Hallo,
zur Biographie von Eugene Gigout - 1844 - 1925 - wie üblich siehe "Wikipedia". Gigout ist im Thread "Französische Orgelmusik" bislang der 1. Komponist, der keine Cavaille-Coll-Orgel zur Verfügung hatte.
Zitat aus "Wikipedia": "1863 wurde Gigout zum Organisten der Pariser Pfarrkirche Saint-Augustin ernannt, eine Stelle die er bis zu seinem Tod über 62 Jahre hinweg innehaben sollte. 1868 erhielt die Kirche eine große Orgel von Albert Peschard, die ihn zu Kompositionen (Einfügung: Fast ausschließlich für die Orgel) anregte und auf der er zahlreiche Konzerte gab". Aus dem Booklet: Ab 1911 wurde er Nachfolger von Guilmant an der Musikhochschule von Paris, wo Widor und Vierne seine Assistenten waren; durch weitere Studien gewann er viel Empathie für Bach, Händel und Mendelsohn. Er genoss in Frankreich großes Ansehen und war aufgrund seines angenehmen Wesens sehr beliebt.
Das komplette Orgelwerk - Volumen I - V - wurde nur von Gerard Brooks eingespielt, der seine Ausbildung in England begann und bei dem Cesar Frank-Spezialisten "Daniel Roth" seine Ausbildung am Konservatorium in Straßburg fortsetzte und sich auch sehr für die Orgeln von Cavaille-Coll interessierte.
Auch zu der Kathedrale von "Laon" und die dort eingebaute Orgel (einschl. Disposition) verweise ich auf "Wikipedia" und ergänze (aus dem Booklet):
Die erste Orgel wurde 1698-70 eingebaut und 1899 von dem Orgelbauer Didier erweitert. der auch in den Werkstätten von Cavaille-Coll gearbeitet hatte; sie ist eine der wenigen, im Originalzustand erhaltenen Orgeln von Didier. Im 1. Weltkrieg wurden Teile der Metallpfeifen requiriert, aber als 1922, der Sohn von Didier, die Orgel wieder aufbaute, waren Teil aus der Beschlagnahmung doch noch vorhanden. Von 1988-92 restaurierte der Orgelbauer Gonzales (er hat auch die Orgel von Saint. Pierre in Beauvais im Klang von Cavaille-Coll restauriert - auf dieser Orgel alle hier vorgestellten Werke von C.Franck) die Didier Orgel, auch auf dem Klang der Cavaille-Coll-Orgeln aufbauend.
Der Organist Gerard Brooks ergänzt: Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war die Orgel in einem fragilen Zustand; die Traktur war hörbar, es gab Klangprobleme mit den Pfeifen und auch die Windversorgung war fehlerhaft. Zitat: "I hope these problems do not detract too much from the beauty of this unique instrument."
Für die Orgelwerke habe ich nur die Noten der längeren Stücke; die kürzen Stücke erwähne ich ähnlich meinen Beiträgen 1 + 2 bei Dubois.
Nr. 1 Praeludium, F-Dur, Allegro moderato, 4/4
(Registrierung: Manual 8-Fuß - Pedal 16- und 8-Fuß)
Bis 0.15 /4/ erklingt im Pedal - wie eine Einführung - zweimal das Thema, dass von 0.27- 0.31 /8-12/ auch zweimal auf dem Manual, rechts und links im Oktavabstand, gespielt wird. Die nun folgende Bearbeitung endet bei 3.55 /90/ und nachdem das Thema ja nur 2-taktig ist, gibt es eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten, Harmonik, Registrierung, Tempo, Dynamik, Thema in Notenwerten verdoppelt, Thema zersplittet (trotz nur 2 Takten), Thema erweitert um Durchgangsnoten usw. Dann kommt das Thema im Pedal und rechts ist das Thema in den Tonabständen verringert und in den Notenwerten verdoppelt zu hören, in /99/ wird dies in etwa zwischen Pedal und rechts vertauscht; das Stück endet Piu largo in ff und
und einem im Tonumfang großen Schlussakkord.
