DONIZETTI, Gaetano: DON SEBASTIANO

  • Gaetano Donizetti ( 1797 - 1848 )
    Don Sebastiano


    Oper in fünf Akten
    1. Fassung: Französisch
    Libretto: Eugène Scribe
    Uraufführung:.Paris 1843
    2.Fassung: Deutsch
    Libretto: Übersetzt und umgearbeitet von Leo Herz
    Uraufführung: Wien 1845


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Don Sebastiano, König von Portugal, Tenor
    Don Antonio, sein Onkel, Tenor
    Don Giovanni da Silva, Präsident des Obersten Gerichtshofs, Bass
    Don Enrico, Statthalter des Königs, Bass
    Camoes, Soldat und Dichter, Bariton
    Ben-Selim, Gouverneur von Fez, Bass
    Zaida, seine Tochter; Mezzosopran
    Abaialdo, ein arabischer Fürst, Bariton
    Don Luigi, Gesandter Spaniens, Tenor
    Hofstaat, Richter, Soldaten, Araber, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Portugal und Afrika gegen Ende des 16. Jahrhunderts


    INHALTANGABE


    ERSTER AKT
    Im Hafen von Lissabon
    Der Chor ruft zum Aufbruch. Von Don Antonio erfährt man, dass Don Sebastiano zum Feldzug gegen die Mauren aufbricht. Don Giovanni berichtet Don Antonio, dass der König diesem die Regentschaft während seiner Abwesenheit übertragen habe, wofür dieser dankt. Beiseite gewandt erfährt man von Don Giovanni jedoch, dass er damit das Ziel verfolgt, Portugal dem König von Spanien, Philipp II in die Hände zu spielen.
    Camoes nähert sich Don Antonio, um ihm eine Bittschrift, den König zu sprechen, zu übergeben. Doch dieser und Don Giovanni weisen ihn ab.
    In diesem Augenblick erscheint Don Sebastiano, der König, und fordert Camoes auf, seine Bitte vorzutragen.
    Er bittet um die Gunst, mit dem König ins Feld ziehen zu dürfen und um das Leben der Sklavin Zaida, die gerade zum Richtplatz geführt wird.
    Die Richter der Inquisition verurteilten sie zum Tode. Don Giovanni erklärt, sie sei zum Christentum bekehrt, aber wieder abtrünnig geworden. Der König mildert das Urteil, indem er sie in ihre Heimat Afrika verbannt. Camoes und die Höflinge preisen ihren König, während Don Giovanni und die Richter ihn als Frevler bezeichnen, der die Gesetze verhöhne.
    Zaida wirft sich vor dem König nieder und schwört ihm ewigen Dank. Don Giovanni und die Richter jedoch sinnen auf Rache.
    Während der König, Camoes und der Chor der Soldaten erneut zum Aufbruch rufen, verdüstert sich der Himmel. Nun bekommt Camoes düstere Ahnungen, warnt jedoch vergeblich vor dem Kriegszug. Als sich der Himmel wieder erhellt, brechen Don Sebastiano, Camoes und die Kampfesscharen auf, begleitet vom Gebet Zaidas um Schutz des Königs und dem Fluch Don Giovannis und der Richter, dass er den Tod finden möge.


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Im Haus des Ben Selim
    Die Gefährtinnen begrüßen die zurückgekehrte Zaida. Doch diese ist traurig, ihr Herz ist voller Sehnsucht nach ihrem Retter.
    Ben Selim tritt auf und fragt seine Tochter nach dem Grund ihrer Traurigkeit und ob sie die ihr angebotene Hand des Abaialdo verschmähe. Da sie nichts zu erkennen gibt, fordert er sie auf, an dem Fest, das zu ihrer Rückkehr veranstaltet wird, teilzunehmen.
    Es folgt ein Tanzdivertissement, an dessen Ende Trompeten erklingen. Abaialdo erscheint mit seinen Kriegern. Er kritisiert das Fest, da doch der Feind schon vor der Tür steht, und ruft zum Aufbruch. Zu Zaida gewandt, drückt er die Hoffnung aus, dass sie ihn erhören werde, wenn er siegreich zurückkehre, doch diese wendet sich ab. Während die anderen um die Rettung des Vaterlandes beten, fleht sie darum, dass der Himmel die Portugiesen beschützen möge. Alle verlassen in wirrer Unordnung die Bühne.
    2. Bild: Die Sandwüste von Alcazar nach der Schlacht.
    Die Schlacht ist für die Portugiesen verloren. Don Sebastiano und seine Getreuen sind verwundet. Der König bittet, ihn liegen zu lassen und Camoes zu retten. Doch seine Getreuen schleppen ihn an einen Felsen und stellen sich schützend vor ihn.
    Die Araber nahen und preisen ihren Sieg. Als Abaialdo nach dem König fragt, gibt sich sein Statthalter Enrico für den König aus und stirbt. Ben Selim befiehlt den Portugiesen, ihren König zu beerdigen und diese tragen Enrico fort. Die Araber lassen den ohnmächtigen Don Sebastiano liegen und entfernen sich.
    Zaida findet den König und glaubt zunächst, er sei tot. Aber er erwacht aus seiner Ohnmacht und sie zerreißt ihren Schleier und verbindet seine Wunden. Als er sie bittet, ihn sterben zu lassen, gesteht sie ihm ihre Liebe. Sie verspricht, ihm zu helfen, in seine Heimat zurückzukehren. Da fasst er neuen Mut und will sie als seine Königin mitnehmen.
    Die Araber kehren wieder und dringen auf Don Sebastiano ein, doch Zaida stellt sich ihnen entgegen. Sie bittet Abaialdo, ihn zu schonen und verspricht ihm die Ehe. Da nimmt er sie bei der Hand und zerrt sie mit sich fort. Alle verlassen die Bühne.
    Nur Sebastiano bleibt mit wehmütigen Gedanken zurück, dann geht auch er schwankend ab.


