regiescharlatanismus entstanden, wenn Stücke nicht mehr im Sinne der Stückfabel interpretiert werden, wobei Fabelerzählen nicht im vordergründigen Sinne gemeint ist. Es gibt Leute im Regiebereich, die überhaupt nicht an der Entdeckung, Entschlüsselung der Fabel und Stückzusammenhänge - dem Erschließen der Hintergründe und der Geheimnisse - interessiert sind. Sie inszenieren oft nur ihren eigenen Kommentar dazu und bleiben unter der Herausforderung des Stückes.


    (...)


    Michael Lewin:
    Aber am schlimmsten sind doch diejenigen, die meinen, bis jetzt hat keiner das Stück richtig verstanden, auch der Autor selbst wußte nicht, was er eigentlich wollte...


    Harry Kupfer:
    ...und die dann ihre ganz subjektiven Bauchschmerzen inszenieren, das Stück einfach mißbrauchen, es zu etwas umzufunktionieren, was in ihm nicht vorhanden ist. "Regietheater" abfällig gemeint, bedeutet für mich dieses sich verselbständige, rein subjektive Vermarkten von Stücken, bei dem es auf das Stück selbst, auf den Autor aber überhaupt nicht mehr ankommt. Schuld an der Entstehung des Schimpfwortes "Regietheater" sind nicht die Leute, die verantwortungsvoll hochprofessionelle Regiearbeit leisten, die Stücke neu sehen und entdecken, sondern die Scharlatane und Dilettanten. Schlimm ist, daß das konservative Lager diesen Begriff benutzt, um gegen alles loszugehen, was progressiv ist. Wird ein liebes Klischeebild zerstört, auch wenn es sich um einen hohen künstlerischen Beitrag, um eine wichtige Auseinandersetzung mit dem Werk handelt, dann wird der Begriff undifferenziert ins Feld geführt.


    (Michael Lewin: Harry Kupfer / Europaverlag, 1988)


    Dem ist nichts hinzuzufügen. :yes:

  • Schlimm ist, daß das konservative Lager diesen Begriff benutzt, um gegen alles loszugehen, was progressiv ist. Wird ein liebes Klischeebild zerstört, auch wenn es sich um einen hohen künstlerischen Beitrag, um eine wichtige Auseinandersetzung mit dem Werk handelt, dann wird der Begriff undifferenziert ins Feld geführt.

    Nur zur Klarstellung: Dies ist kein Zitat von Cartman, er selbst hat zitiert.
    :jubel::jubel::jubel: über das Zitat.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zitat

    "Wenn man etwas Modernes machen möchte, sollte man sich auch ein modernes Stück mit moderner Musik aussuchen. Warum sollte man dafür die Genies vergangener Tage missbrauchen? Ich bin gern bereit, für irgendwelche kreativen Dinge nackt auf der Bühne zu sein. Wenn man mir einen wichtigen Grund, die Noten und die Musik dazu gibt."


    Angela Gheorghiu in diesem Interview


    Gregor

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