Manfred. Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen nach Lord Byron op. 115 (1848)

  • Die Ouvertüre wurde hier im Forum schon mehrfach erwähnt.
    Hat auch einen eigenen Thread: Schumann, Robert: Manfred - Ouvertüre
    Das Gesamtwerk wurde im vergangenen Jahr in der Düsseldorfer Tonhalle aufgeführt und ist jetzt als DVD erschienen, die ich hier vorstellen möchte:



    ROBERT SCHUMANN (1810-1856)
    Manfred

    Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen nach Lord Byron op. 115 (1848 )
    Manfred - Johann von Bülow
    Gemsenjäger/Geist - Stefan Wilkening
    Alpenfee/Astarte - Tina Amon Amonsen
    Nemesis - Vera Bauer
    Abt - Dieter Prochnow
    Sopran - Mechthild Bach
    Mezzo-Sopran - Elisabeth Popien
    Tenor - Hans-Jörg Mammel
    Bass/Hermann - Markus Flaig
    Bass - Manfred Bittner, Ekkehard Abele, Tobias Berndt


    Ein Film von Johannes Deutsch


    DÜSSELDORFER SYMPHONIKER
    Andrey Boreyko, Dirigent
    Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf
    Marieddy Rossetto, Leitung
    Michael Becker, Direktor
    Live in der Tonhalle Düsseldorf, 2010


    Zitat

    Bereits als junger Mann lernte Robert Schumann durch seinen Vater die Werke des Dichters Lord Byron kennen. August Schumann, Buchhändler und Verleger, brachte die erste deutsche Ausgabe der Gedichte Byrons heraus, mit der sich Robert Schumann intensiv beschäftigte. Allerdings vertonte er Manfred erst Jahre später und nahm sich hierzu die 1839 erschienene Übersetzung von Karl Adolf Suckow als Grundlage. Es ist keine Frage, dass der Komponist in Manfreds Seele seine eigene Psyche wiederentdeckt. Die Vertonung ist, so wie es das künstlerische Konzept des Dichters forderte, als „Theater im Kopf“ konzipiert.


    In der Düsseldorfer Produktion wird das Publikum selbst zu Manfred, erlebt es doch durch seine Augen blickend die visuell verfremdete Welt des Schweizer Hochgebirges, in das die Geschichte eingebettet ist. Für die Visualisierung zeichnet sich der österreichische Medienkünstler Johannes Deutsch verantwortlich.


    (Eine Live-Aufnahme aus der Tonhalle Düsseldorf;
    Regie: Johannes Deutsch).


    Sound: stereo
    Bild: WS (NTSC)
    Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch
    Laufzeit: 89 Min.
    Erscheinungstermin: 22.8.2011


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Völlig zu Unrecht führt dieser Thread seit über zwölf Jahren ein Schattendasein. Von der Schauspielmusik "Manfred" op. 115 (1848/49, rev. 1851/52), deren vollständiger Titel "Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen von Lord Byron" für heutige Ohren etwas sperrig erscheinen mag, ist hauptsächlich die Ouvertüre im Repertoire geblieben, deren Großartigkeit mir erst in letzter Zeit so richtig bewusst wurde. Das Gedicht von Lord Byron datiert auf 1817 und wurde von Karl Adolf Suckow 1839 ins Deutsche übersetzt. Anders als von Suckow intendiert, nahm sich aber nicht Felix Mendelssohn, sondern eben Robert Schumann der Vertonung an; der Übersetzer sollte es nicht mehr erleben, er starb bereits 1847. Die Uraufführung in szenischer Form kam am 13. Juni 1852 am Weimarer Hoftheater unter niemandem Geringeren als Franz Liszt zustande. Schumann sprach von "etwas ganz Neue[m] und Unerhörte[m] [...] nicht [...] Oper oder Singspiel oder Melodram, sondern [...] 'dramatisches Gedicht mit Musik'". Harald Kral verwies in seinem Einführungsbeitrag zurecht auf den Zusammenhang mit Schumanns eigener Psyche, der sich in der Figur des Manfred wiederentdeckte.


    Aufnahmen dieser Bühnenmusik sind - anders als bei der einleitenden Ouvertüre - bis heute überschaubar geblieben und insgesamt eher schwer greifbar. Diverse Kürzungen und anderweitige Eingriffe sind nicht immer als solche gekennzeichnet, was die Situation noch unübersichtlicher macht.


