Nach Adorno gibt es die folgenden Hörertypen:
1. Der Experte.
Für den Experten ist strukturelles Hören die adäquate Art der Wahrnehmung von Musik. Er denkt in Formen und Architekturen, erkennt Beziehungen zwischen Tönen, Motiven und Themen und kann die Logik eines Werks verstehen. Den Sinnzusammenhang eines Werkes sieht er in diesen formalen Gegebenheiten. – Eine seltene Spezies.
2. Der gute Zuhörer.
Adorno: „Auch er hört übers musikalisch Einzelne hinaus; vollzieht spontan Zusammenhänge, urteilt begründet, nicht bloß nach Prestigekategorien oder geschmacklicher Willkür … Er versteht Musik etwa so, wie man eine Sprache versteht, auch wenn man von der Grammatik und Syntax nichts oder wenig weiß, unbewusst, der immanenten musikalischen Logik mächtig.“ – Eher selten.
3. Der Bildungshörer oder Bildungskonsument.
Er hat Kenntnisse über Musik, aber vor allem biografische. Adorno: „Er ist unfähig zum strukturellen Hören. Er konsumiert nach dem Maßstab der öffentlichen Geltung des Konsumierten. [ … ] Er ist der Mann der Würdigung.“ Er gebärdet sich massenfeindlich und elitär, hat eine reaktionär-konservative Ideologie, gehört zum gehobenen Bürgertum.
4. Der emotionale Hörer.
Er ist weniger starr als der Bildungshörer. Er beruft sich auf die „Gefühlswerte echter Musik“ (Adorno). Musik dient ihm zur Befriedigung von Trieben, er verhält sich eher antiintellektuell.
5. Der Ressentiment-Hörer.
Er ist gekennzeichnet durch Protest gegen den Musikbetrieb seiner Zeit und wendet sich der Vergangenheit zu. Beispiele sind Bachverehrer, Renaissance-Liebhaber, Hörer von Gregorianischen Chorälen.
6. Der Hörer von Musik als Unterhaltung.
Der häufigste Typ. Die Musikindustrie orientiert sich an ihm: Nivellierte Einheitskost. Musik dient ihm zur Zerstreuung und als Reiz. Adorno: “Die Struktur dieser Art des Hörens ähnelt dem Rauchen.“
7. Der gleichgültige, unmusikalische, antimusikalische Hörer.
Folge eines Defekts in früher Kindheit.
Alle diese Typen kommen nach Adorno nicht in Reinform vor, aber Anteile des einen oder anderen Typs gibt es in vielen von uns.
Wozu würdet Ihr Euch zuordnen?