Liebe Freunde,
ich stehe noch imemr ganz im Bann dieses musikalischen Hochgenusses, der erfreulicherweise - wie im Programmheft angekündigt - auf CD gebannt wird. Die gestrige Premiere war ein Höhepunkt all meiner Liveopernerlebnisse. Selten habe ich eine derart konzentrierte Ensembleleistung hören dürfen. Auch, wenn mal der eine oder andere zu schnell oder zu langsam war. Ich gehe da nicht ins Detail, denn die Rollen sind wirklich sehr schwierig und man merkte den Sängern die Nervosität an. Das wird sich in den folgenden Aufführungen legen. Großartig, die Hexe der Julia Juon. Man verstand jedes Wort und ihr Timbre hob sich scharf ab von dem der Gänsemagd: Amanda Majeski singt die so anrührend, so beseelt, so konzentriert. Sie scheint einige Passagen schier zu hauchen und dennoch versteht man auch hier jedes Wort. Überwiegend auch bei Sebastian Behle, dem Königssohn. Die beiden harmonierten wunderbar. Da stimmte die Chemie. Der Spielmann lief im 3. Akt zu Topform auf: Nikolaj Borchev sang voller Empathie. Auch besenbinder und vor allem der Holzhacker, der sich hinter Ridderbusch nicht verstecken muss. Sehr, sehr gut die Stallmagd von Katharina Magiera. Von der hoffe ich nich mehr zu hören. Als Carmen!!!! Die Besnebidnertochter hatte erftreulicherweise kein Piepsstimmchen sondern ein rührendes Kindertimbre und der Chor war wunderbar eingespielt. Das Beste aber, das aller-allerbeste war das Dirigat. Das wirklich feinfühligste aller Königskinder-Aufführungen und CDs. Das Publikum hat oft den Atem angehalten und man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Die Zeit stand still! Was für eine Musik!
Wie schön wäre es, wenn diesem kaum fassbaren und dennoch wahr gewordenen Traum die Inszenierung ebenbürtig gewesen wäre. Doch die war leider extrem hassenswert: Eine Mischung aus der Münchener und Wiesbadener Werkverstümmelung. Unsensibel ohen Ende! Einfach nur ärgerlich! Und da wird vorab noch gesagt, dass das Regieteam die Geschichte getreu dem Libretto erzählen würde. Glatt gelogen! Ich gehe nicht auf die ganzen Ungereimtheiten - von einem Chor mit Schweinekopfmasken bis hin zu Weinleitungen, die vom Bühnenhimmel herunterhängen - ein, die dieses Trio verbrochen hat. Waren die bekifft, als die sich an die Umsetzung setzten?!!! Da hat man Protagonisten, die ich nicht nur exzellent singen sondern auch noch rein äußerlich geradezu Idealbesetzungen sind und dann steckt die Directrice die in Kostüme, die so was von unvorteilhaft sind. Die Gänsemagd war eine langebeinige Schönheit und musste in einem Babydollkleidchen rumwatscheln usw.! Das Bühnenbild bestand aus krakeligen Kreidezeichnungen und bot einen (!) schönen Effekt: Bei der Erlösung der Gänsemagd leuchten die Kreidezeichnung auf einmal farbig auf und die Papierblümchen und Gänse verbrennen. Das hatte etwas Anrührendes, aber ansonsten blieb alles in Stereotypen verhaftet. Keine Figur wurde charakterisiert. Platt und hohl! Jetzt aber das Schlimmste: Die Königskinder erstechen sich am Ende! Damit ist die ganze Geschichte mit dem Zauberbrot hinfällig und natürlich - wie könnte es beim regietheater anders sein, hat das Regieteam mal wieder Angst vor dem großen Gefühl, sprich: Die Königskinder liegen kilometerweit von einander entfernt und nicht librettogetreu "dicht aneinandergeschmiegt". Und um es noch schlimmer zu machen hält der Kinderchor am Ende Pappbuchstaben und -Herzen hoch, die den Schriftzug ergeben "Happy Änd". Kicher. Grunz. Harharhar - damit war bei vielen die Rührung weggewischt und viele andere sind vor Wut schier explodiert: Buuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh! Ich war allerdings so geschockt, dass ich nicht mal das konnte.
Und hier ein paar Fotos: http://www.oper-frankfurt.de/index.cfm?siteid=851&stueck=401