Hugo Alfvén: Sinfonie Nr. 4 ... 'unverhüllt erotisch' - Schweden 1919

  • und als 'musikalische pornographie' wurde ‚fran havsbandet’(dt.: ‚in den äußersten schären’), hugo alfvéns (1872-1960) 4. symphonie nach der uraufführung von führenden schwedischen kritikern verurteilt. :D


    und tatsächlich lassen sich die erotischen momente dieser ‚liebes-/meeres- und naturmusik’ kaum verbergen.


    besetzt für vokalisierenden sopran und tenor sowie großes orchester mit vierfachem holz, 8 hörnern, 4 trompeten, celesta, zwei harfen und klavier entwickelt sich eine ganz eigene tonsprache, die kaum seinesgleichen in alfvéns manchmal doch recht konservativer musiksprache hat. sie ist m.e. sein absolutes meisterwerk.


    am ehesten ist sie als mischung zwischen spätromantik, impressionismus und vielleicht sogar der delius’schen tonsprache zu beschreiben. aber, immer bleibt es eigenes und bereits der beginn ist pure klangmagie, kaum mit etwas anderm zu vergleichen ...


    alfvén selbst sagt zum zugrundeliegenden programm: meine symphonie erzählt das märchen von der liebe zweier menschenkinder. die ereignisse finden inmitten der schären statt, wo das meer die felsen in düsteren sturmnächten, im mondlicht und im glitzern der sonne umbraust – die naturstimmungen sind nichts anderes als symbole für das menschenherz ...’


    dem bleibt meiner meinung nach kaum etwas hinzuzufügen .. außer: anhören, anhören, anhören :yes:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Jörg,


    ganz vielen Dank für diese wunderbare Vorstellung!
    Da ich diese sowie die anderen Symphonien Alfvéns noch nicht besitze, wäre es schön, wenn Du mir bei unserer nächsten, hoffentlich baldigen Hörorgie einen besonders laaaaaaaangen Ausschnitt anspielen könntest. ;)


    Bis bald und herzliche Grüße
    Johnny

  • mein lieber, ich glaub, das hab ich bestimmt schon ... wenn nicht gar schon zweimal ... :yes:
    aber gerne wieder, es lohnt sich immer!!! lg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • hallo, ich vergaß, noch zwei aufnahmen des werkes zu empfehlen:


    1. die ziemliche eindeutige favoritin für mich: westerberg, söderström (sopran), winbergh (tenor), stockholmer philharmoniker, auf bluebell 1986


    und 2. järvi, högman, ahnsjö, stockholmer phil, + die symph. dichtung ' eine schärenlegende' op. 20 (auch sehr schöne musik) auf BIS 1991


    viel spaß beim hören :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    ich bin neulich "beim Stöbern" bei Saturn auf die symphonische Musik von Hugo Alfven gestoßen, indem ich in zwei Naxos-CDs mit der 2. und der 4. Symphonie reinhörte. Besonders die 2. hat mir spontan sehr gut gefallen :yes: und ich beschloss, sie auf meine Wunschliste zu nehmen.
    Wie immer bei Musik aus den nördlichen Gefilden schaute ich nach, was es denn dazu vom Label BIS gibt und wurde auch prompt fündig, es gibt eine Gesamteinspielung (und die entsprechenden Einzel-CDs) unter dem Dirigat von Neeme Järvi.
    Meine üblichen Quellen kommen zu unterschiedlichen Beurteilungen:
    classics-today bezeichnet die Järvi-Einspielung der 2. als Referenz, beurteilt aber auch die Naxos-Aufnahme des schwedischen Dirigenten Niklas Willen mit 10/10, also der Höchstwertung. Klassik-heute wiederum beurteilt Willen mit 8/8/8 (von jeweils 10 möglichen) und betont im Text, diese Naxos-Einspielung sei "um einiges sorgfältiger" als die von Järvi. Rondo scheint den Dirigenten gar nicht zu kennen, da gibt es überhaupt keine Rezension.
    Kennt jemand eventuell beide Aufnahmen der 2. Symphonie und kann sie vergleichen?


