Richard Wagner: DER RING DES NIBELUNGEN – Welche Gesamtaufnahme ist die beste? (2011)

  • Das größte Opernwerk, das je komponiert wurde – dieser Superlativ ist Wagners "Ring des Nibelungen" sicher. "Der Ring, der nie gelungen" heißt der (uralte) Titel des Themas bei Tamino, wo die Tetralogie behandelt wird. Der Zahn der Zeit nagt an ihm. Er ist schlichtweg total unübersichtlich geworden. "Kinder, schafft Neues!" forderte der Meister der Meister, und dem wollen wir folgen, daher ein neuer Thread.


    Es sollen hier nur Gesamtaufnahmen des ganzen "Rings", also die "Rheingold", "Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" umfassen, behandelt werden. Ob Studio oder live, ob Mono oder Stereo, ob Tonaufnahme oder Videoaufnahme, ob regulär im Handel oder nur als Mitschnitt erhältlich, das ist egal.


    Viele Dirigenten haben uns einen kompletten "Ring" hinterlassen. Furtwängler, Krauss, Knappertsbusch, Keilberth, Kempe, Solti, Karajan, Maazel, Klobucar, Stein, Maazel, Goodall, Barenboim, Janowski, Sawallisch, Haitink, Levine, Sinopoli, Mehta, Schønwandt, Thielemann ... Man kann diese Reihe fast unendlich fortsetzen.


    Welcher "Ring" aber ist der beste? Gibt es überhaupt einen, der komplett gelungen ist, wo jede der vier Opern auf höchstem Niveau sich befindet?


    Ganz bewußt stelle ich hier zunächst keine Auswahl an Aufnahmen mit Links zu den Werbepartnern herein. Ich werde mich selbst dazu noch im Laufe der Diskussion äußern. Nun seid erst einmal ihr am Zuge!


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Majestät!


    Diese Frage ist für mich als Wagnerianer sehr schwer zu beantworten. Von meinen 6 "Ringen" ist die Aufnahme unter Furtwängler mit dem Orchestra Sinfonica della Radio Italiana z. Zt. meine Meistgehörte. Das heißt aber nicht, daß es dort nichts auszusetzen gibt, wie bei allen anderen Einspielungen auch. Den 100%igen Ring gibt es für mich nicht! Obwohl der vielkritisierte Ring unter Solti eigentlich meine Lieblingsaufnehme ist, kommt der "italienische" mit Furtwängler meinem Idealbild am Nächsten. Leider ist Wolfgang Windgassen als SIEGFRIED in der Walküre nicht die ideale Besetzung. In der Solti-Inszenierung kann ich mich mit der SIEGLINDE der Regine Crespín nicht so recht anfreunden. Aber das sind für mich nicht so entscheidende Faktoren. Ich müßte mir noch mal den "Ring" mit Karl Böhm aus Bayreuth reinziehen, um mir ein besseres Urteil erlauben zu können. Ich bin mal gespannt auf die Antworten anderer Wagnerianer.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Alles zusammengenommen scheint doch der überarbeitete und dadurch in der Balance zwischen Orchester und Sänger besser gewordene Solti-Ring den Spitzenplatz einzunehmen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Alle "Ringe" kenne ich zwar auch nicht (wer kann das schon von sich behaupten?), aber versuchen will ich es trotzdem mal:


    1. Platz: Insgesamt die Krone trägt bei mir KEILBERTH 1955 live aus Bayreuth in STEREO:



    Da paßt m. E. eigentlich alles: Hervorragendes Dirigat, hervorragende SängerInnen, (für das Alter) hervorragende Tontechnik. Keilberths Tempi sind straff und flüssig, aber nicht gehetzt. Er gibt auch dem Pathos genug Raum. Sehr gut gefallen mir seine Blechbläser-Crescendi (etwa im Finale der "Götterdämmerung"). Die Sängerbesetzung ist ein Traum und wurde in Stereo wohl nie wieder erreicht (auch nicht von Solti). Zudem erlebt man echte Live-Atmosphäre. Der extrem hohe Preis ist der einzige Wermutstropfen.


    2. Platz: Knapp dahinter sehe ich KNAPPERTSBUSCH 1956 live, ebenfalls aus Bayreuth:



    Ein ziemlicher Gegenentwurf zu Keilberth, aber in seiner Art auch grandios. Die Sängerbesetzung ist nahezu identisch und wieder alles in allem super. Vermutlich der monumentalste "Ring", den es auf Tonträger gibt. Leider nur in mäßigem Mono.


    3. Platz: Bronze geht an KARAJAN 1966–1970 im Studio:



    Orchestral vermutlich der beste "Ring". Sängerisch keine Ausfälle, etliche streitbare Besetzungen (Fischer-Dieskau, Thomas u. a.), aber insgesamt doch auch sehr gut. Tontechnisch gibt's nichts zu meckern. Insgesamt der gelungenste Studio-"Ring" für mich.


    Die übrigen:


    SOLTI 1958–1965 im Studio hat großenteils eine formidable Sängerbesetzung aufzubieten, dazu sehr gutes Decca-Stereo. Aber das Dirigat erscheint mir mittlerweile recht oberflächlich. Große Spannungsbögen und lyrische Momente sind Soltis Sache nicht. "Al fresco" nannte es mal wer, das trifft's recht gut. Legendär ist diese erste Studio-Gesamtaufnahme trotzdem.


    LEVINE 1989/90 live (Video) bietet eher gemessene Tempi, ein überdurchschnittliches Orchesterspiel, überdurchschnittliche SängerInnen (teilweise hervorragend, wie Zednik oder Morris). Auf Video für "Konservative" wohl erste Wahl. Für einen Spitzenplatz reicht es rein akustisch aber nicht.


    THIELEMANN in Bayreuth live (Mitschnitte mehrerer Jahre vorhanden) hält keinen Vergleich mit den Vorgenannten stand. Fragwürdige Sängerbesetzungen, die bestenfalls auf ein "gut" kommen, merkwürdige Tempi und Betonungen (mittelmäßige Furtwängler-Kopie). Keine Empfehlung für ein Kennenlernen der Tetralogie, allenfalls als moderne Vergleichsaufnahme.


    Wenn, dann schon das Original: FURTWÄNGLER 1950 live oder 1953 im Studio. Leidet an sehr mäßigem (1950) bzw. akzeptablem (1953) Mono-Klang. Sängertechnisch nicht ganz meine erste Wahl. Dirigat aber schon sehr hörenswert.


    SAWALLISCH und HAITINK haben mich orchestral beim Reinhören nicht mitreissen können, von daher auch keine Spitzenplätze. MAAZEL 1969 in Bayreuth leidet an recht durchschnittlichem Stereo, sonst aber interessant, wenn auch wieder keine erste Wahl. Für BÖHM 1966/67 in Bayreuth gibt's auch keine Empfehlung, da die Bayreuther Sängerelite zu der Zeit schon nicht mehr auf ihrem Zenit war. Das kann man ein gutes Jahrzehnt davor in genauso gutem Stereo mit besserem Dirigat und noch frischeren Sängern auch genießen (siehe Platz 1). Windgassen etwa hab ich erst durch die Böhm-Aufnahme kennengelernt und ihn nicht besonders geschätzt. Schon bei Solti war er nicht mehr so auf der absoluten Höhe. Dagegen bei Keilberth (und Knappertsbusch) Jahre vorher absolute Spitzenklasse.

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    – Luís de Camões

  • Hallo, Siegfried!


    Ich bitte sehr, meinen Flüchtigkeitsfehler zu entschuldigen. Selbstverständlich war der Siegmund gemeint. "Errare humanum est".



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Majestät, hallo lieber Joseph II.


    Was Knappertsbusch und Keilberth betrifft, gehe ich in etwa mit Dir konform. Aber der "Ring" mit Karajan, den ich auch besitze, kann ich nicht als "Wagner"-Ring sehen. Es ist der reinste "Verdi"-Ring. Schön gesungen, aber das Dirigat und ein Teil der Besetzung gehört in fast jede Verdi-Oper.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Könnte ich die Frage beantworten, hätte ich mir nicht 19 Gesamtaufnahmen des Ringes in die Regale stellen müssen! Damit hätte ich einiges an Geld gespart.
    Und ich müsste nicht wieder und wieder Radioübertragungen mitschneiden!
    Also: es gibt "den besten Ring" für mich einfach nicht.


    Keilberth 55 Bayreuth ist aber schon wirklich sehr dicht dran!


    Solti 1958–1965 sehe ich ziemlich weit weg. Da verselbstständigt sich die Klangregie - und nicht im Sinne Wagners - zu sehr. Nilsson singt durchschlagend aber hat keine tieferen Einblicke in die Figur und Hotter ist nicht mehr was er mal war.


    Stiedry 51 New York und Moralt 48-49 Wien finde ich wegen etlicher Sängerleistungen nach wie vor äusserst hörenswert!


    Krauss 53 Bayreuth ist vielleicht fast noch der Keilberth-Aufnahme vorzuziehen. Lediglich die Klangtechnik schränkt das Vergnügen ein!


    Janowski 80-83 Studio höre ich trotz einiger weniger guten Sängerleistungen wirklich gerne, weil Janowski ein stimmiges Konzept optimal realisiert und die Staatskapelle Dresden schon was Besonderes ist!


