Immer wieder fasziniert es mich, jene Stimmen "zum Leben zu erwecken", deren Namen ja immerhin noch einige kennen, aber kaum jemand live gehört hat.
Kein Wunder, die von mir abgehörten Aufnahmen stammen aus den Jahren 1930 bzw 1931, sind als ein dreiviertel Jahrhundert alt.
Die Rede ist hier von Aufnahmen des russisch-amerikanischen Bassisten Alexander KIPNIS (13.2.1891 Shitomir (Ukraine) 14.5.1978 (USA)
Nach Studien in Berlin und Warschau debütierte er in Hamburg.
Er trat in der Folge an allen bedeutenden Opernhäusern Europas und in Chigago. 1927-33 Auftritte in Bayreuth, 1936 in Glyndebourne als Sarastro, 1937 in derselben Rolle in Salzburg unter Toscanini.
1934 Emigration in die USA . 1940 Debüt an der Metropolitan Opera New York.
Kipnis sang sowohl deutsches und russisches, als auch italienisches und französisches Repertoire.
Was mir an seiner Stimme auffiel , ist, daß er einerseit sehr voluminös und strahlend sing, anderseits ist die Stimme sehr wandlungsfähig, sie kann plötzlich leicht und geschmeidig, fast dezent und schlank klingen.
Der Sänger legt offensichtlich keine Wert darauf zu glänzen, sondern auf eine perfekte, gelegentlich eigenwillige Gestaltung der Rolle, die gerade verkörpert, wobei er auch vor "hässlichen" Tönen nicht zurückschreckt. Er gilt als einer der bedeutendsten Bässe der gesamten Schallplattengeschichte, weit über seineGeneration hinaus.
Auf der hier gezeigten CD aus dem Hause Preiser in guter Schellack-Überspielungs Qualität (leicht bis mittel gefiltert, die Stimme kommt ziemlich unverfärbt) singt Kipnis Arien vion Mozart, Rossini, Weber, Lortzing, Nicolai Gounod, Verdi, Wagner und Richard Strauß, sowie zwei Russische Volkslieder
An der Arie des König Philipp aus Don Carlos in deutscher Sprache("Sie hat mich nie geliebt") kann man ermessen wie unwichtig die Sprache werden kann, wenn die richtig Person die Rolle verkörpert...
Für Liebhaber von historischen Stimmen ein Muß
Beste Grüße aus Wien
Alfred