    Und: Wer kennt überhaupt die anderen Symphonien und Orchesterwerke von Alfven und kann sie vielleicht empfehlen (oder auch nicht)

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo Klingsor,


    dein schöner Beitrag war ein Mitgrund, die Sinfonie Nr. 4 mit Westerberg zu erwerben - um nicht missverstanden zu werden: Mit der von dir versprochenen ( :D) Pornographie hatte das nichts zu tun. Ich kannte bereits die Sinfonie Nr. 2 und wollte noch mehr von Alfven hören (oh, oh, jetzt denken doch alle, ich habe die CD wegen der P. gekauft :pfeif: ).


    Aber zur Sache: Der Eindruck ist, abgesehen von einer Einschränkung, überwältigend. Die Tonsprache, du hast sie wunderbar treffend als "Mischung zwischen Spätromantik und Impressionismus" beschrieben, ist höchst beeindruckend und nimmt mich gefangen. So etwas kannte ich noch nicht. Bislang dachte ich, es gäbe zwischen Spätromantik und Impressionismus keine Grauzone. Nun weiß ich es besser. Ich habe mich dabei ertappt, die Musik immer lauter zu stellen.


    Die Einschränkung betrifft den vokalisierenden Gesang von Sopran und Tenor. Mich stört er. Ich kann damit nichts anfangen. Das hat natürlich nichts mit Alfven zu tun, es geht mir beispielsweise mit den vokalisierenden Chören in Ravels "Daphnis und Chloé" genauso. Aber es trübt doch den Gesamteindruck vom Stück.


    Trotzdem, vielen Dank für die Empfehlung.


    Thomas


    P.S.: Es war übrigens gar nicht so einfach, diesen Thread wiederzufinden. Vielleicht sollte man ihn umbennen in Alfven - Symphonie Nr. 4?

  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedtDie Einschränkung betrifft den vokalisierenden Gesang von Sopran und Tenor. Mich stört er. Ich kann damit nichts anfangen. Das hat natürlich nichts mit Alfven zu tun, es geht mir beispielsweise mit den vokalisierenden Chören in Ravels "Daphnis und Chloé" genauso.


    Da geht es mir ganz anders. Ich liebe Vokalisen in sinfonischen Werken. Kenne aber in der Richtung bis jetzt nur Nielsens Sinfonia espansiva. Alfvén steht jetzt auf meiner Recipienda-Liste!

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • @ thomas: das freut mich wirklich sehr, daß ich mit meiner begeisterung nicht daneben lag und zumindest ein weiterer anhänger dieser singulären musik gefunden wurde ... :hello:


    Draugur: unbedingt kaufen ...dieser alfven ist traumhaft (und nichts anderes von alfven kommt dem m.e. gleich; die tonsprache ist vollkommen einzig in seinem werk) :hello:


    @ moderation, ja, vielleicht könnte man den titel des threads einfach umdrehen: alfven: sym. nr. 4 -
    schweden 1919: ganz unverhüllt ....? danke´


    oder so? TB

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Hallo zusammen,


    nach dem hier gelesenen steht für mich fest, dass ich Alfven nun auch noch kennen lernen will!
    Passend dazu diesen Monat bei Brilliant erschienen:


    Hugo Alfven (1872-1960)
    Symphonien Nr. 1-5 + Schwedische Rhapsodien Nr. 1-3; Drapa; Andante religioso; Der verlorene Sohn-Suite; Eine Schärensage op. 20; Montain King-Suite; Elegie aus "Gustav II Adolf"
    5 CDs, Erscheinungstermin: 9.4.2008
    Künstler: Stockholm PO, Neeme Järvi
    Label: Brilliant , DDD, 87-92


    Viele Grüße
    Frank

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  • Hallo Frank,


    Danke für Dein INFO, denn diese Järvi-Aufnahme (BRILLANT) will ich auch unbedingt haben.


    Nachdem ich vor längerer Zeit auf einem Wühltisch für 3,-Euro zwei CD´s der Sinfonien Nr.1 und 2 mit Leif Segerstam und Stig Westerberg gefunden habe, die mich nicht ganz voll überzeugen, kommt diese Neuauflage gerade recht.
    Meine CD-Aufnahmen sind von 1972 (Label:Swedish Society) und klanglich nicht ganz auf der Höhe, sodaß mir der Hörspaß schon bald vergangen war.