    DRITTER AKT
    1. Bild: Saal im königlichen Palast in Lissabon
    Don Antonio sitzt auf dem Thron. Abaialdo und Zaida sind mit Geschenken gekommen, um Frieden mit Portugal zu schließen und werden von Don Giovanni empfangen. Nachdem dieser, Don Antonio und der Hofstaat mit den Sklaven, die die Geschenke tragen, abgegangen sind, erkundigt sich Zaida bei Abaialdo, warum sie ihn immer begleiten müsse. Er erklärt, dass sie zwar seine Gattin sei, ihr Herz aber nicht ihm gehöre. Er habe in einer Nacht den Namen eines Christen gehört und an diesem Nebenbuhler wolle er sich rächen. Danach gehen sie in die ihnen zugewiesenen Gemächer.
    2. Bild: Hauptplatz in Lissabon. Dunkelheit.
    Camoes schleppt sich herein. Er begrüßt die Heimat, die er nach langer Zeit wieder erreicht hat. Auch Don Sebastiano kommt als Soldat verkleidet heran. Nachdem beide von ihren Erlebnissen gesprochen haben, erkennen sie sich. Der König berichtet, dass Don Antonio ihn für tot erklärt und den Thron an sich gerissen habe. Des Königs Gefolge sei zu diesem übergegangen.
    Hinter der Bühne hört man eine Trauermusik. Der Leichenzug, den der heuchlerische Don Antonio für den totgeglaubten König inszeniert hat, erreicht den Platz. Während das Volk für die ewige Ruhe des Königs betet, verkünden die Richter, dass er für seine Vergehen im Leben gebüßt habe. Diese Beleidigung will Camoes nicht auf seinem König ruhen lassen. Don Giovanni will ihn dafür ergreifen lassen. Da tritt der König hervor, verbietet es und gibt sich dem Volke zu erkennen. Das Volk jubelt.
    Abaialdo, der dem Zug gefolgt ist, und in Don Sebastiano den Fremden erkennt, den Zaida beschützt hat, schaltet sich ein. Er schwört mit seinem Gefolge, dass der König bei Alcazar getötet wurde. Don Giovanni und die Richter lassen Don Sebastiano und Camoes als Betrüger verhaften.


    VIERTER AKT
    Saal des Inquisitionsgerichts
    Die Richter und Don Giovanni sitzen zu Rat, um Don Sebastiano zu richten.
    Abaialdo hat sich in der Verkleidung eines Senatsdieners unter die Gerichtsdiener gemischt. Don Sebastiano wird hereingeführt. Don Giovanni klagt ihn an als Betrüger, der das Volk aufwiegelt.
    Nach einer kurzen Auseinandersetzung wird ein Zeuge, der ihn als Frevler entlarven soll, hereingeführt - Zaida. Alle wundern sich, dass eine Frau vor dem Gericht erscheint. Zaida erklärt, dass Abaialdo die Richter getäuscht habe. Sie habe den König gerettet und sie sei diejenige, die er einst vor dem Tode gerettet habe. Das erbost Don Giovanni und die Richter noch mehr. Auch Abaialdo, der sich zu erkennen gibt, verlangt ihren Tod, obwohl sie und der König schwören, dass sie ihn nie entehrt habe. Beide werden gefangen genommen und nach verschiedenen Seiten abgeführt.