Nr. 2 Scherzo, g-Moll, Allegro con brio, 3/8
(Registrierung: Solostimme 8- und 4-Fuß - Große Orgel und Positif 8- und 4-Fuß - Pedal 16- bis 4-Fuß)
Bis 0.10 /12/ wird das Thema vorbereitet, was in einem über *4 Takte und 3 Oktaven aufwärts gehenden Sechszehntellauf* endet. Dann das Thema rechts, Viertel- und Achtelnote je Takt, bis 0.16 /20/ und die leicht veränderte Wiederholung bis 0.23 /28/; dabei links auf dem je 2. Taktteil stets ein die Harmonik stützender Achtelakkord und bei der Wiederholung eine Achtel- und Sechszehntelnote, welche das Thema imitiert; diese besondere Rhythmik ist im ganzen Stück immer wieder [wie erinnernd] zu hören [und gibt einen etwas flüchtigen, wie vorbei huschenden Höreindruck]. Die dann folgende Bearbeitung endet bei 1.06 /76/, dann kommt das Thema rechts in Sechszehntelläufen mit Durchgangsnoten [was den flüchtigen Höreindruck noch verstärkt] und die anschließende weitere Bearbeitung endet nach einer vorhergehenden vorbereitenden Modulation auf über 3 Takte ausgehaltenem "g1" rechts bei 2.03 /143/ , es folgt der Tonart- und -geschlechtswechsel nach Es-Dur. Das nun folgende 2-taktige Motiv, es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Thema, wird zweimal gespielt bis 2.12 /142/, die dann folgenden Variationen enden bei 2,55 /186/ und es folgt ein Wechsel nach H-Dur und ab 3.11 /203 nach h-Moll um ab 3.19 /211 bei G-Dur anzukommen (zuvor bei /223 - 226/ der über *) und ab 3.35 /227/ wieder in der Grundtonart g-Moll mit der Wiederholung zum großen Teil identisch mit 0.23 bis1.58 /28-131. Bei 5.23 /347/ beginnt nun mit sempre legato und 9 Takte später mit ff die Vorbereitung auf den Schluss, mit einem großen rit., einem lang ausgehaltenen Schlussakkord und 1 Takt zuvor die Andeutung der beiden Themen.
Nr.3 Fughetta
Im kurzen Stück ist das Fugenthema gut zu erkennen und es endet ganz überraschend in Dur.
Nr. 4 Andantino, C-Dur, ¾
(Registrierung: Gambe 8-Fuß in Schwebung, Pedal 8- und 16-Fuß)
(Hier wird die Traktur und Windversorgung im Pedal schon recht deutlich hörbar.)
Das Thema erklingt rechts bis 0.28 /8/ und wiederholt bis 0.54 /16/; dabei bringt links sofort anfangs eine Parodie des Themas, was das Pedal in einem Mix aus Parodie und Thema ab /2/ tut. [Dadurch ist das Thema schnell deutlich) und die Triolen geben dem Andante das Andantino. Nach einer kurzen Bearbeitung. kommt ab 1.37 /29/ wieder das Thema und wird - mit vermehrt Triolen - verarbeitet, was bei 2.32 /44/ endet. Ab /45/ kommt rechts eine Variation des Themas, was schon in /17/ zu hören ist und bevor das knapp 4-Minuten-Stück ab /54/ mit einem Orgelpunkt rechts mit rit. und cresc. ausklingt, summieren sich in /51-53/ die Triolen. [Ein stimmungsvolles kleines Stück, was sich z. B. zur Kommunion, wiederholt gespielt, eignet.]
Nr. 5 Intermezzo, D-Dur, Allegretto non troppo, 2/4
(Registrierung: Solostimme 2-, 4-, 8-Fuß - Positif 4- 8-Fuß - Große Orgel ohne 8-Fuß - Pedal 8- und 16-Fuß)
Das 1. Thema, sofern man von einem Thema sprechen kann, wird bis 0.22 /18/ in Manual und Pedal vorgestellt - hier schon in Akkordrückung - wobei das Pedal"motiv" quasi zum Manualthema dazu gehört und bis 0.57 /46/ variiert wird. Dann folgt ein Wechsel nach A-Dur und zugleich im Manual ein 2.Thema, was sich beinahe als Umkehr des 1. Themas anhört, es aber nicht ist und bis 3.07 /134/ variiert wird und ab /67/ wechselseitig links/rechts viele Triolen kommen. [Manche Passagen "huschen" gleichsam - durch die Häufung von Sechszehntelnoten und -pausen - vorbei, andere erhalten durch einen Orgelpunkt links oder Pedal mehr "Beständigkeit", die Triolen wiederum geben dem "non troppo" etwas flatterhaftes.]
Die nun folgenden Bearbeitungen und Variationen sind besonders durch den Tongeschlechts- und -artwandel bestimmt [dabei erfolgen innerhalb auch noch Akkordrückungen, sodass ein sehr uneinheitlicher Harmonikgehöreindruck entsteht] : Ab 3.08 /135 a-Moll, ab 3.44 /163/ H-Dur, ab 4.08 /181 fis-Moll und ab 4.25 /193 wieder die Grundtonart A-Dur, verbunden mit einer Wiederholung - 0.23 bis 0.57 /19-46/ - die bei 4.59 /221/ endet. Der erneute Tonart- und -geschlechtswechsel nach B-Dur endet bei 6.02 /265, wobei in dieser Bearbeitung die Triolen nochmals deutlich zunehmen.
Ein letzter Wechsel zur Grundtonart D-Dur und die nun folgenden Bearbeitungen umfassen beide Themen in allen bislang gehörten Variationen, wie schon aufgeführt; das Stück endet mit einem 2-stimmigen Orgelpunkt (Terzakkord) in der Oberstimme rechts /339-348/. [Es waren mit Vorzeichen zu hören: D-Dur, A-Dur, a-Moll, H-Dur, fis-Moll, B-Dur und dazu noch "unzählige" Akkordrückungen - also kein Mangel an Abwechslung der Harmonik - für mich "etwas zu unruhig" - eben ein Intermezzo.]
Viele Grüße
zweiterbass
Nachsatz: Ab Nr. 6 der CD folgt im nächsten Beitrag.