    :) Da die 5Brillant-CD´s auch andere sinf.Dichtungen und Werke enthalten ist das wiedermal ein heißer Leckerbissen.


    Hugo Alfen scheint ein Komponist zu sein, der Spätromantik und Impressionissmus angemessen für seine Zeit umzusetzen vermag, soweit ich es bisher auf meinen CD´s gehört habe.
    Ich bin gespannt auf seine weiteren Werke.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Frank,
    auch von mir schönen Dank für den Hinweis - da werde ich zuschlagen. Habe die bei Naxos erhältlichen Aufnahmen schon lange auf der Liste, gehe aber davon aus, dass die Järvi-Einspielung wohl kaum schlechter sein dürfte. Da sie zudem komplett und Brilliant-typisch preisgünstig ist, ist sie zum Kennenlernen bestimmt genau recht!

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Zitat

    Original von klingsor
    hallo, ich vergaß, noch zwei aufnahmen des werkes zu empfehlen:


    1. die ziemliche eindeutige favoritin für mich: westerberg, söderström (sopran), winbergh (tenor), stockholmer philharmoniker, auf bluebell 1986


    und 2. järvi, högman, ahnsjö, stockholmer phil, + die symph. dichtung ' eine schärenlegende' op. 20 (auch sehr schöne musik) auf bis 1991
    viel spaß beim hören :hello:


    noch mal aufgrund der diskussion hervorgeholt. aufgrund der musikalischen gestaltungskraft kann ich dringend nur 1. empfehlen. järvi dirigiert da z.t. ein ganz 'anderes' werk. kam zu glauben, aber wahr.
    die naxos-aufnhamen kenne ich noch nicht. sollte ich dies ändern?


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Jörg,


    trifft die geringere Gestaltungskraft auch auf die anderen Sinfonien zu ?
    In wie fern ist Järvi weniger vorzuziehen ?
    "Anders" heißt ja nicht unbedingt schlechter !


    Die Original-BIS-Aufnahmen kosten 53,99Euro - da ist die Übernahme von Brillant für 12,-Euro ein ganz heißer TIPP. Zumindest klanglich könnte ich mir das bei BIS (wie immer) gut vorstellen.


    Das Original sieht so aus:

    BIS,2004, DDD (5CD)


    :hello: Ich werde mich überraschen lassen, denn die identische BRILLI-Box ist zu mir unterwegs.


    Ich habe mir am Sonntag (in der herrlichen Frühlingssonne mit KH) die Sinfonien Nr.1 (Westerberg) und 2 (Segerstam) angehört und war recht angetan von beiden Werken, sowie der Sinf.Dichtung Eine Schärensage op. 20. Beide CD´s von Swedish Society 1972, ADD waren doch wesentlich besser, als ich es in Erinnerung hatte.
    Dank dieses Threads habe ich mich zum zweiten Mal mit den Werken beschäftigt --- :yes: und es hat gefunkt.
    Ich hoffe das Järvi (Brillant) diese Eindrücke noch überbieten kann.
    Meine Eindrücke dazu werden folgen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Uranus,


    ich antworte mal für Wolfgang "teleton":
    Für 11,99 € gibt es die Box bei 2001. (siehe auch meinen letzten Einkauf :))


    Viele Grüße
    Frank

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  • Hallo,


    kennt zufällig jemand die Aufnahme von Evgenij Svetlanov und kann etwas dazu sagen? Die gerühmte Westerberg-Aufnahme ist momentan wohl eher schwer zu bekommen...


    Des weiteren gibt es auch Aufnahmen mit Alfven selbst am Pult, kennt diese jemand?




    Viele Grüße,
    Jonathan

  • hallo, die swetlanow-cd war für mich eine herbe enttäuschung. schlampig gespielt, uninspiriert dirigiert. für swetlanow wirklich eine schande! aber leider gibt es bei dieser reihe einige aufnahmen von ihm, die ich wirklich als 'frechheit' - auch wg. der sich ständig verspielenden!!! blechbläser empfinde.


    traurig genug, denn ansonsten zählt er zu kienen lieblingsdirigenten.

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Hallo,


    vielen Dank für die Warnung, das Geld kann ich in diesem Fall also sparen. Swetlanow ist natürlich im Normalfall ein großartiger Dirigent, deshalb war ich erstmal überrascht ihn hier noch nicht vorzufinden.



