Es gibt kaum eine Arie, die ich gedanklich so unmittelbar und fast imperativ mit einer bestimmten Sängerin verbinde wie die sogenannte "GLÖCKCHENARIE" aus LAKMÉ von LEO DELIBES: "Ah, où va la jeune indoue" mit MADO ROBIN!
Seit ich MADO ROBIN 1952 zum ersten Mal mit dieser Arie hörte und sofort davon hingerissen war, mit welcher Mühelosigkeit und Exaktheit sie diese extrem schwierigen Koloraturen und Verzierungen bewältigte, habe ich diese Arie nie wieder in einer derart überzeugenden Interpretation gehört. Deshalb wird diese Glöckchenarie für mich wohl für immer untrennbar mit dem Namen MADO ROBIN verbunden bleiben. Inzwischen besitze ich auch fast sämtliche Plattenaufnahmen mit diesem exzeptionellen französischen Kororatursopran, der übrigens u. a. auch mit dieser Arie bei youtube zu hören und bewundern ist. Mit LAKMÉ ist MADO ROBIN an der OPÉRA COMIQUE PARIS 1500 mal aufgetreten! (sic!!) Sie wurde aber auch als GILDA in RIGOLETTO, als VIOLETTA in LA TRAVIATA, OLYMPIA in LES CONTES D'HOFFMANN, als LEILA in LES PECHEURS DE PERLES, als KÖNIGIN DER NACHT in DIE ZAUBERFLÖTE, nicht zuletzt auch mit Auftritten in DONIZETTI's LUCIA DI LAMMERMOOR und STRAWINSKI's LE ROSSIGNOL gefeiert, vor allem an der GRAND OPÉRA PARIS, in MARSEILLE, MONTE CARLO, SAN FRANCISCO, LOS ANGELES, auf italiensichen Bühnen, und in der SOVJETUNION. Ihre bedeutendsten und bleibendsten Interpretationen waren zweifelsohne die LUCIA DI LAMMERMOOR und die Titelrolle in LAKMÉ.
MADO ROBIN wurde am 29. 12. 1918 in Yseures-sur-Creuse bei Tours geboren und starb am 10. 12. 1960, 41-jährig auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in Paris an Krebs. Schon 1937 hatte sie den ersten Preis beim CONCOURS DES SOPRANOS DE L'OPÉRA DE PARIS gewonnen. 1952 wurde sie mit dem GRAND PRIX DU DISQUE ausgezeichnet. Trotz ihrer großen Erfolge und Berühmtheit zeichnete sie sich durch große Bescheidenheit und natürliche Liebenswürdigkeit aus.
MADO ROBIN soll als eine der ganz wenigen Sängerinnen in der Gesangsgeschichte das viergestrichene C gesungen haben. Lediglich von YMA SUMAC, der peruanischen Sopranisten (*1927) ist bekannt, daß sie einen ähnlichen Stimmumfang aufwies. Sie war aber mehr auf folkloristische Gesänge spezialisiert und konnte sich ausdrucks- und repertoiremäßig nicht mit MADO ROBIN messen.
Viele Grüße
wok