Wintermärchen - Klassische Musik

  • Liebe Taminos


    Quasi als Gegenstück zum Thread


    Wintermärchen - Winter-Darstellungen in der europäischen Kunst von Bruegel bis Beuys


    ist dieser hier gedacht - egal ob es schon mal einen ähnlichen Thread gegeben hat oder nicht.
    Dieser hier soll sich mit "Winter" und "Klassische Musik" befassen. Hiebei können passende Werke oder aber auch Ausschnitte aus klassischen Werken nominiert und kommentiert werden, und vor allem, ob diese Stück bei euch "winterliche" Gefühle erwecken, Das kann beispielsweise klirrende Kälte - aber auch die behagliche Wärme einer geheizten Stube bedeuten, eine kurze Stimmungsschilderung vom Klassikhören im Winter, mit einem warmen Tee in Griffneähe oder einem anderen "winterlichen Getränk" Es können aber auch Werke mit dem Begriff "Winter" daraufhin "untersucht" werden, ob sie in der Tat Winterstimmungen vermitten - oder ob der Name Eurer Meinung nach eher willkürlich gewählt wurde.


    Dann wieder sind Werke hier gern gesehen, die überhaupt nicht als "Winterstück" ausgewiesen sind - die ihr aber aus welchen Gründen immer - mit dem Begriff "Winter" oder" Schnee" in Verbindung bringt....


    mit freundlichen GRüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo Alfred,


    ein schöner Thread, steht uns doch diese Jahreszeit wieder in Kürze bevor.


    Wenn ich an den musikalischen Winter denke, dann denke ich an dieses Werk :



    Henri Sauguet, Symphonie Nr 2


    Dies ist meine liebste Jahreszeiten-(Doppel)-CD, eine wunderbare Symphonie, und am besten darin gefällt mir in der Tat 'l'Hiver' - der Winter. Sanft, wie der Schnee fällt, hebt hier die Musik an, teils Chor acapella, teils das Orchester. Damit beginnt das Werk, und nach einer Reise durch die Jahreszeiten kehrt zum Schluss der Winter wieder. Bei kaum einem anderen Werk habe ich hinterher das Gefühl, dass sich der Kreis geschlossen hat, dass das Werk vollkommen ist. Wenn dann die letzten sanften Klänge verklungen sind, dann sitze ich da, lehne mich zurück, atme tief durch und denke 'ja, das war's' ...


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Das totale Klischee, aber für mich passt es: Tschaikowskys Nussknacker (spielt bekanntlich an Weihnachten). Die populäre Suite beschränkt sich ja weitgehend auf die Süßigkeiten, aber das komplette Ballett hat u.a. eine Waldszene und einen Schneeflöckchen-Walzer. Ein bißchen Zeit ist aber dieses Jahr hoffentlich noch bis zum Schnee...


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Im Werk Peter Tschaikowskys findet man weitere Sujets, welche den Winter bzw. Wintermärchen behandeln. Er hat eine Schauspielmusik zu Ostrowskis Märchendrama Snegurotschka (Schneeflöckchen) komponiert. Sie trägt die Opuszahl 12. In Wikipedia gibt es eine Inhaltsangabe:


    Im ... Märchendrama von Alexander Ostrowski ist Snegurotschka die Tochter von Väterchen Frost und der Frühlingsgöttin. Durch diese Wurzeln ist sie einerseits von kühlem Gemüt, andererseits voller Sehnsucht nach Liebe. Sie verliebt sich in einen Menschen, den sie heiraten will, doch schmilzt sie unter der machtvollen Sommersonne, worauf sich ihr Verlobter im Meer ertränkt. Hinter ihrem Tod steckt die Macht des Sommergottes.


    Tschaikoskys erste Sinfonie g-moll op. 13 trägt den Titel "Winterträume". Die beiden ersten Sätze tragen Titel: Träume einer Winterreise sowie Land der Öde, Land der Nebel.


    Die Duell-Szene in der Oper Eugen Onegin findet in einer Winterlandschaft statt. Eine trostlose Landschaft, Verlassenheit und Resignation. Die berühmte Arie des Lenski "Wohin seid ihr entschwunden" sowie das Duett, welche Lenski und Onegin singen, gehören für mich zu den eindrücklichsten Kompositionen Tschaikowkys.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Franz Schubert komponierte 1828 ein Lied auf das Gedicht "Der Winterabend" von Karl Gottfried von Leitner. Es trägt die Nummer 938 im Deutsch-Verzeichnis. Ich höre es gerne in der Aufnahme mit Margaret Price und Wolfgang Sawallisch.


    Der Winterabend


    Es ist so still, so heimlich um mich.
    Die Sonn ist unten, der Tag entwich.
    Wie schnell nun heran der Abend graut.
    Mir ist es recht, sonst ist mir's zu laut.
    Jetzt aber ist's ruhig, es hämmert kein Schmied,
    Kein Klempner, das Volk verlief, und ist müd.
    Und selbst, daß nicht rassle der Wagen Lauf,
    Zog Decken der Schnee durch die Gassen auf.


    Wie tut mir so wohl der selige Frieden!
    Da sitz ich im Dunkel, ganz abgeschieden.
    So ganz für mich. Nur der Mondenschein
    Kommt leise zu mir ins Gemach herein.
    Er kennt mich schon und läßt mich schweigen.
    Nimmt nur seine Arbeit, die Spindel, das Gold,
    Und spinnet stille, webt, und lächelt hold,
    Und hängt dann sein schimmerndes Schleiertuch
    Ringsum an Gerät und Wänden aus.
    Ist gar ein stiller, ein lieber Besuch,
    Macht mir gar keine Unruh im Haus.
    Will er bleiben, so hat er Ort,
    Freut's ihn nimmer, so geht er fort.


    Ich sitze dann stumm in Fenster gern,
    Und schaue hinauf in Gewölk und Stern.
    Denke zurück, ach weit, gar weit,
    In eine schöne, verschwundne Zeit.
    Denk an sie, an das Glück der Minne,
    Seufze still und sinne, und sinne.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Dass der Winter nicht nur schöne Seiten hat, sieht man doch an dem Winterstück schlechthin der "Winterreise" D.911 von Franz Schubert. Schon komisch, dass das hier noch keiner erwähnt hat. Übrigens das Lied "der Winterabend" habe ich auch in dieser Box:
    von Dietrich Fischer-Dieskau, der hier von Hartmut Höll begleitet wird. Ebenfalls habe ich noch das Lied "Winterlied" D.401, ebenfalls von Dietrich Fischer-Dieskau interpretiert, hier von Gerald Moore begleitet:


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Diese Neueinspielung erschien im September 2011.
    Brittens Lieder "Winter Words" (1953) für Tenor und Piano
    sind auch auf CD mit Pears/Britten bei Decca erschienen.

    mfG
    Michael

  • Vielleicht sollte man hier auch von Arnold Bax "Novemberwoods" und von Gustav Holst "In the bleak midwinter" benennen. Ich frage mich auch, warum der "Winter" aus "Die vier Jahreszeiten" von Vivaldi bisher nicht aufgetaucht ist, dem Namen nach wohl eines der bekanntesten Werke.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wenn ich an Wintermusik denke, fällt mir auch "Die musikalische Schlittenfahrt" von Leopold Mozart ein, hier vor allem der Satz "Das vor Kälte zitternde Frauenzimmer"


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Vielleicht sollte man hier auch von Arnold Bax "Novemberwoods"


    Wenn BAX genannt wird, dann sollte nicht vergessen werden:



    Winter Legends für Klavier & Orchester
    Royal PO, Thomson
    Margaret Fingerhut, Piano


    Oder ist diese Komposition hier weitgehend unbekannt? … :?:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Bei "Winter" und "Märchen" fällt mir "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" von Hans Christian Andersen ein - packend vertont von Helmut Lachenmann:


  • Zitat

    (Maurice)


    Winter Legends für Klavier & Orchester
    Royal PO, Thomson
    Margaret Fingerhut, Piano


    Oder ist diese Komposition hier weitgehend unbekannt? …

    Mir seit einigen Monaten nicht mehr. Das ist ein ausgedehntes, dabei bemerkenswert individuelles, stimmungsvolles und auch bisweilen virtuoses Klavierkonzert, das an die griffigeren (Passagen) seiner Sinfonien erinnert. Dunkel getönte anglophile Nachromantik mit bisweilen moderneren Harmonien.


    Sehr empfehlenswert.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo,
    es gibt ein Buch für Kinder (und Eltern, die sich noch an Märchen erfreuen können und die Geschichte mit der "Veeh-Harfe" untermalen, da können auch 4-5-Jährige mitmachen) "Der Bäckerengel" von Sybil Schönfeldt - leider konnte ich die ISBN nicht herausfinden. Ob die MC empfehlenswert ist, weiß ich nicht.


    Viele Grüße
    zweiternbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Das wohl absolute Gegenteil einer märchenhaften Winter-"Impression" liefert vielleicht


    51t3lYf21SL._SL300_.jpg



    mit dem achten Lied Aus der jüdischen Volkspoesie op.79


    (in Ermangelung einer deutschen Übersetzung spontan aus dem Englischen zusammengestoppelt)


    Winter


    Die Mutter liegt zu Bett,
    Mit ihr das kranke Kind.
    Kein Stock zu wärmen das kalte Haus,
    und der Wind streicht um die Mauer.


    Die Kälte und der Wind sind zurückgekehrt,
    Keine Kraft mehr, die Stille zu ertragen.
    Weine denn, mein Kind,
    Der Winter ist zurückgekehrt.


    Die Musik dazu hinterläßt vollständige Hoffnungslosigkeit ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Auch von Rimsky-Korsakov gibt es eine "Snegurotschka"-Oper (Schneeflöckchen, "Snow maiden") sowie "Die Nacht vor Weihnachten". Obwohl ich letztere in einem historischen Mitschnitt besitze, sind mir hauptsächlich die (sehr farbigen) Orchestersuiten präsent:


    51Rb4DYZXSL._SL300_.jpg


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Auch hier möchte ich - wie im Herbstthema - Alexander Glasunow mit seiner Ballettmusik "Die Jahreszeiten" erwähnen. Im ersten Bild des Balletts schildert er den Winter. Nach einer dunkel gefärbten Einleitung folgen auf ein frostige Thema vier Variationen:
    1. Der Frost - man hört ihn klirren
    2. Das Eis - dieser Satz erinnert mich an Schlittschuhläufer auf dem Eis
    3. Der Hagel - ich meine das Aufprallen und Springen der Hagel zu vernehmen.
    4. Der Schnee - der Satz suggeriert in mir eher das Bild einer Fahrt durch eine verschneite Landschaft mit fallenden Flocken, nach der man am Ende in die warme Stube tritt.


    Frederik Deluis beschreibt in seinen drei kleinen Tondichtungen eine Winternacht. Man hört zweimal einen Schlitten mit Geläute vorbeifahren. Darauf folgt die Beschreibung der Stille der mondbeschienenen Schneelandschaft.


    Tschaikowsky hat eine Suite für Klavier in 12 Sätzen "Die Jahreszeiten" geschrieben. Die einzelnen Sätze sind nach den Monaten benannt. In den Winter fallen die Sätze
    - Dezember (Weihnachten)
    - Januar (Am Kamin) und
    - Februar (Karneval)


    Zu erwähnen wäre vielleicht auch Josef Suk mit "Ein Wintermärchen", das auf dem Schauspiel von Shakespeare beruht.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hans Werner Henze (1926-2012) hat für die Gitarre Stücke beschrieben, denen er den Titel "Royal Winter Music" gab. Jeder der Sätze ist einer Gestalt aus Shakespeares Werken gewidmet. Richard von Gloucester spricht im Eröffnungsmonolog: "Jetzt ist der Winter der Unzufriedenheit". Diese Strophe gab dem gesamten neunsätzigen Werk den Namen.


    Der Klang der Gitarre ruft in mir Assoziationen zu Winter hervor: klirrende Kälte, Einöde, weisse Landschaft, Kälte.


    Aus Richard III, 1. Akt


    Now is the winter of our discontent
    Made glorious summer by this sun of York;
    And all the clouds that lour'd upon our house
    In the deep bosom of the ocean buried.
    Now are our brows bound with victorious wreaths;
    Our bruised arms hung up for monuments;
    Our stern alarums changed to merry meetings,
    Our dreadful marches to delightful measures.
    Grim-visaged war hath smooth'd his wrinkled front;
    And now, instead of mounting barded steeds
    To fright the souls of fearful adversaries,
    He capers nimbly in a lady's chamber
    To the lascivious pleasing of a lute.
    But I, that am not shaped for sportive tricks,
    Nor made to court an amorous looking-glass;
    I, that am rudely stamp'd, and want love's majesty
    To strut before a wanton ambling nymph;
    I, that am curtail'd of this fair proportion,
    Cheated of feature by dissembling nature,
    Deformed, unfinish'd, sent before my time
    Into this breathing world, scarce half made up,
    And that so lamely and unfashionable
    That dogs bark at me as I halt by them;
    Why, I, in this weak piping time of peace,
    Have no delight to pass away the time,
    Unless to spy my shadow in the sun
    And descant on mine own deformity:
    And therefore, since I cannot prove a lover,
    To entertain these fair well-spoken days,
    I am determined to prove a villain
    And hate the idle pleasures of these days.
    Plots have I laid, inductions dangerous,
    By drunken prophecies, libels and dreams,
    To set my brother Clarence and the king
    In deadly hate the one against the other:
    And if King Edward be as true and just
    As I am subtle, false and treacherous,
    This day should Clarence closely be mew'd up,
    About a prophecy, which says that 'G'
    Of Edward's heirs the murderer shall be.
    Dive, thoughts, down to my soul: here
    Clarence comes.

    Diese Interpretation Frank Bungartens, die auf YouTube zu sehen und zu hören ist, spricht mich an.



    Um der Vollständigkeit zu genügen, gebe ich die Titel, die sich allerdings nicht auf den Winter beziehen, auch noch an:


    Erste Sonate, Shakespeare-Charaktere


    Gloucester
    Romeo und Julia
    Ariel
    Ophelia
    Touchstone, Audrey und William
    Oberon


    Zweite Sonate, Shakespeare-Charaktere


    Sir Andrew Aguecheek (Junker Bleichenwang)
    Bottom 's Dream
    Mad Lady Macbeth

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Der Klang der Gitarre ruft in mir Assoziationen zu Winter hervor: klirrende Kälte, Einöde, weisse Landschaft, Kälte.


    Hallo moderato,


    das würde ich für mich so ausgedrückt haben (ist also keine Kritik):
    "Der Klang dieser Gitarre, in diesem Werk, in dieser Interpretation, mit diesem Interpreten"...


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lieber zweiterbass


    Die Gitarre wird gemeinhin mit südlichen Gefilden in Verbindung gebracht, weshalb du wohl diesen Einwand machst. Henzes Musik beschreibt nicht nur diese von mir erwähnte vordergründige Ebene des Winter, es ist auch der Seelenzustand des Richard, der in der Komposition ihren Ausdruck findet, weshalb ich die Worte Shakespeares eingefügt habe.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hälfte des Lebens


    Mit gelben Birnen hänget
    Und voll mit wilden Rosen
    Das Land in den See,
    Ihr holden Schwäne,
    Und trunken von Küssen
    Tunkt ihr das Haupt
    Ins heilignüchterne Wasser.


    Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
    Es Winter ist, die Blumen, und wo
    Den Sonnenschein,
    Und Schatten der Erde?
    Die Mauern stehn
    Sprachlos und kalt, im Winde
    Klirren die Fahnen.


    Friedrich Hölderlin


    Dieses Gedicht hat viele Komponisten inspiriert. Zwei Beispiele seien hier erwähnt:



    Harald Genzmer (1909-2007) hatte in seinen Hölderlin-Chören für gemischten Chor das Gedicht "Hälfte des Lebens" vertont.
    Eine schöne Einspielung findet sich auf dieser CD der Lilienfelder Cantorei unter Klaus-Martin Bresgott.


    Benjamin Britten (1913-1976) hatte ebenfalls diese Strophen in Six Hölderlin Fragments op. 61 für Tenorstimme in Töne umgesetzt.


    Zum Thema dieses Thread passend: Vom gleichen Komponisten gibt es die die Winter Words op. 52.


    Ian Bostridge (Tenor), Antonio Pappano (Klavier)

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Paul Hindemith (1895-1963) hat sechs Gedichte Rainer-Maria Rilkes für ein Chorwerk für gemischten Chor ausgewählt. Sie sind in französischer Sprache. Das fünfte Lied ist mit En hiver (Im Winter) überschrieben.


    En hiver, la mort meurtrière entre dans les maisons;
    elle cherche la soeur, le père,
    et leur joue du violon.
    Mais quand la terre remue,
    sous la bêche du printemps,
    la mort court dans les rues
    et salue les passants.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Von Ian Bostridge und Antonio Pappano kann kann ich aus dieser Box aus der kurzen Sammlung "Frühe Lieder" das "Winterlied" besteuern:



    Winterlied


    Über Berg und Tal
    Mit lautem Schall
    Tönet ein Liedchen.


    Durch Schnee und Eis
    Dringt es so heiß
    Bis zu dem Hüttchen.


    Wo das Feuer brummt,
    Wo das Rädchen summt
    Im traulichen Stübchen.


    Um den Tisch herum
    Sitzen sie stumm.
    Hörst du mich, Liebchen?...


    (T. u. M.: Gustav Mahler)



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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    Robert Schumann "Winterszeit I u. II aus dem "Album für die Jugend" - unvergleichlich tiefsinnig gespielt von Arturo Benedetti Michelangeli:


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    Claude Debussy "Des pas sur la neige" aus den Preludes Heft 1 - eine musikalische Studie der Verlassenheit. (Daran habe ich mich selbst versucht als Amateurpianist... :) )

    Schöne Grüße
    Holger

  • Fanny Mendelssohn-Hensel (1805-1847) hat in "Das Jahr", 12 Charakterstücke für Klavier jedem Monat ein Stück gewidmet. Dezember, Januar, Februar und März sind die Wintermonate, die sie vertont hatte. Je nach dem, wie die Wintermonate definiert werden: astronomisch sind es vom 21. Dezember bis 21. März, die erwähnten VIER Monate, meteorologisch beginnt der Viertel des Jahres mit dem 1. Dezember und endet mit dem 28. Februar. Mit dieser Einteilung wären es nur DREI Monate.


    Lauma Skride, Klavier

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928






  • Peter Tschaikowsky hatte die Jahreszeiten in seinem Zyklus op. 37b für Klavier vertont. Ursprünglich erschien der Notentext in Fortsetzungen monatlich in einer Zeitschrift. Die Orchesterfassung stammt von A. Gauk.


    Die Monate tragen die Titel,

    Dezember: Weihnachten
    Januar: Am Kamin
    Februar: Karneval
    März: Lied der Lerche (Hier es schon sehr früh Frühling in Tschaikowskys Jahr. Je nach Definition des Beginns der Jahreszeit.)


    oben links ein Beispiel für die Klavierfassung von Yefim Bronfman
    oben rechts die Orchesterfassung mit State Academic SO, Evgeny Svetlanov
    unten links eine Fassung für Klaviertrio mit dem Arensky-Trio
    unten rechts eine Fassung für Cello-Ensemble, Philharmonische Cellisten
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Alexander Glasunow (1865-1936) hat in seinem Ballett Die Jahreszeiten op.67 für jeden der vier Teile des Jahres eine musikalische Beschreibung komponiert. Der erste Teil ist dem Winter gewidmet.


    Minnesota SO, De Waart

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • Es erstaunt mich, dass aus Antonio Vivaldis Die vier Jahreszeiten das vierte Konzert "Der Winter op. 8 RV 293" noch keine Erwähnung fand. Den vier Konzerten sind dem Notentext Sonette beigeordnet. Man weiss nicht, ob sie von Vivaldis Hand stammen.


    L'Inverno


    Allegro non molto
    Aggiacciato tremar trà nevi algenti
    Al Severo Spirar d' orrido Vento,
    Correr battendo i piedi ogni momento;
    E pel Soverchio gel batter i denti;


    Largo
    Passar al foco i di quieti e contenti
    Mentre la pioggia fuor bagna ben cento


    Allegro
    Caminar Sopra il giaccio, e à passo lento
    Per timor di cader gersene intenti;
    Gir forte Sdruzziolar, cader à terra
    Di nuove ir Sopra 'l giaccio e correr forte
    Sin ch' il giaccio si rompe, e si disserra;
    Sentir uscir dalle ferrate porte
    Sirocco Borea, e tutti i Venti in guerra
    Quest' é 'l verno, mà tal, che gioia apporte.


    Die (freie) Übersetzung lautet:


    Der Winter


    Du zitterst in des Frostes starrem Kreis
    ein kalter Wind bläst heulend dir entgegen,
    und zähneklappernd stapfst du durch das Weiß,
    setzt Fuß vor Fuß auf schneeverwehten Wegen.


    Zufrieden spürt man: der Kamin ist heiß,
    wenn draußen Hunderte durchnäßt der Regen,
    wenn sie aus Furcht, zu stürzen, übers Eis
    sich nur mit Vorsicht, zaudernd fortbewegen.


    Doch sieh, dort gleitet einer, dreht sich, fällt –
    und wieder muß er auf dem Eise weiter,
    bis es zuletzt in Stücke birst, zerschellt.


    Scirocco, Bora brechen nun als Streiter
    aus ehernem Gelaß in alle Welt. -
    So ist der Winter - doch gewiß auch heiter
    .


    Aufnahmen gibt es wie Sand am Meer. Ich habe eine Aufnahme aus dem skandinavischen Norden ausgewählt: Sparf, Drottningholm Baroque Ensemble


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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