    Karajan 67 - 70 Studio hat auch ein stimmiges Konzept, allerdings wäre das nicht meines. Aber auch hier gibt es hörenswerte Sänger!


    Böhm 67 Bayreuth ist bei mir ausser Konkurrenz , da ich die Aufführungen (und in der Woche zuvor die Generalproben) live miterlebt habe. Aber auch unabhängig davon, dass die Aufnahme einen Nostalgie-Bonus hat, scheint mir die dramatische Geschlossenheit und Dringlichkeit der Interpretation ein gutes Argument, das dann auch seinzelne durchaus nicht zu überhörende schwache (und sehr schwache) Sängerleistungen aufwiegt!


    Goodall 73-77 Live ist wundervoll, wenn man Zeit und Ruhe hat, sich in Goodalls Interpretation wirklich zu versenken! Und wenn man Wagner auf englisch gesungen aushält, gibt es auch einige tolle Sänger-Leistungen zu genießen.


    Warum ich Boulez, Sawallisch, Haitink, Levine, Swarowski und Barenboim gekauft habe, ist nicht wirklich einfach zu erklären. Ich versuche es am besten überhaupt nicht!


    Tielemanns Aufführungen in Bayreuth habe ich nicht gekauft, da ich alle Aufführungen mitgeschnitten habe. Ich genieße sie wegen Thielemanns großzügiger Disposition des Ganzen, wegen seiner wunderbaren Durchleuchtung der sinfonischen Struktur und wegen seiner oft atemberaubenden Klangdramaturgie. Schlimm ist nur, dass es keine wirklich akzeptablen Sängerleistungen in all den Jahren zu hören gab!


    In einer Klasse für sich rangieren bei mir nach wie vor Furtwaengler 1950 live und 1953 im Studio. Aber auch hier schränkt die Aufnahmequalität das Hörvergnügen deutlich ein!


    Knappertsbusch 57 Bayreuth hat für mich großartige Momente und ein paar vorzügliche Sängerleisungen, ist aber als Ganzes nicht so attraktiv für mich wie Krauss oder Keilberth.


    Jetzt hätte ich beinahe vergessen, dass ich ja auch noch Neuhold im Regal habe. Ausser dem 2. und 3. Akt Götterdämmerung habe ich davon aber noch nichts gehört! Immerhin war ich danach erneut frapiert, wie gut Aufführungen in der Provinz oft sind!


    Caruso41


    :?:

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich muß zugeben, nur zwei Gesamtaufnahmen des RINGS zu besitzen, die mir auch völlig ausreichen. So ein Wagner-Fan bin ich nicht. Mit großem Staunen lese ich, daß unser Caruso41 Neunzehn(!) GA im Regal hat. Also das ist dann wohl doch die große Wagner-Liebe/-Verehrung.


    Die erste GA, noch zu LP-Zeiten gekauft, war die Einspielung unter Karl Böhm. Als ich meinen Plattenspieler ab- und den CD-Player angeschafft habe, kam diese Kassette zu meinem einzigen Klassik liebenden Freund, der noch dazu seit Jahren schwer krank ist und sich darüber gefreut hat. Ich wollte sie mir immer mal wieder ausleihen, um sie von einem Bekannten auf CD überspielen zu lassen, aber bisher kam es nie dazu. Jedenfalls: Für mich war es eine gelungene Aufnahme die Spuren hinterlassen hat. Bis heute ist mir der grandiose Schrei der Sieglinde, als es Siegmund gelang, das Schwert aus der Esche zu ziehen, im Ohr! Auch wenn es genügend ablehnende Stimmen dieser Aufnahme gibt, ist sie für mich, man nenne es ruhig nostalgisch, großes Theater!


    Der RING, von Janowski dirigiert, war meine erste GA auf CD und ich mag sie auch immer noch nicht missen. Was mich immer beeindruckt hat, war die großartige Orchesterleistung der "Wunderharfe" und bei den Sängern die auffallend deutliche Aussprache der Jessye Norman - das hatte ich von einer Amerikanerin nicht erwartet. Ansonsten bin ich nicht, wie Freund Caruso41, der große Stimmenkenner, der nachteiliges hört.


