Das fiktive Interview - Pornophelia Ciccerone

  • Zum Geleit:
    Diese Reihe soll ein reales Spiegelbild des heutigen aber mehr noch des morgigen Opernbetriebs, des Regietheaters und seinen Anforderungen an die Darsteller - von Opernsängern wird man in Zukunft kaum mehr sprechen können - sein.
    Unser junger fescher Starreporter, der für Tamino die Interviews macht (Name der Redaktion bekannt) wird hier kurz mit den Buchstaben TK was für (Insidern sei es verraten) TAMINO KLASSIKFORUM steht.
    Hier nun der Bandmitschnitt. Er wurde an einigen Stellen freiwillig gekürzt um der Zensurbehörde zu entgehen...
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    TK:Liebe Opernfreunde, Frau Pornophelia Ciccerone ist ein neuer Star dies hiesigen Opernhauses und es ist uns gelungen mittels überzeugender Argumente ein Interview mit ihr zu bekommen.


    PC: Ham se die Kohle dabei


    TK: Aber natürlich


    PC: Lass rüberwachsen.


    TK. (schiebt ein Bündel Banknoten in Richtung der Künstlerin) Bitte sehr.


    PC: Fangen Sie an.


    TK: Frau Ciccerone, wie wir hören, haben sie einen Jahresvertrag für die hiesige
    Saison am hiesigen Opernhaus erhalten ?


    PC: Genau


    TK: Frau Ciccerone, wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, werden sie dort die
    Hauptrolle in Verdis La Traviata singen ?


    PC: Genau


    TK: In der Opernszene sind sie bisher ein unbeschriebenes Blatt. Wie kam es zu diesem Engagement? Wo hatten sie ihre Geangsausbildung


    PC: Bauxibär - äh ich meine, der Herr Intendant, meinte, das wäre nicht unbedingt nötig, singen kann schliesslich jeder. Aber natürlich habe ich Bühnenerfahrung – Ich habe früher im Cabarett „Die nackte Wahrheit“ Chansons gesungen


    TK: Zweideutige ?


    PC : Eindeutige


    TK Verstehe. Was war denn der Grund für ihr Engagement?


    PC: Mein besonderes Talent


    TK: Und worin besteht das ?


    PC: Ich trete gerne nackt auf. Bauxi, äh der Herr Intendant hat gemeint die herkömmlichen Sängerinnen seien zu spiessig – und meistens auch nicht besonders sexy. Diese Frau mit dem farbigen Namen, die ich spielen soll……


    TK: Violetta ?


    PC: Richtig. Oder so ähnlich jedenfalls. Die soll ja eine ganz Perverse sein – zumindest in dieser Inszenierung


    TK: Wer inszeniert denn ?


    PC: Keine Ahnung. Den Namen hab ich noch nie gehört – Irgend ein unbekannter Spanier glaub ich…..


    TK: Verstehe – Welche Kostüme sind denn vorgesehen, welches Bühnenbild ? Und wer sind ihre Kollegen ?


    PC: Sie scheinen sich mit Oper nicht gut auszukennen glaube ich. Und deshalb sollten sie auch keine Interviews zu diesem Thema machen.
    Aber gut: Wir brauchen keine Kostüme, wir sind jung modern und aufgeschlossen und wollen ein zeitgeistiges Publikum anlocken – von den Discos in die Kulturstätte Opernhaus.
    Natürlich spielen wir nackt. Der Regisseur meint, das wäre sowieso das intereessanteste an der gesamten Oper von diesem Komponisten mit dem farbigen Namen


    TK: Verdi


    PC.Genau.


    TK: Und die andern Darsteller ?


    PC: Musikstudenten kurz nach dem Abschluss. Die können sich erstens nicht wehren, weil die einen Job brauchen – und einige freuen sich schon auf die Orgie im ersten Akt und den ersten Akt überhaupt – wenn sie verstehen was ich meine (lacht anzüglich)


    TK: Wo ist den da eine Orgie ? Im Libretto steht keine.


    PC: Mann sind sie ignorant – Sie sollten sich besser vorbereiten wenn sie mit einer Künstlerin ein Interview machen – Natürlich gibt’s eine Orgie ganz am Anfang - wo ich singe:
    Liebiamo – Lieben wir uns – (vorwurfsvoll) Soviel Italienisch sollten Sogar Sie verstehen.
    All das spielt sich auf einer Drehscheibe ab - der besseren Sicht wegen.
    Überhaupt geht die Post ab in der Oper. Bis ich am Ende mein unschuldiges Leben ausrauche.


    TK: Ausrauche ?


    PC: Ja, ich muss dann solange Husten bis ich tot bin. Ich trainiere schon und rauche 6 Zigarren am Tag. Als Zugabe gibt's vorher noch was Erotisches (kichert) im letzten Akt – eine geile Oper. (trinkt einen Grappa - es ist der vierte während unserer Anwesenheit)


    TK: Frau Cicerone – Wir danken für das überaus aufschlussreiche Gespräch.


    PC: (die nicht sieht, dass das Band noch mitläuft):
    Was ist Süßer – Du gefällst mir - hast Du schon was vor heut Abend ? – Das wird eine heisse Nacht – und Du schreibst dann eine Super-Kritik über mich, wenn in einer Woche Premiere ist….


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    Copyright 2012 Tamino Klassikforum Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    du hast es wieder einmal genau getroffen. Auf diesem Niveau müssen Darsteller schon sein, wenn sie das alles machen wollen, was opernfremde Verunstaltungsregisseure und Bauxibären von Ihnen neuerdings erwarten. Wenn man manche Interviews und Kritiken liest, kommen sie dem schon recht nahe. Na dann "gute Nacht, Oper".


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Liebe Sognatrice



    Zitat

    ...und die Stechmücke fehlt auch nicht...

    tröste dich. Gegen Stechmücken sind wir immun. Die kann man lächelnd zwischen den Fingern zerquetschen. Ich biege mich immer vor Lachen, wenn die Stechmücke es wieder einmal an meiner Lederhaut versucht. Ihr enttäuschtes Protestsurren ist dann Musik in meinen Ohren :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo zweiterbass,


    sie ist eine Frau und hat sich in ihrer Vorstellung auch selbst so bezeichnet. Da sowohl sie - weit mehr als ich - die italienische Sprache beherrscht, spreche ich sie eben mit der weiblichen Bezeichnung von Sognator an, was sie mir sicherlich auch nicht übel nimmt. Wie würde wohl "Liebe Sognator" klingen?! Ähnlich wäre es, wenn ich "Lieber Knusperhexe", der ja ein Mann ist, sagen würde. Weil mir inzwischen geläufig ist, dass du dich an vielem stößt, und wenn es nur solche Sachen sind, nehme ich dir das nicht mehr übel. :hahahaha:


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich beglückwünsche Dich erneut für Deinen ganz hervorragenden Beitrag, besonders was die Begründung/Schlussfolgerung (nicht die mich betreffend!) angeht.
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler