Die Walküre in Wien 1963 - schreckliche Erinnerungen

  • Man schrieb den 12. März 1963. Nach stundenlangem Anstellen erlebte ich eine Walküre in der Staatsoper. Wie irritiert war ich aber, dass es nach Verklingen der Schlußtakte des Hehrsten-Wunder-Motivs urplötzlich taghell im Haus wurde und der Abendspielleiter vor den Vorhang trat. Er ersuchte das Publikum, von Beifallsbekundungen abzusehen, denn es hatte sich während der Vorstellung im Haus ein grausamer Mord ereignet - eine elfjährige Ballettelevin (Dagmar Fuhrich) wurde von einem Mann namens Josef Weinwurm, der anstandslos das Haus betreten konnte, bestialisch umgebracht. Dabei kam ihm noch zugute, dass in dieser Oper weder Ballett noch Chor benötigt wurden, so daß die Gänge ziemlich menschenleer waren.


    Am 22. November desselben Jahres stand wieder eine Walküre auf dem Programm. Und auch hier trat der Abendspielleiter unmittelbar nach den Schlußtakten vor den Vorhang und ersuchte das Publikum, von Beifallsbekundungen abzusehen, denn es traf die Meldung ein, dass der amerikanische Präsident John F. Kennedy ermordet wurde.


    Man kann sich ausmalen, wie konsterniert wir nach diesen beiden schrecklichen Abenden das Haus verließen, das für uns seine Unschuld verloren hatte.


    Nun wäre doch interessant, ob auch andere Opern- oder Konzertbesucher von ähnlichen Schreckensmeldungen während oder unmittelbar nach einer Aufführung überrascht wurden.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Lieber Milletre,


    nur ganz nebenbei. Zu den von Dir geschilderten makaberen Ereignissen passt Dein so schön gewähltes Motto: "Verweile, Augenblick, du bist so schön" nun gar nicht.
    Trotzdem liebe Grüße nach Wien.


    Herzlichst
    Operus

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