Richard Wagner Festival vor dem finanziellen Aus, aber mit Hoffnungsschimmer

  • Liebe Freunde werktreuer Inszenierungen,


    Wels hat wie ein Fels in der Brandung dem Regietheater getrotzt. Jetzt zwingen die gestrichenen Subventionen diese Enklave in die Knie. Es gibt allerdings noch Hoffnung, was ein Zeichen für die große Opernliebe der sogenannten Staubis ist. Doch lest selbst den offenen Brief der Intendantin:


    http://www.wagner-festival-wels.net/de/index.html

  • Es geht um eigentlich lächerliche 200.000 bis 300.000 EUR pro Jahr! Da sieht man, wieviel der Republik Österreich Kultur wert ist! :no:


    Den "systenrelevanten" Großbanken wirft man ganz andere Beträge in den Rachen, ohne mit der Wimper zu zucken.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich meine, der Schutz bedrohter Arten sollte einem Staat das Geld wert sein. Wenn eine Gattung nicht mehr lebensfähig ist, muss man halt überlegen, ob man sie trotzdem am Leben erhalten will. Man schützt ja auch Krötenwanderwege und so.


    :hello:

  • Das Regietheater ist doch auch nur noch lebensfähig, da es massivst staatlich subventioniert wird.


    Im übrigen denke ich, dass sich einige Mäzene finden werden, die Wels retten. So ungeheuere Summen sind das ja, wie gesagt, nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es geht um eigentlich lächerliche 200.000 bis 300.000 EUR pro Jahr! Da sieht man, wieviel der Republik Österreich Kultur wert ist!


    Dieser Vorwurf ist nun wirklich vollkommen haltlos! Du wirst kaum ein anderes Land finden, wo Kultur in vergleichbarer Weise von der öffentlichen Hand unterstützt wird. Aber wie auch du eigentlich inzwischen mitbekommen haben solltest, schwinden ganz allgemein die Finanzierungsmöglichkeiten, der Gürtel muss überall enger geschnallt werden. Ich habe nun keinerlei Informationen zum Fall Wels, aber du solltest dir einmal selbst überlegen, ob 300.000€ für drei oder vier Vorstellungen mit doch recht kleinem Publikum wirklich einen "lächerlichen" Betrag darstellen. Um einen Vergleich zu haben: die vorjährige Styriarte hatte für 51 Aufführungen knapp 1,5 Millionen Euro Subvention. Da besuchten aber 33.500 Besucher diese 51 Konzerte. Da sind 300.000 Euro für 2.000 bis 3.000 Besucher ziemlich viel Geld, findest du nicht? Und möglicherweise hat sich eben auch ein Kulturreferent dabei gedacht, dass hier die Relation zu ungünstig sei. Denn die kulturellen Aktivitäten im sommerlichen Österreich sind unvergleichlich vielfältig, die erschöpfen sich nicht mit Salzburg, Bregenz, Mörbisch und Sankt Margarethen! Vorige Woche flatterte ein Faltblatt mit Konzertterminen ins Haus. Nur in der Steiermark alleine gibt es z.B. von Ende Juni bis Mitte September über 50(!!) Kammermusikkonzerte, dazu kommen die großen Konzerte der Styriarte. Und alle wollen ein kleines Scheibchen vom Subventionskuchen....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich finde das jetzt aus einem etwas merkwürdigen Grund lustig ... gestern war ich in einer alten Inszenierung und habe mich danach mit meiner Frau über das Regie-Unwesen unterhalten ... in der Nacht habe ich geträumt, dass im neuen Haus in Linz nun neue aber werktreue Inszenierungen kommen sollten, nachdem es das Welser Festival nicht mehr gebe. Aber so ganz klar ist bei dem Traum weder geworden, wann das Haus endlich fertig werden würde, noch, wie werktreu die neuen Inszenierungen nun wirklich werden würden. Stattdessen gab es damit völlig unzusammenhängend Plakate mit Babies.

  • Wenn eine Gattung nicht mehr lebensfähig ist, muss man halt überlegen, ob man sie trotzdem am Leben erhalten will. Man schützt ja auch Krötenwanderwege und so.


