75 Jahre alt zu werden ist ein Grund zum Feiern; 375 Jahre aber dann erst recht. Es gibt zwar bis heute Unklarheiten über das Geburtsjahr von Dieterich Buxtehude, in vielen Biographien wird allerdings das Jahre 1637 genannt und das schwedische Helsingborg als Geburtsort. Dort wirkte Vater Johann Buxtehude als Organist bis 1641 (möglicherweise schon seit 1633) an der Marienkirche.
Aufgewachsen ist Dieterich (wie er seinen Namen selber schrieb) allerdings im dänischen Helsingør, denn dort hatte 1641 Johann Buxtehude sein Amt als Organist von St. Olai angetreten.
Nach einer musikalischen Ausbildung durch seinen Vater übernahm Dieterich Buxtehude 1658 die Organistenstelle an St. Marien in Helsingborg, und wurde damit einer der Nachfolger seines Vaters. 1660 zog es ihn als Organist von St. Marien nach Helsingør zurück. Als Dieterich Buxtehude 1667 die Nachricht vom Tod des weithin berühmten Organisten von St. Marien in Lübeck, Franz Tunder, erfuhr, bewarb er sich um diese Stelle, die er, nach Erhalt des Lübecker Bürgerrechtes 1668 und der Heirat mit Tunders Tochter Anna Margareta, auch erhielt. Vermutlich war diese Heirat sogar Grundvoraussetzung für die Organistenstelle. Damit verbunden war die Position eines „Werkmeisters“ mit den Aufgaben eines Verwaltungsbeamten, eines Sekretärs und Schatzmeisters der Kirche.
Buxtehude hat vierzig Jahre lang das kulturelle Leben der Hansestadt Lübeck geprägt. Eine wichtige Rolle spielte dabei sicherlich die Fortführung der bereits von Tunder initiierten „Abendmusiken“ an St. Marien, bei denen Orgel-, Chor- und Orchesterwerke zur Aufführung kamen. Diese Konzerte, die stets an den fünf Sonntagen vor Weihnachten stattfanden, erfreuten sich einer so großen Beliebtheit, daß sie, wie man aus Berichten von Zeitzeugen erfahren kann, zu großem Andrang mit Tumulten führten. Die Obrigkeit sah sich gezwungen, mit harten Bestimmungen für Ordnung zu sorgen. Bedauerlicherweise sind Buxtehudes Oratorienwerke für diese Abendmusiken bis auf eines, nämlich DAS JÜNGSTE GERICHT, alle verloren gegangen.
Wenn man bedenkt, daß Buxtehude keine Konzertreisen unternahm, erstaunt es umso mehr, daß sein Name weithin bekannt war. Seine virtuose und phantasievolle Kunst des Orgelspiels lockte immer wieder Musiker an, darunter Mattheson, Telemann, Händel und Bach. Alle Musikfreunde wissen um den Fußmarsch Bachs von Arnstadt nach Lübeck und die Überschreitung des genehmigten vierwöchigen „Bildungsurlaubs“ um glatte zwei Monate. Möglicherweise hat Bach in dieser Zeit auch Unterricht bei Buxtehude erhalten.
Da von einem Nachfolger des Orgelmeisters erwartet wurde, daß er die ledige Tochter des berühmten Mannes heiratete, sollen beispielsweise die genannten Komponisten auf die Stelle verzichtet haben. Dennoch fand Anna Margareta Buxtehude einen Ehemann und die Kirche einen Organisten-Nachfolger: Es war Johann Christian Schieferdecker, einer von Buxtehudes Schülern. Der berühmteste Schüler Buxtehudes war Nicolaus Bruhns, später Organist in Husum.
Dieterich Buxtehude starb am 9. Mai 1707 und wurde in der Lübecker Marienkirche in der Nähe der so genannten „Totentanzorgel“ beigesetzt. 1942 wurde bei einem Bombenangriff die Grabstätte zerstört; zu Buxtehudes 250. Todestag am 9. Mai 1957 brachte man an jener Stelle eine Gedenktafel an.
Buxtehudes Werke sind nicht vollständig erhalten geblieben. Sein Werke-Verzeichnis weist 135 Vokalwerke, bestehend aus Kantaten und Geistlichen Konzerten, auf (BuxWV 1–135), darunter den so bekannten Passionszyklus „Membra Jesu nostri“ (BuxWV 75). Erhalten ist eine Missa brevis (BuxWV 114). Die 89 Orgelwerke werden im BuxWV mit den Nummern 136–225 geführt, darunter sind 42 Toccaten, Fugen, Canzonen, sowie 47 choralgebundene Werke. Bekannt sind außerdem noch 26 Cembalokompositionen (BuxWV 226–251). Unter den 24 Werken für Streicher und B.C. (BuxWV 252–275) finden sich 10 Sonaten und 14 Triosonaten.
Das ehrenvolle Gedenken an diesen hochgeehrten Meister des Barock zu seinem 375. Geburtstag ist also durchaus angebracht.
Die Tamino-Werbepartner haben eine große Anzahl Aufnahmen von Werken Buxtehudes im Angebot. Darunter beispielsweise eine groß angelegte und von Ton Koopman betreute „Opera Omnia“-Ausgabe bei dem Label Challenge. Aber auch NAXOS vervollständigt sein Buxtehude-Programm. Für die Liebhaber der Musik diesen wichtigen Komponisten eine durchaus respektable Werkeschau.