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    Sprecher: Peter Lühr

    Chor und Sinfonieorchester des Süddeutschen Rundfunks

    Dirigent: Carl Schuricht

    Aufnahme: Villa Berg, Stuttgart, 25. März 1952

    CD Archiphon ARCH-2.3 CD Mono


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    [in englischer Sprache]

    Sprecher: George Rylands (Laidman Browne?*)

    BBC Chorus

    Royal Philharmonic Orchestra

    Dirigent: Sir Thomas Beecham, Bart., CH

    Aufnahme: Walthamstow Town Hall, London, 13., 14., 17., 20., 22. & 23. Dezember 1954; EMI Studio No. 1, Abbey Road, London, 29. Mai & 10. Oktober 1956

    LP Columbia M2L-245 Mono; CD Sony SMK91169 Mono


    * die CD-Ausgabe gibt besagten Laidman Browne nicht nur als Geist und Abt von St. Mauritius an, sondern auch als Manfred, vermutlich ein Fehler


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    [in englischer Sprache]

    Sprecher: David Carlile Hermges

    Wiener Akademischer Kammerchor

    Großes Orchester des Österreichischen Rundfunks

    Dirigent: Hermann Scherchen

    Aufnahme: Wien, 17. Juni 1964

    LP Westminster WST-17088 Stereo


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    Sprecher: Will Quadflieg

    Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

    Dirigent: Rafael Kubelík

    Aufnahme: Herkulessaal der Residenz, München, 6. Mai 1974

    CD Golden Melodram GM.40054 Stereo


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    Sprecher: Klausjürgen Wussow

    RIAS-Kammerchor

    Radio-Symphonie-Orchester Berlin

    Dirigent: Gerd Albrecht

    Aufnahme: Jesus-Christus-Kirche, Berlin, Juli 1984

    CD Koch Schwann 3-6774-2 Stereo


    Sprecher: Jörg Gudzuhn

    Rundfunkchor Berlin

    Berliner Sinfonie-Orchester

    Dirigent: Michael Schønwandt

    Aufnahme: Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, Berlin, Oktober 1993

    CD Kontrapunkt 32181 Stereo


    Sprecher: Peter Schweiger

    Basler Madrigalisten

    Philharmonische Werkstatt Schweiz

    Dirigent: Mario Venzago

    Aufnahme: Radiotelevisione Svizzera (RSI), 14.-16. Oktober 1994

    CD Musiques Suisses MGB 6122 Stereo


    Sprecher: Martin Schwab

    Wiener Singverein

    Tonkünstler-Orchester Niederösterreich

    Dirigent: Bruno Weil

    Aufnahme: Musikverein, Wien, 9. & 11. April 2010

    SACD Hybrid Preiser PR 90788 Stereo/Multichannel


    Sprecher: Dennis Laubenthal

    Konzertchor Münster

    Philharmonischer Chor Munster

    Sinfonieorchester Münster

    Dirigent: Fabrizio Ventura

    Aufnahme: Theater Münster, 28. April-3. Mai 2015

    SACD Hybrid Ars ARS38192 Stereo/Multichannel

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Fülle an Aufnahmen, die Joseph II. präsentiert, finde ich sehr beindruckend und dem Werk angemessen. Ich bin erst dieser Tage wieder darauf gestoßen und komme aus dem Staunen nicht heraus. Sowohl inhaltlich als auch musikalisch trifft man auf ein Schlüsselwerk deutscher Romantik, das weit darüber hinaus weist. Frappierend finde ich die Nähe zu Berlioz.


    Ich darf noch eine weitere Scherchen-Aufnahme beisteuren, die allerdings nicht ganz dem Original folgt. Der Dirigent Hermann Scherchen hat "Manfred" verabeitet. Die allseits bekannte und beliebte Ouvertüre dient als Prolog mit untergelegtem Melodram. Sprecher ist Otto Mellies, der den größten Teil seiner langen Karriere in der DDR erlebte, zum Schluss aber noch in TV-Produktionen des gesamtdeutschen Rundfunks auftrat.


    Robert Schumann

    Manfred

    (Bearbeitung)


    Otto Mellies

    Ingeborg Ottmann


    Rundfunk-Chor Leipzig

    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig

    Dirigent: Hermann Scherchen

    Aufnahme: 28. 11. 1960


    Tahra / DRA


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    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent