Hallo allerseits,
angeregt durch die Diskussion in "Interpretationen für die Zeitgenossen - oder für die Nachwelt?" bin ich ein wenig ins Grübeln gekommen:
Der Threadtitel suggeriert mindestens die Absicht des Interpreten, sich für einen der beiden Wege zu entscheiden. Aber ist dies wirklich der Regelfall? - Wenn ich in ein Konzert oder eine Opernaufführung gehe, denke ich natürlich immer, dass der Abend etwas besonderes ist. Und implizit setze ich stets voraus, dass dies genauso für die jeweiligen Künstler/Interpreten gilt. Schließlich geht es ja um große Kunst, der mit einer gewissen Ehrfurcht zu begegnen ist ...
Und dann wird mir plötzlich bewusst, dass meine im Konzert oder der Oper verbrachte Freizeit auf nichts anderem, als auf der Arbeit der Künstler fußt. Und wie sauer einem Arbeit manchmal werden kann, hat sicherlich jeder schon einmal erlebt!
Wie ist das also? Was denkt der Orchestermusiker über die hehre Kunst, wenn er jeden Abend im Orchestergraben sitzt? Was ist, wenn die Finger nach Jahren des Geigespielens gichtig verkrümmt sind? Wie nimmt ein Paukist die Musik um ihn herum wahr, wenn er kaum noch hören kann?
Wie oft hat sich ein Karajan (oder ein anderer Sänger, Dirigent etc. des jeweiligen Vertrauens) mit seinen unzähligen Aufnahmen die Frage des o.g. Threads wohl wirklich gestellt? Und kann man das den Aufnahmen eventuell anhören?
Vielleicht können ja die hier schreibenden aktiven (Profi-)Musiker mein "verschobenes Bild" etwas geraderücken!