    Durch Mithilfe von unserem Bernward Gerlach kam ich sehr preisgünstig an den von Solti dirigierten RING. Auch das ist mehr oder weniger eine auf Nostalgie beruhende Anschaffung gewesen. Als ich Anfang der 60er Jahre mehrmals hintereinander jeweils für vier Wochen in Wien auf Urlaub war, hatte mich ein an der Staatsoper engagierter Sänger (Siegfried Rudolf Frese) mal durch das Haus am Ring geführt. Dabei trafen wir auf einen Mann, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, der von einer "Präsentation" des vollendeten RINGS durch die DECCA sprach. Auf irgendeine Weise gelang es Frese, für diese Presse-Vorführung eine Einladung zu bekommen - und wir waren damals beide dort. Ich überlege noch immer, ob diese Präsentation in der Staatsoper war oder doch in den Sofiensälen? Irgendwie schwebt mir vor, der "Empfang" mit Sekt und Häppchen habe in den Räumlichkeiten der Oper stattgefunden.
    Egal, damals beeindruckte mich Wagner auf keinen Fall und so hat es fast fünfzig Jahre gedauert, ehe ich diese GA nun besitze.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann sicherlich nicht mitreden, wenn es um die Frage der besten RING-Aufnahme geht, aber ich kann zumindest aus meiner Sicht sagen, daß mir sowohl Janowski und Solti zusagen...


    Liebe Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Jetzt hätte ich beinahe vergessen, dass ich ja auch noch Neuhold im Regal habe. Ausser dem 2. und 3. Akt Götterdämmerung habe ich davon aber noch nichts gehört! ...


    Ein ziemlicher Lapsus. Alleine Neuholds Dirigat ist es schon Wert, gehört zu werden!


    Ziemlich fassungslos stehe ich allerdings der Tatsache gegenüber, dass jemand sich zu neunzehn Ring-Einspielungen durchgerungen hat und dabei den alten Met-Ring von Bodanzky/Leinsdorf links liegen ließ...


    ?(

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • und dabei den alten Met-Ring von Bodanzky/Leinsdorf links liegen ließ...


    Volle Zustimmung! Ich kenne davon nur Walküre und Siegfried, aber beide stehen für mich an Nummer Eins für den jeweiligen Tag des Rings. Der erste Walküren-Akt unter Leinsdorf 1941 ist der helle Wahnsinn mit Astrid Varnay in ihrem Bühnendebut ... aber auch Helen Traubel und Kirsten Flagstad als Brünnhilden, Lauritz Melchior als Siegmund und Siegfried, Friedrich Schorr als Wotan und Wanderer, Alexander Kipnis als Hunding und Emanuel List in der Mini-Rolle des Fafner wären das Geld wert ...

  • Lieber Caruso,
    Du weißt, dass Du von mir auf Grund Deiner umfassenden Kenntnisse und Deiner erlebten und analytischen Erfahrung sehr geschätzt wirst.
    Es fällt mir auf, dass Du die von vielen - auch ernst zu nehmenden Fachleuten - als Jahrhundert-Brünnhilde gelobte Birgit Nilsson besonders in der Gestaltung nicht sehr hoch einschätzst. Hier habe ich völlig andere Eindrücke. Auf der Bühne erlebte ich Birgit Nilsson häufig auch gestalterisch hervorragend. Völlig glaubhaft als liebende, betrogene, erschütterte Frau. Zusammen mit der ungeheuren Strahlkraft ihrer Stimme, die keine Grenzen kannte und selbst bei höchsten Höhen und stärkstem Forte noch Wohlklang verströmte, ergab das eine Gesamtleistung die Birgit Nilsson ohne Zweifel in die Reihe der größten Wagner-Heroinen einreiht.
    Ich wage es kaum zu sagen trotz der grandiosen Erlebnisse mit der Nilsson ist meine Lieblings-Brünnhilde Catherina Ligendza. Sie hat einen anrührenden Herzenston in der Stimme und ist ergreifend im Spiel. Ich weiß allerdings, dass die Kritiker-Päpste a la Steane, Mann, Kesting bei diesem Vergleich recht einheitlich urteilen. Sie favorisieren fast immer Traubel, Flagstad und Nilsson in den Brünnhilde- Partien. Was wiegt nun schwerer die geballte Meinung der "Gurus" oder die eigene Empfindung auch wenn diese vom Fachurteil ziemlich stark abweicht?
    Herzlichst
    Operus
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Was wiegt nun schwerer die geballte Meinung der "Gurus" oder die eigene Empfindung auch wenn diese vom Fachurteil ziemlich stark abweicht?


    Warum muss immer etwas schwerer wiegen? Man kann seine subjektiven Präferenzen haben und dennoch andere objektive Meinungen anerkennen. Es muss nicht immer eine Rangordnung herauskommen (eine der schlimmsten "Errungenschaften"! Alles muss in eine Reihenfolge gepresst werden...).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Herr Präsident, hallo lieber Hans!


    Ich kann Dir nur voll zustimmen, was Birgit Nilsson betrifft. Es hat für mich, bis auf wenige Ausnahmen, kaum eine bessere und leidenschaftlicher singende Brünnhilde gegeben. Natürlich gefällt mir auch der "Ring" mit Janowski und hervorragend spielender Dresdner Staatskapelle. Auch die Klangqualität überzeugt. Allerdings finde ich hier das Ensemble nicht ganz ausgewogen besetzt. Und Theo Adam hat schon arge stimmliche Defizite. Leider kann ich nur zu den Aufnahmen, die ich besitze, Stellung nehmen. Daher bleibe ich mal bei meiner Meinung zu den von mir aufgeführten Einspielungen.

    W.S.

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  • Ein ziemlicher Lapsus. Alleine Neuholds Dirigat ist es schon Wert, gehört zu werden!

    Zugegeben, aber so lange habe ich die Aufnahme noch nicht! Und so viel Zeit, wie ich gerne hätte, habe ich leider auch nicht!
    Vor allem gehöre ich nicht zu den Musikhörer, die alle 70 Minuten eine neue CD auflegen und so im Laufe des Tages locker 10 Studen Musik hören (Eindrucksvolle Vertreter dieser Species teilen ja sogar im Klassikforum laufend mit, was sie gerade hören!).
    Ich gehöre zu den altmodischen Musikhörer, die gerne "nur" hören und nebenher nchts weiter machen wenn sis hören. Und da schafft man nicht alles, was man schaffen sollte!


    Ziemlich fassungslos stehe ich allerdings der Tatsache gegenüber, dass jemand sich zu neunzehn Ring-Einspielungen durchgerungen hat und dabei den alten Met-Ring von Bodanzky/Leinsdorf links liegen ließ...


    Kann ich verstehen, aber ich habe diesen Ring nicht komplett. Ich habe vor längerer Zeit in den USA Walküre und Götterdämmerung erstanden als es davon Europa noch gar nichts zu kaufen gab. Später habe ich noch den Siegfried angeschafft. Rheingold fehlt und einzeln ist es auch nicht leicht zu bekommen. Also habe ich diesen Ring nicht erwähnt!


    Vielleicht schaffe ich mir doch mal die Edition von Naxos an. Sie klingt auch einfach besser als meine Ausgabe!




    Es fällt mir auf, dass Du die von vielen - auch ernst zu nehmenden Fachleuten - als Jahrhundert-Brünnhilde gelobte Birgit Nilsson besonders in der Gestaltung nicht sehr hoch einschätzst. Hier habe ich völlig andere Eindrücke. Auf der Bühne erlebte ich Birgit Nilsson häufig auch gestalterisch hervorragend.

    Ich kann Dir nur voll zustimmen, was Birgit Nilsson betrifft. Es hat für mich, bis auf wenige Ausnahmen, kaum eine bessere und leidenschaftlicher singende Brünnhilde gegeben.



    Im Böhm-Ring ist Nilsson auch gestalterisch stark. Bei Solti aber beim besten Willen noch nicht!
    Allerdings: Nilsson hat auch bei Böhm wenig Farben wenn man sie mal mit einer Mödl oder Varnay vergleicht, von Flagstad oder Traubel ganz zu schweigen. Auf der Bühne war das nicht so auffällig, da der gute Sitz, die unermüdliche Kraft und der helle Strahl der Stimme einfach begeistert haben, und weil Nilsson durch die Arbeit mit Wieland Wagner und Karl Böhm auch schon zu einer guten Darstellerin gereift war.
    Aber: selbst wenn man mal Flagstad, Traubel, Leider, Varnay und Mödl weglässt und Nilsson mit anderen Interpretinnen der Partie vergleicht, geht das meiner Meinung nach nicht zu ihrem Vorteil aus: Operus hat völlig Recht, wenn er auf Ligerndza verweist. In dem Thread in dem die beste Besetzung für Götterdämmerung gesucht wurde, habe ich ja zu dem Vergleich schon vor einiger Zeit etwas gesagt! Ich kann nur wiederholen: es kommt letztlich darauf an, was man in Brünnhilde sieht und was man von einer Sängerin, die sie singt, erwartet!


    Idealbesetzung für "Götterdämmerung" (insbesondere Beitrag 8 und 10)


    und


    Idealbesetzung für "Die Walküre"


    Es sind ja doch immer wieder die gleichen Debatten, die wir hier im Forum führen. Da ist dann vielleicht auch erlaubt, einfach auf schon Geschriebenes zu verweisen! Oder?


    Caruso41




    :stumm:

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso,


    selbstverständlich sind Wiederholungen und Vertiefungen legitim, meistens sogar nützlich. Sie animieren zum nochmaligen Lesen der zitierten Beiträge, zum Durchdenken der Schlussfolgerungen daraus und leiten zumindest bei mir durch den zeitlichen Abstand zum Thema und die neuerliche Konfrontation mit der Materie eine Meinungsprüfung wenn nicht sogar häufig
    Meinungsänderung ein.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • selbstverständlich sind Wiederholungen und Vertiefungen legitim, meistens sogar nützlich. Sie animieren zum nochmaligen Lesen der zitierten Beiträge, zum Durchdenken der Schlussfolgerungen daraus und leiten zumindest bei mir durch den zeitlichen Abstand zum Thema und die neuerliche Konfrontation mit der Materie eine Meinungsprüfung wenn nicht sogar häufig
    Meinungsänderung ein.
    Herzlichst
    Operus


    Lieber Operus!


    Wie klug! Ganz sicher wärest Du ein großer Apostel geworden!
    Wie sagt doch der Apostel Paulus, wenn er Wichtiges wiederholt:



    ".....Mich macht es nicht müde und Euch desto gewisser!"


    So soll es sein!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Als Nicht-Wagnerianer ist meine Ring-Sammlung relativ bescheiden.


    Aber da hier soviele Experten versammelt sind, eine Frage zu dieser Aufnahme:



    Die gedenke ich mir in Kürze zuzulegen. Die Besetzung liest sich traumhaft.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Sorry, lieber Harald, über das Dirigat dieser Aufnahme kann ich nIchts sagen, aber bei dieser gigantesk teueren Aufnahme, würde ich Dir, was die Besetzung betrifft, empfehlen, undbedingt Dich nach Caruso zu richten. Jede seiner Ansichten würd ich verdoppeln; einzig den 56 Kna-Ring würde ich ich in weit positiverem Licht sehen, als die folgenden Kna-Ringe und noch vor alle spãteren Aufnahmen setzen.

  • Das stimmt nicht. So sind alle vier Ring-Teile einzeln z.B. bei Naxos historical erhältlich.


    Besten Dank für den Tipp!


    Ich glaube, dass ich ihn mir aber doch eher jetzt komplett von Naxos zulege.
    Der Klang ist schon besser als bei den CDs, die ich habe! In den USA gibt es den kompletten RING für 25 $ und ich bin eh bald wieder drüben!




    Wenn man ihn für 25$ ersteigern kann, mag die Anschaffung lohnen. (Ich wünsche Dir, dass niemand den Preis in den nächsten 2 Tagen hoch treibt!) Immerhin klang Stig Andersen zu der Zeit noch attraktiv. Titus gibt es ja auf vielen Mitschnitten, einige davon sind recht befriedigend.
    Neugierig wäre ich am ehesten auf Sabine Hass als Brünnhilde, weil es einfach von dieser Sopranistin relativ wenige Aufnahmen gibt. In den 80er Jahren war sie eine vielversprechende Sängerin, die ich in etlichen Partien in Berlin und München gehört habe. In den 90er Jahren aber hörte man - in Bayreuth - denn doch leider schon starke Abnützungserscheinungen. Oder waren es Anzeichen einer Krankheit? Sie ist ja leider sehr früh gestorben!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • In den USA gibt es den kompletten RING für 25 $ und ich bin eh bald wieder drüben!


    Da muss man lediglich bedenken, dass viele Naxos historical in den USA nicht erhältlich sind (die Amis haben wesentlich strengere Copyrightbestimmungen, Musikaufnahmen sind länger geschützt als in Europa und Naxos hat keine Rechte auf ihre historischen Aufnahmen erworben).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • bei dieser gigantesk teueren Aufnahme,


    ja, lieber M.Joho, wahrscheinlich scheitert es am Preis. Wenn dann noch die extremen Portokosten aus Italien dazukommen .... dabei hätte die blaue Samtbox so gut zu meiner bisher teuersten Opernkassette gepasst (Salvador Dalis "Etre Dieu").
    Die üblichen Ringe habe ich natürlich im Archiv, ob Furtwängler, Swarowsky, Neuhold, Haitink, Böhm, Sawallisch...


    Obwohl nicht an jedem Kaufhaus-Wühltisch erhällich, hier die Besetzung des Turiner Inbal-Rings für die, die es trotzdem interessiert (für den richtigen "Jäger und Sammler" fängt der Spaß erst da an, wo die Listen unserer Werbepartner aufhören):



    RICHARD WAGNER
    DER RING DES NIBELUNGEN

    ELIAHU INBAL
    ORCHESTRA SINFONICA NAZIONALE DELLA RAI
    Original, hi-fi stereo, digital recording. Live
    Blue satin box with gold writing.
    Booklet included


    CD 1-2
    Das Rheingold
    Vigilia della sagra scenica "L'Anello del Nibelungo"
    Registrazione dal vivo effettuata a Torino presso l'Auditorium "G. Agnelli" del Lingotto, il 17 ottobre 1996

    Wotan - Alan Titus
    Donner - Detlef Roth
    Froh - Richard Brunner
    Loge - Hubert Delamboye
    Alberich - Günther von Kannen
    Mime - Thomas Harper
    Fasolt - Hans Tschammer
    Fafner - Aage Haugland
    Fricka - Nadine Denize
    Freia - Evelyn Herlizius
    Erda - Katya Lytting
    Woglinde - Carola Höhn
    Wellgunde - Anne Schwanewilms


    Die Walküre
    Prima giornata della sagra scenica "L'Anello del Nibelungo"
    Registrazione dal vivo effettuata a Torino presso l'Auditorium "G. Agnelli" del Ungotto, il 9 e 14 marzo 1997

    Siegmund - Stig Andersen
    Hunding - Hans Tschammer
    Wotan - Alan Titus
    Sieglinde - Tina Kiber
    Brünnhilde - Sabine Hass
    Fricka - Nadine Denize
    Gerhilde - Anne Schwanewilms
    Ortlinde - Sola Braga
    Waltraute - Eisa Waage
    Schwertleite - Silke Marchfeld
    Helmwige - Penelope Chalmers
    Siegrune - Martina Borst
    Grimgerde - Anneliese Fried
    Rossweisse - Annette Eister


    CD 6-9
    Siegfried
    Seconda giornata della sagra scenica "L'Anello del Nibelungo"
    Registrazione dal vivo effettuata a Torino presso l'Auditorium "G. Agnelli" del Lingotto, il 4, 11 e 18 dicembre 1997
    Personaggi e interpreti
    Siegfried - Stig Andersen
    Mime - Thomas Harper
    Der Wanderer - Alan Titus
    Alberich - Günther von Kannen
    Fafner - Aage Haugland
    Stimme des Waldvogels -..Martina Rüping
    Erda - Katia Lytting
    Brünnhilde - Carol Yahr

    CD 10-13
    Götterdammerung
    Terza giornata della sagra scenica" L'Anello del Nibelungo"
    Registrazione dal vivo effettuata a Torino presso l'Auditorium "G. Agnelli" del Lingotto, il 14 e 17 ottobre 1998

    Prima Norna - Jadwiga Rappé
    Seconda Norna - Dagmar Peckova
    Terza Norna - Gabriele Maria Ronge
    Siegfried - Stig Andersen
    Brünnhilde - Lisbeth Balsev
    Gunther - Siegfried Lorenz
    Hagen - Kurt Rydl
    Gutrune - Gabriele Maria Ronge
    Waltraute - Iris Vermillion
    Alberich - Günther von Kannen
    Woglinde - Sandra Schwarzhaupt
    Wellgunde - Sarah Fryer
    Flosshilde - Kirsten Dolberg

    Coro della Radio Cèca


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • ja, lieber M.Joho, wahrscheinlich scheitert es am Preis. Wenn dann noch die extremen Portokosten aus Italien dazukommen .... dabei hätte die blaue Samtbox so gut zu meiner bisher teuersten Opernkassette gepasst (Salvador Dalis "Etre Dieu").


    Also noch ist das höchste Angebot bei der Ebay-Versteigerung 25 € - - - und sie läuft nur noch gut 2 Tage. Für Verpackung und Porto werden 9 € verlangt.
    Damit ist der Preis noch ganz zivil, finde ich!
    Und wenn Dir die Besetzung so interessant erscheint, kannst Du ja vielleicht auf Glück bei der Versteigerung hoffen.
    Ich wünsche es Dir!




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • als ich die Box entdeckt habe, kostete sie nur 1,-- €


    LG


    8)

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Obwohl es einige sehr gute Aufnahmen von Wagners "Ring" gibt, ohne Zögern stelle auch ich den Bayreuther Mitschnitt von 1955 in der Ausgabe von Testament an die Spitze. Zunächst einmal des Klanges wegen. Feinstes, echtes Stereo! Und das vor mehr als fünfzig Jahren. Die Decca hatte ihr ganzes aufnahmetechnisches Können aufgeboten in der Absicht, diesen Ring auf LP* herauszubringen. Schließlich wurde das ehrgeizige Vorhaben zugunsten der Wiener Studioproduktion unter Solti aufgegeben. Mitgeschnitten wurde auch der zweite Zyklus, um gegebenenfalls alternatives Material für Korrekturen zur Verfügung zu haben. Die Besetzhung ist bis Brünnhilde - erst Varnay, dann Mödl und Gunther (Uhde/Hotter) identisch. Das Label Testament, dem die originalen Bänder zur Verfügung standen, hat den ersten Durchlauf komplett veröffentlicht, dabei die auffälligsten Bühnengeräusche etc. eleminiert, aus dem zweiten Bayreuther Durchlauf gibt es nur Walküre und Götterdämmerung, diesmal aber mit allen athmosphärischen Lauten. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob die "unbereinigte" Aufnahme in ihrer Wirkung nicht die stärkere ist, die authentischere ist sie auf jeden Fall. Beide Male ist das Klangild auf höchstem Niveau. Besser sind heutige Einspielungen auch nicht.


    Wenn auch einzelne Leistungen von Sängerinnen und Sängern hinter anderen Dokumenten zurück bleiben mögen, zu spüren sind auch heute noch die ungeheuere Kraft und das Sendungsbewusstsein, mit denen alle Beteiligten am Werk sind, entschlossen, ein großes Werk zu vollbringen. Nicht einmal kommt Routine auf, jedes Wort, jedes Komma ist zu verstehen. Es ist, als würde der Ring erst in diesem Moment, wo wir ihn hören, entstehen. So habe ich dieses Werk vorher und nachher nie gehört.


    Beklagt wurde hier und da der Preis der kompletten Ausgabe. Bei jpc 129,99 für 14 CDs! Das sind nicht einmal 10 Euro für eine CD. Was ist daran teuer, gemessen an all den Entbehrlichkeiten, die für das Doppelte und mehr in den Handel kommen? Ich finde es gut, wenn bedeutende Aufnahmen ihren Preis haben, das schützt sie zumindest vorläufig vor dem Abstieg in die Ramschkiste, wo sie nicht hingehören. Diesen Ring nimmt man mal nicht so eben mit. Wenn nötig, sollte man darauf sparen! Er ist sein Geld wert.


    * für Schallplattensammler wurde in der Tat von Testament vor ein paar Jahren auch eine kleine Auflage auf LP veröffentlicht


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn auch einzelne Leistungen von Sängerinnen und Sängern hinter anderen Dokumenten zurück bleiben mögen, zu spüren sind auch heute noch die ungeheuere Kraft und das Sendungsbewusstsein, mit denen alle Beteiligten am Werk sind, entschlossen, ein großes Werk zu vollbringen. Nicht einmal kommt Routine auf, jedes Wort, jedes Komma ist zu verstehen. Es ist, als würde der Ring erst in diesem Moment, wo wir ihn hören, entstehen. So habe ich dieses Werk vorher und nachher nie gehört.


    Das kann man nicht treffender sagen!
    Wichtig finde ich Deinen Hinweis auf das Wort!


    In kaum einem anderen Ring wird der Text so gut verständlich wie in Keilberths Aufführung von 1955. Aber damit meine ich mehr als nur die deutliche Artikulation der Worte. Die kann man zwar heute auch nicht mehr wirklich erwarten. Da fängt das ganze Elend schon an. Aber die Generation, die 1955 in der ersten Reihe stand, hat weit mehr geboten: sie verstand es, den Sinn der Worte zu erhellen, auszuloten und zu deuten!
    Das bekam man schon bei Nilsson nicht mehr und bei Watson, Wilson, Eaglen und so weiter kommt man schon gar nicht mehr auf die Idee, es überhaupt zu erwarten.



    Tempi passati!



    Nur gut, dass wir die Aufzeichnung haben!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • In Beitrag 6 nominierte ich 2011 bereits den "Ring" von Keilberth auf Platz 1. Dies bleibt auch weiterhin der Fall, doch konnte ich zwischenzeitlich auch in den 2. Zyklus von 1955 hören, von dem "Die Walküre" und "Götterdämmerung" auf dem Label Testament gleichsam nachträglich erschienen. Und insgesamt würde ich diese Aufnahmen sogar noch über jene des 1. Zyklus stellen.


    Die Hauptunterschiede sind wie folgt:



    - "Die Walküre": Astrid Varnay singt hier nicht die Brünnhilde, sondern die Sieglinde (statt Gré Brouwnstijn) — und wie! Das ist Referenz! Als Brünnhilde brilliert Martha Mödl. Sieglinde ist hier wirklich eine resolute und herrische Frau, Brünnhilde noch jugendlich angehaucht.



    - "Götterdämmerung": Statt der Varnay singt auch hier Martha Mödl die Brünnhilde. Sie hat vielleicht nicht diese Dramatik, wird der Partie aber trotzdem vortrefflich gerecht. Die Varnay ist dennoch auch hier mit von der Partie, und zwar als Dritte Norn. Der zweite große Unterschied zum 1. Zyklus ist Hans Hotter statt Hermann Uhde als Gunther. Auch er in der ungewohnten Rolle formidabel.


    Tontechnisch klingt "Die Walküre" des 2. Zyklus sogar etwas besser als die im ersten. Bei der "Götterdämmerung" mag es unentschieden sein. Keilberths Dirigat ist nach meinem Empfinden im 2. Zyklus noch ein Quäntchen impulsiver.


    P.S.: Weiß jemand, wieso der "Siegfried" des 2. Zyklus bisher nicht erschien? Beim "Rheingold" kann ich es ja verstehen (da ist die Besetzung identisch), aber im "Siegfried" singt wiederum die Mödl statt der Varnay die Brünnhilde.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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