    Viele Grüße,
    Jonathan

  • Sinnvoller wäre ein Thread über Alfven - sinfonische Werke, satt wie hier nur auf die Nr.4 abzuheben.


    Jörg über die Sinfonie Nr.4 im Vergleich:

    järvi dirigiert da z.t. ein ganz 'anderes' werk. kam zu glauben, aber wahr.

    trifft die geringere Gestaltungskraft auch auf die anderen Sinfonien zu ?


    :evil: Meine Frage zum Dirigat von Neeme Järvi von 2008 ist bis heute nie beantwortet worden !


    Ich habe die Alfven-Järvi-Brillant-5CD-Box, schon aus Gründen der Vollständigkeit nun seit 4Jahren vorliegen.
    :) Mit Järvis-Aufnahmen der Sinfonischen Suiten The Mountain King, op.37; The prodigal son und den wirklich tollen Swedischen Rhapsodien Nr. 1 - 3, sowie Drapa und Andante relgioso op.31 und den Sinfonien 3 - 5 bin ich wirklich zufrieden. Das ganze ist eine BIS-Übernahme, für die früher auf BIS richtig viel Zaster nötig war !



    Brillant, DDD


    :!: Aber die Werke, von denen ich Vergleichsaufnahmen habe, sind um Längen diesen Järvi-Aufnahmen vorzuziehen:


    Das sind wie berichtet zwei CD´s der Sinfonien Nr.1 und 2 mit Leif Segerstam und Stig Westerberg - und neuerdings in der Ormandy-20th Century - Box die fantastische Swedische Rhapsody Nr.1, die unter Ormandy nochmal gespannter und feuriger tönt.


    Laut Klingsors Zitat, soll das qualitativ auch eindeutig auf die Järvi-Aufnahme der Sinfonie Nr.4 zutreffen. (Obwohl nebenbei gesagt gerade die 4 mich persönlich am wenigsten von allen 5 tangiert.)


    :?: Was habt ihr für Eindrücke zu den Aufnahmen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Liebe Taminos,


    seit langer Zeit hörte ich heute mal wieder Hugo Alfvéns dritte Sinfonie, die mir eigentlich nicht so richtig zusagen wollte - doch heute - ich glaube ich muss meinen Vorrednern zustimmen, wenn sie behaupten, dass diese Alfvéns Meisterwerk ist. Es ist mit der ersten schwedischen Rhapsodie auch offenbar das einzige Werk Alfvéns welches öfter (zuletzt in Cardiff und Ystad) gespielt wird. Während seine anderen Sinfonien oft in ein und derselben thematischen Idee verweilen (was insbesonders bei seiner doch recht uninspirierten 5. sehr auffällig ist), ist dies hier gar nicht feststellbar.


    Die Musik beginnt - ja, spontan fällt mir ein - wie die Alpensinfonie von Strauss: mystisch, verklärt, dunkel - allein wie Alfvén hier die Harfe und das Orchesterklavier einsetzt :hail: Eine gewisse Dunkelheit bleibt im ganzen Werk bestehen, die Alfvén teilweise mit wirklich hochraffinierten Instrumentierungen noch schattiger werden lässt. Der Scherzoteil ist wahrlich sehr erotisch verspielt - auch hier kann man die geniale Instrumentierung nur nochmal hervorheben. Die Vocalisen - nun ja - offengestanden bin ich kein großer Fan davon, doch verschmelzen sie hier sehr harmonisch mit dem Orchesterklang, zumal sie wahrlich herrliche Phrasen beinhalten. Wirklich allerbeste Musik!


    Nachdem ich auch immer die Järvi-Aufnahmen gehört habe, habe ich für diese Hörsitzung heute doch die mit den Stockholmer Orchester unter Stig Westerberg herausgesucht, die nicht nur einen fantastischen Klang hat, sondern auch künstlerisch doch gelungener ist. In den kommenden Tagen werde ich mir auch mal die Aufnahme unter Alfvéns eigener Stabführung mit der jungen Birgit Nilsson (!) anhören. Ich bin gespannt!


    Herzliche Grüße
    Christian

  • Es ist oft die Frage: Was möchte ich heute hören? Der Thread hat mit Lust auf die 4. gemacht - aber: Habe ich die überhaupt in meiner Sammlung? Wohl kaum. Allerdings hat mich die "skandinavische Welle" hier im Forum vor etwa 2 Jahren(?) zu zahlreichen Käufen animiert. Nach einigem Stöbern fand ich dann wirklich die Naxos-Aufnahme der 4. bei den noch nicht einsortierten - soll heissen - noch nie gespielten Aufnahmen. Und irgendwie kam mir auch das Cover der Brillant - Veröffentlichung aller 5 Sinfonien Alvfens unter Neeme Jarvii bekannt vor. Und in der Tat - auch sie fand ich bei den "uneingereihten" Aufnahmen. Derzeit höre ich die Aufnahme unter Niklas Willen (für Naxos) und egal wie ein allfälliger Vergleich ausfallen mag - die Aufnahme hat mich in der Tat beeindruckt - auch die Vokalismen, die schon den zeitgenössischen Kritikern ein Dorn im Auge waren, was aber der Beliebtheit beim zeitgenössischen Publikum keinen Abbruch tat. Persönlich finde ich, daß sie die Wirkung des Werkes unterstreichen, nein steigern und ihm das unvergleichliche Flair verleihen. Vielleicht ist die Bezeichnung "Sinfonie" für dieses Werk falsch gewählt - aber beeindruckend ist es allemal. Die Sinfonie Nr 4 in c-moll op.39 „Från Havsbandet“ (Von den äußersten Schären) für Sopran, Tenor und Orchester entstand in den Jahren 1918/19 und sollte seine vorletzte Sinfonie sein, die letzte folgte erst viele Jahre später. Wie in vielen seiner Werke nimmt der leidenschaftliche Segler Alvfen Bezug auf die Schären, kleine flache Felseninseln. Der erotische Bezug der Sinfonie wurde von zeitgenössischen Kritikern bemerkt und verurteilt, Alvfén hat ihn stets bestritten. Bemerkenswert vor allem die Instrumentationskunst Alvféns.......

    mfga aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe heute die Sinfonie Nr 4 ein zweites Mal gehört, weil ich vergessen hatte, dass ich bereits in diesem Thread über sie geschrieben hatte. Ich bedaure das nicht, denn es hat mir die Sinfonie wieder ins Gedächtnis gerufen. Ich habe persönlich die Sinfonie nicht als "erotisch" empfunden, eher als dunkel, geheimnisvoll, und gelegentlich aufbrausend und bedrohlich. Ich persönlich kann mit Symbolen und Deutungen generell wenig anfangen. Desungeachtet waren meine Eindrücke jenen ziemlich ähnlich, die ich bei meinem Ersthören gewonnen hatte, was mich eigenltlich verwundert hat. Beeindruckend auch die zerbrechlich anmutenden melancholischen Stellen.


    Ich werde mich in nächster Zeit den anderen Sinfonine von Alfven widmen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Die in diesem Thread geäußerte harsche Kritik an der Aufnahme von Swetlanow kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Sprechen wir überhaupt über dieselbe Aufnahme? Es gibt laut Diskographie nicht weniger als fünf dieses Dirigenten. Ich meine das Moskauer Konzert vom 20. Februar 1989 mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR.


    Im Booklet äußert sich Swetlanows Witwe Nina Swetlanowa folgendermaßen: Ihr Mann sei fasziniert gewesen von diesem Werk, das sie durch Zufall zum ersten Mal im Radio hörten, und das ihn sofort gefesselt habe. Er müsse es nun sofort selbst aufführen und es dem Moskauer Publikum zu Gehör bringen.


    "Die Geschichte mit Alfvén setzte sich extrem positiv fort. Die 4. Symphonie wurde zuerst in Stockholm mit dem Schwedischen Radio-Orchester gespielt, anschließend mit dem UdSSR-Staatsorchester mit Moskauer Solisten. Das war ein wunderbares Konzert. Glücklicherweise wurde es aufgenommen und erschien auf CD. Swetlanow war glücklich mit der Aufführung. Er meinte stolz und bescheiden zu Tatjana Koschuchowa, der Tontechnikerin des UdSSR-Rundfunks: 'Wenn es so etwas wie eine ideale Aufnahme gibt, dann habe ich sie erreicht.' Ich verstehe, wie sich Jewgeni fühlte. Er war sehr selten wirklich zufrieden mit irgendetwas. Die Symphonie dieses berühmten schwedischen Komponisten wurde später in St. Petersburg aufgeführt und mit dem Orchestre National de France in Paris im berühmten Salle Pleyel. Die Franzosen waren hingerissen und sowohl das Orchester als auch der Maestro erhielten endlosen Applaus."


    Obwohl das Werk streng genommen nur aus einem einzigen Satz besteht, ist es doch sinnvoll, ihn in vier Abschnitte zu unterteilen. Das wäre auch mein einziger Kritikpunkt an dieser Veröffentlichung: Es ist ein einziger Track von 42 Minuten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, Zeiten der vier Teile anzugeben:


    1. Moderato (10:06)
    2. Allegro - Moderato - Allegro (4:37)
    3. Lento - Maestoso - Andante - Poco più mosso - Molto appassionato (17:27)
    4. Allegro agigato - Moderato (9:28)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Idiomatische Aufnahmen aus Schweden

    Alfvéns Vierte mit ihrem vokalisierenden Gesang ist zunächst vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig. Fraglos ist sie aber eines seiner Hauptwerke. Entstanden ist sie vor genau hundert Jahren, Uraufführung am 4. November 1919 in Stockholm.


    Der Komponist selbst über den Inhalt:


    "Die Symphonie behandelt die Liebe zwischen zwei menschlichen Wesen. Der symbolische Hintergrund der Komposition sind die äußeren Schären, wo die See und die Felsen miteinander ringen während stürmischer Nächte, im Mondschein und unter der gleißenden Sonne. Die Symphonie besteht aus einem Satz, der sich gleichwohl in vier verschiedene Abschnitte unterteilen lässt. Der erste erzählt vom brennenden und quälenden Verlangen des jungen Mannes in einer dunklen und nächtlichen Stimmung, der zweite von der verträumten Sehnsucht der jungen Frau – diese ist im Grunde ebenfalls nächtlich, aber empfindsamer mit Mondlicht und der wogenden See. Der dritte Abschnitt zeigt den Sonnenaufgang während des ersten und auch letzten Tages ihres Liebesglücks, wenn zwei Menschen einander finden und sich ihnen die höchste Glückseligkeit der Liebe enthüllt. Der vierte Abschnitt, erschüttert durch Stürme, beinhaltet die tragische Auflösung, das Ausradieren des Glücks."


    Das nordische Idiom findet sich in zwei alten Einspielungen (beide in Stereo) besonders gut wieder:


    822359022102.jpg


    Hugo Alfvén

    Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 39 "Från Havsbandet"


    Gunilla af Malmborg, Sopran

    Sven Erik Vikström, Tenor

    Stockholmer Philharmoniker

    Nils Grevillius

    Aufnahme: 1962



    Hugo Alfvén

    Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 39 "Från Havsbandet"


    Elisabeth Söderström, Sopran

    Gösta Winbergh, Tenor

    Stockholmer Philharmoniker

    Stig Westerberg

    Aufnahme: 1979


    Über Nils Grevillius (1893-1970) urteilte Hugo Alfvén wie folgt: "Ein außergewöhnlicher Dirigent, der beste Interpret meiner Musik, den ich mir wünschen kann, und mehr noch, mein teurer Freund." Grevillius dirigierte dieses Werk bereits 1921 zweifach auch mit den Wiener Philharmonikern.


    Stig Westerberg (1918-1999) hatte ebenfalls einen ganz ausgezeichneten Ruf als Interpret nordischer Musik. Seine Aufnahme profitiert von einem noch besseren, räumlicheren Klang. Die beiden Solisten sind zudem womöglich noch vorzuziehen.


    Die Spielzeiten unterscheiden sich geringfügig, wobei die ersten beiden und die letzten beiden "Sätze" zusammengenommen sind:


    Grevillius (1962): I. Moderato & II. Allegro: 20:39 – III. Lento & IV. Allegro agitato: 23:44

    Westerberg (1979): I. Moderato & II. Allegro: 22:18 – III. Lento & IV. Allegro agitato: 22:47

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões