Victor Nessler ( 1841 – 1890 )
Der Trompeter von Säckingen
Romantische Oper in einem Vorspiel und drei Akten
Libretto: Rudolf Bunge nach Victor Scheffel
Originalsprache: Deutsch
Uraufführung: Leipzig 1884
PERSONEN DER HANDLUNG
Freiherr von Schönau, Bass
Maria, seine Tochter, Sopran
Graf von Wildenstein, Bass
Gräfin Wildenstein, seine geschiedene Frau und Schwägerin des Freiherrn, Alt
Damian, Sohn des Grafen aus zweiter Ehe, Tenor
Werner Kirchhofer, Student, Bariton
Konradin, ein Landsknecht, Bass
Haushofmeister, Bariton
Rektor, Bass
Studenten, Landsknechte, Soldaten, Dienerschaft, Bauern, Volk
Ort und Zeit der Handlung: Heidelberg, Säckingen und Umgebung, nach dem Dreißigjährigen Krieg
VORSPIEL
Im Hof des kurfürstlichen Schlosses in Heidelberg bei Nacht
Studenten - unter ihnen Werner – singen ein Lied ("Alt Heidelberg, du feine"). Über den Schluss des Liedes, in dem vom Reiten die Rede ist, spotten die Landsknechte, weil die „Federfuchser“ im Gegensatz zu ihnen keine Pferde besitzen.
Der Haushofmeister gebietet im Namen der Kurfürstin Ruhe. Die Studenten machen sich über ihn lustig. Sie fordern Werner auf, seine Trompete zu blasen. Dann bringen sie gemeinsam mit den Landsknechten der Kurfürstin ein Ständchen. Der Haushofmeister droht den Rektor herbeizuzitieren, was die Studenten nur spotten lässt.
Konradin, dem das Trompetenspiel gefallen hat, möchte Werner für die Landsknechte werben. Doch dieser lehnt zunächst ab, obwohl er gerne Reitersmann wäre. Man erfährt von ihm, dass er von einem Professor der Heidelberger Universität Zigeunern abgekauft wurde, und dieser ihm das Studium verordnet habe. Die Landsknechte versuchen, ihn mit Gewalt in ihre Reihen zu bringen, und es entsteht ein Streit zwischen ihnen und den Studenten.
In diesem Augenblick erscheint der Rektor und verweist die Studenten von der Universität. Daraufhin lassen sich diese freiwillig von den Landsknechten anwerben.
ERSTER AKT
1. Bild: Platz vor der Kirche in Säckingen
Die Bürger feiern das Fridolinsfest. Konradin, ein Landsknecht, der im Dienst der Stadtherren steht, streitet mit den Bürgern. Da taucht Werner, ein Student, auf und wird von ihnen herzlich begrüßt.
Als die Gräfin Wildenstein mit ihrer Nichte Maria auf den Weg zur Kirche macht, wollen aufsässige Bauern ihnen den Weg versperren. Konradin und Werner treiben sie aus dem Weg. Maria und Werner finden Gefallen aneinander. Die Gräfin erkundigt sich nach dem ritterlichen jungen Mann. Konradin stellt ihn vor und erzählt auch von der Herkunft Werners und seinem jetzigen Stand. Von der Gräfin erfahren wir, dass sie auch einen Sohn hatte, der ihr geraubt wurde und jetzt im Alter Werners sein müsse. Dann treibt sie ihre Nichte zum Kirchgang an, während Werner - für Maria schwärmend - zurückbleibt.
2. Bild: Zimmer im Schloss des Freiherrn von Schönau
Der Freiherr von Schönau klagt über seine Gicht. Er erwartet den Grafen von Wildenstein, der seinen Sohn Damian mit Maria verheiraten möchte, um einen alten Streit mit seiner Exfrau zu schlichten. Die Gräfin und Maria kommen aus der Kirche zurück und von ihrer Auseinandersetzung mit den rebellischen Bauern. Der Freiher klagt nun , dass der Schlosstrompeter , welcher bei Überfällen die Signale zu blasen hatte, kürzlich verstorben sei. Auf Vorschlag Marias, die in einem Lied ihre Zuneigung zu Werner durchblicken lässt, befiehlt der Freiherr, diesen trotz der Warnungen der Gräfin zu sich zu rufen. Da auch er Gefallen an ihm findet, stellt er ihn nicht nur als Trompeter ein, sondern möchte auch, dass Werner seiner Tochter Musikunterricht erteilt, worüber diese sich natürlich sehr freut.
ZWEITER AKT
Platz im Garten des freiherrlichen Schlosses
Werner komponiert ein Lied für Maria. Konradin kommt hinzu und Werner berichtet ihm, dass er nie mit Maria allein sein kann, weil sie ständig von der Gräfin überwacht würden.
Als die Gräfin mit Maria erscheint, versucht Konradin, seine argwöhnische Herrin fortzulocken. Es gelingt ihm schließlich, indem er vorgibt, der Freiherr habe sie gebeten, die Weinmenge, die er aus dem Keller holen dürfe, zu überwachen. Allein geblieben gestehen Maria und Werner sich ihre Liebe. Obwohl man die Gräfin noch aus der Ferne vernimmt, sie höre die beiden nicht musizieren und käme gleich wieder, umarmen und küssen sie sich. In diesem Augenblick taucht die Gräfin wieder auf, ist entsetzt und benachrichtigt den Freiherrn, der gerade mit den Bauern streitet.
Als dieser erfährt, was geschehen ist, erklärt er, dass er bereits einen Schwiegersohn aus seinem Stande erwählt habe.
Herolde verkünden die Ankunft des Grafen von Wildenstein mit seinem Sohn Damian aus zweiter Ehe. Diese Ankunft wird mit Chorgesang und einer Pantomime begleitet.
Die Gräfin ist verärgert über das Eintreten ihres geschiedenen Ehemanns. Maria weigert sich, den trotteligen Damian, dem sein Vater erst Mut zusprechen muss, zum Mann zu nehmen. Doch der Freiherr hört nicht auf das Flehen seiner Tochter. Er verweist Werner des Hofes, der traurig Abschied nimmt („Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen…“).
DRITTER AKT
Im Schlosshof des Freiherrn von Schönau
Maria beklagt den Verlust ihres geliebten Trompeters Werner.
Vor den Mauern belagern Bauern das Schloss. Der Graf von Wildenstein ermuntert seinen ängstlichen Sohn, einen Ausfall zu wagen, der erwartungsgemäß misslingt. Da erscheinen Werner und Konradin mit einer Schar von Landsknechten und schlagen die Bauern in die Flucht. Werner wird verwundet. Beim Verbinden entdeckt Konradin an seinem Arm ein Mal, das dem der Gräfin von Wildenstein gleicht. Dies weist ihn als ihren und damit den ersten Sohn des Grafen, den Erben von Wildenstein, aus.
Auch der Freiherr will nun von dem feigen Damian nichts mehr wissen und gibt Werner für dessen tapferes Eingreifen seine Tochter zur Gemahlin. Die jungen Leute jubeln und die Bürger feiern ihren Retter.