Smetana: Libuše (Libusa/Libussa) — Die tschechische Nationaloper


  • Bedřich Smetana (1824—1884) komponierte bereits zur Grundsteinlegung des Tschechischen Nationaltheaters (Národní divadlo) im Jahre 1868 die Oper Dalibor, die nationale Züge trägt. Zwar stieß die "wagnerianische" Verwendung der Leitmotivtechnik zunächst auf einigen Widerstand ("zu deutsch"), doch entschloss sich Smetana bereits 1869, nun eine weitere Oper anlässlich der geplanten Krönung von Kaiser Franz Joseph I. zum König von Böhmen zu schreiben. Diese kam bekanntlich nie zustande, so dass sich Smetana genötigt sah, die 1872 fertiggestellte Komposition anderweitig zu verwerten. Tatsächlich bot sich die Gelegenheit dazu erst neun Jahre später, als das Nationaltheater zum ersten Mal eröffnet wurde (11. Juni 1881). Nach der kurz darauf erfolgten Brandkastrophe kam es am 18. November 1883 — nur wenige Monate vor Smetanas Tod — schließlich zur zweiten Eröffnung, wiederum mit Libuše.


    In Libuše wird die gleichnamige mythische böhmische Fürstin thematisiert, die Gemahlin des Přemysl, die der Legende nach zur Stammmutter der böhmischen Königsdynastie der Přemysliden wurde. Das Libretto stammt von Josef Wenzig verfasst und wurde von Ervín Špindler ins Tschechische übersetzt.


    Im Folgenden sei — unter Zuhilfenahme der Wikipedia — kurz die Handlung geschildert:


    Erster Akt


    Libusa wartet gemeinsam mit Krasava und Radmila auf den Rat des Richters im Erbstreit zwischen den Brüdern Chrudoš und Šťáhlav, denn sie hat über die Sache zu entscheiden. Krasava macht ihr ein Geständnis: die Tochter von Lutobor sei nicht ganz unbeteiligt, sie spiele die zwei Burschen gegeneinander aus, indem sie so tue, als liebe sie Šťáhlav. Vor der Burg wird das Urteil der Fürstin schon erwartet. Libusa teilt jedem der beiden die Hälfte an der Erbschaft zu, doch Chrudoš will das Urteil anfechten, da es von einer Frau gefällt wurde. Das Volk soll für Libusa einen Gatten wählen, der an ihrer Stelle Recht spricht. Doch das Volk will niemanden für sie finden und so wählt sie Přemysl von Staditz als Mann.


    Zweiter Akt


    Am Grab des Vaters von Chrudoš und Sťáhlav sollen Krasava und Chrudoš von Lutobor versöhnt werden. Krasava bekennt ihr Unrecht und möchte, dass Chrudoš sich mit seinem Bruder Šťáhlav versöhnt. Außerdem soll sich Chrudoš bei Libusa entschuldigen.


    Während die Schnitter bei ihrer Arbeit singen, liegt Přemysl unter einer Linde und träumt von Libusa, die mehrmals sein Gast war. Auf einmal kommt Radovan an der Spitze einer Abordnung, um ihm zu sagen, dass er zum Fürst von Böhmen und Gatten von Libusa ernannt wurde. Nun muss er von seinem Heimatland Abschied nehmen.


    Dritter Akt


    Auf der Burg Vyšehrad wird die Ankunft von Přemysl gefeiert. Chrudoš bittet vor dem Ehepaar um Entschuldigung. In einem magischen Moment sieht Libusa in die Zukunft: Sie sieht sehr viele tschechische Helden: Fürst Břetislav, Ritter Jaroslav von Sternberg, König Ottokar II., Karl IV. und Georg von Podiebrad. Nach mehreren Kriegen kommen mithilfe der Hussiten Demokratie und Freiheit an die Macht. Mit einer Verherrlichung der Böhmischen Länder endet die Oper.


    In Tschechien genießt das Werk noch heute einen hohen Status und ist regelmäßig im Spielplan zu finden. Der ursprüngliche Zweck als Krönungsoper eines "deutschen" Habsburgers ist weitestgehend verdrängt worden. Ganz ohne Frage wird Libuše heute als tschechische Nationaloper begriffen, bereits auch in kommunistischer Zeit. So fand im Jahre 1968, kurz nach dem "Prager Frühling", eine viel beachtete Aufführung im Prager Nationaltheater statt, die auch gefilmt wurde.


    Entsprechend dem hohen Stellenwert des Werkes existieren einige Aufnahmen, vorrangig mit tschechischer Besetzung:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões