Alessandro Stradella: Pieta signore

  • Es gibt ein Stück von Stradella



    Pieta signore. Entweder Kantate oder Canzon oder Teil eines anderen Werkes. Im Werkeverzeichnis kan ich dieses Lied nicht finden. Es wird von großen Tenören (u.a. Caruso, Pavarotti) gesungen. Hat jemand vielleicht eine Aufnahme, aus der näheres hervorgeht?. fra-wa

  • Ich habe ein wenig gegoogelt, und meine, des Rätsels Lösung gefunden zu haben.


    Das Werk wird Stradella nur ZUGESCHRIEBEN.
    soll heissen, man VERMUTET ihn als Komponisten
    DESHALB fiindet sich die Komposition auch nicht im Werkeverzeichnis
    und es gibt keine genauere Beschreibung,
    einfach weil man es nicht weiß.......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im beiliegenden booklet bei meiner Pavarotti-Aufnahme steht nur folgendes:



    Zitat

    Diese berühmte geistliche Arie stammt wahrscheinlich nicht von Stradella und wird heute dem Schweizer Komponisten Louis Niedermeyer (1802 - 1861) zugeschrieben. Der inbrünstige Gesang hat die Form einer da-capo-Arie aus der Barockzeit aber der Stil entspricht eher der opera seria des 18. Jahrhunderts.


    Ansonsten herzlich willkommen hier im Forum.


    :hello:


    Jolanthe

  • Hat jemand vielleicht eine Aufnahme, aus der näheres hervorgeht?.

    Ich habe eine CD " Weihnachten mit Luciano Pavarotti ". Auf dieser gibt es auch keine weiteren Ausführungen. Es wird nur folgendes angegeben:
    Pieta, Signore ( attr. Stradella / Niedermeyer, arr. Gamley )
    Es ist eine CD, deren Anschaffung unbedingt lohnt. Es sind weitere wunderschöne Stücke drauf und Pavarotti beweist hier, daß er zu den allergrößten Tenören aller Zeiten gehört.
    Zitat Herbert von Karajan: " Ein Tenor wie Pavarotti wird in hundert Jahren nur einmal geboren ". Besser und deutlicher kann man es nicht sagen.
    Die Aufnahmen gibt es übrigens auch als DVD unter dem Titel " Pavarotti in Montreal ".
    Gruß
    CHRISSY, Görlitz / Sa.

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich habe sehr viele Aufnahmen dieser wunderschönen geistlichen Arie. In einigen Booklets wird dieses Stück nicht Stradella sondern tatsächlich dem Schweizer Komponisten Louis Niedermeyer zugeschrieben - wie es Jolanthe schon geschrieben hat.


    Der große neapolitanische Tenor Fernando de Lucia (1860-1925) sang übrigens diese Arie bei der Trauerfeier von Enrico Caruso im Jahre 1921. De Lucia hat dieses Stück 1918 aufgenommen. Das werde ich mir gleich noch einmal anhören.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

    Einmal editiert, zuletzt von Manfred ()

  • Bald sind zehn Jahre vergangen seit den letzten Zeilen zu dieser wunderschönen geistlichen Arie, die der Musikwelt Rätsel aufgibt.


    Gibt es neue Erkenntnisse? Wer hat sie nun wirklich geschrieben?


    Da wir uns in meiner Heimatpfarre momentan in Probearbeiten zu einer Messe befinden, in der sie gesungen wird, würde ich natürlich gern mehr über diese Arie erfahren, die ich aus ca. fünf CD's von verschiedenen Sängern kenne (Björling. Lanza, Giacomoni, ...).


    Louis Niedermeyer hat eine Oper mit dem Namen "Stradella" geschrieben. Sollte es daran liegen, dass die Arie früher stets Stradella zugeschrieben wurde? Stammt sie aus dieser Oper?


    In einem sehr interessanten Artikel über den Komponisten Niedermeyer steht leider auch nichts Genaueres, obwohl die Oper umfassend beschrieben wird:


    Niedermeyer legte aus familiären Gründen eine Pause in der Schweiz ein, heiratete und präsentierte 1833 zurück in Paris seine Oper Stradella auf das Libretto von Emilien Pacini (Arrangeur von Ivanhoé nach Rossini – zwei Aufführungen des Ivanhoé aus Montpellier und Martina Franca kursieren unter Sammlern) und Emile Deschamps auf die durch von Flotow bekannte Geschichte. Man geizte nicht an Kostümen und den sieben von vier verschiedenen Malern entworfenen Bühnenbildern und kündigte einen musikalischen Stil an, „der der italienischen Schule, die Rossini vorangegangen war, angehörte“. Adolphe Nourrit sang glanzvoll den Stradella. Cornelie Falcon, bereits triumphal erfolgreich neben ihm in La Juive und Les Huguenots, sang die Léonor.

    Der Musiker-Kollege und Schriftsteller Castil-Blaze meinte, dass die Partitur „sehr schöne Teile enthalte, die ein besseres Schicksal verdient hätten.“ Andere vermissten mehr Nähe zum Originalkomponisten Stradella. Der Tenor Duprez, der danach die Rolle übernahm, sagte, dass „das Werk schön, melodisch und dramatisch ist. Es hat die wichtigsten Elemente jeder Musik, Melodie, Harmonie und Rhythmus, die die Neuen heute durch eine sinnlose und lärmende orchestrale Wissenschaft ersetzen“. Ab 1840 auf drei Akte reduziert und zusammen mit Balletten gegeben, blieb Stradella bis 1845 auf dem Spielplan. Das finanzielle Ergebnis war nicht unbeachtlich – die durchschnittlichen Einnahmen waren beispielsweise 6900 Francs – also höher als die der ersten zwölf Vorstellungen von Guillaume Tell, die sich durchschnittlich auf 6800 Francs beliefen.


    Aus: http://operalounge.de/die-vergessene-oper/louis-niedermeyer

  • Bald sind zehn Jahre vergangen seit den letzten Zeilen zu dieser wunderschönen geistlichen Arie, die der Musikwelt Rätsel aufgibt.

    Gibt es neue Erkenntnisse? Wer hat sie nun wirklich geschrieben?

    Hallo, lieber Greghauser

    Auch mir sind keine neue Erkenntnisse bekannt. Nach wie vor ist es wohl so, wie Alfred und Manfred in ihren vorigen Beiträgen schreiben,

    es ist ein kompositorisches Fragment zwischen Stradella und Niedermeyer.

    Unabhängig davon stimme ich Dir zu - es ist eine wunderschöne geistliche Arie, die auch ich ganz sehr mag.

    Ich kenne im Laufe der Zeit viele Interpretationen, auch von Sängerinnen. Da muß ich aber persönlich sagen, das geht für mich gar nicht.

    Und von den männlichen Interpreten gibt es für mich auch nur eine Aufnahme, die ich mit weitem Abstand zu anderen favorisiere.

    Als besonderen musikalischen Gruß, stelle ich sie Dir unten rein. Ich habe bewußt die Live - Aufnahme ausgewählt.

    Ich meine und empfinde - hier wird die gefühlvolle, ergreifende und berührende Interpretation besonders deutlich.

    Dazu ein unglaublich stimmlicher Wohlklang. Kann man das besser machen? Ich sage nein - besser geht nicht, zum Niederknien schön!


    Herzlichst

    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Bald sind zehn Jahre vergangen seit den letzten Zeilen zu dieser wunderschönen geistlichen Arie, die der Musikwelt Rätsel aufgibt.

    Gibt es neue Erkenntnisse? Wer hat sie nun wirklich geschrieben?

    Hallo, lieber Greghauser

    Ich habe nach langer Zeit dieses Thema wieder aufgegriffen, weil ich im Netz jetzt diese Mitteilung gefunden habe:

    • Diese Melodie ist auch als Aria di chiesa, Air d'église und Kirchen Arie bekannt. Es wird auch zu den Worten „Se i miei sospiri“ gesungen. Es wird oft dem italienischen Barockkomponisten Alessandro Stradella zugeschrieben , dies ist jedoch nicht der Fall. Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass es von Fétis, Niedermeyer oder Rossini komponiert wurde.

    Ich glaube aber, auch diese Mitteilung wird ein spekulatives Fragment bleiben.

    Herzliche Grüße

    Chrissy

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo, lieber Greghauser

    Ich habe nach langer Zeit dieses Thema wieder aufgegriffen,

    Lieber Chrissy,


    danke für deine Nachricht.

    Ich kann dir berichten, dass wir vergangenen Juni diese Arie am Fest unseres Kirchenpatrons Antonius von Padua in meine Heimatpfarre in Salzburg hören durften. Durch meine Kontakte zu österreichischen Tenören konnte ich Kammersänger Franz Supper für das Projekt gewinnen. Er hatte die Arie zuvor noch nie gesungen. Schon die Proben waren immer sehr schön und auch lustig. Leider hat uns zuerst eine Terminkollision seitens des Organisten und dann Corona zurückgeworfen. Als es dann aber beim dritten Anlauf (zehn Monate verspätet) klappte, flossen bei den Zuhören manche Tränen. Die Arie ist einfach zu berührend. Zitat meiner Frau, die kein sonderlicher Klassik-Fan ist: "Ich hätte mir gewünscht, dass es nie mehr aufhört!"


    Franz Supper singt derzeit den Bacchus in Salzburg.


    Liebe Grüße,

    Greghauser

  • flossen bei den Zuhören manche Tränen. Die Arie ist einfach zu berührend.

    Zitat meiner Frau, die kein sonderlicher Klassik-Fan ist: "Ich hätte mir gewünscht, dass es nie mehr aufhört!"

    Lieber Greghauser

    Ich danke Dir für Deine Antwort, über die ich mch sehr gefreut habe.

    Gefreut vor allem auch über Deinen Erlebnisbericht, der eindrucksvoll schildert und bestätigt,

    welch` tiefe berührende Gefühle, Musik auslösen und bewirken kann.

    Ich erlaube mir mal einen Tipp zu geben (falls Du es nicht schon getan hast), mit Empfehlung an Deine Frau,

    die Aufnahme mit Pavarotti, aus meinem Btr. 7, vorzuspielen.

    Liebe Grüße

    Chrissy

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo, Chrissy, habe gerade Deinen Beitrag#7 gehört. Pavarotti in Hochglanzform. Wunderbares Lied. Hat mich berührt, werde es sicher nochmals hören.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.