• Die Echo Verleihung hat wieder mal ein neues Kammermusikensenble "entdeckt" das neue Wege geht. Ein Quintett aus zwei Flöten,Geige, Cello und Klavier bildet dieses Ensemble, dass sich selbst als "klassische Band" bezeichnet. Alles wohl hervorragende Musikerdie versuchen auf ein junges Publikum zu zielen. Die erste CD ist sicher ein Cross Over, was ich bisher gehört habe aber gut gemacht. Ein bisschen Kronos klingt an, aber sehr viel gefälliger sehr unterschiedlich. Nichts für Puristen:




    Schon beim letzten Mal hat der Echo das Fauré Quartett für seine " POP Songs" ausgezeichntet. Gegen diese CD hatte ich erhebliche Vorbehalte, weil POP und klassisch meist gruselige Ergebnisse bringt, denken wir nur an Peter Hoffman mit "The sun ain´t shine anymore. Ich musste mich aber eines besseren belehren lassen. Mir gefällt die richtig gut und ich finde sie ist sehr gut gemacht.




    Was meint das Forum? Geht gar nicht oder kein schlechter Weg für ein neues Publikum?


    Grüße


    :hello: Wenzeslaus

  • Ich bitte den Threadstarter, mir meine kurze Meinungsäusserung nicht persönlich übel zu nehmen und erlaube mir, mit ein paar Zitaten aus dem Eröffnungsbeitrag zu beginnen:

    Nichts für Puristen

    Geht gar nicht

    Ich schaffe einfach nicht, dem ernsthaft zu widersprechen, selbst wenn ich damit in die Ecke des verstaubten Puristen kommen, obwohl ich mich nicht als einen solchen sehe.
    Und wenn ich nur schon an die schlichtweg falschen Akkorde des "Continuoklaviers" beim Vorspiel zum Actus tragicus denke, dann bedaure ich, mich auch hier der -von mir sehr respektierten Meinung- des Threadstarters nicht anschliessen zu können, dass es in sich gut gemacht sei.


    Auf weitere, gar adjektivische Beschreibungen zur vorliegenden CD möchte ich mich in Anbetracht meiner begrenzten Zeit und mit Respekt vor anderen Sichtweisen und Geschmäckern nicht einlassen.


    Nur soviel:
    Zu Demonstrationszwecken weise ich auf Track 8 des "Spark"-Albums hin, den man ggf. mit Track 1 dieser von mir geschätzten Einspielung vergleichend anspielen könnte:



    Auf Leonhardts Aufnahme ist meiner Einschätzung nach in der Tat eine ganze Menge Musik und viel Geschmack enthalten. Aber das muss man ja mit sich selbst ausmachen, wie man solche Unterschiede hört und bewertet.


    :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Die Echo Verleihung hat wieder mal ein neues Kammermusikensenble "entdeckt" das neue Wege geht. Ein Quintett aus zwei Flöten,Geige, Cello und Klavier bildet dieses Ensemble, dass sich selbst als "klassische Band" bezeichnet. Alles wohl hervorragende Musikerdie versuchen auf ein junges Publikum zu zielen. Die erste CD ist sicher ein Cross Over, was ich bisher gehört habe aber gut gemacht. Ein bisschen Kronos klingt an, aber sehr viel gefälliger sehr unterschiedlich.


    Wenn ich die Wahl hätte zwischen Leonhardt und Spark, würde ich immer den Ersten bevorzugen. Aber man ist ja auch offen für neue Klangerfahrungen. Gestern waren meine Frau und ich bei einem Konzert in der Reihe der von Kirschnereit betreuten 'Gezeitenkonzerte' in Ostfriesland. Schwerpunkte sind in der Regel kammermusikalische Konzerte mit Werken des 19. und 20. Jahrhunderts. Dazwischen gibt es auch immer Alte Musik und ganz neue Musik und Experimentelles. Unter Letzterem verbuche ich auch das Konzert von 'Spark', das wir besucht haben.
    Das war schon ein sehr starker Auftritt. Das Publikum bestand eher aus der Generation 50-plus, also die, die hier im ländlichen Raum eben Konzerte besuchen. Es waren aber auch etliche Jugendliche dabei. Das ist bei anderen Konzerten auch so, da diese Konzertreihe auch immer stark den Kontakt zu Schulen sucht und findet.



    Das Konzert hat mir gut gefallen. Auch wenn die Kostümierung etwas gewöhnungsbedürftig ist (das haben die eigentlich nicht nötig ...), war das ein sehr virtuos und engagiert musiziertes Konzert. Die Musik bestand nicht aus Ohrenschmeichlern und gefälliger Pop-Bearbeitung bekannter klassischer Kuschel-Klassiker. Da war vieles befremdlich und verlangte von uns Zuhörern schon, dass wir uns auf neue Klangerfahrungen einlassen und konzentriert und genau hinhören. Vieles erinnerte mich an Werke von Michael Nyman oder Philipp Glass. Zwei Werke wurden mit zwei Paetzold-Bässen gespielt, das sind diese zweieinhalb Meter großen viereckigen Subkontrabass-"Blockflöten".
    Das Publikum wurde wirklich gefordert. Neben mir saß eine Dame, die mir sagte, sie hätte eher so etwas wie David Garrett erwartet, aber das war es eben nun ganz und gar nicht. Trotzdem hat es ihr gefallen. Uns anderen auch, denn das Engagement und die Energie dieser Gruppe sprang über. Und die Erklärungen zwischendurch - hilfreich, informativ und mit Humor - taten das Übrige.


    Eine CD habe ich mir dann doch nicht gekauft. Da halte ich mich lieber an Gustav Leonhardt. So etwas wie dieses Konzert lebt vermutlich durch die Live-Atmosphäre. Aber es war eine bereichernde Erfahrung und hat mir gezeigt, dass 'neue Wege' nicht automatisch bedeutet, dass gute Musik verpopt und verschmust wird, sondern das da auch durchaus anspruchsvolle neue Hörerfahrungen geboten werden, auf die man sich einlassen muss.


    Freundliche Grüße aus dem Land der Gezeitenkonzerte sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“