    Das Festival ist lebensfähig. Im Gegensatz zu dem zelebrierten, übersubventionierten Schwachsinn à la "Biene Maja in Sevilla" werden hier keine Freikarten verschenkt, geschweige denn, dass Sitzplätze leer bleiben. Ich freue mich auf den Tag, wenn das "Krötenwanderungschutzschild" für beispielsweise die Düsseldorfer Rheinoper entfernt wird. Ob sich dann auch Gruppen finden werden, die das Finanzloch stopfen möchten. Die Bonner Oper sucht bis heute - trotzdem die unabhängige Presse die langweiligsten Regietheatermischmaschwerktreue-Inszenierungen als Genuss, familientauglich und höchst sehenswert bewirbt.

  • Wie wir sehen vermag Privatinitiative und die richtigen Verbindungen zu den richtigen Leuten manches, was ansonsten ünmöglich wäre.
    Das Wagner Festival Wels existiert noch - und der Spielplan für 2014 ist auch schon fix.
    http://www.wagner-festival-wels.net/




    Die Finanzierung für 2014 ist - wie es aussieht - gesichert.
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 224

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Freunde, wer von Euch war schon einmal in Wels? Es wäre doch interessant, wenn in die Debatte um dieses Festival auch persönliche Erfahrungen und Eindrücke einfließen würden.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Leider verhinderten Terminschwierigkeiten immer wieder unseren Besuch in Wels, obwohl treue Freunde von uns wie u.a. Hans Sotin und Clemens Bieber dort mitwirkten und auch Imageträger des Festivals waren.
    Wir hatten jedoch beim Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft die Intendantin der Festspiele Frau Renate Doppler als Ehrengast bei uns. Eine voll engagierte und motivierte Persönlichkeit mit einem Ziel, Wagner werkgetreu aufzuführen. Durch hohes Charisma und äußerst sympathische Ausstrahlung ist Frau Doppler die perfekte Botschafterin ihrer Idee. Außerdem sind alle Inszenierungen, die ich per Video-Aufzeichnung gesehen habe, zwar traditionell im Geiste Richard Wagners, aber deshalb keinesfalls altbacken oder verstaubt. So wie Wagner eigentlich sein muss. Aufführungen in dem Stil, wie dies von der Mehrheit der Wagner-Freunde erwartet und gefordert wird. Den mit vergleichsweise kleinem Budget ausgestatteten Welser-Festspielen gelingt es in den Inszenierungen, Wagners Vision vom Gesamtkunstwerk weitgehend zu realisieren. Vorbildlich und förderungswürdig gerade auch bei uns im Tamino-Klassik-Forum. Sollten wieder Gefahren auf diese in jedem Fall erhaltungswürdige Kultureinrichtung zukommen, würde ich sofort eine unterstützende Unterschriftenaktion empfehlen, in der Art wie wir dies bei anderen Gelegenheiten bereits getan haben. Alfred ,Du bist also als Wächter, Bewahrer und wenn es not tut auch als unser Vorkämpfer gefordert.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Klingt beinahe, als ob man sich dieses Festival für 2014 vormerken sollte. War denn schon einmal jemand dort?


    Eigentlich doch ein idealer Ort für ein "Tamino-Treffen"? (horribile dictu) ;)


    Herzlich


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Guter Vorschlag. Ich würde sehr gerne mit den traditionsbewußten Taminos Wagner in Wels genießen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat von Operus

    Guter Vorschlag. Ich würde sehr gerne mit den traditionsbewußten Taminos Wagner in Wels genießen.


    Mein lieber Hans!


    Wenn die Zeit paßt bin ich gerne dabei. Ich könnte dann auch noch Freunde in Kärnten besuchen.



    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Eine löbliche Idee !!! Dieses Vorhaben wird die Riege der Liebhaber von klassischen Inszenierungen vereinen.


    Wenn der Termin passt, bin ich dabei.

  • Zitat

    Eine löbliche Idee !!! Dieses Vorhaben wird die Riege der Liebhaber von klassischen Inszenierungen vereinen.


    Fast möchte ich sagen: Wie von mir nicht anders erwartet - hat dieses Vorhaben nicht stattgefunden....
    Aber das ist kein taminospezifisches Phänomen - das ist scheinbar ein menschliches..


    Wie bei mir nicht anders zu erwarten, kommt das Positive zum Schluss:


    So wie es für mich aussieht wurden die erforderlichen Geldmittel doch aufgebracht, denn der Kartenverkauf für das Jahr 2015 beginnt bereits im Jänner.....


    http://www.wagner-festival-wels.net/


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !