Meine liebsten Haydn-Klaviersonaten

  • Liebe Freunde der "Wiener Klassik"


    Quasi als Ergänzung zum Thread


    Sind Haydns Klaviersonaten unterschätzt ?


    möchte ich diesen hier starten. Es wurde dort nämlich behauptet, daß Joseph Haydns Klaviersonaten nicht die Popularität jener von Mozart hätten.
    Johannes Röhl hat das dort folgendermaßen formuliert:


    Zitat

    Allerdings ist bis heute keine einzige der Haydn-Sonaten so bekannt wie die Handvoll der berühmtesten von Mozart.


    Ich möchte dem nicht prinzipiell widersprechen, und warum das so ist, da wäre der andere Thread der besser geeignete. Jedoch inwieweit die Haydn Sonaten WIRKLICH ein Mauerblümchendasein fristen - das könnte dieser Thread hier zutage fördern - bzw widerlegen.
    Daher starte ich hier wieder eines der ach so beliebten Votings. Es sollen die drei populärsten Haydn Klaviersonaten - so es denn welche gibt - eruieren.
    Die Spielregeln: Jeder Mitspieler soll mindestens EINE - höchstens aber DREI Klaviersonaten von Joseph Haydn nominieren. Es wäre schön, wenn eine Bedründung dafür erfolgte - Pflicht ist es indes NICHT.
    Die drei Nominierungen erfolgen wertfrei, soll heissen, jede bekommt EINEN Punkt.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich mache den - verspäteten - Anfang.


    Nr.1: Ganz klar Hoboken XVI:52 in Es-Dur. Jeder einzelne Satz fesselnd, nicht zuletzt das harmonisch abenteuerliche Adagio. Einer meiner absoluten Lieblingssonaten überhaupt, und garantiert die, die ich mir am öftesten anhöre (von allen Komponisten, wohlgemerkt).


    Nr 2: Hoboken XVI:49, ebenfalls in Es-Dur. Ein absolut herrliches Werk, nicht ganz so perfekt wie XVI:52 aber auch rundum beglückend.


    Nr. 3: Hoboken XVI: 37. Ein aberwitziges Werk mit dem spritzigsten Kopsatz aller Haydnsonaten, gefolgt von dem strengsten und düstersten Adagio. Der lakonische Finalsatz wirkt danach fast etwas spöttisch.



    Schade, dass man sich auf 3 beschränken muss, denn ich liebe fast alle Haydn-Sonaten!

  • Jedoch inwieweit die Haydn Sonaten WIRKLICH ein Mauerblümchendasein fristen - das könnte dieser Thread hier zutage fördern


    Nun, das scheint ja - leider - höchst eindrucksvoll gelungen. :pfeif:



    Jetzt, da ich alle Klaviersonaten Haydns mindestens einmal gehört habe (manche auch deutlich öfter), kann ich hierzu auch meine ersten Lieblinge nennen (und dem Thread hoffentlich noch einen Schub verpassen). Das mag sich mit der Zeit noch verschieben, aber im ersten Anlauf sind mir als besonders liebenswert in Erinnerung geblieben:


    Hob. XIV: 45 in Es-dur, deren melodische Wunderschönheiten und Wendungen insbesondere im Kopfsatz einfach ganz und gar hinreißend sind. Übrigens sich auch die anderen Sonaten um XIV:45 herum außerordentlich hörenswert!


    Hob. XIV: 35 in C-dur mit ihrem schwungvollen, lebensfroh daherkommenden Kopfsatz und dem melancholisch-schönen, aber nicht traurigen Adagio, die beide Züge kindlicher Unschuld zu tragen scheinen.


    Hob. XIV:42 in D-dur als deutlicher Gegensatz zu Hob. XIV:35 grüblerisch und emotional vielgestaltig mit reichlich musikalischem Zweifel aber auch großen Ausbrüchen im Kopfsatz, das kurze Finale dagegen gebrochen heiter und harmonisch sehr interessant: höchst spannend und ein schlagender Gegenbeweis für die These, Haydns Klaviersonaten seien im wesentlichen 'Gedudel'.

  • OK da mach ich mal auch mit:


    1. Hob XVI:52, nicht sehr originell, aber sie ist nun einmal die größte von Haydn. Spannend ist, dass der langsame Satz in E-Dur (in einer Es-Dur Sonate) ist.
    2. Hob XVI:49, wunderschöner langsamer Satz mit dramatischen Mittelteil.
    3. Hob XVI:20 mich überrascht, dass sie noch nicht erwähnt wurde. Die große C-Moll Sonate des Sturm und Drang, wahrscheinlich die erste “große” Sonate der Musikgeschichte.

    LG aus Wien.:hello:

  • Ich habe seit meiner Jugend eine besondere Schwäche für die Sonate Hob. XVI:19 in D-Dur.



    Es war die ersten Haydn-Sonate, die ich seinerzeit (aus einem Auswahlband mit Sonaten) im Klavierunterricht gespielt habe, woher sicherlich (zumindest zum Teil) der persönliche Bezug zum Stück rührt. Ich finde diese Sonate überaus charmant, eingängig und originell, und pianistisch ist sie für einen dilettierenden Laien wie mich gut zu bewältigen.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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  • Hier meine Favoriten:


    Klaviersonate Hob. XVI:48 C-dur

    Klaviersonate Hob. XVI:49 Es-dur

    Klaviersonate Hob. XVI:52 Es-dur


    Alle drei habe ich in Aufnahmen mit Vladimir Horowitz (1903-1989), der sich zeitlebens für Haydns Sonaten eingesetzt hat, allerdings nur für eine relativ kleine Auswahl. Was er aber der Schallplatte anvertraut hat, ist noch heute hörenswert und wird Bestand haben.

    The Complete Masterworks Recordings Vol. 5 (A Baroque and Classical Recital)

    enthält die Sonate Nr. 48 (Aufnahme: Philadelphia, 12/1968)

    KulturSPIEGEL - Die besten guten Klassik Vladimir Horowitz - The last recording

    enthält die Sonate Nr. 49 (Aufnahme: 1989), aus "The last Recital".


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    ich mag die Horowitz-Aufnahmen auch sehr. Ganz besonders die Nr. 49 von seines letzten Recitals. Das ist eine unvergleichliche pianistische und musikalische Delikatesse. Die Sonate Nr. 49 habe ich vor vielen Jahren auch mal mit Krystian Zimerman in der Düsseldorfer Tonhalle live gehört. Auch sehr, sehr kultiviert! Aber im Vergleich mit Horowitz hatte das dann doch eine gewisse Glätte. Die feinen rhythmischen Widerhaken arbeitet Horowitz heraus, wo Zimerman damals etwas egalisierend wirkte. :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ganz besonders die Nr. 49 von seines letzten Recitals. Das ist eine unvergleichliche pianistische und musikalische Delikatesse. Die Sonate Nr. 49 habe ich vor vielen Jahren auch mal mit Krystian Zimerman in der Düsseldorfer Tonhalle live gehört. Auch sehr, sehr kultiviert! Aber im Vergleich mit Horowitz hatte das dann doch eine gewisse Glätte. Die feinen rhythmischen Widerhaken arbeitet Horowitz heraus, wo Zimerman damals etwas egalisierend wirkte.


    Was meinst Du mit den "feinen rhythmischen Widerhaken"?


    LG :hello:

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