    FÜNFTER AKT
    1. Bild: Ein Turmzimmer im Gefängnis
    Don Luigi überbringt Don Giovanni die Nachricht, dass der Herzog Alba mit einen Heer Spaniens gegen Lissabon anrücke. Dieser verspricht, er werde dafür sorgen, dass Philipp II in Lissabon als König anerkannt werde.
    Zaida wird hereingeführt. Don Giovanni bietet ihr an, sie und den König zu retten, wenn sie Don Sebastiano bewegen könne, ein ihr übergebenes versiegeltes Dokument zu unterschreiben. Dann geht er.
    Zaida fasst neuen Lebensmut. Dann erscheint Don Sebastiano. Sie übergibt ihm das Dokument. Er erbricht es und findet darin seine Abdankung zugunsten Philipps. Beide entscheiden sich, nicht zu unterzeichnen und gemeinsam in den Tod zu gehen.
    Schon hört man eine Stimme, die Zaida zur Exekution ruft. Nun will Don Sebastiano, um sie nicht zu verlieren, doch unterzeichnen, aber sie hält ihn zurück.
    Ehe er unterzeichnen kann, hört man die Stimme Camoes. Dieser kommt mit einer Strickleiter durchs Fenster um die Beiden auf ein bereitstehendes Boot zu retten. Sie steigen durch das Fenster.
    2. Bild: Am Hafen von Lissabon. Dunkelheit.
    Camoes ist mit Zaida und Don Sebastiano aus dem Turm auf eine Terrasse unterhalb des Turmes gestiegen. Camoes will sie soeben mit der Strickleiter zum Boot hinunterlassen. Da erscheinen Don Antonio und Abaialdo auf dem Vorplatz. Don Antonio erklärt, dass Camoes das Volk aufgewiegelt habe.
    Da fällt ein Schuss. Camoes wird getroffen und lässt die Leiter fallen. Don Sebastiano und Zaida stürzen ins Meer. Soldaten ergreifen Camoes.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    4 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Der Inhalt wurde anhand des deutschen im Vergleich mit dem französischen Libretto gestaltet.
    Das deutsche Libretto ist weitgehend eine freie Übersetzung des ursprünglichen Textes, Herz hat einige Streichungen und an anderen Stellen Erweiterungen vorgenommen, ohne dass sich die beiden Fassungen wesentlich vom Inhalt her unterscheiden. Lediglich der Schluss weicht in der französischen Fassung ab:
    Im ersten Bild des fünften Aktes dringen die Inquisitionsrichter ein, um Zaida zur Exekution zu führen. Da unterschreibt Don Sebastiano die Abdankung und hält sie den Richtern entgegen, die die Beiden allein lassen.
    Am Ende des zweiten Bildes dann erklärt sich Don Antonio zum König. Doch Don Giovanni tritt auf und belehrt ihn eines Besseren: Don Sebastiano habe seine Krone an Philipp von Spanien übertragen. Auf dem Meer sieht man in der Ferne die Flotte der Spanier. Die Oper endet mit einem Aufschrei des sterbenden Camoes: „Ehre für Don Sebastiano!“
    Donizetti hat die Oper nach dem deutschen Text, den er aber nur schwer verstand, auch musikalisch umgearbeitet.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo Gerhard,


    ich habe die u. a. Aufnahme der Oper:



    Es ist eine Live-Montage mehrerer Aufführungen des Stadttheaters Aachen von 1996 in italienischer Sprache. Ich besuchte seinerzeit die Premiere.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Manfred,


    ich habe die italienische Übersetzung nicht mehr im Einzelnen durchgearbeitet, habe aber in einer Abhandlung von ItalianOpera gelesen, dass sie sich mehr an die deutsche Fassung hält. Bei der Gegenüberstellung der drei Libretti habe ich jedoch festgestellt, dass das italienische Libretto die Schlussszene (Don Giovanni belehrt Don Antonio, dass der König die Krone an Spanien abgetreten habe) aus der französischen Fassung übernommen hat.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich muß zugeben, diese Oper kenne ich nicht, nur dem Namen nach. D. h., eine Arie daraus kenne ich. Eine Tenorarie, eine herrliche aber richtige "Wahnsinnsarie" von der Schwierigkeit der Interpretation. Ich habe sie auf CD und natürlich gesungen von Luciano Pavarotti. Und auch hier würde ich wieder behaupten, das macht ihm keiner nach! Unser Forumsmitglied und hochgeschätzter Kenner und Experte Manfred wird diese Aufnahme garantiert kennen, bzw. haben und meine Meinung evtl. bestätigen.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Manfred wird diese Aufnahme garantiert kennen, bzw. haben und meine Meinung evtl. bestätigen.


    Mein lieber Chrissy,


    natürlich kenne und habe ich die Aufnahme "Deserto in terra" von Luciano Pavarotti. Eine schwierige Arie, bei der Luciano keinen Vegleich zu scheuen braucht - allerdings sind Enrico Caruso und Alfredo Kraus mindestens "auf Augenhöhe".


    Viele Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Dom Sébastien,
    roi de Portugal
    (ital. Don Sebastiano),
    Oper in 5 Akten
    von Gaetano Donizetti,
    Text von Eugène Scribe,
    Uraufführung: 13.11.1843 Grand Opéra Paris
    mit Rosine Stoltz • Gilbert Duprez • Paul Barroilhet • Eugène Massol • Nicolas Levasseur.
    Deutsche Erstaufführung 1845 Wien (dt. von L. Herz),
    Wiederaufnahme:
    1955 Florenz unter Giulini,

    1996 Stuttgart (konzertant),

    szenische Erstaufführung der ursprünglichen Wiener Fassung von 1845 als Don Sebastiano (ital. von Giovanni Ruffini) 1998 in Aachen (unter Elio Boncompagno),

    Erstaufführung der orig. frz. Version (kritische Ausgabe von Mary Ann Smart): 1998 in Bergamo, Bologna.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich möchte die Erwähnung von Harald mit einer wunderschönen Tenor- Arie aus dieser Oper ergänzen. Unglaublich toll und hervorragend gesungen, welch ein stimmlicher Wohlklang:



    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...