Ives, Charles: Streichquartette

  • Tag,


    die Streichquartette Nr. 1 und Nr. 2 von Charles Ives sind einerseits konventionelle Streichquartette, andererseits doch auch nonkonformistisch, ein wenig jedenfalls. Nr. 2 schafft durch die Satzbezeichnungen eine besondere Atmosphäre. Der erste Satz ist angeschrieben als 'Discussions', der zweite Satz entfaltet sich als 'Arguments', schließlich präsentiert der dritte Satz 'The call of the mountains'. Nach den Arguments hat man keine Schwierigkeiten, sich das dialogische shake hands vorzustellen, mit anschließendem Ausflug in die Bergeshöhen.


    Nr. 1 ist für den Kammermusik-Hörer keine Zumutung, die Anmutung ist wesentlich instrumentell, streichergerecht. Keine Experimente.


    Meine LP stammt von Nonesuch, das Concord Quartet interpretiert. Mittlerweile gibt es auf CD wohl diverse Darstellungen, darunter vom Emerson Quartet.


    MfG
    Albus

  • Guten Morgen,


    eben suchte ich im Forum nach Empfehlungen für die 2. Symphonie von Ives – dabei stieß ich auf diesen Thread.


    Seit einer Weile merke ich, dass mich modernere Musik immer mehr anzieht, weil dort viele spannende und neue Hörerlebnisse und –eindrücke zu warten scheinen. Und da ich sowieso Kammermusik sehr liebe, war es nicht ungewöhnlich, dass mich Ives’ Streichquartette ansprachen, wobei in der Tat das 2. Quartett etwas unzugänglicher ist.


    Als kostengünstige Alternative zum Kennen lernen kann ich das Juilliard Streichquartett empfehlen:



    Die CD enthält zudem das interessante und originelle Orchesterwerk „Three Places in New England“.


    Gruß, Cosima

  • Charles Edward Ives (1874 – 1954) hat etliche Kammermusikwerke geschaffen. Für Streichquartett sind drei davon bestimmt:


    - Streichquartett Nr. 1
    - Streichquartett Nr. 2
    - Scherzo für Streichquartett


    Für das 1. Streichquartett finde ich als Entstehungszeit sowohl 1896 als auch 1898 – 1902. Bei letzterer Angabe wird hinzugefügt, dass es auf Orgelstücke aus dem Jahr 1896 zurückgeht. Als Untertitel wird sowohl „A Revival Service“ als auch „From the Salvation Army“ genannt. Die Uraufführung fand erst im Jahr 1957 in New York statt, es spielte das Kohon String Quartet.


    Die Komposition des Scherzo wird mit 1903/04 angegeben, im Jahre 1908 stellte Ives es mit zwei anderen Werken zu einem „Set of Three Short Pieces“ zusammen. Eine meiner Quellen gibt als Untertitel „Holding your own“ an.


    Das 2. Streichquartetts ist in den Jahren 1907 bis 1913 entstanden. Einige Quellen nennen es das kammermusikalische Hauptwerk des Komponisten. Ives selbst zählte es zum Besten, was er je komponiert habe. Uraufgeführt wurde es im Jahre 1946 in Saratoga, New York, durch das Walden Quartet.


    Ives hat einige seiner Kammermusikwerke als „klingende Polemik gegen den etablierten Konzertbetrieb geschrieben“ (aus dem Booklet der MDG-CD mit dem Leipziger Streichquartett). Die Konzertabende des berühmten Bostoner Kneisel-Quartettes nannte er ironisch eine Abfolge „of mellifluous sounds, perfect cadences, perfect ladies, perfect programs, and not a dissonant cuss word to stop the anaemia and beauty during the whole evening“. (von honigsüßen Klängen, perfekten Kadenzen, perfekten Damen, perfekten Programmen, und nicht ein misstönendes Schimpfwort, um die abendfüllende Blutarmut und Schönheit zu beenden. - Übers. Wolfram)


    Man erkennt daran, dass Kritik am bürgerlichen Konzertbetrieb keine Erfindung der 68er oder der Linken nach dem Zweiten Weltkrieg ist.


    Zwei CDs mit den Werken für Streichquartett von Charles Ives liegen mir vor. Die CD des Emerson Quartets verbindet diese Werke mit dem Gattungsbeitrag von Samuel Barber. Dies ist hochwillkommen, ist doch der langsame Satz dieses Werkes nichts anderes als die Vorlage, aus der Barber auf Anraten Toscaninis sein berühmtes „Adagio for Strings“ schuf, wobei er lediglich – wenn ich es richtig überblicke – die Cellostimme zeitweise durch Kontrabässe verstärken lässt und ansonsten natürlich die mehrfache Besetzung jeder Stimme erlaubt. (Ich werde das nochmal prüfen und in einem späteren Thread über Barbers Streichquartett darauf eingehen.)


    Die CD des Leipziger Streichquartetts ergänzt die drei Werke für Streichquartett um mehrere kleine Stücke für Klavierquintett, in einem von diesen ist zusätzlich noch ein Englisch Horn vorgeschrieben. Diese Miniaturen haben Längen, die zwischen anderthalb und dreieinhalb Minuten liegen. Darf man den Angaben der CD trauen, so ist damit das komplette Werk von Ives, soweit es ein Streichquartett alleine oder mit anderen Instrumenten verwendet, auf dieser CD enthalten. – Beide CDs beinhalten rund 65 Minuten Musik.


  • Das erste Streichquartett hat vier Sätze:


    I. Andante con moto
    II. Allegro – Allegro con spirito – Quasi andante
    III. Andagio cantabile – Allegretto – Andante con moto – Adagio cantabile
    IV. Allegro marziale – Poco andante con moto – Allegro marziale


    Was ich oben geschrieben habe:


    Zitat

    Ives hat einige seiner Kammermusikwerke als „klingende Polemik gegen den etablierten Konzertbetrieb geschrieben“ (aus dem Booklet der MDG-CD mit dem Leipziger Streichquartett)


    trifft meines Erachtens auf dieses Werk voll und ganz zu. Dazu später mehr. –


    Der erste Satz ist eine ruhige Fuge über die erste Zeile der “Missionary Hymn”, auch bekannt unter ihrem Textbeginn “From Greenland’s Icy Mountains”. (Auf YouTube sind alle diese Gesänge zu hören, zum Teil sind im Internet auch Noten zugänglich.)


    Das Thema beginnt auf „c“ im Cello (0:00/0:00), ganz schulmäßig antwortet die Bratsche auf „g“. Das zweite Dux-Comes-Paar stellen dann die beiden Violinen, wiederum auf „c“ und „g“, wobei der Einsatz der zweiten Violine bereits eine unerwartete harmonische Ausweichung bringt. Nicht schulgemäß ist, dass der Dux-Comes-Abstand zwischen Cello und Bratsche drei Takte, zwischen den beiden Violinen aber viereinhalb Takte beträgt.


    Die zweite Durchführung (ab 1:01/1:03) ergänzt das Thema (zuerst in der Bratsche) um die dritte (und letzte) Liedzeile der Hymn „Coronation“ („All hail the power of Jesus‘ name“ – Vorsicht, dieses Lied gibt es in mindestens zwei Fassungen, eine im 3/4-Takt mit dem Namen „Diadem“ ist die falsche). Dieses neue Thema wird nun dominant und wandert durch die Stimmen.


    Bei 3:12/3:23 beginnt ein Orgelpunkt im Cello auf „C“, dazu erklingt in der 1. Violine die dritte Zeile der „Missionary Hymn“ als neues Thema. Das Stück macht den Versuch von Engführungen. Bei 3:53/4:05 gibt es so etwas wie den Ansatz zu einer grandiosen kontrapunktischen Krönung des Satzes, endend auf einer Dissonanz. Generalpause, dann ein choralartig verbreiteter Schluss.


