Welchen Stellenwert räumt ihr "Nordischen Sinfonikern" ein ?

  • Eigentlich war dieser Thread als "Nordische Sinfoniker - nicht gefragt ?" konzipiert, und zwar auf Grund des anfänglich eher flauen Echos auf einige Sibelius-Themen. Indes - die Zeit hat uns überrollt, die Threads zum Thema Sibelíus haben doch einige Antworten bekommen.
    Geblieben ist jedoch die Frag nach dem Stellenwert nordischer Sinfoniker.
    Sicher- es gibt einige bekannte Namen. Aber wie oft hört man Werke von ihnen ?
    Und vor allem - mit welcher Begeisterung ?
    Ja - es gibt Werke, die man hören sollte - oder gehört haben sollte, aber es fällt auch kaum auf, wenn dies nicht der Fall sein sollte. Die Sinfoniker des Nordens - hat man sie als Pflichtübung ungehört im Schrank stehen - oder hört man sie gelegentlich, bzw aus welchem Grund ?


    Dieser Thread sollte mehr sein, als eine Aufzählung von ins Schema passenden Sinfonien nordischer Komponisten, die Mitspieler sollten eine beliebige Anzahl von Sinfonien vorstellen - und erklären warum gerade diese zu seinen Lieblingsstücken gehören - oder was sie an ihnen interessiert.
    Das Thema schliesst allerdings auch die Möglichkeit ein - Ablehnung zu artikulieren - in angemessener Form - versteht sich...
    und natürlich sollte auch diese einigermaßen plausibel erklärt werden....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vorab: Ich hätte nicht gedacht, daß die Resonanz auf den neuen Sibelius-Thread derart groß ausfallen würde. Umso erfreuter bin ich ob dieser Tatsache aber auch.


    "Nordische Symphoniker" – damit verbindet das Gros der Klassikhörer wohl nur Sibelius und Grieg. Letzterer schrieb zwei Symphonien, seh ich grad, aber berühmt ist er eher für seine sonstigen Orchesterwerke.


    Bereits Carl Nielsen ist exquisiter. Man "kennt" ihn vom Namen, verbindet aber wohl maximal das "Paukenduell" aus seiner 4. Symphonie mit dem Namen. Selbst Karajan nahm dieses Werk auf.


    Alfvén, Berwald, Norgaard und wie sie alle heißen, das sind eher Geheimtipps für Insider.


    Skandinavische Musik hat fraglos einen ganz eigenen Touch. Mir persönlich liegt sie. Man spürt die Weite der Landschaft, die Rohheit der Natur. Wirklich etabliert sind nur wenige Werke im hiesigen Konzertleben, aber diese dann richtig: Sibelius' 2. und vielleicht noch mehr seine 5. würde ich hier an erster Stelle anführen.


    Würde ich versuchen, eine TOP 10 meiner liebsten symphonischen Werke aus dem hohen Norden aufzustellen, würde der Name "Sibelius" sicherlich am häufigsten fallen. Die tragische 4., die joviale 5., die verinnerlichte 3., die "nationale" 1., die pompöse 2. Daneben die hervorragende "unauslöschliche" 4. von Nielsen. Wohl auch eine Symphonie von Alfvén (welche, müßte ich noch eruieren). Von Grieg das Klavierkonzert. Eigentlich eine ganze Menge. Durchaus neben Bruckner, Brahms, Tschaikowsky, Mahler, nicht dahinter.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie wohl die meisten der Klassikliebhaber hat meine Wertschätzung für die nordischen Sinfoniker mit Sibelius angefangen.
    Wenn mich etwas begeistert, dann bin ich auch immer schnell dabei das Umfeld kennen zu lernen.


    :!: Vorab kann ich schonmal sagen, das alle diese folgend genannten nordischen komponisten nicht als Pflichtübung ungehört im Schrank rumstehen ! Nein, sie werden auch oft mit großer Begeisterung gehört ! Ganz bestimmt öfter als der ganze "Romantikgedudelkram", denn die entscheidenen Komponisten des Nordens sind aus dem 20.Jahrhundert !
    Die Nordischen aus dem 19.Jahrhundert, wie Gade, Stenhamar, Svensen reissen mich von meinem Geschmack her nicht in dem Maße vom Hocker. Berwald ist da mit seinen 4 Sinfonien und seinem KK noch der Ansprechenste. OK, Grieg ist der Bekannteste - sein Klavierkonzert, die Peer Gynt-Suiten und alles was N.Järvi auf DG vorgelegt hat ist soweit hörenswert. Die Sinfonie c-moll (1864) ist aber auch nicht das, was mich unbedingt weghaut.


    :thumbup: Nun aber in die Richtung zum 20.Jhd,(die favorisiert und oft von mir gehört wird):
    Nach Sibelius (1865-1957) mit seinen 7 Sinfonien, VC, zahlreichen Sinf.Dichtungen und Suiten, Klavierwerken folgte
    Nielsen (1865-1931), den ich mit seinen 6 Sinfonien, Konzerten und Werken genau so hoch schätze.
    Unbekannter aber absolut fabelhaft ist
    Tubin (1905-1982) mit 10 Sinfonien, mehreren fantastischen Konzerten (KK, Kontrabass, Violine, Cello),
    Langgaard (1893-1952) mit 14 Sinfonien (Favoriten 4-6 und Spherenmusik),
    Rangström (1884-1947) mit athmosphärischen 4 Sinfonien,
    Sinding (1856-1941) mit 4 Sinfonien (ganz nett), genau wie
    Alfven (1872-1960) mit 4 Sinfonien, wenn man die richtigen Aufnahmen hat.
    Atterberg (1887-1974) mit 9 Sinfonien, sinf.Dichtungen ist für seine Zeit etwas Altmodisch, aber eine wichtige Neuentdeckung (Die sinf.Dichtung Älven erinnert inhaltlich an Smetanas Moldau.).


    Ein ganz heisses Eisen ist dann
    Bo Linde (1933-1970) mit der Sinfonie Nr.2, Cellokonzert und VC, auch
    Englund (1916-1999) werden wenige kennen, aber die 2 KK, CC und die an Schostakowitsch angelehnten 7 Sinfonien, sind TOP-Werke, die jeder Klassikfan irgendwann kennenlernen sollte. An seinen Komponistenkollegen
    Merikanto (1893-1958.) bin ich auch nur durch Tamino-Empfehlung gekommen - tolle 2 KK u.a.


    Eine modernere aber voll geniessbare Tonsprache findet man bei
    Holmboe (1909-1996) mit 13 Sinfonien,
    Kokkonen (1921-1996), bei dem nicht nur die 4 Sinfonien überzeugen,
    und sehr interessant auch
    Rangström (geb. 1928.) mit 8 Sinfonien und seinen tollen 11 Konzerten für allemöglichen Solisten (darunter 3 KK).
    Leifs (1899-1968.) geht mit seinen sinfonischen Naturschilderungen dann einen ganz anderen Weg, den man gehört haben muss. Geysir und Hekla (Vulkanausbruch) gehen an die Grenzen der physischen Wahrnehmbarkeiten - der Wahnsinn ! Aber toll !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wenn von Stellenwert die Rede ist, dann nehmen bei mir Grieg und Sibelius immer noch den ersten Platz ein, obwohl ich auch die Sinfonien und Konzerte von Alfvén, Berwald und Nielsen besitze und nicht nur einmal gehört habe. Denkt man an Grieg, so ist natürlich in erster Linie Peer Gynt bekannt, wobei für mich erst die Gesamtaufnahme den Charakter dieser Musik voll widerspiegelt. Nicht zu vergessen das gewaltige Klavierkonzert, aber auch die nordischen Melodien und die lyrischen Stücke, die Suite "Aus Holbergs Zeit" und eine Reihe seiner Werke für Klavier solo. Die Morgenstimmung aus Peer Gynt ist ein wenig abgeleiert, weil sie nicht nur in verpopten Fassungen zu hören ist, sondern auch fast immer in Filmen mit Norwegischen Landschaften verwendet wird, obwohl sie im Original einen Sonneaufgang in der Wüste schildert.
    Bei Sibelius haben mich zuerst die sinfonischen Dichtungen gereizt, vor allem Finlandia, die Karelia-Suite, die Lemminkäinen-Suite, En Saga, ehe ich mir auch die sieben Sinfonien zu Gemüte geführt habe.
    Von Hugo Alfvén höre ich am liebsten die Schwedischen Rhapsodien und "eine Schärenlegende, weil sie nach meinen Begriffen den Charakter dieser Landschaften sehr gut in Tönen malt. Zu Berwald und Nielsen könnte ich eigentlich nicht sagen, was ich da vorziehe.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo,
    bei mir spielt in meinem Hörrepertoire seit langer Zeit, mal weniger mal mehr, aktuell allerdings wieder sehr oft
    Allan Pettersson eine wichtige Rolle.
    Besonders 6., 7. und 8. haben es mir im Moment angetan.
    Mit der 7. wurde er berühmt, wenn man mal etwas mehr als keine Aufmerksamkeit als Berühmtheit darstellen darf.
    Kein Geringerer als Antal Dorati hat sie uraufgeführt.


    Erst jüngst wurde er im Feuilleton der F.A.Z. anläßlich seines 100 Geburtstages mit folgenden Worten gewürdigt.

    Zitat

    In den sechziger Jahren hatte die erste kurze Pettersson-Popularitätsblüte begonnen, zuerst in seiner Heimat Schweden, was sich dann flüsterpropagandamäßig auch anderswo in Europa herumsprach: Dass da ein Musikerfinder am Werke sei, genial, eigensinnig, der in der Nachfolge Gustav Mahlers und mit einer ähnlich unbedingten Wucht wie Dmitri Schostakowitsch die Gattung der Orchestersymphonie noch einmal neu definierte.


    Sich mit seinem Werk zu befassen, lohnt allemal mehr als die x. Version von Sibelius.
    Die leicht verdauliche 7. gibt es in einer sehr versöhnlichen Version von Segerstam

    Deutlich dunkler ist die frei verfügbare Version eines Livekonzertes aus London von 2011 mit dem Dirigenten Joshua Bell (der sonst Geige spielt).
    Pettersson 7


    Die Diskografie Petterssons ist in den letzten Jahren erfreulicherweise gewachsen, so dass man endlich einen großen Teil des Werkes Petterssons als Konserve genießen kann. Dennoch blieb Pettersson bisher der Durchbruch verwehrt, dazu ist sein Werk wohl zu sperrig, eben nicht massenkompatibel.
    Ich habe mal ne Aufführung der 6. in Kiel erlebt und selten so verstörte Gesichter hinterher gesehen. Manchen war die überstandene Anstrengung geradezu als Schweiß im Gesicht zu sehen.


    Der zweite ist der sogar noch recht junge Komponist ist Erkki Sven Tüür, (Jahrgang 1959) der ein immerhin beachtliches sinfonisches Werk abgeliefert hat, welches die an Kirchenmusik erinnernden Stimmungen Pärts mit moderen Clustertechniken und erheblichen atonalen Einsprengseln verbindet.
    Da er früher Rockmusiker war, er spielte zusammen mit Paavo Järwi in der Rockgruppe "in Spe", kommt es manchmal auch sehr deftig daher und Schlagmusikfreunde dürften an Tüürs Klangballungen ihre helle Freude haben. Die Musik ist viel "heller" als die Petterssons.
    Järwi setzt sich auch stark für die Musik seines Freundes Tüür ein, seine Einspielungen dominierten anfang die Diskografie (so wie sein Vater Neeme sich der Musik Tubins angenommen hat).
    Hier eine andere
    Tüürs Werk gibt es in Estland quasi in jedem CD Laden, hier muss man sich schon ins Internet bemühen.


    Gruß S.

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  • Grieg mag ja ein wichtiger und guter Komponist sein (ich bin da nach wie vor nicht so sicher... m.E. ist er ungeachtet einiger hübscher Stücke ziemlich überschätzt), ein "Sinfoniker" ist er beim besten Willen nicht. Die einzige Sinfonie ist ein Jugend/Studienwerk (ich weiß gar nicht, ob sie offiziell veröffentlicht wurde), das Klavierkonzert ziemlich unsinfonisch. Alles andere sind kurze Stücke, Suiten, Klavierstückchen, Lieder usw.


    Nielsen halte ich für einen hochinteressanten (für mich interessanter als Sibelius) Komponisten und originellen Sinfoniker, aber als "nordisch" empfinde ich sein Musik eigentlich nicht. Ich habe jetzt diese kürzeren sinf. Dichtungen nicht so im Ohr (Fantasiereise zu den Färöern o.ä.), aber welche Sätze aus den Sinfonien evozieren eine "nordische" Stimmung, wie sie anscheinend sowohl Fans als auch Kritiker mit Sibelius fast immer verbinden?


    Seltsamerweise höre ich das fast mehr "nordisches" beim Mendelssohn und Schumann-Zeitgenossen Berwald. Dessen Sinfonien finde ich, seit ich sie kenne, ebenfalls sehr hörenswert, originell und ein wenig "nordisch": etwas kühl, lapidar (bei einer Sinfonie wird am Ende ein Quartenmotiv obsessiv wiederholt), das hat teils ähnliche Züge wie Sibelius 70 oder mehr Jahre später, ich bilde mir ein, teils sogar von der Art der Themen.


    Von den anderen genannten kenne ich so gut wie nichts. Ich habe je ein bis zwei CDs von Holmboe, Petterson, Tveitt, aber selbst wenn ich da einiges ganz hörenswert fand, hat es nicht zu weitergehender Beschäftigung geführt.


    Anders als Alfred habe ich aber den Eindruck, dass sowohl auf dem Plattenmarkt als auch in Internetforen die nordischen Komponisten ziemlich beliebt sind. Das mag auch mit dem Engagement entsprechender Labels und Musiker zu tun haben. Aber man bedenke die kaum übersehbare Anzahl von Sibelius-Sinfonien, die aufgelistet wurden.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Hans,


    Du nennst in deinem Beitrag zwei sicher wichtige Namen, an die ich mich noch gar nicht, oder im Falle Petterson nur knapp rangewagt habe.
    Einige Petterson-CD´s von seinen Sinfonien (auch die 7) bekam ich von einem früheren Kollegen in den 90ern ausgeliehen. Die Aufnahmen habe ich teils noch auf Tonband konserviert. Bisher habe ich mich aber wegen massig anderer Klassikneuheiten, Prioritäten und Angebote nicht weiter damit beschäftigt.
    Grund: die übermäßige Düsterniss und ... Ich hatte immer den Eindruck, das man wahnsinnig lange warten muss, bis sich in den Sinfonien "mal was tut". Ich bin immer ungeduldig und kein Typ der warten kann - :D fahre auch nie Bus (die Warterei würde mich nerven) . Ich glaube es war die 13, die mir den Ungeduldsnerv raubte - da wartet man, wartet man und .. einfach laaaaangatmig - fast eine Stunde effektiv nix los - buuuhhh, so ne sch... Musik dachte ich. :D
    ;) Aber ich denke ich sollte diese Vorbehalte ausräumen und doch mal mit Petterson richtig anfangen. Gibt es inzwischen eigendlich eine GA ? Ich habe keine Lust alles teuer einzeln zu besorgen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,
    es gibt eine Gesamtaufnahme der Pettersson Sinfonien.
    Über die Qualität kann ich nichts sagen.
    Ich habe mir Sinfonien Stück für Stück zugelegt. Dazu die Streicher Konzerte und einiges mehr.


    Nun habe ich aber sehr viel lobenwertes über eine "werdende" Einspielung unter dem Komponisten/Dirigenten Lindberg gehört.
    Ich bin gespannt.
    Ansonsten: Pettersson ist harte Kost, ich mag wie gesagt 6, 7 und 8 besonders.
    Die 6. verklingt 13 Minuten im morendo und vorher wurde heftigst herumgewütet.
    Die 7 ist ebenfalls einsätzig und hat nach eindringlichern 25 Minuten etwas Entspannung in Form einer herrlichen Kantilene, dann geht es weiter Richtung Untergang.
    Tja und dann die 8. Sie besteht aus 2 Teilen und ist ebenfalls einigermaßen gut hörbar. Ich bin sogar der Meinung, dass sie die best Zugängliche ist. Insbesondere wird man hören, dass Howard Shore da wohl heftig zugehört haben muss.
    Allen gemeinsam ist ein spezieller Pettersson Sound, der darin besteht, dass im Orchestersatz Töne mittlerer Höhe ausgespart werden. Da kommt eine seltsame Leere der Mitte zustande, die ganz eigenartig und bedrohlich klingt.
    Höre ihn Dir an.


    Und die 6. von Sven Erkki Tüür dürfte etwas für Dein Schlagzeugherz sein.


    Gruß Hans


    Zu Pettersson gibt es hier im Forum etliche Beiträge wie ich gesehen habe.

  • Gibt es inzwischen eigendlich eine GA ? Ich habe keine Lust alles teuer einzeln zu besorgen.

    Die gibt es schon einige Zeit, Meister teleton, auch wenn ich mir die Sinfonien alle einzeln und nicht durchwegs aus dieser Serie besorgt habe.



    Pettersson ist mir vor gut zwanzig, dreißig Jahren, als ich noch viel Radio gehört und mitgeschnitten habe (wobei die Sinfonien Petterssons für Letzteres naturgemäß nicht geeignet sind ;( ), als eine rätselhafte Erscheinung sporadisch aufgefallen. Ich habe nicht mit vollem Ohr hingehört und das nicht wirklich verstanden, was da lief, aber irgendwo in meinem tiefsten Unterbewusstsein entstand eine gleichermaßen rätselhafte Sogwirkung, die mangels dauerhafter Rezeptionsmöglichkeit vorerst verdrängt wurde.


    Jetzt ist alles anders und Petterssons für mich der große, wichtige, radikale Außenseiter der gemäßigten Moderne, den ich beileibe nicht oft höre - doch wenn, dann ist die Wirkung immer wieder elementar. Mittlerweile habe ich auch Zugang zu den Sinfonie-Nummern außerhalb von sechs bis zehn, die leichter zu rezipieren sind.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass einem ungeduldigen Menschen wie Dir, Wolfgang aus Bonn (ich, Wolfgang aus Franken, bin ja, streng genommen, ganz ähnlich gebaut, wenn auch nicht immer) das Hören solcher Töne ein wenig schwerer fallen mag. Doch es lohnt sich garantiert, wenn man den rechten Moment erwischt! 8) ). Mag aber sein, dass ich mit dem Element des Depressiven in mancherlei Hinsicht (leider ... Gott sei Dank ... :?: ) ganz gut umgehen kann / muss und davon berührt bin ... :!:


    Und was die Geduld anbelangt: Mahler und Schostakowitsch sind doch auch keine Miniaturen! :D


    :hello: Wolfgang


    PS: Bummer Hans war schneller ... :evil: :thumbsup: und seiner Beschreibung möchte ich keinesfalls widersprechen ^^ .

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Haakon Börresen (* 2.6. 1876 Kopenhagen; † 6. 10.1954 Kopenhagen), dänischer Komponist.
    Vertreter des spätromantischen Stils, mit volkstümlicher , melodischer Tonsprache und effektvoller Instrumentation.
    Heute nur mehr selten aufgeführt


    Orchesterwerke
    Symphonie Nr.1 c-moll op.3 (1900)
    Symphonie Nr.2 A-Dur op.7 "Das Meer" (1904)
    Symphonie Nr.3 C-Dur op.21 (1925/26)
    Violinkonzert G-Dur op.11 (1904)
    "Die Normannen", Konzertouvertüre op.16 (1912, rev. 1935)
    Serenade C-Dur für Horn, Streicher und Pauken (1944)
    "Nordische Volksmelodien" für Streichorchester (1949)


    Demnächst werde ich einen Thread über die Sinfonien starten - so dies nicht vorher jemand andrer tut...
    Hier stehen die Einspielungen von JPC als Diskussionsgrundlage zur Verfügung.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Die im Forum aufgekommene Diskussion über die Sinfonie Jean Sibelius freut mich. So gesehen passt dieser Thread zu diesem Trend.
    Der finnische Komponist Einojohani Rautavaara darf nicht fehlen.


    Nordische Komponisten sind immer für eine Entdeckung gut. Der erwähnte Erkki Sven Tüür ist ein estnischer Komponist.


    Sind in diesem Thread nur die skandinavischen aus Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island gemeint oder zählen diejenigen des baltischen Räumen Estland, Litauen, Lettland auch dazu, frage ich mich in diesem Zusammenhang?
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die Nordischen Komponisten sind auch im sehr versteckten Thread bei Allgemeine Klassikthemen bei TAMINO schon bestens vertreten:


    Hier in dem Thread mehr als Kälte Eis und Schnee ... die Komponisten des Nordens kann man dann weiterlesen und noch mehr über die
    fantastischen Nord-Komponisten lesen und erfahren.



    @ moderato
    Es gehört alles dazu, was auf der Karte über Deutschland liegt, also auch die estländischen Komposer !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Liebe Taminos,


    bei mir stehen die nordischen Symphoniker an 1. Stelle. In der Musik der Skandinavier gehe ich komplett auf und denke, dass diese genau mein innere Stimmung wiedergeben. Obwohl man der Musik das Fehler kontrapunktischer Arbeit nicht absagen kann, finde ich die Musik äußerst spannend, da die Musik m.E. viel mehr Themen, Melodien und meistens eine fantastische Instrumentation bieten. Die Schlichtheit mancher Werke finde ich sehr ansprechend, wie in Lange-Müllers Werken, die einfach nur durch Schönheit der Melodie und Atmosphäre, nicht umbedingt durch Raffinesse besticht. Natürlich gibt es auch fantastisch durchgearbeitete Werke, denke man nur an Sibelius Sinfonien, Carl Nielsens Sinfonien oder Ludolf Nielsen fantastische 2u.3 Sinfonie.
    Besonders schön finde ich auch den tänzerischen Charakter vieler Werke, nun muss ich auch mein Faibel für den 9/8 Takt zugeben, der oft auftaucht, eben durch die Volksmusik der Skandinavier, sehnsuchtsvolle Klänge voller Melancholie aber auch Lebensfreude. Auch die teils düstere Atmosphäre finde ich fantastisch.


    An erster Stelle, steht wie vielleicht schon bekannt Ludolf Nielsen, desses 2 Sinfonie ich als die schönster aller Zeiten benenne ( man möge es mir verzeihen ;-)), da diese alle oben genannten Faibels meinerseits beinhaltet. Zudem finde ich Knalleffekte, sprich Becken, absolut toll, weshalb ich den Finalhymnus der 2 in Dauerschleife hören könnte, die schönste Melodie die ich je hörte. In der 3. wiederum ist die dicke Klangmasse des Spätromantikers voll ausgebrochen sodass gewaltige Trauermärche, raffinierte Läufe mit Regencharakter und Klangkathedralen entstehen.


    Ebenfalls sehr schätze ich den Komponisten Hakon Börresen der eine sehr farbenprächtige, wenn auch nicht solch eine monumentale Musik wie L. Nielsen schreibt. Besonders seine Scherzi sprüchen vor Ideen und auch er weiß voll mit dem Orchesterapparat umzugehen.


    Hugo Alfven war früher vor Nielsen mein Favorit, ist aber mittlerweile etwas abgesackt, da seine Musik nicht den Ideenreichtum und Raffinesse hat. Themen werden oft mehr als 3x in Minutenlänge wiederholt -> nicht mein Ding. Dennoch ist das atmosphärische seiner Musik äußerst interessant, Bilder werden beschworen, düster und schicksalhaft wirken manche Sätze.


    August Enna, der neben vielen Opern auch eine fantastische 2 Sinfonie schriebt ist wie LN sehr ideenreich aber wahrlich kontrapunktisch sehr schwach. Dennoch sind seine Melodien und die Orchestration schon so gut, dass es sich lohnt weiter in sein Werk zu hören. Auch ganz klar spätromantisch sind seine Märchenbilder nach H.C. Andersen, die durch Exotik und Simmung bestechen. Besonders schön weiß Enna mit Hörnern umzugehen, denen besonders bei Nachklängen einen tollen Effekt vermitteln.


    P.E. Lange-Müller habe ich oben schon genannt. Seine Werke sind weniger raffiniert als die vorher genannten, doch ist seine Melodieführung einfach schön. Besonders das Werk "Es war einmal" mit seiner Melodie " Vi elsker vort land" hat einen großen Fan in mir gefunden. Seine Sinfonien ( die in einer recht unterdurchschnittlichen Aufnahme Douglas Bostocks erhältlich sind ) sind voller skandinavischer Volksmusik und zeigen eine tolle Herbststimmung auf.


    Asger Hamerik ist der wohl untypischste nordische Komponist, denn er komponiert nicht nordisch. Er darf als einer der handwerklich besten skandinaviern gezählt werden, und seine Werke haben manchmal fast brucknerschen Charakter, sind klangstark und würden sicher einen Weg ins Repertoir schaffen.


    Ein weiterer Komponist den ich erst vor kurzen kennengerlernt habe ist Otto Olson, der eine sehr schöne Sinfonie geschrieben hat, deren Finalsatz eine gut 12 minütige einfallsreiche Fuge ist, die sich gegen Ende mit Becken und vollem Blech zu einem Endhöhepunkt bewegt. Auch hier ist wieder die typisch nordische Düsterheit zu spüren.


    Ein Komponist auf den ich auch total stehe ist Wilhelm Peterson-Berger, dessen Musik etwas ganz besonderes ist, und wo ich keinen Vergleich finde. Besonders durch Ganztonskalen und Pentatoniken entsteht ein exotische Character, der aber auch voller Melencholie werden kann. Seine Werke sind auch wieder fantastisch instrumentiert und besitzen einen satten Orchesterklang. Besonders gefällt mir sein Violinkonzert, dessen Finalsatz etwas an Verdis Requiem ( Orchesterschläge des Dies irae ) als auch wieder an Volkstänze erinnert. Mein liebstes Violinkonzert überhaupt.


    So, dies wars erstmal an Vorstellungen einiger Komponisten :-)
    Skandinavier nehmen etwa 75% meiner CD Sammlung ein, und es werden gerade wieder neue ( z.B. Nathenel Berg oder Levi Majedota ) bestellt :-)


    LG
    Christian

  • Liebe Freunde des Nordens
    ich möchte diesen Thread mal wiederbeleben.


    Von Aarre Merikanto sind inzwischen die drei Symphonien eingespielt worden, kennt die schon jemand?


  • Wir hatten einmal einen schwedischen GMD. In jedem Konzert hat er uns einen Schweden vorgesetzt. Teilweise waren ja ganz hörenswerte Sachen dabei.


    Nun ist er seit 4 Jahren weg, und mir ist kein Name im Gedächtnis haften geblieben. Liegt sicher an mir, nicht an der Musik. Ich bin sicher zu einseitig auf Mahler, Bruckner, Strauß und Wagner festgelegt.


    Sibelius gehört dagegen zu meinen Lieblingskomponisten, manches von Grieg höre ich auch gerne. Das wars mit den Nordlichtern.


    Jetzt bekommen wir einen französischen GMD. Vielleicht werden wir jetzt mit französisch verwöhnt?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Ich gestehe, daß ich bis dato noch nie etwas von diesem Komponisten gehört habe, wenngelich er zu den bedeutendsten Komponisten Finnlands zählt. Aber das trifft auf seinen Lehrer Melartin letztlich auch zu - und es war mir nicht möglich einen Thread über den zum Laufen zu bringen.(ein weiterer Lehrer war Max Reger)


    Erkki Melartin- der Gustav Mahler Finnlands ?


    Ich habe ein wenig in die Tonbeispiele hineingehört und war überrascht, daß der Klangeindruck weit weniger "modern" war als erwartet. Schon aus enzyklopädischem Interesse werde ich mit die Aufnahme mit der 1. und 3 Sinfonie anschaffen - wobei mir bei flüchtigem Hineinhören in die Klangschnippsel die erste besser gefällt als die 3. Kein Wunder, denn Aarre Merikanto (1893-1958) "radikalisierte" seinen Stil erst in den 20er Jahren.
    Einojuhani Rautavaara und Aulis Sallinen waren Schüler von ihm


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schon aus enzyklopädischem Interesse werde ich mit die Aufnahme mit der 1. und 3 Sinfonie anschaffen - wobei mir bei flüchtigem Hineinhören in die Klangschnippsel die erste besser gefällt als die 3.

    Bedeutet das, lieber Alfred, das Du von jedem Komponisten mindestens eine Aufnahme besitzen möchtest?


    Dass der Melartin Thread so gar nicht gezündet hat, wundert mich. Ich habe gestern und heute morgen die 1. und 2. Symphonie noch mal gehört, das sind schon gute Werke, die etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Ich höre mir in den nächsten Tagen mal die anderen vier an, die ich vermutlich noch gar nicht gehört habe (das gewohnte Übel bei solchen Gesamtaufnahmen).

  • Hallo Lutgra,


    von den :angel: KK Nr.2 und 3, von denen in einem anderen Thread schon mehrfach und intensiv die Rede war, bin ich total begeistert.


    Ich hatte mir dann, um mehr von mehr von Aarre Merikanto zu hören die abgebildete FINLANDIA_Doppel-CD mit den VC Nr. 2 und 4; Ten Pieces for Orchestra (1930) und weiteren kürzeren Konzert- und Orchesterstücken gekauft. :D So "richtig fetzig" reissen mich die Sachen alle nicht vom Hocker ! Zwar sind die Sachen interessant anzuhören, aber nicht so, dass dort ein "Feger" dabei wäre.
    Das eer Sinfonien geschreben hat wusste ich, aber die waren bisher nicht greifbar.
    Von daher Danke für Deinen Hinweis auf die Aufnahmen.
    Ich werde ab sofort mal Obacht geben, was darübet geschrieben wird. Wenn die nur annähernd so interessant sind, die die KK Nr. 2 und 3, dann würde ich sofort kaufen !


    Das KK Nr.1 kenne ich übrigens auch noch nicht.
    :?: Wenn dazu jemand was schreiben könnte, wäre das auch interessant !



    FINLANDIA; 1987-91, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich bin bei den nordischen Sinfonien recht brav: Berwald, Svendsen, Sibelius, Nielsen, Stenhammar, Rangström und Valen habe ich komplett gehört, Alfven ist komplett vorhanden und Gade, Hamerik, Madetoja, Atterberg, Pettersson, Blomdahl kenne ich sinfonisch partiell, Börresen ist auch vorhanden (ungehört). Wahrscheinlich habe ich ein paar vergessen ...

  • Das eer Sinfonien geschreben hat wusste ich, aber die waren bisher nicht greifbar.
    Von daher Danke für Deinen Hinweis auf die Aufnahmen.
    Ich werde ab sofort mal Obacht geben, was darübet geschrieben wird.

    Ich habe die 2. schon bestellt. Hast Du den Erkki Melartin-Thread schon gesehen, da hat sich in der letzten Woche einiges getan.

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  • Melartin, Medetoja, Merikanto - die drei finnischen M´s als Nachfolger von Jean Sibelius. Merikanto ist der Jüngste von ihnen und hat u.a. bei Reger studiert und sein Wissen dann an Rautavaara und Sallinen weitergegeben.


    Inzwischen ist diese neue CD bei mir eingetroffen und ich konnte mir ein Bild machen.


    Wenn man Melartin als finnischen Mahler charakterisieren möchte, dann wäre Merikanto der finnische Korngold. Üppigste und schillerndste Orchesterpartituren werden hier geboten, stellenweise erinnert es fast an die Musik der erst noch kommenden Tonfilme (Korngold eben!).. Die 46-minütige Symphonie Nr. 2 von 1918 leuchtet in vielen Farben und die musikalischen Ideen wuchern nur so. Aber ich finde, ein Zuviel ist immer interessanter als ein Zuwenig und mir macht dieses Werk großen Spaß. Das konventionell viersätzige Werk ist tonal, geht aber bis an die Auflösung dieser, hierin Scriabin nicht unähnlich. Der 17-minütige langsame dritte Satz gefällt mir am besten und hat mit Posauenglissandi auch einiges an damaligen Neuerungen zu bieten. Insgesamt ein sehr gut zu hörendes, den spätromatischen Kanon bereicherndes Werk. Warum es 95 Jahre auf eine Einspielung warten musste, ist mir schleierhaft.


    Ebenso schleierhaft ist der Untertitel "Kriegssymphonie". Da erwartet man 1918 etwas völlig anderes als diese Symphonie, die viel zu positiv gestimmt ist, um dem Grauen des 1. Weltkrieges gerecht zu werden. Der Krieg, der hier beschrieben wird, ist bestenfalls der, den die drei Musketiere für ihren König oder Robin Hood für die Entrechteten führten. Wie auch Kollege Strauss mit seiner Domestica, hätte Merikanto den Untertitel besser mal weggelassen.


    Das zweite Stück Ekho ist ein 10-minütiges Orchesterlied für Sopran, das die Klage der einsamen Nymphe Echo zum Inhalt hat. Das Stück ist moderner als die Symphonie und geprägt einerseits vom Impressionismus (Ravel Sheherazade) und von Ausflügen in Richtung Expressionismus bis fast aber nur fast hin zu Schönbergs Erwartung. Ebenfalls eine Repertoire-Bereicherung.


    Interpretatorisch und aufnahmetechnisch alles in besten Händen bei Anu Komsi und dem Turku PO unter Sakari.

  • Ebenso schleierhaft ist der Untertitel "Kriegssymphonie". Da erwartet man 1918 etwas völlig anderes als diese Symphonie, die viel zu positiv gestimmt ist, um dem Grauen des 1. Weltkrieges gerecht zu werden.

    Der Untertitel "Kriegssymphonie" bezieht sich nicht auf den 1.Weltkrieg sondern auf den finnischen Bürgerkrieg 1918.
    Nach der Unabhängigkeit Finnlands vom russischen Zarenreich kam es in Finnland zu Spannungen zwischen den bürgerlichen und den kommunistischen Voksgruppen,die in einen Bürgerkrieg mündeten, der mit Hilfe deutscher Truppen zugunsten der bürgerlichen Kräfte Finnlands entschieden wurde.

    mfG
    Michael

  • Der Untertitel "Kriegssymphonie" bezieht sich nicht auf den 1.Weltkrieg sondern auf den finnischen Bürgerkrieg 1918.

    Danke für den Hinweis, das ist richtig, was Du schreibst. Wir können sicher davon ausgehen, dass Merikanto für die siegreiche bürgerliche Seite war und vielleicht deshalb der Ton so optimistisch ist. Denn von Krieg oder Bürgerkrieg hört man wirklich nichts in dieser Symphonie im Vergleich z.B. zu Schostakowitschs Kriegssymphonien.

  • Ich kehre immer wieder gerne zu Kurt Atterberg zurück. Meine mir liebste Sinfonie - hier vor allem der 2. Satz daraus - ist die Vierte. Ich befand mich einmal in Augsburg, und hatte einen Tag zur freien Verfügung. Da entschied ich, kurzerhand das Allgäu/die Alpen zu bereisen, Richtung Oberstdorf. Also die A7 runter und danach querfeldein. Und es lief Kurt Atterbergs Vierte in meinem Auto. Wie da die Alpen auf mich zukammen, das war so ein Gefühl von Glück und Freiheit, gepaart mit der Musik, die so etwas strahlendes und siegreiches hat, das passte einfach. Und so bleibt mir ein eigentlich banaler Tag bleibend in Erinnerung (ich wanderte noch 2 Stunden durch die Natur), für mich war es das größte Glück. Als Erwachsener hat man einfach immer seltener die Gelegenheit, wo man mal alles loslassen kann und frei von Zwängen ist.

  • Ich glaub, dieser Thread war im Laufe der Zeit, doch zahlreichen Wandlungen unterworfen, oder besser gesagt, die Einstellung der Forianer zum Thema "Nordische Musik" hat sich geandelt, zahlreiche nordische Komponisten wurden nicht nur hier genannt, sondern auch neue Threads gestartet, bzw neue Aufnahmen sind in den Sammlungen gelandet - na ja zumindest in meiner. Was das Interesse an Komponisten so gesteigert hat, da bin ich auf Mutmaßungen angewiesen, vermutlich sind einzelne Tamino Mitglieder nicht unschuldig daran....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nach neuerlicher Beschäftigung mit der (einzigen) Symphonie von Edvard Grieg meine ich, dass man ihn durchaus als ernsthaften Symphoniker bezeichnen darf. Ich habe das Werk vor Jahren zum ersten Mal in der Gesamtaufnahme der Grieg'schen Orchestermusik von Neeme Järvi gehört. Sicherlich keine schlechte Einspielung, aber das gewisse Etwas vermittelte sie bei diesem Werk nicht. Vielleicht auch, weil Järvi es ein wenig arg flott angeht. Seit ich vor wenigen Tagen die Aufnahmen von Okko Kamu und Ole Kristian Ruud verinnerlicht habe, sehe ich die Sache anders. Dieses Werk braucht sich überhaupt nicht zu verstecken. Zuviel Schumann-Nähe wirft man ihm manchmal vor, sogar Grieg selber befand das so und wollte sie am besten annulieren. Gott sei Dank vernichtete er die Partitur nicht, denn dieses "Jugendwerk" (klingt immer abfällig) hat es (richtig interpretiert) wirklich in sich.



    Wenn es nur eine Aufnahme sein soll, dann diese. 2002 in hervorragendem Klangbild für BIS eingespielt, hat man hier die idiomatischsten Interpreten: Das Philharmonische Orchester Bergen unter der Leitung des norwegischen Dirigenten Ole Kristian Ruud. Der Rest der SACD ist ebenfalls sehr gelungen. Die selten gespielte Ouvertüre "Im Herbst" sowie eine sehr schöne Einspielung des berühmten Klavierkonzerts.


    classical.net urteilte zurecht wie folgt:


    "In the Symphony, Ruud is quite similar to the pioneering recording by Karsten Andersen on a long forgotten Decca LP with the same Bergen Orchestra. This must now be the most desirable performance of the work as it positively glows with touches of mastery and at the same time, naïvety. The BIS recording is also quite outstanding."


    Die heute "begehrenswerteste Aufführung dieses Werkes", das kann ich nur unterstreichen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões