AUBER, Daniel Francois Esprit: LE DOMINO NOIR

  • Daniel François Esprit Auber ( 1782 - 1871 )
    Le Domino noir
    (Der schwarze Domino)


    Oper in drei Akten


    Libretto: Eugène Scribe
    Uraufführung: 1837, Paris
    Originalsprache: Französisch


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Angèle d‘Olivares, Novizin, Sopran
    Brigitte de San Lucar, Novizin, Sopran
    Horasse de Massanera, junger Adliger, Tenor
    Graf Juliano, sein Freund, Tenor
    Jacinthe, Haushälterin Julianos, Alt
    Gil-Perez, Klosterpförtner, Bass
    Ursule, Nonne, Sopran
    La Tourière, Laienschwester, Alt
    Lord Elfort, Bariton
    Edelleute, Nonnen


    Ort und Zeit der Handlung: Madrid, 18. Jahrhundert


    ERSTER AKT
    Ein kleiner Saal im Palast der Königin.
    Von fern hört man einen Boléro. Juliano fragt Horasse, ob er mit ihm in den Ballsaal gehen wolle, doch dieser möchte bleiben. Juliano lässt ihn lächelnd allein.
    Horasse möchte eine unbekannte Dame wiedersehen, die er beim vorjährigen Ball hier getroffen hat.
    Angèle und Brigitte kommen verkleidet als schwarze Dominos. Man vernimmt, dass sie um Mitternacht zu Hause sein müssen und Brigitte bestätigt, dass alles vorbereitet ist. Horasse hat seine Dame wiedererkannt und auch mitgehört, dass sie um Mitternacht verschwindet, und tut, als sie ihn entdecken so, als ob er schlafe.
    Brigitte drängt darauf, in den Ballsaal zu gehen, doch Angèle, die ebenfalls ihren Kavalier von Vorjahr erkannt hat, möchte bleiben und nähert sich ihm, den sie schlafend wähnt. Als er scheinbar träumend von der unbekannten Schönen spricht, hält Angèle es für besser, sich zu entfernen, da sie befürchtet, dass der Boléro ihn wecken könne.
    Aber noch ehe die Damen verschwinden können, kommt Juliano zurück und beklagt sich, dass er noch nicht habe tanzen können. Horasse springt auf, eilt ihm entgegen und flüstert ihn zu, dass das die gesuchte Unbekannte wäre. Er würde gerne mit ihr reden, aber sie sei ja in Begleitung. Juliano bietet sich Brigitte als Kavalier an und geht mit ihr in den Tanzsaal.
    Horasse nähert sich Angèle, die den beiden folgen will, bekennt, dass er sie verehre und fragt, wer sie sei. Sie erklärt, dass sie nicht frei sei, gibt sich als seinen guten Engel aus, der für ihn bete und verlässt den Raum.
    Juliano kommt durch eine andere Tür herein. Horasse erzählt ihm, dass die Damen um Mitternacht fort müssen, und Juliano stellt daraufhin die Uhr auf kurz vor Mitternacht. Horasse eilt davon.
    Brigitte sucht ihre Gefährtin. Sie entdeckt zu ihrem Schrecken, dass es kurz vor Mitternacht ist. Juliano erklärt ihr, dass der andere schwarze Domino sehr schnell fortgeeilt sei. Da macht auch Brigitte sich eilig auf den Weg.
    Nun stellt Juliano die Uhr wieder zurück. Lord Elfort erscheint und eröffnet Juliano, dass er seine Frau, die angeblich krank sei, mit Horasse gesehen habe und er droht diesem Strafe an, dann eilt er weiter.
    Juliano eröffnet dem wiederkehrenden Horasse, dass der schwarze Domino wahrscheinlich die Frau von Lord Elfort sei. Dann geht er hinaus,
    Angèle kehrt allein zurück und Horasse warnt sie: Lord Elfort habe alles entdeckt. Da lacht sie ihn aus. Sie sei nicht verheiratet und es auch nie gewesen. Nun trägt er ihr seine Hand an, aber sie erklärt, sie könne ihm lediglich Freundschaft bieten. Er bittet, wenigstens einmal ihr Gesicht sehen zu dürfen. Sie verspricht es und drängt zum Tanz, während er versucht, die Unterhaltung noch ein wenig hinauszuzögern. Als beide in den Ballsaal eintreten wollen, schlägt die Uhr Mitternacht. Als sie verzweifelt nach ihrer Gefährtin fragt, gibt Horasse zu, dass diese aufgrund einer List bereits nach Hause gegangen sei. Da reißt sie sich von Horasse, der sie begleiten möchte, los und verschwindet.