    In seiner 4. Sinfonie hat Ives diesen Satz wieder verwendet unter dem Titel „Fugue: Andante moderato con moto“. Den Schluss hat er geändert. Für ein Programmheft gab Ives die folgende Beschreibung: „Die Fuge … drückt den Rückzug des Lebens auf Formalismus und Ritual aus.“

  • Ist man erst einmal darauf aufmerksam geworden, dass in der Fuge einiges aus den Fugen läuft, was einem fortgeschrittenen Schüler des Kontrapunktes nicht mehr passieren dürfte, fängt man an zu suchen – und findet. Ich meine, Ives führt hier sein Auditorium an der Nase herum – und macht dessen fehlenden musikalischen Sachverstand ohrenfällig. Jeder, der hier wohl- und selbstgefällig zuhört (erlesene Menschen hören erlesene Musik – oder so ähnlich – wer sagte das neulich …?) wird hier vom Komponisten am Nasenring durchs Parkett der eigenen Borniertheit gezogen.


    Das geht los mit dem Einsatz der 1. Violine – stümperhaft gegen die Regel in anderem Abstand von der 2. Violine als der Abstand zwischen Cello und Bratsche. Ein reiner Genusshörer merkt nix. Die 1. Violine darf ihr Thema noch nicht einmal fertigspielen, ebenfalls gegen die Regel – das Stück driftet in eine andere Oktave. Das ist nur zu bemerken, wenn man genau hinhört auf aufpasst, was „eigentlich“ passieren müsste.


    Teile des ersten Zwischenspiels sind „übernommmen“ aus Bachs Dorischer Fuge für Orgel (BWV 538 - Ives war selbst Organist) (00:54ff/00:54ff). Die zweite Durchführung (ab 1:01/1:03) ist nur angetäuscht – zwar spielt die 1. Violine (oder die 2.?) das erste Thema, aber der Kontrapunkt dazu ist ein neues Thema (aus „Coronation“, siehe oben) in der Bratsche – und nur dieses neue Thema wird im folgenden durchgeführt (mehrmals in der 1. Violine)! Eventuell rechnet Ives sogar damit, dass mancher Hörer gar nicht merkt, dass beide Themen verschieden sind – sie sind einander einigermaßen ähnlich.


    Einmal ist noch kurz der Kopf des ersten Themas in einer moll-Variante zwischen mehreren Einsätzen des zweiten zu hören (1:34/1:39), dann ein letzter strahlender Einsatz des ersten Themas, mündend in einem Zwischenschluss auf der völlig unerwarteten und unlogisch verwendeten Subdominante – nur ein völlig tumber Hörer kann hier eine besonders genialische Wendung vermuten.


    Generalpause, danach weiter im Piano mit seltsamen Dissonanzen, die Bedeutsames suggerieren – in Tat und Wahrheit ist das Stück hier völlig durch den Wind, aber so, dass ein unmusikalischer Hörer nichts davon merkt. Mehrere Einsätze des ersten Themas, bei 2:58/3:06 wieder das zweite Thema. Ab 3:12/3:23 dann der Versuch von Engführungen über einem Orgelpunkt – dieses Stilmittel ist bekannt aus vielen Werken (z. B. aus Mendelssohnschen Orgelfugen: Sonate c-moll 4. Satz, Fuge G-Dur op. 37,2), aber ach – wie ungelenk. Ein letztes Aufbäumen bei 3:53/4:05, es klingt fast wie eine besonders meisterhafte Engführung – aber eben nur fast - und verendet bei 4:00/4:12 auf einer im Rahmen der verwendeten Tonsprache völlig inakzeptablen Dissonanz.


    Die dann folgende choralartige Verbreiterung setzt dem Ganzen dann die kitschige Krone auf. Besonders lächerlich ist der Trugschluss G-Dur (=Dominante) -> e-moll, der in den Außenstimmen Antiparallelen aufweist (1. Violine g‘‘-> e‘‘, Cello G -> e) – stümperhaft hoch drei, Reger hätte eventuell A-Dur statt e-moll geschrieben (ähnlich wie etwa in den Antiklimaxen seiner Choralfantasien für Orgel), das wäre noch richtig gut, doch ein genussorientierter Hörer würde die Fehlerhaftigkeit des Ives’schen Satz wohl noch nicht einmal bemerken. Ist dann die Tonika erreicht, werden wie bei einem schlechten Organisten noch etliche Schlussformeln aneinander gehängt, noch ein Vorhalt, noch einer, man findet kein Ende …


