Hörspiele und klassische Musik

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    Meine ersten bewussten Klassikerfahrungen habe ich mit kurzen Soundschnipseln in Hörspielen gemacht. Da gab es z.B. in dem Hörspiel "Klaus Störtebeker" von dem Label Europa kurze Ausschnitte aus Tschaikowskis "Pathetique". (Mein Bruder und ich bezeichnen dieses Werk noch heute als Störtebeker-Symphonie. )


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    In den biblischen Geschichten - einem Schweinsgalopp durch das Alte Testament - erklangen ein paar Takte festlich-pompöser Musik von Händel:

    Und wenn mich nicht alles täuscht, war Winnetous Tod in dem entsprechenden Hörspiel mit ein paar Takten aus Dvoraks Symphonie Nr. 9 unterlegt. Rechtlich war das alles sicher kein Problem, zumal Europa selbst ein paar wenige klassische Aufnahmen produziert hat. Ich kann mich da z.B. dunkel an eine Aufnahme der "Unvollendeten" mit den Bamberger Symphonikern unter Horst Stein und einen Querschnitt der Zauberflöte erinnern. Aber diese Produktionen scheinen weder künstlerisch besonders wertvoll noch geschäftlich besonders erfolgreich gewesen zu sein.


    Das hat zwar in diesem Zusammenhang nichts mit dem bewussten Heranführen an klassische Musik zu tun, ist aber ein netter Nebeneffekt, wenn man so nach und nach entdeckt, welche Musik da die Abenteuer der Helden der Kindheit unterlegen.

  • Da fällt mir ein, dass auch Hörbücher (also nicht nur Hörspiele) meinen klassichen Horizont erweitert haben: In Jean-Christophe Grangés mittelprächtigem Thriller "Choral des Todes" geht es zwar um irgendeinen absurden Plot um Nazi-Killer-Zwerge oder so etwas*, aber es wird auch immer wieder auf das "Miserere" von Allegri verwiesen. Anfangs hielt ich Dummerle dieses Werk für eine Erfindung des Autors, bis mir der Klassikhändler meines Vertrauens eine CD mit ebendiesem Werk feilbot. Man lernt eben nie aus und kann auch von enttäuschenden Werken wie "Choral des Todes" noch etwas lernen.




    * Grangé hat mit "Die purpurnen Flüsse", "Der Flug der Störche" und "Das schwarze Blut" durchaus gelungene Thriller vorgelegt, bevor seine Bücher leider immer absurder und enttäuschender wurden. Die Texte gibt es alle auch als Hörbücher - sie sind aber nichts für zartbesaitetet Naturen!

  • Das steht auf allen Europa-Produktionen. Bert Brac war in den ersten EUROPA-Jahren das Pseudonym von Prof. Dr. E. Beurmann. Das Pseudonym wurde dann über die komplette EUROPA-Produktpalette für Auftragskompositionen verwendet.


    Auf den Karl-May-Kassetten war die oben genannte Dvorak-Sinfonie das sog. "Nscho-Tschi-Thema" (=Winnetous Schwester).
    Auf der EUROPA-Webseite gibt es ein Quiz mit Musik-Auszügen aus den Hörspiel-Kassetten.

    Ein Erfolgsgarant für die erfolgreiche ???-Fragenzeichen-Serie war die Musik von Carsten Bohn. Aufgrund von Streitigkeiten über gezahlte bzw. nicht gezahlte Tantiemen kam allerdings es zu einem Rechtsstreit zwischen dem Funky-Jazz-Komponisten und Europa, der bis heute andauert.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Aber diese Produktionen scheinen weder künstlerisch besonders wertvoll noch geschäftlich besonders erfolgreich gewesen zu sein.

    Das halte ich für einen Irrtum. Die Firma Miller International, zu der auch das Label Europa gehörte, war - ähnlich wie "Naxos" zu Beginn der CD-Ära - seit 1964 als Preisbrecher äusserst erfolgreich - die verkauften Stückzahlen waren unglaublich hoch - kein anderes Platten- und Kassetten-Label war ähnlich verbreitet!
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    Die erwähnte "Zauberflöte" wurde vieltausendfach verkauft; da würde sich heute noch jedes andere Label die Finger lecken - bei einer Spitzen-Besetzung heute noch hörenswert, allerdings nur als Querschnitt produziert.
    Das ist nur ein Beispiel. Viele der damaligen Aufnahmen sind heute noch in den Katalogen der heutigen Eigentümer Bertelsmann bzw. Sony zu finden.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank für diese Hinweise, Harald. Der Name Bert Brac war mir auch noch geläufig.
    Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass die Klassikaufnahmen von Europa große Renner gewesen waren. (So kann man sich irren.)


    Weiß eigentlich jemand, ob noch andere Labels mit solchen klassischen Musikhäppchen gearbeitet haben? Ich kann mich zwar noch daran erinnern, dass wir als Kinder auch Hörspiele von den Firmen Maritim und Fontana hatten, wüsste aber nicht, dass man hier ebenso verfahren wäre. (Wobei ich die Sachen von Maritim nie besonders mochte, Fontana aber ein paar erstklassige Jugendproduktionen mit tollen Sprechern hatte.)

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