Bekommt Ihr akzeptable Gegenwartsmusik zu hören? Und warum nicht?

  • In unserer seit geraumer Zeit wieder emsig betriebenen Regietheaterdiskussion kann man erleben, wie sich Freunde der Oper über das vorhandene Angebot unserer Gegenwart in Regiefragen ärgern, da offenbar nur für eine Minderheit produziert wird und die Anforderungen der Mehrheit des Publikums an das, was Opernregie ist, nicht erfüllt wird.


    Was mich nun interessiert, ist, wie sich das in Bezug auf Neuschöpfungen im musikalischen Bereich verhält. Das ist nur bedingt vergleichbar, da man ja problemlos nur Konzerte mit älteren Werken besuchen kann und somit von der Produktion der Gegenwart sich nicht stören lassen muss. Schon allein deshalb wird der aufgestaute Ärger ein vergleichbar geringer sein. Bezüglich der Musikrichtung, die in speziellen Neue-Musik-Konzertreihen aufgeführt wird, bin ich mir sicher, dass die Akzeptanz beim Klassikpublikum sehr gering ist, soll heißen, nur eine kleine Minderheit der Freunde klassischer Musik goutiert das. Insofern erwarte ich zwar Ärger über die verplemperten Steuergelder, aber da diese Musik außerhalb ihres "Neue-Musik"-Ghettos fast nie gespielt wird, nehme ich an, dass sich der Ärger in Grenzen hält.


    Während beim Regietheater-Thema der Zorn bedingt ist durch das Fehlen dessen, was man sich wünscht, ist mir die Situation im musikalischen Bereich unklarer. Findet Ihr aktuelle Musik, die Euch befriedigt? Oder ist sie ebenso durch die Lobbies ins Unsichtbare oder gar Inexistente gedrängt wie bei der Regie?

  • Bekommt Ihr akzeptable Gegenwartsmusik zu hören? Und warum nicht?


    Die Frage wäre wohl eher bekomme ich Gegenwartsmusik akzeptabel zu hören? Nein, weil ich ja eben nie welche zu hören bekomme. Warum das so ist? Sie hat kein oder kaum Publikum, vielleicht und wird von vielen abgelehnt.
    Es ist doch schon mitunter sehr beschwerlich überhaupt Musik nach 1945 präsentiert bzw. besorgt zu bekommen, warum soll es da mit Gegenwartsmusik besser sein.
    Einziges Medium stellt für mich da das Internet da, wobei ich die Ausbeute da auch nicht als allzu groß empfinde.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Wenn man zu relativ spezialisierten Symposien geht, kriegt man auch immer mal wieder was von frisch komponierter Musik mit.


    Ich gehe seit einigen Jahren zum Iserlohner-Gitarrensymposium, bei dem über eine Woche jeden Abend meist 2 Gitarristen oder Duos jeweils ca. 1 h lang konzertieren. Da meine Frau und ich Dauerkarten haben, "nehmen wir alles mit". Da ist dann auch etliches an Gegenwartsmusik dabei und längst nicht alles ist abschreckend, manches sogar gut.


    Aber ich würde diese Art von Musik (außer bei youtube) nun nicht gezielt suchen oder zu Konzerten gehen, die sich "Neue Musik" auf die Fahne geschrieben haben.

  • Ich denke schon, dass es ein paar Komponisten gibt, die man heute hören kann. Ich freue mich z.B. auf jeden neuen John Adams oder Steve Reich, zur Not auch Phil Glass.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • ja, ok. Reich, Pärt, Glass, Penderecki, Whitcare, Lauridsen..., es gibt sicherlich moderne Komponisten, die überwiegend gute bis teilweise großartige Stücke machen - aber ob die mal zusammen in ein Konzertprogramm kommen ??

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  • Meine Antwort kennt vermutlich jeder der mich einigermaßen kennt.
    Nein , natürlich nicht.
    Und ich weiß mich hier mit der Mehrheit der Klassikgemeinde einer Meinung - was naatürlich nichts besagen muß. Die Frage muß natürlich auch heißen: Auf welches Publikum zielen die Komponisten zeitgenössischer Musik ? Und darauf folgt sofort: Erreichen sie ihr Zielpublikum ? Wenn das jenes ist, das wir gemeinhin als das "Klassikpublikum" bezeichenen, dann ist die Frage vermutlich zu verneinen. Warum das so ist, darauf kann ich im Laufe des Threads - so gewünscht - gerne näher eingehen.


    Zitat

    Was mich nun interessiert, ist, wie sich das in Bezug auf Neuschöpfungen im musikalischen Bereich verhält. Das ist nur bedingt vergleichbar, da man ja problemlos nur Konzerte mit älteren Werken besuchen kann und somit von der Produktion der Gegenwart sich nicht stören lassen muss. Schon allein deshalb wird der aufgestaute Ärger ein vergleichbar geringer sein.


    Ich erinnere mich hier an meine Jugend. Man wollte mit einer "Kriegslist" das Klassikpublikum an diese Musik "gewöhnen", indem man in ansonsten ganz normale Konzerte ein oder zwei zeitgenössische Werke einbaute. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten: Das Publikum blieb diesen Konzerten konsequent fern. Ich weiß das deshalb, weil ich damals gewisse Verbindungen zum Wiener Musikverein hatte - und immer wieder gebeten wurde Freikarten für Konzerte anzunehmen, die halb leer geblieben waren. Als Gegenleistung für meine Anwesenheit erhielt ich dann Freikarten für erstklassige Konzerte. Oft werden Karten für Prominente oder Politiker freigehalten, die dann im letzen Moment absagen.....Das war immerhin vor fast 40 Jahren.....


    Ich habe früher zeitgenössische Musik "aktiv" bekämpft, weil ich der Meinung war, sie könnte sich durchsetzen und "meine" Musik aus den Konzertsälen verdrängen. Diese Angst hat sich einerseits nicht bewahrheitet, andrerseits habe ich die Erfahrung gemacht, daß auch diese Musik ein - wenn auch kleines - Publikum hat, welches - auch wenn mir das unverständlich ist - diese Musik schätzt. Auf Grund dieser Erkenntnis bin ich davon abgegangen öffentlich irgendwelche Bemerkungen über solche Musik zu machen. Zugleich halte ich diese Richtung für Nischenrepertoire, das vermutlich auch in 100 Jahren Nischenrepertoire bleiben wird. So stört mich diese Musik nicht wirklich. Ich negiere sie nicht einemal, sondern nehme sie einfach nicht wahr - wie auch Popmusik oder die Namen von Fußballstars. Ich kenne all das einfach nicht.


    So komisch das aus meinem Munde klingen mag, ich meine, daß es keine relevante Nachfolge "klassischer Musik" gibt - die Musik der Gegenwart ist nun mal der Schlager oder - von mir auch verachtet - Popmusik. Es ist die Musik die heute gehört wird, vom Proleten bis zum Generaldirektor (der heutzutage übrigens auch ein Prolet sein kann - Ironie unserer Zeit). Vergleichbar mit den Jeans, die heute auch von der Oberschicht getragen werden - in Kombination mit teuren Designersakkos. Edle Anzüge, Hemden und Krawatten werden - wenn überhaupt - nur von Bankern und Geschäftsleuten, sowie von Politikern getragen.......


    Ihre Zeit ist vorbei - ebenso wie jene der Klassik. Die "zeitgenössische" Untergruppe hiervon kommt bei den "Zeitgenossen" nicht mehr wirklich an.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mal eine Verständnisfrage zwischendurch :
    Ist hier eigentlich nur Musik gemeint, die in den letzten sagen wir mal 10 Jahren komponiert wurde oder zählen da jetzt auch Sachen wie Henze, Rhim, Stockhausen usw.?

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Auf welches Publikum zielen die Komponisten zeitgenössischer Musik ? Und darauf folgt sofort: Erreichen sie ihr Zielpublikum ?


    Die Vorstellung, Kunst würde per Zielgruppenzuschnitt erzeugt, ist völlig absurd.


    Oder sagen wir mal so: Die Komponisten wussten schon, wann sie für Doofe Kunstunverständige komponierten und wann nicht. Beethoven schmipfte darüber, dass alle Welt ihn bat, er solle noch so etwas schreiben wie sein serenadenartiges Septett op. 20. Darauf hatte er allerdings keine Lust - er hatte Besseres im Sinn.


    Auch Beethovens Zeitgenossen konnten mit dessen ernsthaften Werken nicht immer etwas anfangen. Man nehme etwa den Wunsch von Beethovens Verleger, das ursprüngliche Finale von op. 130 (die "große Fuge") durch einen leichter fasslichen Satz zu ersetzen.


    Die Unterscheidung "Pop" und "ernste Musik" gab es also stets (cum grano salis).


    Mahler: "Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen."


    Authentische Kunst wird übrigens immer so sein wie ihre Zeit. Wenn Alfred diese Zeit nicht gefällt, wie er ja immer wieder hervorhebt, wird er auch die zeitgenössische Musik nicht mögen. Ist doch klar!


    :hello:

  • Die Vorstellung, Kunst würde per Zielgruppenzuschnitt erzeugt, ist völlig absurd.


    So apodiktisch halte ich das für überzogen, die meiste Kunst wird und wurde für eine Zielgruppe erzeugt.


    Pop heute sowieso, da machen die Labels sicherlich vor den Launches neuer CDs, vor allem bei bekannten Leuten, bei denen ein Fehlgriff reichlich Image kosten würde, umfangreiche Marktforschungsuntersuchungen. Die Musik muß ja außerdem auch bei den Radiosendern ankommen, und deren Credo heißt heutzutage: auf keinen Fall einen Grund zum Umschalten geben.


    E-Musik heute wird sicherlich auch auf Marktfähigkeit getestet: wenn die DG was rausbringt, wird sie ziemlich klare Vorstellungen davon haben, wer das kauft und wieviele Leute das sind.


    Ob heutige E-Musik-Komponisten eher einem inneren Drang nachgeben, etwas komponieren zu müssen, als ein kühles Kalkül darüber durchzuführen, wo denn am nächsten Tag ihre Brötchen herkommen sollen, wage ich nicht zu beurteilen, es kann sein, daß die sich im Wesentlichen unabhängig fühlen, weil es eh immer zu wenige Brötchen sind.


    E-Komponisten im Barock waren da wohl schon wieder zielgruppenorientierter, sie hatten es ja auch leichter, sie mußten nur wissen, was ihre Kirchenoberen oder ihre Fürsten oder das verwöhnte Opernpublikum gerne hören wollten. Nicht umsonst besteht ein guter Teil der Barockmusik aus tanzbaren Sätzen.


    Für die Romantik mag es zutreffen, daß Kunst meist ohne Zielgruppen im Kopf erzeugt wurde, bei der Klassik mag es überwiegend auch so sein. Aber auch für diese beiden Epochen glaube ich nicht, daß die Verkaufbarkeit der Kunst immer völlig außerhalb der Überlegungen der Komponisten gelegen hat.

  • Die Vorstellung, Kunst würde per Zielgruppenzuschnitt erzeugt, ist völlig absurd.


    Und diese Aussage ist völlig absurd!


    Ein großer Teil der Kunst wird ganz gezielt für den jeweils aktuellen Markt gemacht. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil von Künstlern kann sich davon völlig abnabeln, bzw. machen Künstler, die für den Markt produzieren, natürlich auch Werke, die von diesem Gedanken völlig unabhängig sind. Wenn du solche Aussagen von dir gibst, hast du entweder keinen Kontakt zur aktuellen Kunstszene oder gibst wissentlich Falsches von dir!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • So apodiktisch halte ich das für überzogen, die meiste Kunst wird und wurde für eine Zielgruppe erzeugt.


    Pop heute sowieso,


    Ein großer Teil der Kunst wird ganz gezielt für den jeweils aktuellen Markt gemacht.


    Vielleicht müssen mir dann erst mal klären, was wir unter Kunst verstehen. Pop zähle ich nicht dazu.

  • Wir sollten nicht vergessen, daß zu jeder Zeit ein Komponist ein zeitgenössischer Komponisten war. Und viele von Ihnen wurden verlacht, verspottet, kritisiert (Hanslick ist das populärste Beispiel kritischer Kritiker) Sie wurden ausgepfiffen, angepöbelt und was weiß ich noch alles - aber jetzt sind es Klassiker! Mahler, Wagner, Strauß, Strawinsky und, und, und.......


    Wer weiß, ob nicht viele der heute von der Mehrzahl nicht geliebte Komponisten in 50 oder mehr Jahren auch "Klassiker" sind. Und das sie ein Podium haben wie in Donaueschingen, das finde ich gut.


    Mir persönlich gefällt Zwölftonmusik u.a. auch nicht. Im Konzert muß man mitunter hinnehmen, daß vor dem Höhepunkt, z.B. einer Beethoven- oder Brahmssinfonie ein modernes Werk kommt. Da ist mitunter Musik dabei, die eigentlich nur "Gefietsche" oder "Gekratze" ist. Man ist froh, wenn es vorbei ist (Ach wie schön ist doch die Musik. Aber wie schön erst, wenn sie vorbei ist). Aber verdammen will ich persönlich das nicht. Wenn der Komponist das so gewollt hat, soll es auch so gespielt werden. Die Zeit wird entscheiden, ob man die Namen solcher Kompnisten in 50 Jahren noch kennt. Und jeder muß für sich selbst entscheiden, daß er um einer Beethovensinfonie willen Musik erleben muß (ich sage nicht hören, man kann sich ja auch ablenken, z.B. nach Bekannten suchen, die Musiker zählen u.a.), die er sonst nicht erleben wird. Mich würde es nicht von Beethoven abhalten, aber die richtige Freude kommt erst beim Hauptteil.


    Ich will nicht abstreiten, daß auch Gegenwartsmusik akzeptabel sein kann. Ich bin aber zu wenig Fan, mir ihre Namen zu merken.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Also ich bekomme Gegenwartsmusik zu hören. Nich all zu oft, aber immerhin. Eine Zeitlang war es bei meinem geliebten und hier im Forum völlig ignorierten LSO Usus, dass zu Beginn immer ein Stück eines lebenden KÜnstlers gegeben wurde. Das halte ich für eine sehr gute Idee. Es waren oft Uraufführungen, die ich hörte. Nicht viel gefiel mir, aber das heißt nicht viel. Immerhin wurde hier etwas aufgeführt, erhielten junge KÜnstler ein Publikum. Marijn Simons hieß einer, war unter 30 und es wurde seine 3. Symfonie aufgeführt. Das war sehr unterhaltsam. Es gab auch recht schreckliche Sachen, aber das hat mir nicht geschadet. Nach der Pause gab es ja immer bewährtes.
    In der KÖlner Philharmonie wird immer wieder auch neue Musik aufgeführt, oft kann man sie für kleines Geld anhören. Ich hbe das ab und zu getan. Nicht mit viel Gewinn, aber auch nicht ganz ohne.
    Was mich erstaunt ist, dass es sich bei solchen Stücken oft um Auftragswerke handelt. Zielgruppe also ganz anders interpretiert ist.


    Und zum Wort akzeptabel: Wenn man die Aufführungsqualität meint, dann war die durchgehend sehr gut.
    TSchö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Wenn es auch um moderne Interpretationen "alter" Musik geht, werde ich bestens bedient.


    Die Beethoven-Symphonien mit modernen Kammerorchestern oder die Streichquartette des Artemis-Quartettes lassen in ihrer Frische, Klanglichkeit und Dynamik das Alter der Musikliteratur Beethovens vergessen.


    Im Pop-Bereich tut sich viel. Durch die neuen Technologien ist in diesem Bereich eine Qualität und Dynamik eingezogen, die es jahrelang nicht gab.


    Für mich ist die Musikwelt absolut in Ordnung.

  • Gegenwartsklassik? Da bin ich nicht hinterher. Ich schaue immer mal, ob Rautavaara noch eine Symphonie bringt... Die Vergangenheit hält so viel Klassik bereit, die mich interessiert, das kann ich gar nicht alles hören. Was die Gegenwart angeht, halten Gruppen wie Autechre, Radiohead, Plaid oder Murcof weiterhin Musik für mich bereit, das passt schon.

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  • Zitat

    Die Vorstellung, Kunst würde per Zielgruppenzuschnitt erzeugt, ist völlig absurd.


    Ich halte das nicht für absurd, sondern den Normalfall.
    Michelangeleo arbeitete unter anderem für Papst Julius II. Und der hatte sehr genaue Vorstellungen was er wollte - und was nicht. Haydn wurde von seinem Dienstherrn dazu angehalten mehr für dessen Lieblingsinstrument, das Baryton, zu komponieren. Holbein stand in Diensten des englischen Adels. Bach hatte Kantaten abzuliefern..etc etc...
    Die ersten Opern und Ballette waren dazu geschaffen, dehn jeweiligen Herrscher als gottähnlich in die Geschichte einzubeziehen. Kunst wurde IMMER schon von Auftraggebenern gegängelt und für Zielgruppen geschaffen.


    "Kunst", deren einziger Sinn darin besteht, daß sich der "Künstler" selbst verwirklicht wurde erst relativ spät als solche bezeichet, vorzugsweise von jenen, die sie "geschaffen" haben. Und sie haben den frechen Standpunkt vertreten, die öffentliche Hand habe einzuspringen, wenn ihre Kunst keinen Anklang fände.
    Eine "Zielgruppe" gab es in der Tat nicht mehr - und wenn ich angebliche "Kunst" um ihrer selbst willen schaffe, dann riskiere ich eben, daß niemand sie haben will.


    Es ist schon ein (meiner Meinung nach) eigenartiger Standpunkt, wenn ich begrüße, daß zeitgenössische Musik - quasi zwangsweise - in heutige Konzerte eingebaut wird - und ich gleichzeitig andeute, daß sie mir in den wenigsten Fällen gefällt.



    Zitat

    Was mich erstaunt ist, dass es sich bei solchen Stücken oft um Auftragswerke handelt. Zielgruppe also ganz anders interpretiert ist.

    Ich gehe davon aus, daß diese Aufträge zum Ziel haben, daß "Werke" geschaffen werden, welche als "Kunstwerke" unserer Zeit bezeichnet werden sollen - um zu verbergen, daß unsere Zeit völlig kunstlos ist.


    Unsere Zeit hat indes hervorragendes auf den Gebieten der Medizin, der Technik, Naturwissenschaft, aber auch der Literatur geleistet, dazu kam die (relativ) neue Kunstform "Film" und "Photographie", wobei ich die "experimentellen " Formen ausschliesse. Auch "Interpretationen", bisher eine flüchtige Kunst, werden durch die Möglichkeit der Schall- und Bildaufzeichnung nun zu "Kunstwerken mit Ewigkeitswert".


    Dies vorerst als Replik auf Wolframs etwas pauschales Statement, WARUM zeitgenössische Musik (zumindest mehrheitlich) abgelehnt wird, dieses hat duchschaubare Gründe, auf die ich in einem späteren Beitrag zurückkommen werde.


    mir freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht müssen mir dann erst mal klären, was wir unter Kunst verstehen. Pop zähle ich nicht dazu.


    Lieber Wolfram,


    zaghafter Widerspruch! Allerdings sollten wir definieren, was Pop ist. Mir persönlich gefällt das, was man heute Hip-Hop oder Rep (Gedichtaufsagen mit Schlagzeug) nennt, überhaupt nicht. Radio sofort aus. Aber es ist immer so, daß Musikströmungen auch in der U-Musik für bestimmte Zielgruppen gedacht sind. Unsere Eltern haben gerne "den Käse zum Bahnhof gerollt" oder über die Eßgewohnheiten ihrer Papageien gesungen.


    Meine Generation ist aufgewachsen mit Elvis, den Beatles, den Bee-Gees und auch den Stones. Ich habe ja selbst Tanzmusik in einer Kapelle gemacht. Und wer wollte bestreiten (auch eingefleischte Klassikfans sind da mitunter meiner Meinung), daß "I need your love tonight" von Elvis oder "Saved by the bell" von den BeeGees tolle Musik sind! Und unser Chrissy ist absoluter Stones-Fan. Warum nicht? Aber es ist doch auch Kunst, wenn auch mit höherem kommerziellen Zielen und Möglichkeiten. In England werden nicht nur klassische Interpreten geadelt, auch Rock- und Popsänger.


    Ich persönlich höre auch lieber Elvis oder BeeGees als Müller-Weinberg, Stockhausen u.a. Betonen möchte ich nochmals, daß mir manche moderne Gegenwarts - Klassische Musik zumindestens das Anhören wert ist. Manche auch nicht.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Mal eine Verständnisfrage zwischendurch :
    Ist hier eigentlich nur Musik gemeint, die in den letzten sagen wir mal 10 Jahren komponiert wurde oder zählen da jetzt auch Sachen wie Henze, Rihm, Stockhausen usw.?


    Das ist nun eigentlich kein Widerspruch, da die drei genannten in den letzten 10 Jahren noch aktiv waren.
    Sagen wir vielleicht "Gegenwartsmusik = in den letzten 25 Jahren komponiert" das wäre 1987 - 2012, dann sind Britten, Schostakowitsch und Milhaud nicht mehr im Boot und außerdem sehe ich seit 1987 keine großen Umwälzungen. Aber wer will, kann es natürlich auch enger fassen.

  • Ob heutige E-Musik-Komponisten eher einem inneren Drang nachgeben, etwas komponieren zu müssen, als ein kühles Kalkül darüber durchzuführen, wo denn am nächsten Tag ihre Brötchen herkommen sollen, wage ich nicht zu beurteilen, es kann sein, daß die sich im Wesentlichen unabhängig fühlen, weil es eh immer zu wenige Brötchen sind.


    :thumbup:
    Allerdings ist das sehr unterschiedlich. Es gibt Typen, die machen "ihr Ding" und kümmern sich um gar nichts. Das ist sicher eine Minderheit.


    Den meisten ist sehr an positiven Rückmeldungen von Kollegen, Musikern und (sofern erreichbar) Intendanten gelegen. Inwiefern das auf das Schaffen selbst sich auswirkt, ist sicher eine interessante Frage. Kritiker spielen normalerweise keine Rolle, da die nur sehr selten was schreiben.


    Es gibt aber auch Komponisten, die von sich sagen, sie hätten zuerst mal die Szene studiert und sich dann überlegt, was sie machen können, um dort Erfolg zu haben. Das ist in meinen Augen fast das Maximum an Kalkül - allerdings wird das normale Klassikpublikum auch hier wohl eher ausgeblendet.


    Soweit zum doch recht überschaubaren Kreis der Neue-Musik-Szene kakophonischer Art. Die konservativere Richtung kenne ich nur in Form von Altmeistern: Kurt Schwertsik und Iván Eröd haben die 70 schon hinter sich, ob und wo jüngere Komponisten ähnlicher stilistischer Ausrichtung Erfolg haben, weiß ich nicht. Sehr viel Kalkül erwarte ich dort aber auch nicht, wenn man Geld verdienen will, wird man bei großorchestraler effektvoller Schreibweise, die nicht zu kakophon ist, eher die Filmmusik anstreben. Dort gibt es wohl mehr Brötchen.
    :hello:


  • Vielleicht müssen mir dann erst mal klären, was wir unter Kunst verstehen. Pop zähle ich nicht dazu.


    Natürlich schreiben Rihm oder Lachenmann für ihre Zielgruppen, hätten sie gar keine, würden sie wohl eher aufhören zu schreiben. Komponisten, die jahrzehntelang ohne Aussicht auf Aufführungen für die Schublade schreiben, sind die Ausnahme.


    Allerdings kommen die Komponisten eher durch die bereits vorhandene Musik, die sie schätzen, zu ihrer eigenen und nicht aufgrund einer Zielgruppenkalkulation. Sie schaffen also aus innerer Notwendigkeit "ihr Ding" und tun dann etwas dafür, dass sie öffentlich Gehör finden.


    Ich denke, der große Widerspruch lässt sich schon auflösen ...

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  • "Kunst", deren einziger Sinn darin besteht, daß sich der "Künstler" selbst verwirklicht wurde erst relativ spät als solche bezeichet, vorzugsweise von jenen, die sie "geschaffen" haben. Und sie haben den frechen Standpunkt vertreten, die öffentliche Hand habe einzuspringen, wenn ihre Kunst keinen Anklang fände.
    Eine "Zielgruppe" gab es in der Tat nicht mehr - und wenn ich angebliche "Kunst" um ihrer selbst willen schaffe, dann riskiere ich eben, daß niemand sie haben will.


    Es ist schon ein (meiner Meinung nach) eigenartiger Standpunkt, wenn ich begrüße, daß zeitgenössische Musik - quasi zwangsweise - in heutige Konzerte eingebaut wird - und ich gleichzeitig andeute, daß sie mir in den wenigsten Fällen gefällt.


    Ich gehe davon aus, daß diese Aufträge zum Ziel haben, daß "Werke" geschaffen werden, welche als "Kunstwerke" unserer Zeit bezeichnet werden sollen - um zu verbergen, daß unsere Zeit völlig kunstlos ist.


    Das Verhältnis von Avantgarde-Musik und Publikum und die Einschätzung der Geldverteiler hat sich in den letzten 100 Jahren wohl schon mehrmals geändert. Besonders gut kenne ich mich da natürlich nicht aus, aber ein paar Hinweise gibt es:


    Schönberg und sein Kreis zogen sich in den privaten Rahmen zurück, um in Ruhe "ihr Ding" machen zu können. Ich nehme aber an, dass sie so ganz zufrieden wohl auch nicht gewesen wären, hätten sie dann wirklich nur mehr Privataufführungen gehabt.


    In den 20er Jahren hatte die radikal moderne Musik in Amerika unter Varèse kurzfristig ein Konzertunternehmen gegründet, das dann schnell Pleite ging. Hier gab es also Hoffnung auf Erfolg bei einem Publikum, nur gab es das dann doch nicht ...


    In Russland wurde die Moderne von Seiten der Machthaber publikumsorientiert zurechtgestutzt. Das Ergebnis findet heute auch in Mitteleuropa mehr Publikum als die "ungestutzte" Version.


    Nach dem 2. Weltkrieg setzte man im Westen groß auf die Anti-Tradition. Das ist sicher politisch zu verstehen (man betrachte auch in der Architektur die konkurrierenden Monumentalbauten in Ost- und Westberlin - Stalinallee mit Tradition versus Philharmonie-Ensemble ohne). Man glaubte wohl auch kurz daran, dass das Publikum das annehmen würde: erklärende Radiosendungen von Stockhausen für Otto-Normalverbraucher, Studios für experimentelle Musik von Konzernen. Die Konzerne haben die Studios schnell verkauft - offenbar war bald klar, dass sich das nicht ausreichend durchsetzen würde, um damit Geld zu verdienen. Es gelang aber, diese Musik in Europa als "die eigentlich künstlerisch wertvolle" zu etablieren und als Nischenprodukt am Leben zu halten. Eine kleine Neue-Musik-Szene mit lauter "Eingeweihten" unter sich finde ich dabei durchaus sympathisch. Dem Zwang, in Abonnement-Konzerte Stücke einzubauen, die von den Orchestermusikern mit Widerwillen gespielt und vom Publikum ungern gehört werden, kann ich wenig abgewinnen. Das hat zwar den Vorteil, dass die Leute zumindest wissen, was gerade "der Stand der Dinge ist", aber ich befürchte, dass die negativen Folgen gravierender sind (Ärger und Ablehnung). Allerdings sind hier im Thread die Reaktionen vorwiegend positiv (Ausnahme Alfred :D ) - also - auf mich braucht Ihr keine Rücksicht nehmen, Ihr könnt schon schreiben, dass Ihr den Mist nicht hören wollt, wenn Ihr ins Beethoven-Konzert geht.
    8-)

  • Zitat

    Eine kleine Neue-Musik-Szene mit lauter "Eingeweihten" unter sich finde ich dabei durchaus sympathisch.

    Ich auch.
    Das sollte dann auch finanzierbar sein.
    Entweder man spielt zu moderaten Gagen - oder als Hobby, während man als Beruf die klassische Musik hat.
    Es ist dann - egal wie man es organisiert - ein unabhängiger Zweig, der mit klassischer Musik nichts mehr gemaiensam hat - was ja wohl auf der Realität entspricht: Spielregeln und Publikum sind verschieden.



    Zitat

    Dem Zwang, in Abonnement-Konzerte Stücke einzubauen, die von den Orchestermusikern mit Widerwillen gespielt und vom Publikum ungern gehört werden, kann ich wenig abgewinnen. Das hat zwar den Vorteil, dass die Leute zumindest wissen, was gerade "der Stand der Dinge ist", aber ich befürchte, dass die negativen Folgen gravierender sind (Ärger und Ablehnung). Allerdings sind hier im Thread die Reaktionen vorwiegend positiv (Ausnahme Alfred :D ) - also - auf mich braucht Ihr keine Rücksicht nehmen, Ihr könnt schon schreiben, dass Ihr den Mist nicht hören wollt, wenn Ihr ins Beethoven-Konzert geht.

    Diese "positiven" Reaktionen sind von einem gewissen "schlechten Gewissen" des Durchschnittspublikums (der Klassikszene) geprägt. Denn man weiss, daß der Komponist in der Regel über veritable musiktheoretische Kenntnisse verfügt - wogegen man selbst zumeist "Nur-Hörer" ist. Den Vertretern der zeitgenössischen Musik ist gelungen, wovon jene des Regietheaters nur träumen können, nämlich den Leuten einzureden, daß es sich hier um etwas besonders Hochwertiges handle.


    Interessant ist das Ergebnis dieser Taktik. Da einem diese Musik in der Regel kaum aufgezwungen wird gibt es auch keine veritablen Gegner. Man spricht ein paar freundliche Worte - und wendet sich dann wieder Mozart oder Verdi zu....
    Man gibt die eigene Unwissenheit zu, ja man bedient sich ihrer sogar , um sich sozusagen stillschweigend und unauffällig zurückziehen zu können.


    Kommen wir zurück zum Titel des Threads: Er wurde von einem Pragmatiker - und keinem Dogmatiker verfasst.
    Hier wird von AKZEPTABLER Gegenwartsmusik geprochen - wohl wissen, daß mehr vermutlich (für die sogenannte Allgemeinheit) nicht drinnen ist...
    Es genügt meiner Meinung nach aber nicht, wenn Musik "akzeptabel" ist, sie soll "begeistern" - oder aber auch "unterhalten" - und das schlimmste Attribut stelle ich an den Schluß - auch GEFALLEN.


    Es hat sich in unserer Zeit - vermutlich in Opposition zum Schlager - eingebürgert, speziell das als künstlerisch hochwertig zu betrachten, was besonders hässlich ist. Ich sehe hier aber auch das Problem der Komponisten: Komponiert jemand "gefällig" (in unserer Zeit anscheinend ein Unwort) dann wird er von seinen Kollegen nicht ernst genommen - und oft sogar geschnitten. Oder aber man wirft ihm vor - zu "kommerziell" zu sein (z.B Lloyd Webber oder Schmidt-Kowalski -um nur einige zu nennen)
    Die Postmoderne hat sich von der Atonalität verabschiedet, aber scheinbar ist das auch nicht wirklich eine Lösung.
    Um "Tiefgang" vorzutäuschen wird oft ein depressiv machender düster mulmiger Klangbrei auf den Hörer losgelassen.
    Heitere oder erhabene Musik findet man so gut wie nicht mehr - hier ist man in der Vergangenheit besser aufgehoben.


    Die Periode "Klassische Musik" ist für mich abgeschlossen.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte oben die Minimal Music erwähnt, neu möchte ich hier Arvo Pärt nennen, der als "Brutalist" anfing und dann eine neue Einfachheit schuf, die ich gerne singe und gerne höre (Pärt ist einfach zu singen, aber nicht leicht zu singen, weil hier die Intonation absolut sauber sein muss). Ein Komponist, der mich auch immer wieder überzeugt, ist Thomas Adès (ich erinnere an Simon Rattles Antrittskonzert bei den Berliner Philharmonikern).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Entweder man spielt zu moderaten Gagen - oder als Hobby, während man als Beruf die klassische Musik hat.

    So läuft das auch im Wesentlichen. Der Stundenlohn ist vergleichbar mit dem des Reinigungspersonals und die Komponisten bekommen oft gar nichts. Manche bekommen allerdings für Auftragsarbeiten richtig viel und die Starensembles können gut leben. Davon gibt es in Österreich aber genau eines.



    Zitat

    Kommen wir zurück zum Titel des Threads: Er wurde von einem Pragmatiker - und keinem Dogmatiker verfasst.
    Hier wird von AKZEPTABLER Gegenwartsmusik geprochen - wohl wissen, daß mehr vermutlich (für die sogenannte Allgemeinheit) nicht drinnen ist...
    Es genügt meiner Meinung nach aber nicht, wenn Musik "akzeptabel" ist, sie soll "begeistern" - oder aber auch "unterhalten" - und das schlimmste Attribut stelle ich an den Schluß - auch GEFALLEN.

    Na, immerhin habe ich gefragt: "Findet Ihr aktuelle Musik, die Euch befriedigt?"


    Mich persönlich begeistert z.B. die Musik von Lachenmann, während das, was ich von Ries kenne, für mich durchaus akzeptabel ist, aber viel mehr ist da nicht drinnen ... die meisten Klassikfreunde werden Ries belanglos finden und Lachenmann schrecklich.



    Zitat

    Die Postmoderne hat sich von der Atonalität verabschiedet, aber scheinbar ist das auch nicht wirklich eine Lösung.
    Um "Tiefgang" vorzutäuschen wird oft ein depressiv machender düster mulmiger Klangbrei auf den Hörer losgelassen.
    Heitere oder erhabene Musik findet man so gut wie nicht mehr - hier ist man in der Vergangenheit besser aufgehoben.

    Das finde ich auch etwas bedenklich. Lange Zeit hatte ich eine Vorliebe für das Düstere und habe aus allen Epochen vorwiegend die Depressionisten auf mich losgelassen. Heute würde ich auch gerne mal den positiven Grundaffekt eines nicht-Sturm-und-Drang-Haydn aus einer gegenwärtigeren Schöpfung auf mich zuwehen hören ... na, ich werde mal wieder Glass auflegen, mal sehen.



    Zitat

    Die Periode "Klassische Musik" ist für mich abgeschlossen.....

    Und wo fängt sie für Dich an?

  • Meine Generation ist aufgewachsen mit Elvis, den Beatles, den Bee-Gees und auch den Stones. Ich habe ja selbst Tanzmusik in einer Kapelle gemacht. Und wer wollte bestreiten (auch eingefleischte Klassikfans sind da mitunter meiner Meinung), daß "I need your love tonight" von Elvis oder "Saved by the bell" von den BeeGees tolle Musik sind! Und unser Chrissy ist absoluter Stones-Fan. Warum nicht? Aber es ist doch auch Kunst, wenn auch mit höherem kommerziellen Zielen und Möglichkeiten. In England werden nicht nur klassische Interpreten geadelt, auch Rock- und Popsänger.


    Ich persönlich höre auch lieber Elvis oder BeeGees als Müller-Weinberg, Stockhausen u.a. Betonen möchte ich nochmals, daß mir manche moderne Gegenwarts - Klassische Musik zumindestens das Anhören wert ist. Manche auch nicht.


    Soweit ich mich da im außerklassischen Bereich auskenne, ist das aber alles schon recht alt, jedenfalls außerhalb der von mir vorgeschlagenen Grenze 1987. Die Freunde der Rockmusik klagen doch auch oft darüber, dass die goldenen Zeiten lange vorüber sind und der gegenwärtige Markt das Qualitätsvolle verschwinden lässt oder so.

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  • Lieber Wolfram,


    selbst wenn Du Pop nicht zur Kunst zählst (eine Meinung, die sich m.E. logisch nicht durchhalten läßt, sondern die allenfalls subjektiv begründbar ist), gibt es doch genügend Beispiele aus wohl unstreitig künstlerischen Abschnitten des Musikschaffens, wie z.B. der Barockmusik, die auch stark auftragsorientiert waren.


    Auch wenn wir hier den eigentlichen Auftrag ("ich Dir geben Knete, Du mir schreiben Stück") aus der Betrachtung herausnehmen, weil wir sagen, das sei keine Ziel-"Gruppe", wenn z.B. Mozart das Requiem für Walsegg verfaßt, oder Michelangelo dem Papst seine Kapelle auspinselt, sondern uns sozusagen auf die Fertigung von "Lageraufträgen" konzentrieren, also das Herstellen von Musik, ohne schon konkret zu wissen, an wen man sie denn nachher verkaufen kann, so wird wohl ein Komponist selten eine Musik verfaßt haben, von der er ziemlich sicher sein durfte, daß er sie gar nicht würde verkaufen können.


    Zielgruppe im Kopf ist deshalb vermutlich eher die Regel als die Ausnahme, da würde mich doch schon interessieren, wie Du zu der Ansicht gekommen bist, Kunst würde nicht auf eine Zielgruppe zugeschnitten. Die Beispiele, die Du nennst (Beethovens Septett, Große Fuge) sind m.E. nicht ganz überzeugend, weil Beethoven zu dem Zeitpunkt schon arriviert war, und sich eher erlauben konnte, etwas zu tun, auf das zwar er, möglicherweise aber niemand sonst, Lust hatte.


    :hello:

  • Die Freunde der Rockmusik klagen doch auch oft darüber, dass die goldenen Zeiten lange vorüber sind und der gegenwärtige Markt das Qualitätsvolle verschwinden lässt oder so.


    In Wirklichkeit klagen sie darüber, dass sie alt wurden und den gleichen Krams von damals nicht mehr aufgetischt bekommen. Natürlich gibt es Qualität bzw. Musiker, die gut musizieren. "Wir waren die bessere Generation" - wahrscheinlich ein Motiv, so alt wie die Menschheit.

  • ... und die Komponisten bekommen oft gar nichts.


    Das kann ich mir nicht vorstellen. Komponisten werden automatisch über Verwertungsgesellschaften wie AKM oder GEMA bezahlt. Es kommt halt darauf an, dass sie möglichst oft und mit möglichst viel Publikum aufgeführt werden....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Das kann ich mir nicht vorstellen. Komponisten werden automatisch über Verwertungsgesellschaften wie AKM oder GEMA bezahlt. Es kommt halt darauf an, dass sie möglichst oft und mit möglichst viel Publikum aufgeführt werden....


    Das stimmt - man darf halt nicht zu faul sein, die Anmeldung auszufüllen ... allerdings wenn der Eintritt sehr niedrig war und nur 20 Leute da waren, stellt sich die Frage, ob die magische Grenze 1 Euro überschritten wird :D außerdem gibt es gar nicht so wenige Gratis-Konzerte in dem Bereich, die gar nicht mal schlechter sein müssen als die teureren. Wenn mal was im Radio gespielt wird, kommt wirklich ein bemerkbarer Betrag dahergewachsen ... nun, was der Normalfall ist, kommt auf das betrachtete Komponisten-Sample an, und ich habe jetzt alle Komponisten im Visier, nicht nur die Stars.
    :hello:

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