    Das Ganze ist also absichtlich ganz schlecht geschrieben, aber doch wieder so gekonnt, dass der Wohlstandsbürger, der „perfekte Konzerte mit perfekten Damen“ usw. usw. besucht (siehe obiges Zitat von Ives), nichts merkt, sich in einem wunderbar dahinfließenden Stück wähnt und hier nach Strich und Faden akustisch übers Ohr gehauen wird und in all seiner Tumbheit vorgeführt wird. Herrlich!


    Wer meint, das gäbe es nicht, das könne nicht sein: Beethoven macht im dritten Satz der Pastorale etwas Ähnliches, wenn er seine Dorfmusikanten gegen den Takt einsetzen lässt. Beethoven wollte offenbar nur die Dorfmusikanten auf die Schippe nehmen. Wer’s heute im Publikum nicht merkt, mag sich in das Publikum von Ives‘ erstem Quartett willig einreihen …

  • Der zweite Satz ist in dreiteiliger Form geschrieben: A – B – A‘. Das Thema, das Teil A zugrunde liegt, ist eine Paraphrasierung des Liedes „Beulah Land“. Dieses kann man z. B. auf dieser CD finden, auf der neben den beiden großen Sinfonien verdienstvollerweise auch einige „Hymns“ (amerikanische Gemeindelieder) eingespielt sind, die in der 4. Sinfonie verwendet werden:



    Ansonsten findet man „Beulah Land“ natürlich in vielerlei Form auf YouTube. Man merkt sofort, dass die Paraphrasierung sehr frei ist. – Bitte nicht verwechseln mit „Sweet Beulah Land“, dieses wurde erst 1973 komponiert. – „Beulah“ steht in amerikanischen Bibeln übrigens für das gelobte Land (Jes 62,4).

    In diesem Satz irritieren insbesondere einige harmonische und sonstige Freiheiten (das ist euphemistisch formuliert), die wohl dem nahe kommen, was Ives mit „dissonant cuss word“ (misstönendes Schimpfwort, siehe weiter oben) meinte. Dabei fängt alles ganz harrmlos an, erinnernd an ebenso harmlos beginnende Mahlersche Ländler, die erst später Abgründe offenlegen.


    Spätestens bei 0:15/0:15 ist ein Taktwechsel zu hören, auch danach fliegt man als mitverfolgender Hörer immer wieder auf köstlichste Art aus der Bahn. Die Textur wird nach und nach immer dichter, die Faktur nach und nach komplexer, bis bei 0:56/0:57 der B-Teil beginnt und sich das Stück sozusagen durch Flucht nach vorne wieder fängt.


    Dieser B-Teil ist nun – folgt man den Literaturangaben - auf dem Lied „Shining Store“ aufgebaut. Diesen Zusammenhang empfinde ich als sehr lose, wenngleich einige Motivfetzen des Liedes wiederzuerkennen sind, insbes. einige Terzen.


    Auch in diesem Teil gibt es etliche Taktwechsel, man muss jedoch gut hinhören, um sie zu bemerken. Offenbar soll auch hier wieder das dösende Publikum eingelullt werden und im Glauben gewiegt werden, Ernsthaftestes zu hören.


    Der A‘-Teil beginnt bei 3:51/3:45. Ab 4:42/4:40 dann eine Coda mit geradezu aberwitzigen Harmoniewechseln – Liszt war ein Waisenknabe dagegen. Der nun aufgewachte Hörer wird aber sofort wieder besänftigt mit schmeichelnden Klängen bei 5:12/5:15. Herrlich der völlig unerwartete Schluss – mitten in der Phrase ...


    Der dritte Satz beginnt genauso vordergründig harmlos-naiv wie der zweite. Man merkt schnell, dass Ives auch hier ein paar Stolpersteine eingebaut hat, man beim oberflächlichen Hören gar nicht mitbekommt. Die Form ist wiederum A – B - A‘.


    Das Thema des A-Teils basiert auf dem Hymn „Nettleton“ („Come, Thou Fount of ev’ry blessing“), welches von Ives zunächst kaum verändert wurde, aber dann …

    Der B-Teil beginnt bei 1:51/1:56 nach einer Generalpause mit einem Pizzicato gespielten Ostinato (das sich dann doch verändert). Es kommen alle drei bisher verwendeten Hymns als Material vor. In diesem B-Teil gibt es dann ein schnelleres Einsprengsel (bei 2:27/2:30), das jedoch nur kurz währt und in die Beschaulichkeit des Beginns dieses Teils zurückfindet. Noch einmal das Einsprengsel (bei 3:13/3:15), dieses Mal zu höheren Aufgeregtheiten führend (Tremoli), aus denen erst ein neuer Hymn („Coronation“?) erlöst (3:28/3:30).


    Bei 4:12/4:16 wird dann der A‘-Teil erreicht.


    Dem letzten Satz liegt dann „Stand up, stand up for Jesus“ zugrunde, ein Hymn von George J. Webb (1803 – 1907 [sic!]). Allerdings wieder in paraphrasierter Fassung, bei der die zugrunde liegende Melodie nicht mehr so einfach zu erkennen ist. Auch „Coronation“ aus dem 1. Satz ist wiederzuerkennen. – Ives komponiert am Ende des Satzes offenbar zum ersten Mal (wenn man die übereinander gelagerten Tänze in Mozarts „Don Giovanni“ nicht zählen will) polymetrisch: Einige Instrumente haben 3/4-Takt, andere zur selben Zeit 4/4. Unbeschadet dieser „echten“ Polymetrik gibt es häufige Wechsel zwischen geraden und ungeraden Taktarten.


    Los geht es also mit dem 1. Thema (0:00/0:00), „Stand up stand up for Jesus“ in paraphrasierter Fassung. Ab 0:44/0:42 sind zwei etwas deutlichere Fetzen dieses Hymns zu hören. Dann wird es hochkomplex, bis bei 1:15/1:14 Beruhigung einsetzt: Wir sind im B-Teil und hören „Shining Store“, wie im B-Teil des zweiten Satzes. Mehrfache Überlagerung von Hymns ist gegen Ende zu hören.


    Bei 3:00/3:05 erreichen wir den A‘-Teil. Ab 4:08/4:12 wäre dann die Coda anzusetzen, die im Cello dann die komplette Melodie von „Stand up stand up for Jesus“ hören lässt. Gut versteckt.


    Welche Einspielung?


    Den feinnervigen Klang der Emersons finde ich dieser Musik angemessener als den eher dichten und satten Klang der Leipziger. Auch bringen sie etwas mehr Schwung für die amerikanischen Liedzitate mit, so dass ich dieser Interpretation den Vorzug geben möchte. Nicht ohne hinzuzufügen, dass die Leipziger ohne jeden Zweifel hervorragend spielen.

  • Die Atmosphäre des 2. Quartetts genieße ich sehr, finde auch die Idee des "vertonten" Gesprächs von vier Männern, die miteinander diskutieren und in Streit geraten, um sich dann schließlich zu vereinigen und die Harmonie zu genießen, nett. Ives wollte wohl mit diesem Stück heraus aus der, wie er sagte, "zunehmenden Verweichlichung und Banalisierung der Streichquartettmusik", was ihm auch gelang, aber die Musik klingt nach meiner Empfindung dennoch nicht nur kraftvoll, sondern auch elegant und schön - wenn da nicht die vielen (allerdings nur sehr kurzen) Zitate wären, die mich aus dem Fluss immer herausbringen. Ich weiß, viele mögen diese Zitattechnik gerne, mich selber stört es nun mal, wobei ich durchaus sehe, dass sie in diesem Stück programmatischen Sinn haben.


    Abgesehen von meinen persönlichen kleinen Bedenken ist das 2. Quartett ein Werk, dass Ives für mich nachvollziehbar zu seinen stärksten gezählt hat.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)