    ZWEITER AKT
    Saal vor dem Salon des Juliano
    Jacinthe, die ihren Liebhaber, den Klosterpförtner Gil-Perez und ihre Nichte, die bei Juliano in den Dienst treten will, erwartet, besingt ihr Dasein bei einem Herrn, der noch nicht nach Hause gekommen ist und der ihr das Leben erleichtert, weil er den ganzen Tag schläft.
    Als Angèle in der Maske des schwarzen Domino erscheint, erschrickt sie zunächst. Angèle bittet, sie zu verstecken, da sie nicht nach Hause könne. Als Jacinthe erzählt, dass ihr Herr in Kürze mit Freunden zum Essen kommen werde und außerdem noch eine Patrouille am Haus vorbeikommt, fürchtet Angèle, dass sie in ihrem Domino auffallen werde. Jacinthe bietet ihr die Kleider ihrer Nichte an, deren Koffer bereits eingetroffen sind und Angèle verschwindet in einem Nebenzimmer.
    Nun kommt auch Gil-Perez verspätet an. Jacinthe bittet ihn wegen der baldigen Rückkehr ihres Herrn, ein anders Mal wiederzukommen. Doch er erbietet sich, als Koch aufzutreten und eilt in die Küche.
    Juliano und die Freunde treten mit einem Lied über die Freuden der Nacht auf. Man erfährt auch, dass Lord Elfort seine Frau zu Hause gefunden hat.
    Angèle kommt, als Bäuerin aus Arragon gekleidet, herein und Jacinthe stellt sie als ihre Nichte vor.
    Juliano und die Freunde bewundern ihre Schönheit.
    Gerade als Jacinthe mit Angèle in den Keller gehen will, um den Wein zu holen, erscheint Horasse und glaubt Angèle zu erkennen. Auch Angèle hat ihn wahrgenommen. Juliano stellt Angèle nun als Jacinthes Nichte vor und Horasse ist verwirrt. Dann ruft er zu Tisch und als alle sitzen, fordert er Angèle auf, ein arragonaisisches Lied zu singen.
    Als danach Jacinthe kurz den Raum verlässt, drängen sich alle um Angèle, die zu Horasse flüchtet und ihn bittet, sie zu beschützen. Die zurückkehrende Jacinthe treibt sie auseinander und bittet alle zum Punsch. Die Herren gehen in den Salon.
    Horasse, der sich jetzt sicher ist, dass es – auch in dieser Verkleidung – seine gesuchte Schöne ist, bleibt mit Angèle zurück und erklärt ihr noch einmal seine Liebe. In diesem Augenblick taucht Lord Elfort, der ein guter Bekannter der Familie ist, auf und Angèle entflieht in Jacinthes Zimmer. Elfort sucht eine Tänzerin, die ihm versprochen hat, mit ihm zu speisen. Das bringt Horasse wieder in Zweifel. Juliano, der hinzugekommen ist, bittet die Herren in den Salon.
    Gil-Perez kommt aus der Küche und freut sich, dass ihm das Essen gelungen ist. Dann will er in das Zimmer von Jacinthe gehen, das aber verschlossen ist. Da er einen Ersatzschlüssel hat, zieht er seinen Schlüsselbund aus der Tasche. Im selben Moment tritt Angéle in ihrem schwarzen Domino aus der Tür. Der einfältige Gil-Perez ist über die Erscheinung, die dazu mit verstellter Stimme spricht, so erschrocken, dass er den Schlüsselbund fallen lässt. Angèle nimmt dem Verängstigten den Schlüsselbund, mit dem sie ins Kloster kommt, ab und beordert ihn in Jacinthes Zimmer, dessen Tür offen bleibt. Jacinthe kommt, sieht die offene Tür, vermutet, dass Gil-Perez sie erwartet und geht ebenfalls dort hinein. Angèle schließt hinter ihr die Tür und enteilt.
    Das Licht ist erloschen. Horasse schleicht leise aus dem Salon und beschwört seine Liebe, während die anderen, die ebenfalls aus dem Salon gekommen sind, ihn heimlich beobachten. Er dringt in das Zimmer Jacinthes ein und kommt mit der erstaunten Jacinthe, die er im Dunkeln für Angèle gehalten hat, an der Hand heraus. Juliano holt einen Leuchter aus dem Salon und man erkennt Jacinthe. Horasse, der immer noch glaubt, dass auch Angèle in dem Zimmer ist, dringt erneut dort ein und bringt Gil-Perez mit, den Jacinthe als Koch vorstellt.
    Bei einem dritten Versuch muss Horasse feststellen, dass niemand mehr in dem Zimmer ist. Auch Jacinthe muss jetzt zugeben, dass Angèle nicht ihre Nichte war und sie sie nicht kenne. Alle ziehen den Schluss, dass das wohl ein Geist gewesen sei.


    DRITTER AKT
    Ein Sprechzimmer im Kloster
    Brigitte macht sich Sorgen, wo Angèle, die die künftige Äbtissin werden soll, geblieben ist und wie sie ihre Abwesenheit verheimlichen kann. Selbst während des Rosenkranzes wird ja im Kloster geklatscht. Da lästert sie über das Verhalten und die Eitelkeiten unter Nonnen. Schwester Ursule grüßt und will mit Angèle sprechen. Brigitte gibt vor, dass diese Kopfschmerzen habe und niemand empfange. Im Gespräch erfährt man auch, das Ursule selbst anstrebt, Äbtissin zu werden und Angèle nur deshalb bevorzugt werde, weil sie eine Cousine der Königin sei.
    Es klopft, doch Brigitte gibt vor, keinen Schlüssel zu haben. Als Ursule sie auffordert, diesen zu holen, schickt Brigitte sie voraus und folgt ihr dann. Unterdessen kann Angèle mit dem Schlüssel des Pförtners öffnen und hereinschlüpfen. Sie berichtet, wie sie auf dem Heimgang beinahe von der Patrouille erwischt worden wäre, sie sich in ein dunkles Portal gedrückt habe, dann ihr Retter erschienen sei und sie unbedingt habe begleiten wollen, und dass sie ihm statt des verlangten Kusses sogar zwei gegeben habe. Dann habe sie aber an die Ehre des Klosters gedacht und sei ihm entflohen. Hier wolle sie nun alles vergessen.
    Brigitte kehrt zurück und freut sich, dass Angèle, die heute nach dem Willen der Königin den Schleier nehmen soll, wieder zurück ist.
    Als die Nonnen kommen, verschwindet Angèle schnell in ihrem Zimmer. Diese haben von Ursule erfahren, dass der Schlüssel nicht gefunden wurde und dass Angèle eine schreckliche Migräne habe und bedauern sie, doch Brigitte kann sie beruhigen. Es werde bei der Zeremonie schon alles gut gehen.
    Es klopft. Brigitte gibt den Nonnen den soeben wiedergefundenen Schlüssel zum Öffnen. La Tourière tritt ein und will die Äbtissin sprechen. Angèle kommt aus ihrem Zimmer, nun als Äbtissin gekleidet und Ursule erkundigt sich scheinheilig, wie sie die Nacht verbracht habe. La Tourière beanstandet, dass der Pförtner nicht in Hause war. Zu seiner Verteidigung habe er vorgebracht, er sei von der Patrouille gefangen genommen und eingesperrt worden und man habe ihm Geld und Schlüssel gestohlen. Angèle meint, dass ihm vergeben werden solle.
    Dann kündigt die Tourière noch einen Mann an, der die Äbtissin zu sprechen wünscht. Erschrocken nimmt Angèle, die schon den Schleier angelegt hat, zur Kenntnis, dass es Horasse ist und Ursule bemerkt ihre Erregung. Trotz vorgerückter Stunde für die Zeremonie (man hört schon die Orgel in der Kapelle und die Nonnen begeben sich dorthin), lässt Angèle ihn eintreten.
    Er berichtet der vermeintlichen Äbtissin, dass er eine Frau heiraten soll, aber eine andere liebt. Sie versucht, ihre Gefühle zu überwinden. Schon kommen Juliano und Lord Elfort zur Zeremonie, als Ursule Angèle eine Botschaft der Königin übergibt.
    Als Angèle den Schleier hebt, um zu lesen, erkennt Horasse, dass sie seine Geliebte ist. Angèle und die aus Neugier zurückgebliebene Ursule verlassen schnell den Raum.
    Während Horasse noch sinniert, treten Lord Elfort mit Frau, Juliano, Hofherren und die Nonnen ein.
    Angèle verkündet, dass die Königin sie von ihrem Amt entbindet, sie ihre Erbschaft antreten darf und sich einen Gatten wählen soll. Während die Nonnen das bedauern, freut sich Ursule, nun Äbtissin werden zu können und ärgert sich Lord Elfort, dem die Erbschaft dadurch entgangen ist. Angèle wählt Horasse, der natürlich freudig zustimmt.


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    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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