Namen sind Schall und Rauch - oder doch nicht ?

  • Hallo Forianer,


    Wieder mal ein Sommerthema aus meiner Recyklingkiste, ein Thema wo sich jeder beteiligen kann, ohne erst lange Hörsitzungen zu absolvieren


    Mal Hand aufs Herz, wem ist es noch nicht so ergangen:
    Da interessiert man sich für ein Werk aus einer Epoche, in der man, na sagen wir mal, nicht gerade ein Spezialist ist,
    oder die jüngeren (ich meine hier jung in der "Klassikszene", Newbees, Einsteiger etc, Anfänger würde ja heute niemand mehr sagen ) die sich auf diesem Parkett generell noch nicht so sicher bewegen und man weiß eigentlich nicht welche Aufnahme man kaufen soll.
    Was macht ihr ? Lest Ihr einen Testbericht, oder kauft ihr "auf gut Glück", hört Ihr in die Aufnahmen hinein, oder nehmt ihr die mit dem für diesen Bereich berühmtesten Interpreten ?
    Wie wichtig ist euch der Name des Dirigenten, des Solisten, des Orchesters, seine Reputation (vor allem wenn Ihr glaubt, den Unterschied zwischen "Durchschnitt" und "aussergewöhnlich nicht selbst beurteilen zu können ???)
    Oder nehmt Ihr einen Interpreten, von dem ihr persönlich noch nie ettäuscht wurdet ?
    Mögt ihr "Nachwuchskünstler, oder direkter gefragt, zahlt Ihr für deren Aufnahmen auch Vollpreis, oder müssten die Eurer Meinung nach vorerst im Budgetbereich angesiedelt werden, bis sie berühmt sind ?


    Fragen über Fragen....


    Gruß
    aus Wien
    Alfred


    Bereits an anderer Stelle veröffentlicht
    (c)2004 by ALfred Schmidt Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ach ja...die Namen...wie oft verwechsel ich diese...
    Man muss ja jetzt nur mal ganz aktuell beim Thread gucken, was ich gerade höre...eine kleine Dirigentenfamilie...Kurt der Vater und seine zwei Söhne. Ich hab eben sogar gezweifelt, ob sie wirklich Thomas und Michael heißen...


    Also, beim Kaufen ist es in den vergangenen Tagen so gewesen, dass ich einfach mal den Komponisten genau im Visier hatte und auch ein paar Wünsche an Werken.
    Für mich sind Hörproben mehr oder weniger wichtig. Wenn ich im Internet die Möglichkeit finde, eine Hörprobe zu bekommen, nutze ich sie, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Aber da dies nur ein sehr kurzer Ausschnitt ist, kann er nie über die ganze Aufnahme urteilen.
    Ich lege Wert auf Kritiken. 1. auf eine Hörerfahrung, die sozusagen ohne Aufforderung dasteht (bei jpc gibt es ja solche Kritiken). Dann aber auch, die vergebenen Sternchen von Kunden. Aner auf alle Fälle auch, was ich an Kritik hier im Forum dazu höre. Hier unterscheide ich aber. Einmal direkt zu einer Aufnahme. Wenn jedoch eine Aufnahme nicht diskutiert wurde, dann auch zu den Interpreten. Sie spielen an sich eine Rolle, aber ich muss sie nicht kennen. So suche ich zum Beispiel Beiträge über diese Künstler und versuche mir ein Bild ihres Könnens zu machen. Werden ihre Darbietungen eher geschätzt oder sind sie eher ein Reinfall.


    Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich zwar Wert auch auf die qualitative Darbietung lege, aber es muss auf keinen Fall eine Referenzaufnahme oder eine Annäherung daran sein.


    Manchmal möchte ich aber auch einfach mal einen Interpreten (ich schließe in diesem Fal jetzt Dirgent und Solist ein) kennenlernen. Dann suche ich gezielt nach ihm. Meist in Verbindung mit einem Werk, dass vorher auch bestimmt wurde...


    Denkt jetzt nicht, ich kaufe ständig CDs :D seeeeeeeeeeeeehr selten...aber mein Wunschzettel ist laaaaaaaaaaaang...


    Ja...irgendwie hab ich das Gefühl, was vergessen zu haben, aber mir fällt nichts ein...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Salut,


    Namen sind keineswegs Schall und Rauch... jedenfalls nicht in diesem Bezug. Wie sagte doch Marie von Ebner-Eschenbach? Die Großen schaffen Großes, die guten das Dauernde. In diesem Sinne sind Präsenzen eben einfach gut, oder das, was von der Mehrzahl für gut befunden wird.


    Mir selber sind Interpreten eigentlich relativ egal; wenn ich eine CD erwerbe, dann des Werkes wegen. Möchte ich einen bestimmten Interpreten hören, dann gehe ich in ein entsprechendes Konzert oder erwerbe eine CD. Hier ist mir dann relativ egal, was er/sie spielt.


    Zudem habe ich ein ähnliches Problem, wie Maik - die Namen! Ich kann sie mir einfach kaum merken [muss wohl am Geburtsdatum liegen ;)].


    bien cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Aus den mir bekannten Verkaufsziffern einer Firma, die auch Klassik anbietet, leite ich ab (dürfte nicht allgemein so zutreffen):


    Interpretennamen werden gekauft, allerdings nicht zu jedem Preis.
    Sie sind ein Markenartikel und somit Garant für Markenware.


    Zwischen den Komponisten gibt es (no-na) große Unterschiede
    (Mozart, Beethoven, Schubert im Vergleich zu "Modernen" z.B.)
    Innerhalb der Interpreten gibt es Unterschiede.
    Ich glaube aus den Ziffern, daß primär der Dirigent und der Solist entscheidend ist, aber das Orchester auch stimmen muß. Das Orchester allein macht es nicht.
    Ließen mich die Wiener Philharmoniker ans Pult und würden wir Beethovens Fünfte einspielen, müßte ich die Auflage verschenken, könnte ich dies finanzieren.
    Spielen die Wiener/Berliner "moderne", so muß es ein namhafter Dirigent (am besten HvK) sein.


    Linien, die erfolgreich dieses Prinzip nicht befolgen, sind Naxos und Arte Nova, obwohl man dies auch nicht so verallgemeinern darf.


    Persönlich habe ich meinen "eingefahrenen" Geschmack und bin auch von Namen abhängig. Ich brauche relativ lange bis ich "neue" Interpreten an mich heranlasse. Eine Ausnahme war Mariss Jansons.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Zitat

    Zudem habe ich ein ähnliches Problem, wie Maik - die Namen! Ich kann sie mir einfach kaum merken [muss wohl am Geburtsdatum liegen ;)].


    Ja ja...die Namen :D
    Dann stehe ich mit diesem Problem wenigstens nicht allein da :]



    Da ich schon unterschiedliche Varianten des CD-Kaufes ausprobiert habe, will ich mich nun langsam aber sicher entscheiden, wobei ich bleibe.
    Ein Patantrezept gibt es dafür sicher nicht...das muss jeder für sich wissen.
    Da ich sowohl auf gut Glück, aber auch gezielt gekauft habe, jedoch bisher gute Erfahrungen gemacht habe, fällt es mir schwer, mic zu entscheiden...obwohl eigentlich auch nicht.
    Auf gut Glück werde ich sicher nicht mehr machen, denn das Risiko ist ja weitaus größer, einen Flop zu kriegen. Klar passiert das auch, beim gezielten kaufen, aber ich denke eher seltener.
    Deshalb werde ich de Variante benutzen, mir den Komponisten und das Werk zu wählen...eine große Rolle spielen die Namen von Dirigent und Orchester dann aber nicht...sie sollten schon was können, aber es müssen keine Ausnahmeleistungen sein...
    Ich denke dies ist ein ganz gutes Prinzip und ich werde auf alle Fälle in diese Richtung weiter "experimentieren". Mal sehen...vielleicht ändere ich ja später mal meine Meinung und kaufe nach Interpreten.
    Aber Schall und Rauch sind sie sicher nicht!!!


    Übrigens stammt der Ausspruch aus Faust ;)


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Salut,


    ist Euch aufgefallen, dass wir dementieren, Namen seien Schall und Rauch und -


    können uns Namen nicht merken... ?


    :wacky:


    bien cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Als ich anfing klassische Musik zu hören und CD's zu kaufen, achtete ich noch nicht auf die Interpreten.
    Mein Opa meinte ich solle mir Aufnahmen mit Karajan kaufen, das wären die besten.


    Dumm nur, dass ich seine Barockaufnahmen schon damals als absolut scheußlich empfunden habe....


    Ziemlich schnell merkte ich aber, das Alte Musik - zu der ich mich immer mehr hingezogen fühlte - viel besser auf alten Instrumenten klingt.
    Vor allem war auch die musikalische Gestaltung viel liebevoller.


    Schnell lernte ich die einschlägigen Dirigenten und Ensembles kennen und kaufte bevorzugt diese Einspielungen. Doch ich hatte auch keine Scheu Aufnahmen von unbekannten Ensembles zu kaufen,
    denn bei Alter Musik ist die Gefahr vor miesen Einspielungen eigentlich geringer, da hier meist Spezialisten am Werk sind.


    Aufnahmen von irgendwelchen Kammerorchestern (und seien sie noch so berühmt), die meinen sie müssten Barockmusik auf modernen Instrumenten spielen, kaufe ich gar nicht mehr, da diese Interpretationen durch die Bank nicht das Niveau der Spezialisten halten können, schon allein was den Basso Continuo angeht.
    Wenn dann noch Quietsch-Trompeten à la Adré oder Güttler hinzukommen, dann ist es ganz aus.
    Aber Ausnahmen gibt es immer, Helmut Müller-Brühl z.B. dessen Interpretationen sind noch ganz gut, aber würde er historisches Instrumentarium verwenden, wären sie um Längen besser.


    Seit dem ich im Forum bin, hatte sich mein Interesse auf die Vorklassik und die Klassik ausgedehnt - hier ging ich gleich auf die HIP Schiene.


    Einige Abstecher in die Romantik habe ich auch gemacht, mich dabei allerdings von den Texten hier im Forum leiten lassen.
    Trotzdem die Musik des 19. Jahrhunderts bleibt mir fremd.


    Aber Namen sind wichtig, denn so kann man sich vor garantiert negativen Erfahrungen schützen :D
    Ich habe da so eine "Anti-Liste" im Kopf mit Dirigenten, die ich mittlerweile meide, weil ich ihre Interpretationsansätze nicht mag und teilweise für falsch Halte:


    Ludwig Güttler
    Alan Curtis
    Nikolaus Harnoncourt
    Helmut Rilling
    Jean Christophe Spinosi
    Rene Clemenci
    Viktor Lukas
    (Hervé Niquet) ... bessert sich zur Zeit und hat die Chance dieser Liste zu entkommen :D


    das gleiche gibt es auch für Sänger, die ich einfach nicht mag


    Jörg Waschinski
    Monserrat Caballe
    Joan Sutherland
    etc.



    ich denke schon dass man mit der Zeit Namen kennen sollte um eben unerwünschten Interpretationen aus dem Wege zu gehen, bzw. solche Aufnahmen zu ergattern, die mehr dem eigenen Geschmack entsprechen.

  • He!


    Eine Händeloper mit Waschinski unter Curtis' Leitung wäre ein Freudenfest! :evil: :boese2:


    Ansonsten stimmen wir gut überein.


    :hello:


    Ulli

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  • Ich habe diesen - scheinbar nicht sehr erfolgreichen - Thread vor nunmehr mehr als 3 Jahren gestartet, aber sogar selbst kein Statement zur Eingangsfrage abgegeben...


    In Bezug auf "berühmte Namen" habe ich die Strategien mehrmals geändert.


    Zu Beginn meiner "Sammlerkarriere" , ich war etwa 15, war ich genötigt auf den Preis der Schallplatten (CD war noch nicht erfunden) zu achten.
    Ich kaufte vorzugsweise Markenlabel wie "Deutsche Grammophon", "Decca" und "Philips", hier jedoch fast auschliesslich Zweitauflagen, also beispielsweise die Serie "Resonance" etc......


    So bekam ich in der Regel gute Hausmanskost, aber die ganz berühmten Namen wie Karajan oder Solti blieben mir verwehrt.


    Irgendwann bekam ich dann mit, daß Interpreten einen enormen Einfluß´auf den Eindruck eines Werkes haben können -und begann auf Interpretennamen zu achten.


    Ich machte allerdings auch die Erfahrung, daß "berühmter" nicht unbedingt mit "besser" gleichzusetzen sein. So waren mir Karajans Beethoven-Sinfonien damals zu "sportlich" gemessen an mir bekannten Einspielungen ("Beethoven in Turnschuhen")


    Ich hatte kein Geld für "Experimente", daher "klebte" ich förmlich an Lieblingdirigenten und - Solisten, soll heissen, hatte einer meine Zustimmung gefunden, so kaufte ich vorzugsweise Aufnahmen von ihm.
    Diese Politik prägt meine Sammlung übrigens noch bis heute....


    Kaufte ich ein Werk lediglich um eine "Repertoirelücke" in meiner Sammlung zu füllen, dann verließ ich mich auf "bombensichere" Aufnahmen, die als das Maß aller Dinge galten. Ich ging davon aus, daß dies die einzige Chance war, festzustellen ob ein Werk für mich geeignet war oder nicht.


    Heute habe ich die Taktik geändert, Werke die ich mir lediglich zum Kennenlernen - nicht aber aus Freude am Werk - zulege, dürfen durchaus von zweitklassigen Interpreten stammen - ich weiß heute, daß diese Werke mir auch dann nicht gefielen, würden sie von weltberühmten Spezialisten dargeboten.


    Heute kaufe ich speziell im Bereich der Oper gerne Zweit- oder Drittaufnahmen mit unbekannten Interpreten - um Standard von Spitzenleistungen unterscheiden zu lernen. Allerdings hat sich herausgestellt, daß man hiebei oft auch Überraschungen erleben kann......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred,
    ich bin zwar kein Einsteiger :D, und ich habe natürlich auch Vorlieben für bestimmte Interpret(inn)en, aber dennoch höre ich mir beim Kauf einer CD zum Vergleich auch gerne mal andere Sänger(innen), Orchesteraufnahmen oder Dirigate an! :yes:
    So kam es vor Jahren z. B., dass ich dadurch auf den mir bis dato völlig unbekannten Bariton "Rudolf Knoll" aufmerksam wurde.
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel::jubel: :jubel: :jubel: :jubel::jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel::jubel: :jubel: :jubel::jubel:
    Meine Begeisterung war dermaßen groß, dass ich recherchierte und ihn in Salzburg ausmachte. Wir telefonierten, und bei einem meiner Urlaube in Tirol machte ich einen Abstecher nach Salzburg, und so lernte ich den wunderbaren "Bariton" sogar persönlich kennen. Er bekleidete damals eine Professur für Gesang am Mozarteum.
    Also es kann schon ganz spannend sein, wenn man sich auch mal "unbekannteren" Künstler(inne)n widmet! :yes:


    Sonntägliche Grüße aus Kassel nach Wien,


    herzlichst,


    diotima :hello: :hello: :hello: :hello::hello:

  • Ich glaube, daß dieser Thread gerade jetzt wieder aktuell ist, wo zahlreiche Neumitglieder das Forum mitprägen. Zudem ist er ein idealer Sommerthread, weil man relativ locker vom Hocker schreiben kann - man KANN seine Meinung begründen- aber es ist nicht verpflichtend. Die genauen "Spielregeln" dieses Threads entnehme man Beitrag Nr 1


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schall und Rauch? Keineswegs! Denn die wahre Erfüllung finde ich in Werken, die mir viel bedeuten, mit Dirigenten und/oder Solisten, die meinem Musikgeschmack entsprechen, stellt sich doch der Hörgenuß nur ein, wenn das Resultat eine Einheit von Werk und Ausführenden ergibt. Wenn eins der beiden unzulänglich ist, leidet doch die ganze Chose darunter.


    Meine Meinung - was heißt Meinung, das ist meine Überzeugung!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Hallo,


    1. Die Entscheidung liegt bei mir, d. h. meinen Ohren, d.h. meinem Gehirn.
    2. Tritt der Fall ein, dass mir das schwer fällt, tritt automatisch 1. in Kraft.


    Beispiele:
    Ich habe mir für meinen Bestand (die für mich 4.) Aufnahme der Brandenburgischen 1 - 6 gekauft mit "Il Giardino Armonico" obwohl mir im Forum dringend davon abgeraten wurde - die Bläser im 1. und das Continuo im 6. haben mich überzeugt.


    Ich brauche dringend eine zeigemäße Aufnahme von Bachs Messe - es führt kein Weg dran vorbei, mir die Schnipsel bei JPC anzuhören - was eine zeitaufwändige Sache wird und vom Festhalten der Höreindrücke schwierig ist - ich werde Empfehlungen im Forum bei JPC nachhören ob es für mich paßt.


    Bei der z. B. Winterreise gilt es Kompromisse zu machen - keine Einspielung ist bei allen Liedern optimal - und Fischer-Dieskau/Moore ist für mich der beste Kompromiss. Was nicht ausschließt, dass mir die Aufnahme mit Scot Weir gut gefällt, seine Stimme ist sehr passend, seine Aussprache fast akzentfrei, aber die Gitarren"begleitung" (die sehr "hübsch" klingt) kann das Klavier nicht ersetzen und an die Interpretation von Fischer-Dieskau kommt er nicht heran. Und Prey kommt für mich wegen seiner Intonationsschwäche nicht in Frage.


    Ich brauche auch eine bessere Aufnahme der Orffschen Carmina - ich werde mir keine kaufen mit einer von der Stimme ungeeigneten Sopranistin - der Chor ist nat. sehr wichtig, aber wenn das "Dulcissime" (für mich der Gipfelpunkt) nicht passt?


    Viele Grüße
    zweiterbass
    (Also Namen sind mir ziemlich egal.)

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Bei mir ist es mit großen Namen immer ein hin und her. Manchmal vertraue ich ihnen, weil sie bisher (für mich) oft etwas Positives brachten, manchmal lasse ich sie aber auch bewusst beiseite.
    Ich habe meine Lieblingssänger, das kann manchmal schon mal den Ausschlag für eine Aufnahme geben.
    Es gibt auch manche Dirigenten, denen ich positiver gegenüber stehe als anderen, weil ich bisher gute Erfahrungen mit dem Jeweiligen hatte. Andererseits ist es, wie zweiterbass erwähnt, meist einfach das Ohr, das entscheidet.
    Genauso kann das alles aber auch ins Negative schlagen, so dass mich bestimmte Namen regelrecht von vornerein abschrecken.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Wir leben ja in einer Zeit, wo relativ unbekannte Künstler über nacht als "Weltstars" verkauft werden und "Größen der Vergangenheit" als obsolet - historisch nicht informiert etc. etc. abgetan werden.
    Dann spiel auch der Preis eine Rolle. Es gibt Aufnahmen mit einst berühmten Künstlern, die sich nicht so verkauft haben wie erhofft, bzw die Käufer haben einer anderen Einspielung des betreffenden Werkes die Siegespalme zuerkannt oder sie gar zur Referenz gekürt. Diese Aufnahmen werden dann - oft sogar von einem Zweitverwertungslabel wieder aufgelegt und zum Schleuderpreis verkauft - stets mit Hinweis auf die Berühmtheit des Interpreten
    Ob hier der große Name die Erwartungen erfüllt, die man in ihn gesetzt hat ?
    Oder ist einem junger begeisteten Newcomer der Vorzug zu geben. Leider werden die ja zum Vollpreis angeboten, was in keiner Relation zum Bekanntheitsgrad dieser Interpreten steht....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wir leben ja in einer Zeit, wo relativ unbekannte Künstler über nacht als "Weltstars" verkauft werden und "Größen der Vergangenheit" als obsolet - historisch nicht informiert etc. etc. abgetan werden.
    Alfred


    Hier sprichst Du ein großes Wort gelassen aus. (Ich habe schon des öfteren erfahren müssen, dass hier im Forum Interpreten richtiggehend gehypt werden, die ich keinesfalls in die erste Reihe setzen würde, andererseits wirklich Große und den Musik"betrieb" prägende Altvordere nasenrümpfend abgetan werden. Ma, così è la vita!)

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • An sich lasse ich Threads, die sich nicht so recht durchsetzen konnten doch eher ruhen - ausser ich denke, er hätte bisher übersehenes Potential. Oft liegt es auch am Threadersteller der einen irrefürrenden oder mehrdeutigen Titel gewählt hat - bloß weil er originell sein wollte. Wer hat beispielseweise DIESEM Thread diesen schwülstigen Titel verpasst ?? - Ähh - ist ja nicht so wichtig.
    Stellen wir also die Titelfrage DIREKTER:
    Wie wichtig ist Euch beim Kauf, daß es sich um einen BERÜHMTEN Interpreten handelt ? (Oder darfs auch mal ein Nobody oder ein Newcomer sein) Lasst ihr Euch durch PR der Plattenfirmen beeinflussen, die frisch gefangte Interpreten (die meist biliig sind) als "Ausnahmeinterpreten" verkaufen wollen - und wenn das nicht binnen eines Jahres klappt - fallen lassen wie eine heisse Kartoffel ?


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nie im Leben habe ich eine CD auf gut Glück gekauft, es sei denn, ich suche ein ganz bestimmtes Werk. Dann ist es mir schon mal egal, wer es vorträgt. Ich lese hier gern die Ankündigungen für Neuerscheinungen und die Einkaufszettel, wobei ich mich immer freue, wenn zwei, drei Sätze dazu geschrieben stehen. In einem dieser Threads fand ich den Hinweis auf Bachs JOHANNESPASSION in der Bearbeitung von Robert Schumann (Danke!!!). Die habe ich mir sofort bestellt, weil ich sie unbedingt hören wollte und mich dabei natürlich nicht gefragt, wer denn nun die Solisten seien, der Chor, das Orchester und der Dirigent. Bin ich jetzt schon auf eine Art Werbung hereingefallen? Wenn ja, dann fiel ich schön weich - die Aufnahme ist nämlich sehr spannend.


    Gern kaufe ich alle verfügbaren Aufnahmen von Interpreten, die mir sehr wichtig sind. Da können auch Werke dabei sein, die ich mir nicht zulegen würden, hätte einer meiner Säulenheiligen darin nicht mitgewirkt. Einer meiner merkwürdigsten Einkäufe war die 9. Sinfonie - eine Chorsinfonie mit Solostimmen - von Hans Werner Henze mit den Berliner Philharmonikern unter Metzmacher. Diese Aufnahme musste ich haben, weil der Text auf dem Roman "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers fußt. Diesen Roman halte ich für einen der bedeutendsten, der je in deutscher Sprache geschrieben wurde. Dass der von mir sehr verehrte Metzmacher der Dirigent ist, war nicht kaufentscheidend. Es war ein schöner Zufall.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Da ich schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel habe hat sich meine Strategie mehrfach geändert. Ursprünglich - ich war etwa 15 - habe ich auf die Interpreten gar nicht geschaut - zum einen - weil ich es mir preislich gar nicht leisten konnte - beispielsweise nach Karajan Aufnahmen Ausschau zu halten - So erwarb ich zum moderaten Preis (heute Midpreis, denn Budget gab es nicht) die Aufnahmen die DGG grade aussortierte, weil die ganz berühmten Interpreten die anderen verdrängten. So kam ich zu Aufnahmen von Ferdinand Leitner, Ferencz Fricsay, Kurt Sanderling - und war sehr zufrieden mit ihnen. Auch später, als der finanzielle Aspekt keine allzugroße Rolle mehr spielte (ich bin nicht reich, aber Nichtraucher, Nichtautobesitzer, Single der keine Beziehungen einging und sich nur seinen Hobbys widmete) las ich Kritiken erst NACH dem Kauf - was mir zahlreiche wunderbare Aufnahmen in die Sammlung rettete, die nach Meinung der (deutschen) Kritik nicht so gelungen waren. Heute kaufe ich vieles nach, was ich bereits in meiner Vinylsammlung hatte, aber ausgemustert wurde. Ich habe erst vor 3 Tagen durch Zufall entdeckt, daß ich Beethovens Klavierkonzerte unter Böhm nicht auf CD nachgekauft habe.Und ich kaufe vieles, das ich einst auf meiner Liste hatte, aber aus verschiedenen Gründen nie angeschafft hatte. Ich versuche heute also die "großen Interpreten der Vergangenheit - die teilweise meine Jugend prägte - wenn auch vieles nicht in meinen Besitz gelangen konnte.
    Aber ich kaufe auch - oft mit Mißtrauen oder gegen besseres Wissen - Aufnahmen von heutigen oder sogar Nachwuchsinterpreten. Das ermöglicht mir einerseits zu vergleichen - meinen Informationsstand aktuell zu halten und im Forum mitzudiskutieren. Gern kaufe ich auch Budgetproduktionen von Werken die ich bereits 5 oder mehfach von Weltklasseinterpreten besitze, um besser zwischen Standard und Luxus unterscheiden zu können. Da gibt es dann aber oft Überraschungen........
    Im Nischenrepertoire - dem derzeit mein Hauptinteresse gilt - gelten ohnedies ganz andere Namen und Spielregeln.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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